Sodbrennen – nicht ignorieren, sondern ernst nehmen!
"Ich habe so schreckliches Sodbrennen!" – "Mir stößt das Essen sauer auf!" Diese Aussagen hört man immer wieder, besonders nach fettem Essen oder nach übermäßigem Alkoholgenuss.
In diesem Beitrag finden Sie
- Warum und wo entsteht Sodbrennen?
- So macht sich Sodbrennen bemerkbar – typische Symptome
- Ursachen für die Entstehung von Sodbrennen
- Welche Lebensmittel lösen Beschwerden aus?
- Kontrollieren Sie Ihre Ernährung! Welche Lebensmittel lösen bei Ihnen Beschwerden aus?
- Achten Sie auf Mahlzeitengröße und Mahlzeitenverteilung
- Sodbrennen durch Alkohol und Nikotin?
- Welche Rolle spielt das Übergewicht?
- „Das stößt mir sauer auf“
- Helfen Hausmittel?
- Sodbrennen in der Schwangerschaft
Warum und wo entsteht Sodbrennen?
Die Speiseröhre steht im Mittelpunkt der Beschwerden. Normalerweise ist sie zum Magen hin durch einen Schließmuskel verschlossen. Dieser Muskel verhindert, dass der saure Mageninhalt zurückfließen kann, da die Speiseröhre im Gegensatz zum Magen keinen Schutz gegen die Magensäure besitzt. Steigt nun aufgrund einer unzureichenden Verschlusstätigkeit die Magensäure in die Speiseröhre hoch (= Reflux), greift diese aggressive Säure das empfindliche Gewebe der Speiseröhre an. Auch ein kurzer Kontakt reicht aus, um ein unangenehmes Gefühl zu verursachen – das Sodbrennen.
So macht sich Sodbrennen bemerkbar – typische Symptome
Unter „Sodbrennen“ versteht man einen brennenden, stechenden Schmerz, welcher sich hinter dem Brustbein bis hoch zum Hals ziehen kann. Saures Aufstoßen, Magendruck oder Magenschmerzen können zusätzlich auftreten. Zu den weiteren Symptomen zählen Brechreiz und Übelkeit und solche, die die Speiseröhre selbst nicht betreffen, wie z.B. chronischer Husten und Heiserkeit, chronische Kehlkopfentzündung oder Zahnerosionen. Halten diese Symptome über einen längeren Zeitraum an, sollten Sie einen Arzt aufsuchen.
Ursachen für die Entstehung von Sodbrennen
Oft hängt Sodbrennen mit einer falschen Ernährung oder Lebensweise zusammen und könnte relativ einfach behandelt werden. Sodbrennen in der Schwangerschaft ist vorübergehend. Zum Reflux kann es aber auch bei Erkrankungen und durch Medikamente, die als eine Nebenwirkung den Schließmuskel zur Speiseröhre erschlaffen lassen, kommen.
Welche Lebensmittel lösen Sodbrennen aus?
Insbesondere säure-, fett- oder zuckerreiche Lebensmittel können Sodbrennen hervorrufen. Stark koffein- oder kohlensäurehaltige Getränke sollten vermieden werden.
Tab. 1: Vorsicht beim Verzehr folgender Lebensmittel und Getränke:
Lebensmittel | Getränke |
---|---|
Frittierte, fettreiche Kost | Kaffee |
Scharf gewürzte Speisen | Fruchtsäfte |
Schokolade | Pfefferminztee |
Zitrusfrüchte | Cola und weitere koffeinhaltige Getränke |
Schwer verdauliche Lebensmittel wie z.B. Kohl, Hülsenfrüchte | Stark kohlensäurehaltige Getränke |
Sehr süße Lebensmittel | Kalte Getränke |
Pfefferminzkaugummi | Alkohol |
Frisches Brot |
Schwer verdauliche Lebensmittel wie z.B. Lauch, Paprika, Zwiebeln oder Kohl, frittierte Speisen und eine sehr fette Kost stehen mit an erster Stelle. Als weitere Auslöser sind stark gesüßte Lebensmittel, Schokolade, Zitrusfrüchte, frisches Brot und auch Pfefferminzkaugummi bekannt.
