Ernährung bei Hyperurikämie und Gicht
In diesem Beitrag finden Sie
- Was ist Hyperurikämie
- Was sind Purine?
- Was ist Harnsäure?
- Was ist Gicht?
- Welche Ursachen hat die Gicht?
- Was löst einen Gichtanfall aus?
- Ernährungsempfehlungen bei Hyperurikämie und Gicht
- Purinbewusste Ernährung
- Purinbewusste Lebensmittelauswahl
- Übergewicht abbauen
Was ist Hyperurikämie?
Zuviel Harnsäure im Blut wird als Hyperurikämie bezeichnet. Das macht viele Jahre keine Beschwerden, kann aber, wenn die Harnsäure einen bestimmten Wert übersteigt, früher oder später zu einer Gicht führen. Vor allem dann, wenn man trotz hoher Harnsäurewerte an üppigem Verzehr purinreicher Lebensmittel, ausgiebig Alkohol und wenig Bewegung festhält.
Hyperurikämie kommt selten alleine. Oft liegen gleichzeitig noch Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes und hohe Blutfettwerte vor, zusammengefasst als so genanntes Metabolisches Syndrom.
Was sind Purine?
Purine sind lebenswichtige Bestandteile der Zellkerne von Mensch, Tier und Pflanze und üben im Organismus wichtige Funktionen aus. So sind sie zum Beispiel bei der Zellvermehrung dafür verantwortlich, dass die genetische Information übertragen wird. Der Körper kann sie selbst bilden (endogene Harnsäuresynthese), doch wir nehmen sie auch über die Nahrung auf (exogene Purinzufuhr). Purine spielen bei Hyperurikämie und Gicht eine entscheidende Rolle, da bei ihrem Abbau die Harnsäure entsteht.
Was ist Harnsäure?
Der Körper baut die Purine im Purinstoffwechsel ab. Als Endprodukt entsteht aus Purinen die Harnsäure. Jeder Mensch hat einen bestimmten Bestand an Harnsäure im Körper, den Harnsäurepool. Dieser wird durch die körpereigene Harnsäuresynthese und die Aufnahme durch die Nahrung, aber auch durch die Ausscheidung beeinflusst. Der Körper scheidet Harnsäure zu 80 Prozent über die Nieren aus und zu 20 Prozent über den Darm.
Purinstoffwechsel beim Menschen
Quelle modifiziert nach Kasper, 2009
Wird mehr Harnsäure gebildet, zu wenig ausgeschieden oder beides zusammen, ist das Gleichgewicht gestört und der Harnsäurepool steigt über die Norm an. Bei Gicht und Hyperurikämie kann das bis zum zigfachen der normalen Menge sein.
Das lässt den Harnsäurespiegel ansteigen:
-
Mit der Nahrung werden viele Purine zugeführt (z. B. durch den Verzehr von reichlich Fleisch, Innereien oder Fisch), die dann zu Harnsäure abgebaut werden.
-
Im Körper wird viel Harnsäure gebildet, weil viele Zellen abgebaut werden, z.B. durch Erkrankungen, bei Radikaldiäten oder Extremsport.
-
Die Nieren scheiden zu wenig Harnsäure aus.
Was ist Gicht?
Die Gicht ist eine Stoffwechsel-Erkrankung und die Folge einer Hyperurikämie. Ist die Harnsäure über längere Zeit erhöht, kristallisiert sie ab einer bestimmten Konzentration aus. Diese Harnsäurekristalle, so genannte Uratkristalle, lagern sich in Gelenken, Geweben und Organen ab. In Gelenken können sie zu schmerzhaften Entzündungen führen. Das ist dann ein Gichtanfall. Er kommt plötzlich und meistens mitten in der Nacht. Der erste Gichtanfall tritt häufig im Grundgelenk der großen Zehe auf, weil die Kristalle in Geweben mit niedriger Temperatur zuerst ausfallen. Die Zehe schwillt an, ist stark gerötet und heiß. Das tut dann so weh, dass selbst die Bettdecke auf dem Fuß unerträglich wird.
Ohne Behandlung kann die Gicht einen chronischen Verlauf nehmen und gravierende Schäden verursachen.
Folgen der chronischen Gicht:
-
vielfache Gelenkschäden mit Bewegungseinschränkung (Polyarthritis)
-
knötchenförmige Ablagerungen von Harnsäurekristallen (Tophis) unter der Haut an Händen, Füßen, Ellenbogen oder Ohrmuschel
- Gichtniere (Harnsäurekristalle in der Niere)
-
Nierengrieß, Nierensteine
Welche Ursachen hat die Gicht?
