Folat und Folsäure in der Ernährung
In diesem Beitrag finden Sie
- Empfehlungen zur Folat- und Folsäureversorgung
- Vorkommen von Folaten in Lebensmitteln
- Ernährungsempfehlungen
- Maßnahmen zur Verbesserung der Folsäureversorgung
- Schaden zu viel Folsäure und Folat?
Folat ist wasserlöslich und gehört zur Gruppe der B-Vitamine. Hat man früher nur von Folsäure gesprochen, so gibt es inzwischen zwei Begriffe dafür: Folat und Folsäure - die Unterscheidung liegt in der Herkunft.
Folat bezeichnet das natürliche Vitamin in Lebensmitteln.
Folsäure ist die synthetisch hergestellte Variante und steckt in Nahrungsergänzungsmitteln, angereicherten Lebensmitteln oder Tabletten. Folsäure kann sehr gut aufgenommen werden, wenn es auf nüchternen Magen eingenommen wird.
Der Körper benötigt Folat für die Zellteilung und Zellneubildung. Ein Mangel schädigt daher vor allem Zellsysteme mit hoher Teilungsrate, z. B. rote und weiße Blutzellen (Mangel führt zur Anämie) oder die Schleimhaut des Darms und des Urogenitaltrakts.
Aus demselben Grund ist das Vitamin vor allem aber für die Entwicklung des Embryos in der Frühschwangerschaft von Bedeutung. Deshalb ist es besonders wichtig schon dann auf eine ausreichende Zufuhr zu achten, wenn Kinderwunsch besteht. Internationale Studien belegen, dass damit das Risiko von so genannten Neuralrohrdefekten bei Neugeborenen, wie zum Beispiel von Spina-bifida-Erkrankungen (im Volksmund "offener Rücken"), gesenkt wird. In Deutschland werden jedes Jahr vermutlich zwischen 500 und 800 Kinder mit Neuralrohrdefekten geboren.
Auch das Risiko für andere Fehlbildungen und Erkrankungen wie für Lippen-, Kiefer- und Gaumenspalten, für angeborene Herzfehler, für Harnwegsinfektionen oder das Risiko einer akuten lymphoblastischen Leukämie des Kindes scheint dadurch gesenkt zu werden.
Empfehlungen zur Folat- und Folsäureversorgung
Nach Einschätzung der Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) ist die Versorgung mit Folat generell unzureichend. So erreicht nach den Daten der Nationalen Verzehrsstudie II ein großer Teil der deutschen Erwachsenen die Zufuhrempfehlungen nicht. Das kann an folgenden Möglichkeiten liegen:
-
Erhöhter Bedarf bei verstärktem Wachstum und während Schwangerschaft und Stillzeit
-
Längerfristige Einnahme bestimmter Medikamente (Zytostatika, Antiepileptika, Malariamittel)
-
Malabsorptionssyndrome z. B. Zöliakie, Sprue, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa oder eine angeborene Stoffwechselerkrankung (Homocystinurie)
-
Allgemeine Unterernährung, Ernährungsfehler,
-
Lagerungs-, Verarbeitungs- und Zubereitungsverluste
Ende 2018 wurden die DGE „Referenzwerte für die Zufuhr von Folat“ überarbeitet und erneut mit den Empfehlungen der Schweizer und Österreichischen Fachgesellschaften abgestimmt. Die Zufuhrempfehlungen blieben unverändert.
Referenzwerte der DGE für die tägliche Folsäurezufuhr, Stand Dezember 2018:
Altersgruppe | Folsäure (Nahrungsfolat) in µg Äquivalent 1) pro Tag (Emfehlungen der DGE) |
---|---|
Säuglinge | |
0 - 4 Monate 2) | 60 |
4 - 12 Monate | 80 |
Kinder | |
1 bis unter 4 Jahre | 120 |
4 bis unter 7 Jahre | 140 |
7 bis unter 10 Jahre | 180 |
10 bis unter 13 Jahre | 240 |
13 bis unter 15 Jahre | 300 |
Jugendliche und Erwachsene | 300 |
Schwangere | 550 |
Stillende | 450 |
1) Berechnet nach der Summe folatwirksamer Verbindungen in der üblichen Nahrung (Folat-Äquivalente) 1 µg Folat-Äquivalent = 1 µg Nahrungsfolat = 0,5 µg synthetische Folsäure
Die angegebenen Referenzwerte beziehen sich auf die Mengen, die zum Zeitpunkt des Verzehrs im Lebensmittel noch vorhanden sind.
