Untergewicht bei Jugendlichen
In diesem Beitrag finden Sie
- Untergewicht bei Jugendlichen - kein Problem?
- Wann beginnt Untergewicht?
- Ursachen von Untergewicht
- Schadet Untergewicht der Gesundheit?
- Gesund zunehmen bei Untergewicht
- Tipps für das Zunehmen
- Sport - leicht und gut dosiert!
Untergewicht bei Jugendlichen - kein Problem?
Etwa 8 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen 6 und 16 Jahren liegen um mindestens 15 Prozent unter ihrem Normalgewicht und sind damit untergewichtig . Der aktuelle Kinder- und Jugendgesundheitssurvey ergab, dass 21,9 Prozent der 11-17Jährigen Merkmale einer Essstörung aufweisen.
Dabei sind Mädchen fast doppelt so häufig betroffen wie Jungen. Besorgniserregend ist nach wie vor der „Schlankheitswahn“. Weibliche Teenager entscheiden sich deshalb oft für eine strenge und einseitige Diät. Andere Jugendliche sind untergewichtig ohne den Wunsch, schlank zu sein. Sie finden ihren Körper und vor allem die dünnen Arme und Beine wenig attraktiv. Vergebliche Versuche, an Gewicht zuzunehmen, belasten die Jugendlichen und vor allem ihr Selbstbewusstsein sehr.
Wann beginnt Untergewicht?
Auch ohne Waage und Berechnung ist Untergewicht einfach zu erkennen am scharfen Hervortreten des Brustkorbes und der Beckenknochen. Ob das Gewicht von Kindern und Jugendlichen im Normbereich liegt, kann genauer mit Hilfe des Body-Mass-Index (BMI) auch Körpermassenindex beurteilt werden.
Der BMI gibt das Verhältnis zwischen Körpergröße und Gewicht an. Zur Berechnung wird das Körpergewicht in Kilogramm durch die Körpergröße in Metern zum Quadrat geteilt.
Beispiel: 50 kg / (1,65m x 1,65m) = 18,3
Dieser BMI von 18,3 deutet auf ein leichtes Untergewicht hin.
Gewichtseinteilung nach BMI:
- unter 17,5: ausgeprägtes Untergewicht,
- unter 18,5: Untergewicht,
- zwischen 18,5 und 25: Normalgewicht,
- zwischen 25 und 30: Übergewicht,
- zwischen 30 und 35: Adipositas Grad I,
- zwischen 35 und 40: Adipositas Grad II,
- über 40: extreme Adipositas, Grad III.
Da sich bei Kindern und Jugendlichen der normale Körperfettanteil je nach Alter und Geschlecht ständig ändert, hat man für sie die Perzentilkurven (Wachstumskurven) für den BMI entwickelt. Anhand des Alters und des BMI kann man von der Perzentilkurve ablesen, in welchem Bereich sich der Wert befindet.
BMI-Berechnung für Kinder und Jugendliche
Perzentilkurven für Mädchen und Jungen
Ursachen von Untergewicht
Bei den Ursachen des Untergewichts spielt die Vererbung eine wichtige Rolle, denn der Körperbau wird zum großen Teil von den Genen bestimmt. Manche Menschen haben genetisch bedingt einen sehr aktiven Stoffwechsel. Ihr Kalorienbedarf liegt im Durchschnitt 300 bis 400 Kalorien höher als bei Menschen, die zu den „guten Futterverwertern“ zählen und eher schnell zunehmen.
Auch unter Stress, der vielen Menschen auf den Magen schlägt, kommt es teilweise zur Gewichtsabnahme. Stress beeinflusst das Gefühl von Hunger und Appetit. Besonders aktive untergewichtige Personen, die der Nahrungsaufnahme allgemein wenig Bedeutung zumessen, neigen ebenfalls häufig zu Untergewicht. Sie vergessen sogar hin und wieder, etwas zu essen.
Gewichtsabnahme bei Krankheit
Wer normal isst und trotzdem untergewichtig ist, sollte unbedingt von einem Arzt abklären lassen, ob er an einer Krankheit leidet, die mit einer Gewichtsabnahme einhergeht.
Das ist beispielsweise bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa der Fall. Auch Lebensmittelunverträglichkeiten oder eine Schilddrüsenüberfunktion können für ein niedriges Körpergewicht verantwortlich sein.