Je nach Ursache ergeben sich zwei Formen der Gicht: die primäre und die sekundäre.
- Primäre (familiäre) Gicht
Die meisten Gichtpatienten (90%) haben eine angeborene Stoffwechselstörung, bei der die Niere weniger Harnsäure ausscheidet. Nur in einem Prozent der Fälle verursacht ein Enzymmangel eine vermehrte körpereigene Harnsäurebildung. Ein ungesunder Lebensstil begünstigt bei der primären Form den Anstieg der Harnsäure und damit der Gicht.
- Sekundäre Gicht
Tritt die Hyperurikämie als Folge einer anderen Erkrankung oder der Einnahme von Medikamenten auf, handelt es sich um die sekundäre Form der Gicht. Nierenerkrankungen können zum Beispiel die Ausscheidung von Harnsäure verschlechtern. Bei Schuppenflechte, Leukämie oder bei der Chemotherapie eines Tumors kommt es zu einem erhöhten Zellabbau, wodurch im Körper mehr Purine anfallen, die zu Harnsäure abgebaut werden und die Werte erhöhen.
Was löst einen Gichtanfall aus?
Schnelle Änderungen des Harnsäurespiegels führen dazu, dass sich ebenso zügig Kristalle aus der Harnsäure bilden, was dann einen Gichtanfall auslöst. Es gilt also, Exzesse zu vermeiden, wodurch die Harnsäure in die Höhe schießt: hohe Purinzufuhr über die Nahrung in kurzer Zeit, verstärkte Harnsäurebildung im Körper und Faktoren, die in der Niere die Ausscheidung von Harnsäure behindern.
Auslöser für einen Gichtanfall:
-
üppiges, fetthaltiges Essen mit viel purinreichem Fleisch, Fisch oder Innereien
-
übermäßiger Alkoholgenuss (Alkohol hemmt die Harnsäureausscheidung)
-
strenge Diäten oder Fastenkuren
-
starke körperliche Belastung, Extremsport
-
hoher Verzehr von Fruchtzucker z.B. durch Softdrinks, pure Säfte oder Smoothies
Ernährungsempfehlungen bei Hyperurikämie und Gicht
Purinbewusste Ernährung
Ist der Harnsäurewert zu hoch oder bereits der erste Gichtanfall überstanden, geht es darum, die Harnsäure in den Normbereich zu bringen und dort zu halten. Mit einer purinbewussten Ernährung hat jeder selbst das Steuer in der Hand, Hyperurikämie und Gicht so gut wie möglich in den Griff zu bekommen.
Ernährungs-Prinzipien
Hohe Harnsäure - purinarme Diät und kein Alkohol mehr! So lautete viele Jahre das Prinzip für die Ernährung bei Gicht. Fleisch, Innereien, Fisch, Hülsenfrüchte und Bier landeten sofort auf der Verbotsliste. Heute liegt der Schwerpunkt eher auf einer ausgewogenen Ernährung mit wenige Fett und Zucker.
Es bleibt zwar wichtig, tierische Lebensmittel mit hohem Puringehalt und alkoholische Getränke eher selten und in geringer Menge zu verzehren. Der Fokus liegt jetzt aber nicht mehr auf dem generellen Verbot, sondern auf dem Einfluss verschiedener Lebensmittelgruppen auf den Harnsäurewert. Fett, Zucker und insbesondere Fruchtzucker haben negative Auswirkungen, während Vitamin C und Kaffee sogar eine Schutzwirkung ausüben können. Besonders empfehlenswert ist laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung dennoch die ovo-lacto-vegetarische Ernährung, also ohne Fleisch und Fisch, aber mit Eiern und Milchprodukten.
