Ernährung bei Typ-2-Diabetes
Von: Gerlinde Bergmann - Regierung von Oberbayern, überarbeitet von Véronique Germscheid – VerbraucherService Bayern
In diesem Beitrag finden Sie
- Was ist Diabetes mellitus und welche Diabetestypen gibt es?
- Erste Anzeichen und mögliche Folgeerkrankungen
- Wie hoch sollte der Blutzuckerwert sein?
- Gegensteuern mit der richtigen Ernährung
- Achten Sie auf Ihr Gewicht
- Schnell und langsam wirksame Kohlenhydrate
- Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe
- Fett ja, aber das Richtige
- Trotz weniger Fleisch ausreichend Eiweiß
- Gemüse und Salate bevorzugen
- Empfehlenswerte Getränke
In Deutschland steigt die Zahl der an Diabetes Erkrankten stetig. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft spricht von 8,5 Millionen Menschen. Bei 95 % davon handelt es sich um Diabetes mellitus Typ 2. Die richtige Ernährung kann helfen, die Erkrankung in den Griff zu bekommen.
Was ist Diabetes mellitus und welche Diabetestypen gibt es?
Diabetes mellitus, auch als „Zuckerkrankheit“ bekannt, ist eine der häufigsten chronischen Stoffwechselerkrankungen, die mittlerweile Menschen jeden Alters bekommen können. Hauptmerkmal ist ein erhöhter Blutzuckerspiegel (Hyperglykämie), der mit einem Risiko für schwere Begleit- und Folgeerkrankungen verbunden ist. Ursache für den erhöhten Blutzuckerspiegel ist ein Mangel an Insulin und/oder eine verminderte Insulinwirkung. Insulin ist ein Hormon, das in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird. Hauptaufgabe des Insulins ist die Steuerung der Aufnahme von Glukose (Traubenzucker) aus dem Blut in die Körperzellen, wo die Glukose zu Energie verstoffwechselt wird.
Ist kein oder zu wenig Insulin vorhanden, gelangt der Zucker nicht in die Zellen und die Zuckerkonzentration im Blut steigt an.
Der Typ-1-Diabetes ist durch einen absoluten Insulinmangel gekennzeichnet. Die Zellen in der Bauchspeicheldrüse produzieren kein Insulin mehr. Diese Form tritt bereits meist im Kindes- oder Jugendalter auf. Durch die fehlende Insulinproduktion sind die Erkrankten auf eine lebenslange Behandlung mit Insulin angewiesen.
Der Typ-2-Diabetes entsteht durch ein vermindertes Ansprechen der Körperzellen auf Insulin (Insulinresistenz) und eine zu geringe Insulinfreisetzung. Übergewicht, eine fehlerhafte Ernährungsform (zu fett, zu süß, sowie zu wenig Ballaststoffe), Bewegungsmangel und Rauchen begünstigen die Erkrankung.
Durch eine Gewichtsabnahme bei Übergewicht und verstärkte körperliche Aktivität kann die Wirksamkeit des körpereigenen Insulins verbessert werden. Reichen diese Maßnahmen nicht oder nicht mehr aus, sind zusätzlich Tabletten (orale Antidiabetika) oder eine Insulintherapie notwendig.
Erste Anzeichen und mögliche Folgeerkrankungen
Oft wird die Erkrankung nur durch Zufall entdeckt, da die Blutzuckerwerte lange nur gering erhöht sind. Stetig erhöhte Blutzuckerwerte führen zu:
- Verstärktem Durstgefühl
- Vermehrtem Wasserlassen
- Müdigkeit
- Übelkeit
- Schwindel
Bei Personen mit nicht ausreichend behandeltem Diabetes können langfristig Spätschäden entstehen. Die Blutgefäße werden geschädigt, dadurch besteht ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle. Auf Grund der schlechten Durchblutung kommt es zudem zu Spätschäden an den Augen, den Nieren sowie den Füßen, vor allem den Zehen. Wunden heilen schlechter, es besteht ein Amputationsrisiko.
Wie hoch sollte der Blutzuckerwert sein?