2) Schätzwert
Frauen, die schwanger werden wollen oder könnten, sollen zusätzlich 400 µg Folsäure/ synthetisches Folat aufnehmen. Diese erhöhte Folsäurezufuhr sollte spätestens vier Wochen vor Beginn der Schwangerschaft erfolgen und während des ersten Drittels der Schwangerschaft beibehalten werden. Das ist nur möglich über Supplemente.
Vorkommen von Folaten in Lebensmitteln
Folatreiche Lebensmittel bzw. solche, die wesentlich zur Versorgung beitragen, sind bestimmte Gemüsearten und Hülsenfrüchte, Getreideprodukte aus Vollkorn, Leber und Eier sowie einige Käsesorten und Milchprodukte.
Lebensmittel pflanzlicher Erzeugung
Folat ist in Obst und Gemüse in größeren Mengen vorhanden. Es kann von allen Lebensmittelgruppen aus Obst und Gemüse am besten aufgenommen werden.
Von den Getreideprodukten haben Vollkornprodukte deutlich höhere Gesamtfolatgehalte als zum Beispiel Weißbrot. Weizenkleie sowie auch Weizenkeime sind besonders reiche Folatquellen. Ungekochter Reis oder Nudeln haben geringe Folatgehalte und durch das Kochen werden die Folate beim Reis und auch bei Nudeln weiter reduziert.
Lebensmittel tierischer Erzeugung
Von den tierischen Lebensmitteln besitzen Innereien wie Leber und Nieren die höchsten Folatgehalte, gefolgt von Hühnereiern. Das Muskelfleisch vom Rind und Schwein, Geflügel und Fisch enthält dagegen niedrigere Gesamtfolatgehalte.
Von den Milchprodukten weisen besonders die Weichkäsearten wie z. B. Camembert höhere Gesamtfolatgehalte auf als z. B. Hartkäse. Folat aus Milch wird sehr gut aufgenommen.
Die wichtigsten Folatlieferanten im Überblick (eine Auswahl)
Lebensmittel -verzehrbarer Anteil- pro 100g | Folat in µg |
---|---|
Chicoree | 50 |
Erbsen, grün, gegart | 105 |
Grünkohl gegart | 96 |
Kohlrabi | 70 |
Spargel gegart | 72 |
Spinat gegart | 105 |
Erdbeeren | 44 |
Haselnüsse | 90 |
Walnüsse | 73 |
Camenbert | 143 |
Edamer | 40 |
Leber Kalb | 245 |
Hühnerei | 74 |
Erdnussmus | 85 |
Quelle: Bundeslebensmittelschlüssel (BLS) 3.02, Berlin 2014
Ernährungsempfehlungen
-
Um Versorgungsdefiziten mit Folaten zu begegnen, sollten bevorzugt Obst, Gemüse, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Milch und Milchprodukte (vor allem Weichkäse) und gelegentlich auch Eier und Innereien wie Leber auf dem Speiseplan stehen.
-
Geeignete Zubereitungsverfahren wie das schonende Garen in wenig Wasser (Dünsten, Dämpfen) sowie der Mitverzehr des Kochwassers können z. B. dazu beitragen, die Vitaminverluste bei der Speisenzubereitung zu verringern.
-
Am besten ist es, Gemüse und Obst immer frisch zu kaufen oder zu ernten und möglichst roh zu verzehren, wenn das Produkt es zulässt.
-
Bei Frauen mit geplanter oder möglicher Schwangerschaft ist es ratsam, zusätzlich Folsäure über geeignete Präparate zuzuführen.
