Vitamin D und Mangelerscheinungen
Von: Gisela Horlemann - VerbraucherService Bayern
In diesem Beitrag finden Sie
- Wirkungsweise von Vitamin D
- Mangelerscheinungen und Abhilfe durch Vitamin D
- Wie ist die Versorgung mit Vitamin D
- Risikogruppen
- Wieviel Vitamin D müssen wir aufnehmen
- In welchen Lebensmitteln steckt Vitamin D
- Aufnahme durch Sonnenlicht
- Nebenwirkungen bei Überdosierung
Vitamin D ist der Oberbegriff für die sogenannten Calziferole. Dazu zählen die fettlöslichen Vitamine Vitamin D2 (Ergocalciferol) und Vitamin D3 (Colecalciferol). Pflanzliche Lebensmittel enthalten D2 und tierische D3, wobei davon ausgegangen wird, dass sich Vitamin D3 leichter vom Körper aufnehmen lässt.
Unter den Vitaminen nimmt Vitamin D eine Sonderstellung ein, da es der menschliche Körper unter Sonneneinstrahlung selbst bilden kann. Die Aufnahme über Lebensmittel ist nicht ausreichend, daher ist diese Eigenbildung sehr wichtig für die Vitamin D-Versorgung.
Wirkungsweise von Vitamin D
Vitamin D fördert die Aufnahme von Kalzium aus dem Magen-Darm-Trakt in das Blut und sorgt für die Einlagerung in den Knochen und in die Zähne.
Es reguliert den Kalzium- und Phosphatstoffwechsel und ist auch an weiteren Stoffwechselvorgängen, beispielsweise der Bildung von Proteinen, beteiligt.
Mangelerscheinungen und Abhilfe durch Vitamin D
Rachitis war die häufigste Mangelerscheinung bei fehlender Aufnahme von Vitamin D. Das ist eine Knochenerweichung bei Kindern, die durch Tablettengaben für Säuglinge bei uns fast vollständig verschwunden ist. In Entwicklungsländern kommt Rachitis noch vor.
Osteomalazie ist eine Form der Knochenweiche im Erwachsenenalter. Auch sie hängt mit Vitamin D Mangel zusammen.
Die früher als Witwenbuckel bezeichnete Krümmung des Rückrates durch Knochenschwund (Osteoporose) ist ebenfalls das Resultat einer Vitamin D Unterversorgung.
Die derzeitige Beweislage, so die Fachgesellschaften Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), Max Rubner Institut (MRI) und Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), bestätigt eindeutig, dass eine gute Vitamin D-Versorgung bei älteren Menschen das Risiko für Stürze, Knochenbrüche, Kraftverlust, Mobilitäts- und Gleichgewichtseinbußen sowie vorzeitigen Tod senken kann. Dies wird auch im Ernährungsbericht 2016 der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) betont.
Auch kann eine gute Versorgung mit Vitamin D vor Atemwegserkrankungen wie Infektionen schützen.
Immer wieder ist die Rede davon, dass Vitamin D das Risiko für Krebskrankheiten oder Diabetes mellitus Typ 2, Bluthochdruck und Herz-Kreislauferkrankung senken kann. Hier wurden, so die DGE, Zusammenhänge in Bewegungsstudien entdeckt, belastbare Daten liegen jedoch nicht vor. Eine Arbeitsgruppe der DGE hat die wissenschaftliche Datenlage hierzu bewertet.
Auch gegen Schizophrenie oder Depressionen soll Vitamin D vorbeugen. Dafür konnte bisher kein Beweis gefunden werden.
Aktuell wird diskutiert, ob Vitamin D bei der Prävention und Behandlung von Covid-19 hilfreich ist. Das Vitamin wirkt positiv auf das Immunsystem. Dennoch lässt sich aus der aktuelle Studienlage keine Empfehlung für eine Vitamin D Zufuhr über Tabletten ableiten.
Wie ist die Versorgung mit Vitamin D
„Die Vitamin-D-Versorgung der deutschen Bevölkerung ist insgesamt nicht ausreichend." das stellt die DGE in ihrem Ernährungsbericht 2016 fest. „Rund 1/3 sind mit Serumkonzentrationen von < 30 nmol/l 25-Hydroxyvitamin-D mangelhaft versorgt und nur knapp 40 % ausreichend".
Die Serumkonzentration von 25-Hydroxyvitamin D, dem Indikator für die Vitamin D-Versorgung, soll, so die DGE, mehr als 50 nmol/l betragen. Damit dies gewährleistet ist, müssen wir entsprechend Sonne tanken und Vitamin D reiche Lebensmittel essen. Bei häufiger Sonnenbestrahlung kann die gewünschte Versorgung ohne die Einnahme eines Vitamin-D-Präparats erreicht werden.
Ein Sonnenbad in den Monaten November bis Februar erbringt in unseren Breitengraden nicht die nötige Vitamin-D Bildung, da die Sonneneinstrahlung nicht ausreichend ist. Die Differenz muss gegebenenfalls durch Tabletten ausgeglichen werden.
Deutschland liegt bei der Vitamin-D-Versorgung unter dem EU-Mittelwert.
Risikogruppen
-
Ältere Menschen gelten als Risikogruppe für einen Vitamin-D-Mangel, da mit zunehmendem Alter die Fähigkeit verloren geht, dieses Vitamin zu bilden. Während sich die Konzentration bei Männern nur geringfügig über alle Altersgruppen ändert, nimmt der Anteil der mangelhaft versorgten Frauen mit steigendem Alter zu.
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Kranke und bettlägerige Menschen und Personen in Pflegeheimen, da sie kaum in die Sonne kommen
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Menschen mit dunkler Hautfarbe, da Melatonin die Vitamin D-Bildung beeinträchtigt.