Essen und Trinken bei Hyperurikämie und Gicht:
-
ausgewogen, bedarfsgerecht und fettbewusst essen
-
reichlich pflanzliche Lebensmittel: Gemüse, Kartoffeln, Getreide, Nüsse
- insgesamt wenig Zucker, vor allem wenig Fruchtzucker und Produkte, die mit Fruchtzucker gesüßt sind
-
purinhaltige Hülsenfrüchte in Maßen verzehren
- wenig purinreiche tierische Lebensmittel wie Fleisch, Wurst, Innereien, Fisch und Meeresfrüchte
-
täglich fettarme Milch- und Milchprodukte
-
ausreichend trinken, möglichst 2 Liter pro Tag
-
am besten gänzlich auf Alkohol verzichten
-
wenig Fruchtzucker und Produkte, die mit Fruchtzucker gesüßt sind
-
Schutzfaktoren beachten wie Kaffee und Vitamin C
-
Übergewicht abbauen und sich mehr bewegen
Die Basiskost
Die purinbewusste Ernährung bei Hyperurikämie und Gicht sollte grundsätzlich aus einer ausgewogenen und bedarfsgerechten Kost mit einem hohen Anteil pflanzlicher Lebensmittel bestehen. Man kann sich dazu an der mediterranen Küche orientieren oder an den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.
Zum Artikel Empfehlungen für eine vollwertige Ernährung
Zum Artikel Mediterrane Ernährung.
Purinbewusste Lebensmittelauswahl
Bei der Auswahl der Lebensmittel dienen Mahlzeit und Mahlzeitenmuster als Richtschnur. So kann leichter abgeschätzt werden, worauf am jeweiligen Tag eher verzichtet werden sollte oder welche purinhaltigen Komponenten nur etwas größer oder kleiner ausfallen müssen. Da die verträglichen Portionsgrößen purinhaltiger Lebensmittel individuell verschieden sind, gibt es keine genauen Angaben, ab wann die Schwelle für den Gichtanfall überschritten wird.
Bei der Mahlzeit ist darauf zu achten:
-
Wie groß ist der Puringehalt der (tierischen) Lebensmittel?
-
Wie groß ist die Portion der purinreichen Lebensmittel?
-
Wie viele Portionen (Teller) purinreicher Lebensmittel werden gegessen?
-
Wie viele Mahlzeiten purinreicher Lebensmittel gibt es pro Tag?
-
Spielen weitere Einflüsse auf den Harnsäurespiegel eine Rolle wie Fruchtzucker, Fett, Alkohol und körperliche Belastung?
Kocht man sich heute zum Beispiel eine purinhaltige Linsensuppe, fällt das Würstchen darin entweder kleiner aus oder es kommt erst morgen mit Kartoffelsalat auf den Tisch. Das kleine Bier dazu trinkt man, wenn überhaupt, in der nächsten Woche zum Gemüseauflauf. Alkoholfreies Bier kann eine Alternative sein, da es weniger Purine enthält, sollte aber auch nur in Maßen getrunken werden.
Wichtig ist, immer alle Faktoren zu berücksichtigen, die sich ungünstig auf den Harnsäurespiegel auswirken und die Ernährung flexibel zu gestalten.
Purin- und Harnsäuregehalt in Lebensmitteln
Fast alle tierischen und pflanzlichen Produkte enthalten Purine, die sich aber nicht im gleichen Maß negativ auf den Harnsäurespiegel auswirken. In Lebensmitteltabellen werden die Puringehalte umgerechnet in Harnsäure mit Faktor 3,0 angegeben, denn 1 mg Purin entspricht 3 mg Harnsäure.
Harnsäuregehalt in Lebensmitteln
kein bis geringer Harnsäuregehalt
0 bis 49 mg Harnsäure in 100 g Lebensmittel
z.B. Milch und Milchprodukte, Kartoffeln, Nudeln, Reis, viele Gemüse- und Obstsorten, Vollkornprodukte, Brot, Eier, Nüsse, Mineralwasser, Tee, Kaffee
mittlerer Harnsäuregehalt
50 bis 150 mg Harnsäure in 100 g Lebensmittel
z.B. Spinat, Spargel, Broccoli, Rosenkohl, Pilze, Bockwurst, Schokolade, Tofu
hoher Harnsäuregehalt
mehr als 150 mg Harnsäure in 100 g Lebensmittel
z.B. Hefe, Hefewürze, Wurst, Fleisch, Innereien, Forelle, Hering, Seelachs, Lachs Ölsardinen, Mohn, Hülsenfrüchte (Erbsen, Linsen, weiße Bohnen, Sojabohnen)
Tierische Lebensmittel
Fleisch, Wurst, Innereien, Fisch und Meeresfrüchte sind sehr purinreich und können den Harnsäurespiegel und das Risiko für einen Gichtanfall deutlich erhöhen.