Maßnahmen zur Verbesserung der Folsäureversorgung
In den USA werden seit 1998 Mehl und Cerealien mit 1,4 mg Folsäure pro kg angereichert. In Kanada gelten die gleichen Bestimmungen. Erfahrungen aus beiden Ländern zeigen seit Einführung der Anreicherung einen Rückgang der Neuralrohrdefekte
In Deutschland sind bisher verschiedene Lebensmittel mit unterschiedlichen Mengen an Folsäure angereichert. Dabei handelt es sich vor allem um Erfrischungsgetränke, Milchprodukte, Frühstückscerealien, Brotbackmischungen, Süßwaren und Speisesalz. Da jedoch die Verzehrsmuster dieser angereicherten Lebensmittel in der Bevölkerung sehr unterschiedlich sind (außer Salz), können sie weder eine flächendeckende noch zielgruppengerechte Verbesserung der Versorgungssituation garantieren. Vor diesem Hintergrund fordern Fachleute, so unter anderem die Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin (DGKJ) und der Arbeitskreis Folsäure & Gesundheit (AKFG) eine gezielte Folsäureanreicherung ausgewählter Grundnahrungsmittel wie Mehl oder Salz, die aufgrund ihres in etwa gleich bleibenden Verzehrs eine regelmäßige ergänzende und nahezu flächendeckende Folsäurezufuhr sicherstellen. Flächendeckende obligatorische Mehlanreicherungen sind jedoch kritisch, da nicht ausgeschlossen werden kann, dass dann zu viel Folsäure aufgenommen wird.
Schaden zu viel Folsäure und Folat
Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) empfiehlt für Erwachsene eine tolerierbare Gesamtzufuhrmenge von 1000 µg Folsäure pro Tag. Für Kinder und Jugendliche im Alter von 1 bis 19 Jahren gelten Werte von 200 µg bis 800 µg pro Tag. Liegt die Folsäurezufuhr dauerhaft über diesen Werten, ist das Risiko für unerwünschte Wirkungen erhöht (z.B. Maskierung eines Vitamin-B12-Mangels, Einfluss von Folsäure auf die Krebsentstehung im Dickdarm bei bereits vorhandenen Vorstufen).
Das in Lebensmitteln natürlich vorhandene Vitamin Folat schadet nicht.
Fotonachweis: Panthermedia
- Ausgewählte Fragen und Antworten zu Folsäure - FAQ des BfR vom 2. April 2015 Zusammenstellung des Bundesinstituts für Risikobewertung
- Arbeitskreis Folsäure
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.: Referenzwerte für die Zufuhr von Folat
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Ausgewählte Fragen und Antworten zu Folat
- Krems C, Walter C, Heuer T, Hoffmann I: Lebensmittelverzehr und Nährstoffzufuhr – Ergebnisse der Nationalen Verzehrsstudie II. In: Deutsche Gesellschaft für Ernährung (Hrsg.): 12. Ernährungsbericht 2012. Bonn (2012) 40-85
- Vollwertig essen und trinken nach den 10 Regeln der DGE (2017)
Ähnliche Themen
Der Freistaat Bayern stellt Ihnen auf dieser Website unabhängige, wissenschaftsbasierte Informationen zum Verbraucherschutz zur Verfügung.
Einzelfallbezogene Rechtsauskünfte und persönliche Beratung können wir leider nicht anbieten. Auch dürfen wir Firmen, die sich wettbewerbswidrig verhalten, nicht selbst abmahnen.
Sollten noch Fragen zu Ihrem konkreten Sachverhalt verbleiben, wenden Sie sich bitte an die unter Service genannten Anlaufstellen.
Alle Artikel zum Thema
Krankheiten
- Vollwertig essen bei erhöhten Blutfettwerten
- Tipps für mehr Schwung im Darm
- Essen und Trinken bei Demenz
- Ernährung bei Typ-2-Diabetes
- Ernährung bei Hyperurikämie und Gicht
- Glutenfreie Ernährung
- Folat und Folsäure in der Ernährung
- Bluthochdruck senken mit der richtigen Ernährung?
- Ausreichende Calciumzufuhr für gesunde Knochen
- Der Glykämische Index
- Entzündungshemmende Ernährung bei rheumatischen Erkrankungen
- Gesunde Haut durch richtige Ernährung?
- Ernährung bei Weizenunverträglichkeiten
- Lebensmittelallergien
- Vitamine
- Histaminintoleranz
- Was tun bei Milchzuckerunverträglichkeit?
- Was hilft gegen Sodbrennen?
- Vitamin D und Mangelerscheinungen
- Ernährung in den Wechseljahren
- Nährstoffkonzentrate und Ergänzungsnahrung