Normalwerte für Zucker im Blut1)
Blutzuckermessung | mg/dl2) |
---|---|
nüchtern | < 100 |
2 Stunden nach Zuckerbelastungstest (oGTT)3) | < 140 |
1) Quelle: modifiziert nach Nationale VersorgungsLeitlinie „Therapie des Typ-2-Diabetes, 2014
2) Milligramm pro 100 Milliliter Blut
3) oraler Glukosetoleranztest (oGTT) nach WHO-Richtlinien mit 75 g Glukose aufgelöst in Wasser. Dieser Test ist in der Regel bei einem gestörten Nüchtern-Blutzucker sowie bei normalem Nüchtern-Blutzucker, wenn andere Risikofaktoren und ein höheres Patientenalter vorliegen, angezeigt.
Der Blutzuckerwert liegt beim Stoffwechselgesunden nüchtern zwischen 70 und 100 mg/dl. Zwei Stunden nach einem Zuckerbelastungstest sollte der Blutzuckerspiegel wieder unter 140 mg/dl liegen. Beim Gesunden wird das Insulin im Körper schnell freigesetzt und senkt den Blutzuckerspiegel. Bei Menschen mit Diabetes ist dieser Regelmechanismus jedoch gestört, und der Blutzuckerspiegel steigt übermäßig an. Steigt der Blutzucker über 160 – 200 mg/dl, wird Zucker über die Nieren mit dem Urin ausgeschieden. Der Urin sollte jedoch zuckerfrei sein. Zucker im Urin wird über Farbteststreifen nachgewiesen.
Sinkt der Blutzucker unter 60 mg/dl wird von einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) gesprochen.
Gegensteuern mit der richtigen Ernährung
Bei der Behandlung des Diabetes mell. Typ 2 spielt die Ernährung eine wichtige Rolle. Eine spezielle Diätform gibt es heute nicht mehr. Ziel ist es, den Blutzuckerspiegel konstant im Normwert zu halten. Eine vollwertige Ernährung, die sich an den 10 Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) orientiert, bildet die Grundlage und liefert wertvolle Vitamine, Mineralien und Ballaststoffe. Bei regelmäßig über den Tag verteilten Mahlzeiten kann das vorhandene Insulin ausreichen, den Blutzuckerspiegel hinreichend zu senken. Zwischenmahlzeiten sind beim nichtinsulinpflichtigen Diabetes mell. Typ 2 nicht erforderlich.
Achten Sie auf Ihr Gewicht
Mit zunehmendem Körpergewicht nimmt die Wirkung des Insulins ab. Bereits eine moderate Gewichtsabnahme von 5 bis 10 % des Ausgangsgewichts wirkt sich positiv auf den Blutzuckerspiegel, aber auch auf die Blutfettwerte und den Blutdruck aus.
Einen Orientierungswert zur Beurteilung des Körpergewichts stellt der sogenannte "Body-Mass-Index" (BMI) dar.
Die Gewichtsreduktion sollte langsam, dafür aber dauerhaft erfolgen und wenn möglich durch Bewegung unterstützt werden. Normalgewichtige Typ-2-Diabetiker müssen nicht weiter abnehmen, jedoch wie der übergewichtige Diabetiker bei den Kohlenhydraten folgendes beachten:
Schnell und langsam wirksame Kohlenhydrate
Kohlenhydrate beeinflussen als einzige Nährstoffe den Blutzuckerspiegel direkt. Zucker und zuckerreiche Lebensmittel wie beispielsweise gesüßte Getränke oder Süßigkeiten verursachen einen schnellen Blutzuckeranstieg. Das vorhandene Insulin kann den Blutzuckerspiegel oft nur unzureichend senken. Man spricht hier von „schnell verwertbaren Kohlenhydraten“. Diese Lebensmittel sollten nicht „isoliert“ aufgenommen werden, sondern in Kombination mit ballaststoff-und/oder eiweißreichen Lebensmitteln, beispielsweise Marmelade auf einem Vollkornbrot mit Quark. Der Blutzuckerspiegel steigt so bedeutend langsamer.