Deshalb sollten nur an wenigen Tagen pro Woche fettarme Produkte vom Tier gegessen werden, wobei auch für Gesunde dabei nicht mehr als 300 g Fleisch pro Woche empfohlen wird. Einmal pro Woche sollte es eine Portion fetter Seefisch (Makrele, Hering) sein, da er einen schützenden Effekt für das Herz hat. Meeresfrüchte bilden besser eine seltene Ausnahme im Speiseplan. Höchstens einmal pro Monat kann eine kleine Portion Innereien (Milz, Bries, Leber) gegessen werden. Bei Geflügel und Fisch (Lachs) liegen die Purine oft unter der Haut. Eine kleine Portion Geflügelsalat wäre im Vergleich zu Hähnchen vom Grill die klügere Wahl.
Würzmittel und Hefe
In Brühwürfel aus Fleischextrakt und Fleischbrühe befinden sich viele Purine aus dem Fleisch. Purine gehen beim Kochen ins Kochwasser über. Kochen und Dünsten wäre deshalb Braten und Grillen von Fleisch und Fisch vorzuziehen, insofern die Fleischbrühe nicht zur Sauce verarbeitet wird. Da auch Hefe purinreich ist, sollte mit Gemüsebrühe anstatt Hefeextrakt gewürzt werden. Achtung, bei vielen Gewürzmischungen und Brühen sind zugesetzte Hefeextrakte enthalten.Beim Backen ist Sauer-, Strudel- oder Quark-Öl-Teig ein guter Ersatz für den Hefeteig.
Pflanzliche Lebensmittel
Purine aus Gemüse, Obst, Kartoffeln, Pilzen, Getreide und Nüssen erhöhen den Harnsäurespiegel nicht.
Sie reduzieren sogar das Risiko für Gicht und versorgen den Körper mit wichtigen Nährstoffen. Eine Portion Spargel darf man sich also hin und wieder schmecken lassen, nur das Spargelwasser sollte man wegschütten.
Die purinhaltigen Hülsenfrüchte wie Bohnenkerne, Linsen und Soja gelten als unbedenklich, wenn sie nur ein- oder zweimal pro Woche auf den Tisch kommen. Ein Vorteil von Hülsenfrüchten liegt in ihrem hohen Eiweißgehalt, der die Ausscheidung von Harnsäure über die Niere fördert.
Fett
Ein hoher Fettverzehr kann beim Abbau von Fett im Körper die Bildung von Ketonkörpern ansteigen lassen. Das führt dazu, dass die Niere weniger Harnsäure ausscheidet. Beim Einkauf von Wurst und Fleisch mit einem hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren, sollte die Priorität deshalb auf die fettarmen Sorten gelegt werden. In der Küche verwendet man am besten pflanzliche Öle.
Milch- und Milchprodukte
Joghurt, Quark, Milch und Käse enthalten so gut wie keine Purine und wirken sich in der fettarmen Variante zusätzlich noch günstig auf den Harnsäurespiegel aus. Wenn täglich 2 Portionen fettreduzierte Milch oder Naturjoghurt verzehrt werden, treten wohl auch die Gichtanfälle seltener auf. Viel Fruchtzucker zum Beispiel im Müsli mit Trockenfrüchten oder in gesüßtem Fruchtjoghurt schmälern allerdings den positiven Effekt auf die Harnsäure.
Ausreichend Flüssigkeitszufuhr
Viel trinken fördert die Ausscheidung der Harnsäure über die Niere und reduziert das Risiko, dass sich Harnsäuresteine bilden.
Es wird empfohlen, zwei Liter Flüssigkeit pro Tag über Getränke aufzunehmen.
Mineralwasser, Kräuter- und Früchtetee eignen sich dafür gut, weil sie purin- und kalorienarm sind. Bei Mineral- und Heilwasser ist ein hoher Gehalt an Hydrogencarbonat (über 1000mg /Liter) wichtig. Es kann den pH-Wert des Harns in den alkalischen Bereich anheben, in dem Harnsäure nicht so leicht auskristallisiert. Ein Spritzer Zitrone, eine Scheibe Gurke oder frische Pfefferminzblätter bringen Geschmack in den Durstlöscher. Gut verdünnte Saftschorle (im Verhältnis 1:4) liefert weniger Kalorien und Fruchtzucker als Saft pur
Harnsäure- und Energiegehalt von Getränken
Getränke | Harnsäure in mg/ 100 ml | Energie in kcal/100ml |
---|---|---|
Apfelsaft | 13 |
47
|
Apfelsaftschorle (1:1) | 7 |
24
|
Cola Mix | 6 |
38
|
Cola | 10 |
47
|
Karottensaft | 18 |
24
|
Limonade | 2 |
42
|
Multivitaminsaft | 8 |
22
|
Orangensaft | 20 |
43
|
Tee | 0 |
0
|
Tomatentrunk | 4 |
6
|
Trink-/Mineralwasser | 0 |
0
|
Quelle: Bundeslebensmittelschlüssel 3.01, Karlsruhe 2010 (Werte gerundet)
Alkoholkonsum einschränken
Alkohol regt die körpereigene Harnsäurebildung in der Leber an und hemmt gleichzeitig die Harnsäureausscheidung in der Niere. Zudem sinkt beim Alkoholabbau der pH-Wert im Blut. Dadurch entstehen leichter Harnsäurekristalle, weil die Löslichkeit für Harnsäure im sauren Milieu herabgesetzt ist.