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Menschen mit sehr heller Hautfarbe, die das Sonnenlicht meiden, da sie sehr leicht einen Sonnenbrand bekommen
-
Personen, die ständig geschlossene Kleidung tragen,
Tätigkeit in geschlossenen Räumen und eine Reduktion der UV-Strahlung durch Umweltverschmutzung müssen ebenfalls in Betracht gezogen werden.
Dazu kommt noch der Schutz vor UV-Strahlung durch Sonnencremes, die von Dermatologen empfohlen werden, um Hautkrebs vorzubeugen.
Veganer haben aufgrund ihrer sehr geringen Vitamin-D-Aufnahme ganzjährig niedrige Vitamin-D-Konzentrationen im Blut sowie teilweise eine geringere Knochenmineraldichte als Mischköstler und Vegetarier.
Wieviel Vitamin D müssen wir aufnehmen
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt folgende Aufnahmemengen:
Alter | Vitamin D bei fehlender endogener Synthese (Eigenproduktion) µg/Tag |
---|---|
Säuglinge (0 bis unter 12 Monate) |
10 |
Kinder (1 bis unter 15 Jahre) |
20 |
Jugendliche und Erwachsene (15 bis unter 65 Jahre) |
20 |
Erwachsene (ab 65 Jahre) |
20 |
Schwangere | 20 |
Stillende | 20 |
Quelle DGE
1 µg = 40 Internationale Einheiten (IE); 1 IE = 0,025 µg
In welchen Lebensmitteln steckt Vitamin D
Lebensmittel, die Vitamin D in höheren Konzentrationen enthalten sind:
Hering, Brathering, abgetropft | 18,78 µg/ 100 g |
Bismarckhering | 3 µg/ 100 g |
Auster | 8 µg/ 100 g |
Makrele geräuchert | 6,93 µg/ 100g |
Lachs, roh | 3,8 µg/ 100 g |
Eigelb | 5,58 µg/ 100 g |
Hühnerei gegart | 2,78 µg/ 100 g |
Kalbsleber roh | 0,33 µg/ 100 g |
Pfifferlinge | 2,39 µg/ 100 g |
Champignons, gekocht | 2,16 µg/ 100 g |
Daten aus: Bundeslebensmittelschlüssel 3.02
Mit Vitamin D angereicherte Margarine oder Säfte.
Vitamin D gehört zu den fettlöslichen Vitaminen und kann daher nur in Anwesenheit von Fetten wirken. Das ist zu berücksichtigen, wenn fettarme Pilze als Vitamin-Quelle genutzt werden.
Aufnahme durch Sonnenlicht
Empfehlenswert ist es Gesicht und Unterarme regelmäßig der Sonne auszusetzen.
In einer Empfehlung zu UV Strahlung und Vitamin D wird von Behörden und Fachgesellschaften des Strahlenschutzes empfohlen „Gesicht, Hände und Arme unbedeckt und ohne Sonnenschutz zwei- bis dreimal pro Woche der Hälfte der minimalen sonnenbrandwirksamen UV-Dosis (0,5 MED) auszusetzen, also der Hälfte der Zeit, in der man sonst ungeschützt einen Sonnenbrand bekommen würde“.
Das sind etwa 10 – 12 Minuten. So erreicht man bei entsprechender Sonnenstrahlung die gewünschte Vitamin-D-Zufuhr auch ohne Einnahme eines Vitamin-D-Präparates.
Da Vitamin D zu den fettlöslichen Vitaminen gehört, wird ein Überschuss auch in Muskeln und im Fettgewebe gespeichert. Man kann sich also in den sonnenreichen Monaten einen Vitamin-D-Vorrat für die sonnenarmen Zeiten anlegen.
Nebenwirkungen bei Überdosierung
Da Vitamin D gespeichert wird, können bei einer regelmäßigen täglichen Zufuhr von über 100 Mikrogramm Vitamin D unerwünschte Wirkungen wie die Bildung von Nierensteinen oder Nierenverkalkung auftreten. Um hier vorzubeugen hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) eine tolerierbare Gesamtzufuhr für Vitamin D festgelegt. Sie beträgt 100 µg/Tag für Erwachsene und von 50 µg/Tag für Kinder von 1 bis 11 Jahren. Diese bezieht sich auf die Vitamin-D-Zufuhr aus allen Lebensmitteln, einschließlich Vitamin-D-Präparaten und angereicherten Lebensmitteln.
Nahrungsergänzungsmittel sind häufig sehr hoch dosiert. Das scheint eher das Gegenteil zu bewirken. Aufgrund der möglichen Nebenwirkungen ist es ratsam sich vor einer Vitamin D Aufnahme durch Tabletten mit dem Arzt abzusprechen. Hilfreich ist eine Supplementierung nur, wenn vorher eine Unterversorgung bestand.
Bildnachweis:
Panthernedia
38704753 © bilderzwerg - Fotolia.com Osteoporose
Weiterführende Links
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Vitamin D
- Bundesinstitut für Risikobewertung: Fragen und Antworten zu VItamin D
- Robert Koch Institut (rki): Häufige Fragen zu Vitamn D
- Stiftung Warentest Vitamin D: Wie es wirkt, wer viel davon braucht vom 18.03.2022 (Zugriff am 09.10.2023)
- Bundesamt für Strahlenschutz: BfS - Akute Wirkungen - Konsentierte Empfehlung zu UV-Strahlung und Vitamin D vom 29.03.2022 (Zugriff am 09.10.2023)
Weiterführende Infos
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung (Hrsg.): 13.Ernährungsbericht. Bonn (2016) S. 42 ff.
- Stiftung Warentest Vitamin D vom 22.03.2019
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