Besser vertragen werden eiweißreiche und fettarme Lebensmittel. Die meisten pflanzlichen Lebensmittel, schonend zubereitet, lösen keine Beschwerden aus.
Bei den Getränken gelten Alkohol, sehr kalte bzw. stark kohlensäurehaltigen Getränke, koffeinhaltige Getränke, Fruchtsäfte und Pfefferminztee als Verursacher. Als Getränke eignen sich Kräutertees oder stilles, nicht zu kaltes (Mineral-) Wasser. Auch für Menschen, die unter Sodbrennen leiden, gilt: „Achten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr!“
Der Einfluss von Kaffee ist nicht eindeutig geklärt. Hier gibt es individuelle Unterschiede. Da auch entkoffeinierter Kaffee die Bildung von Magensäure anregt, liegt es nicht nur am Koffein. Säurearme Kaffeesorten (z.B. Arabica) und schonend, langsam bei niedrigen Temperaturen geröstete Angebote scheinen verträglicher. Auch die Extraktionsdauer kann eine Rolle spielen – je kürzer (z.B. Espresso) desto besser ist der Kaffee verträglich.
Welche Lebensmittel lösen bei Ihnen Beschwerden aus?
Die Verträglichkeit der einzelnen Lebensmittel ist individuell. Um herauszufinden, welche Sie gut bzw. weniger gut vertragen, empfiehlt es sich ein „Tagebuch“ zu führen. Notieren Sie, alles, was Sie wann zu welcher Tageszeit gegessen oder getrunken haben, wie die Begleitumstände (z.B. Stress) waren und welche Symptome aufgetreten sind.
Stellt sich so z.B. heraus, dass sich abends nach dem Verzehr von einer Orange in der Nacht wiederholt Sodbrennen einstellt, sollte diese Obstsorte abends nicht mehr gegessen werden.
Nicht nur die verschiedenen Lebensmittel können zu Beschwerden führen. Auch zu schnelles, hastiges Essen ruft Sodbrennen hervor. Sich Zeit nehmen für die einzelnen Mahlzeiten – wenigstens 20 Minuten – gut kauen und die richtige Temperatur des Essens, weder zu heiß noch zur kalt, können Lösungsansätze sein.
Achten Sie auf Mahlzeitengröße und Mahlzeitenverteilung
Viele Betroffene klagen besonders nach großen, volumenreichen Mahlzeiten über Sodbrennen.
Zum einen ist aufgrund der großen Magenfüllmenge der Druck auf den Schließmuskel bedeutend höher, zum anderen produziert der Magen zur Verdauung besonders viel Säure. Der saure Magensaft fließt unter diesen Bedingungen leichter in die Speiseröhre zurück.
Sinnvoll erscheint es, die gewohnten drei großen Mahlzeiten auf mehrere Mahlzeiten am Tag aufzuteilen. Kleine, leichte Mahlzeiten belasten den Magen weniger. Das Abendessen sollte nicht nur klein und leichtverdaulich sein, zwischen der letzten Mahlzeit und dem Zubettgehen sollten wenigstens 3 Stunden liegen.
Als nützlich hat sich erwiesen, das Kopfende des Bettes hochzustellen, um so den Oberkörper beim Schlafen hoch zu lagern. Und für untertags gilt: Statt sich nach dem Essen hinzulegen, lieber ein kleiner Spaziergang!
Sodbrennen durch Alkohol und Nikotin?
Alkohol und Nikotin wirken auf den Schließmuskel zwischen Speiseröhre und Magen entspannend. Zusätzlich wird die Säureproduktion im Magen angeregt. Alkoholische Getränke mit viel Gerbsäure, z.B. Rotwein, oder Kohlensäure, z.B. Sekt, verstärken den Reflux.
Wer das Rauchen nicht aufgeben kann, sollte zumindest die Zigarette nach dem Essen weglassen. Denn hier wirken mehrere Faktoren zusammen: Verstärkte Magensäurebildung und verstärkter Druck durch die Mahlzeit sowie unzureichende Tätigkeit des Schließmuskels.
Welche Rolle spielt das Übergewicht?