Alkohol sollte deshalb im Hinblick auf Gichtanfälle höchstens in kleinen Mengen und an wenigen Tagen pro Woche konsumiert werden. Bier, auch alkoholfreies, enthält Purine aus der Hefe. War man abends so richtig in Bierlaune, kommt nachts gerne ein Gichtanfall, denn schon ein Glas Bier erhöht bei bestehender Gicht das Anfallsrisiko um 30 Prozent. Wein in kleinen Mengen (für Männer 250 ml, für Frauen 125 ml täglich) scheint hingegen nicht vermehrt Gichtanfälle zu verursachen. Insgesamt erhöht Alkohol bereits ab dem ersten Tropfen das Risiko für verschiedene Erkrankungen, weshalb man am besten komplett darauf verzichten sollte.
Harnsäure- und Energiegehalt alkoholhaltiger Getränke
Alkoholisches Getränk |
Harnsäure in mg /100 ml | Energie in kcal/100ml |
---|---|---|
Hefeweißbier | 15 |
38 |
Bier, hell | 14 |
39 |
Doppelbock | 14 |
74 |
Pils, hell | 13 |
42 |
Kölsch | 12 |
53 |
Altbier (Vollbier) | 12 |
51 |
Bier, alkoholfrei | 8 |
26 |
Rotwein | 0 |
68 |
Sekt | 0 |
83 |
Weißwein | 0 |
72 |
Quelle: Bundeslebensmittelschlüssel 3.01, Karlsruhe 2010
Fruchtzucker in Maßen
Fruchtzucker treibt den Harnsäurespiegel direkt nach oben, weil beim Abbau von Fruchtzucker Purine entstehen. Da viel Fruchtzucker auch viele Kalorien bringt, kann er Übergewicht begünstigen. Außerdem fördert Fruchtzucker die Insulinresistenz mit der Folge einer vermehrten Insulinfreisetzung. Viel Insulin im Blut erschwert das Abnehmen und hemmt die Harnsäureausscheidung. So kann der Verzehr von fruchtzuckerhaltigen Lebensmitteln zu einem folgenschweren Dominoeffekt auf den Harnsäurespiegel und auf die Figur führen.
Viele Hersteller süßen in Zeiten von "zuckerfrei" und weil es preiswerter ist diverse Produkte mit Fruchtzucker oder Fruktosesirup. Auch Haushaltszucker besteht zur Hälfte aus Fruchtzucker. Eine geballte Ladung Fruchtzucker erhöht das Risiko für den Gichtanfall.
Reichlich Fruchtzucker steckt in:
- Fruchtjoghurt, Früchtemüsli, Müsliriegeln, Süßigkeiten, Speiseeis
- Trockenfrüchten wie Rosinen, Datteln, Feigen, Pflaumen
- reinen Fruchtsäften
- Smoothies und
- gesüßten Erfrischungsgetränken.
Ein bis zwei Portionen frisches Obst sind bei Hyperurikämie und Gicht kein Problem. Anstatt fruchtzuckerreiche Äpfel, Birnen, Süßkirschen und Weintrauben schmecken zur Abwechslung auch Früchte mit weniger Fruchtzucker.
Fruchtzuckerarme Früchte:
- Aprikosen
- Avocado
- Mandarinen
- Pfirsich
- Rhabarber
- Himbeeren
Zum Artikel Smoothies - kalorienreiche Obst- und Gemüsesnacks
Schutzfaktor Kaffee
Lange Zeit war Kaffee bei Hyperurikämie und Gicht tabu, weil man dachte, Kaffee wird im Körper zu Harnsäure umgewandelt. Aber das Gegenteil ist der Fall: Kaffee kann den Harnsäurespiegel etwas reduzieren. Ein mäßiger Kaffeegenuss von drei bis vier Tassen am Tag ist deshalb unbedenklich. Koffeinfreier Kaffee senkt den Harnsäurespiegel wohl eher nicht.