Langsam verwertbare Kohlenhydrate (Mehrfachzucker) wie in Vollkorngetreideprodukten (Vollkornbrot, Vollkornteigwaren, Naturreis), Gemüse und Hülsenfrüchten lassen den Blutzuckerspiegel verhältnismäßig gering ansteigen und enthalten zusätzlich viel Vitamine, Mineralien und Ballaststoffe. Bei der Auswahl geeigneter Lebensmittel dient auch der Glykämischen Index zur Orientierung. Lebensmittel mit einem niedrigen Glykämischen Index bzw. einer niedrigen Glykämischen Last erhöhen den Blutzuckerspiegel bedeutend langsamer.
Abb. 1: Einfluss verschiedener Kohlenhydratträger auf den Blutzuckerspiegel
Quelle: modifiziert nach Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF): Fit für Sport, 1993
Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe
In geringen Mengen kann auch der Diabetiker Zucker verwenden. Besteht dennoch der Wunsch nach gesüßten Lebensmitteln wie z.B. Limonaden, sollte auf Süßstoffe ausgewichen werden. Sie liefern keine Energie und beeinflussen den Blutzuckerspiegel nicht. Auch Zuckeraustauschstoffe haben keinen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel, enthalten jedoch Energie (2,4 Kilokalorien pro Gramm), können Blähungen hervorrufen und wirken abführend.
Fett ja, aber das Richtige
Fett ist mit 9 Kilokalorien pro Gramm der energiereichste Nährstoff. Eine hohe Fettzufuhr kann Übergewicht begünstigen. Ganz ohne Fett geht es aber auch nicht. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt nicht mehr als 30 % der täglichen Energie in Form von Fett aufzunehmen und pflanzliche Fette zu bevorzugen. Dies entspricht einer Gesamtmenge (Fette in Lebensmitteln, Öle und Streichfette) von 60 – 80 Gramm pro Tag. Fette mit einem hohen Gehalt an mehrfach ungesättigten Fettsäuren haben eine günstige Wirkung auf den Fettstoffwechsel. Empfohlen werden Pflanzenöle wie Rapsöl, Olivenöl, Lein- und Walnussöl. Auch Nüsse sind als Snack geeignet.
Trotz weniger Fleisch ausreichend Eiweiß
Ca. 10 – 20 % der täglichen Energie sollte über Eiweiß (Protein) abgedeckt werden. Die Empfehlungen weisen auf einen geringen Fleischverzehr hin und rücken Milch- und Milchprodukte, Fisch aber auch Gerichte mit Hülsenfrüchten in den Vordergrund.
Gemüse und Salate bevorzugen
Obst, Gemüse und Salate liefern viele Vitamine und Mineralstoffe und sind energiearm. Da Obst jedoch zuckerreicher ist als Gemüse und Salate, sollten diesen den Vorzug gegeben werden. Empfohlen werden täglich etwa 250 g Obst (2 Portionen) und 400 g Gemüse bzw. Salat (3 Portionen).
Empfehlenswerte Getränke
Wasser, Tee und Kaffee ohne Zucker sowie Light-Getränke sind kalorienfrei und erhöhen den Blutzuckerspiegel nicht. Getränke wie Säfte (auch ohne zugesetzten Zucker), Fruchtsaftgetränke, Nektare, Limonaden oder Colagetränke enthalten eine hohe Menge an schnell wirksamen Zuckern. Alkohol liefert zusätzliche Kalorien, kann den Blutzuckerspiegel ungünstig beeinflussen und sollte, wenn nur in geringen Mengen und nicht regelmäßig getrunken werden.
Viele Faktoren wirken positiv bei Diabetes mell. Typ 2. Mit einer gesunden Ernährungsform und ausreichend Bewegung kann der Diabetiker den Krankheitsverlauf erheblich beeinflussen. Die Umsetzung fällt oft leichter durch professionelle Unterstützung z.B. einer qualifizierten Ernährungsberatung.
- Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) - Info's für Fachleute und Laien
- Deutsche Diabetes-Union e. V. (DDU) - Informationen für Menschen mit Diabetes mellitus
- Deutscher Diabetiker Bund - Bietet Rat und Hilfe in allen Bereichen des Diabetes mellitus
- Diabetes Deutschland
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