Übergewichtige leiden häufiger unter Sodbrennen als Normalgewichtige. Warum ist das so? Jedes einzelne Kilo Übergewicht führt dazu, dass sich der Druck auf den Magen erhöht. Der Magenschließmuskel kann so nicht mehr fest genug schließen, und die Magensäure fließt leichter zurück in die Speiseröhre. Schon ein paar Kilo weniger mindern den Druck und führen zu einer Linderung der Beschwerden. Legen Sie Wert auf eine vollwertige Ernährung und verstärkte Bewegung, denn Übergewicht fördert nicht nur Sodbrennen sondern auch andere Erkrankungen. Das Tragen von enger Kleidung z.B. Hosen oder Gürtel und ständiges Sitzen verstärkt den Druck auf den Oberbauch.
„Das stößt mir sauer auf!“
Stresssituationen sind häufig die Ursache einer starken Verkrampfung und Säurebildung des Magens. Sicherlich kann man nicht allen Belastungen aus dem Weg gehen. Versuchen Sie in einem arbeitsreichen, stressigen Tag kleine „Auszeiten“ einzubauen
Kleine Auszeiten:
Ausgiebiges Dehnen
Kurze Spaziergänge an frischer Luft
Ruhige, entspannende Musik
Atemübungen
Helfen Hausmittel?
Zwischen den einzelnen Mahlzeiten lindert ein Stück trockenes Brot oder einem Glas Milch die Schmerzen. Kartoffelpresssaft mit lauwarmen Wasser verdünnt und langsam getrunken bindet die Magensäure. Aber auch zu einem Brei gekaute Mandeln oder Nüsse können helfen. Dieselbe Wirkung haben ebenfalls gut und lang gekaute trockene Haferflocken.
Wasser oder Kräutertee verdünnen die Magensäure. Kräutertees können zudem die angegriffenen Magenschleimhäute beruhigen.
Folgende Teesorten sind zu empfehlen:
-
Teemischung aus Kamille-, Melissenblüten und Kümmel – 10 Minuten ziehen lassen
-
Fencheltee – 10 Minuten ziehen lassen, direkt nach dem Essen langsam getrunken
-
Wermuttee – 3 Minuten ziehen lassen
- Kamillentee – nicht zu heiß und langsam getrunken
Nicht zu vergessen ist die gute alte Wärmflasche oder ein feucht-warmer Wickel auf dem Oberbauch.
Pfefferminztee hingegen wird bei Sodbrennen nicht empfohlen. Er kann den Magen zusätzlich reizen und die Beschwerden verstärken.
Leiden Sie weiterhin ständig unter Sodbrennen, müssen Sie dies mit Ihrem Arzt besprechen.
Sodbrennen in der Schwangerschaft
Sodbrennen ist ein Problem, von dem fast jede zweite Schwangere, vor allem im letzten Drittel der Schwangerschaft, betroffen ist. Dies ist unangenehm, jedoch nichts Ungewöhnliches. Aufgrund der hormonellen Umstellung, des weicheren Gewebes, der gelockerten Muskulatur und dem wachsenden Kind wird der Druck auf den Magen und den Schließmuskel immer größer. Meist hilft es schon, sich an die oben genannten Regeln zu halten oder einmal die bewährten Hausmittel auszuprobieren.
Fazit:
Gelegentliches Sodbrennen ist unangenehm jedoch harmlos. Tritt es mehrmals in der Woche auf, sollte unbedingt auf die Lebensweise und/ oder die Ernährung geachtet werden. Helfen diese Veränderungen nicht, ist es ratsam, zum Arzt zu gehen, da die Magensäure auf Dauer in der Speiseröhre zu Entzündungen und dauerhaften Schädigungen führen kann.
Bildnachweis:
#184779548 © bramthestocker - Fotolia.com, Red Hot Chili Pepper on fork with smoke.
Literatur:
- Suter, P.: Checkliste Ernährung, Thieme Verlag
- Kasper: Ernährungsmedizin und Diätetik, Urban & Fischer Verlag
- Harland, S., Antonic, M. : Nie wieder Sodbrennen! Urania Verlag
- Wolfgarten E et al. Prävalenz von Refluxbeschwerden in der Kölner Normalbevölkerung. 124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 2007.
- DGE-Info Oktober 2014 - Ernährungstherapie bei Sodbrennen
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