Zum Artikel Kaffee und Kaffee-Ersatzprodukte
Schutzfaktor Vitamin C
Wie einige Studien belegen, fördert hoch dosiertes Vitamin C (ab 500 mg/Tag) die Ausscheidung der Harnsäure über die Nieren. Reichlich Vitamin C steckt in Orangen, Kiwi und Johannisbeeren und bei Gemüse in Kartoffeln, Paprika, Brokkoli, Grünkohl und Fenchel.
Übergewicht abbauen
Erhöhte Harnsäurewerte und Übergewicht treten oft gemeinsam auf, denn durch die übermäßige Energiezufuhr geht auch der Harnsäurespiegel in die Höhe. Wer überflüssige Pfunde mit ausgewogener, betont pflanzlicher Kost, täglich fettarmen Milchprodukten und wenig Fleisch reduziert, erreicht für den Harnsäurespiegel einen doppelten Effekt: Die Harnsäure sinkt und die Ausscheidung über die Niere steigt an. Weniger Gewicht entlastet zudem die Gelenke, die bei Gicht ohnehin recht empfindlich sind und reduziert das Risiko für Diabetes und Bluthochdruck inklusive der Spätschäden an Herz, Niere und Gehirn.
Zum Artikel Tipps zum gesunden Abnehmen
Figur und Harnsäurespiegel profitieren beide von mehr Bewegung. Regelmäßige körperliche Aktivität bringt den Harnsäurewert nach unten und kurbelt den Kalorienverbrauch an. Mehrmals die Woche eine halbe Stunde Spazierengehen, Radfahren, Schwimmen oder Walken wäre ideal. Übermäßiger Sport oder eine stramme Wanderung nach langer Bewegungspause begünstigen eher den Gichtanfall.
Also lieber: Alles in Maßen und dauerhaft.
Fotonachweis: Panthermedia
Externe Links und Quellen
- Kasper, H.: Ernährungsmedizin und Diätetik. 11. Auflage. München. Urban & Fischer Verlag, 2009
- Gichtliga.de Startseite: Deutsche Gichtliga e.V.
- Deutsche Rheuma-Liga: Gicht
Artikel im Verbraucherportal
- Empfehlungen für eine vollwertige Ernährung
- Mediterrane Ernährung
- Hülsenfrüchte
- Tipps zum gesunden Abnehmen
- Kaffee und Kaffee-Ersatzprodukte
- Smoothies - kalorienreiche Obst- und Gemüsesnacks
Weitere Themen im Verbraucherportal
Der Freistaat Bayern stellt Ihnen auf dieser Website unabhängige, wissenschaftsbasierte Informationen zum Verbraucherschutz zur Verfügung.
Einzelfallbezogene Rechtsauskünfte und persönliche Beratung können wir leider nicht anbieten. Auch dürfen wir Firmen, die sich wettbewerbswidrig verhalten, nicht selbst abmahnen.
Sollten noch Fragen zu Ihrem konkreten Sachverhalt verbleiben, wenden Sie sich bitte an die unter Service genannten Anlaufstellen.
Alle Artikel zum Thema
Krankheiten
- Vollwertig essen bei erhöhten Blutfettwerten
- Tipps für mehr Schwung im Darm
- Essen und Trinken bei Demenz
- Ernährung bei Typ-2-Diabetes
- Ernährung bei Hyperurikämie und Gicht
- Glutenfreie Ernährung
- Folat und Folsäure in der Ernährung
- Bluthochdruck senken mit der richtigen Ernährung?
- Ausreichende Calciumzufuhr für gesunde Knochen
- Der Glykämische Index
- Entzündungshemmende Ernährung bei rheumatischen Erkrankungen
- Gesunde Haut durch richtige Ernährung?
- Ernährung bei Weizenunverträglichkeiten
- Lebensmittelallergien
- Vitamine
- Histaminintoleranz
- Was tun bei Milchzuckerunverträglichkeit?
- Was hilft gegen Sodbrennen?
- Vitamin D und Mangelerscheinungen
- Ernährung in den Wechseljahren
- Nährstoffkonzentrate und Ergänzungsnahrung