Liegt eine Ess-Störung vor?
Nicht jeder untergewichtige Jungendliche leidet gleich an einer Essstörung. Und dennoch könnte ein Body-Mass-Index unterhalb des Normbereichs auch eine rein psychische Ursache haben.
Sollten Eltern den Verdacht hegen, dass es sich bei den Jugendlichen um die schweren Formen gestörten Essverhaltens wie Magersucht (anorexia nervosa) oder Ess-Brech-Sucht (bulimia nervosa) handelt, ist in jedem Fall professionelle Hilfe vom Arzt oder Psychotherapeuten nötig.
Schadet Untergewicht der Gesundheit?
Wer untergewichtig ist, muss nicht automatisch krank werden. Manche Menschen nehmen aufgrund ihres erhöhten Stoffwechsels nicht zu und bleiben ein Leben lang sehr schlank, obwohl sie reichlich Kalorien zu sich nehmen.
Fühlen sich untergewichtige Jugendliche wohl und leistungsfähig, liegt kein Anlass zur Besorgnis vor. Zur Sicherheit sollte dennoch eine Abklärung des gesundheitlichen Status beim Kinder- und Jugendarzt erfolgen. Normalgewicht anzustreben könnte ein langfristiges Ziel sein.
Mangelernährung bei Untergewicht
Untergewicht wirkt sich erst dann negativ aus, wenn gleichzeitig eine Mangel- oder Fehlernährung vorliegt. Eine zu geringe Aufnahme der lebenswichtigen Nährstoffe Kohlenhydrate, Fett, Eiweiß, Vitamine und Mineralstoffe zeigt sich auf Dauer an vielfältigen Symptomen. Durch den Abbau von Muskulatur, Fettgewebe und stoffwechselaktiven Zellen kommt es zur Schwächung der Abwehrkräfte. Untergewichtige sind anfälliger für Infektionen und haben nur wenige Reserven für stressige Phasen. Das Risiko für eine spätere Osteoporose ist bei Untergewichtigen deutlich höher als bei Normalgewichtigen.
Anzeichen von bedenklichem Untergewicht
- Leistungsschwäche
- Niedergeschlagenheit
- Müdigkeit trotz ausreichend Schlaf
- Wachstumsstörungen
- Konzentrationsstörungen
- Kreislaufstörungen
- häufiges Frieren
- trockene Haut
- mattes oder sprödes Haar bis zum Haarausfall
- Störungen der Menstruation
Gesund zunehmen bei Untergewicht
Sind medizinische Ursachen für das Untergewicht ausgeschlossen, ist es hilfreich, das Essverhalten genauer unter die Lupe zu nehmen. Ein Ernährungsprotokoll über 4 bis 7 Tage lang geführt, gibt Aufschluss über die tatsächliche Nährstoff- und Kalorienzufuhr. Auch wird daraus klar ersichtlich, wo noch Kalorien ergänzt werden können oder zu sehr gespart wurde. Die Grundlage für eine Gewichtszunahme ist in jedem Fall eine vollwertige Ernährung. Sie sollte ausgewogen sein und den Bedarf an allen wichtigen Nährstoffen decken. Als Richtwerte für die Zusammenstellung der Ernährung gelten dieselben Empfehlungen wie für Normalgewichtige.
Die Ernährungspyramide zeigt Mengen und Wichtigkeit der einzelnen Lebensmittelgruppen pro Tag, die Kinder und Jugendliche verzehren sollten.
Jugendliche benötigen täglich:
- reichlich Flüssigkeit: Wasser, Tee, Saftschorle oder ein Glas Saft
- reichlich Getreide und Getreideprodukte, Kartoffeln, Reis oder Nudeln
- reichlich Obst und Gemüse
- mäßig Milch- und Milchprodukte
- mäßig Fleisch, fettarme Wurst, Fisch und Eier
- sparsam Öl und Fett
- hin und wieder eine kleine Portion Süßigkeiten oder fettreiche Snacks
Copyright: BZfE, Idee: S. Mannhardt
Energiebedarf beim Zunehmen
Durchschnittlich brauchen Jugendliche im Alter von 13 bis 14 Jahren etwa 2200 (Mädchen) und 2700 (Jungen) Kilokalorien pro Tag. Bei den 15- bis 18-Jährigen liegt der Energiebedarf bei 2500 (Mädchen) und 3100 (Jungen) Kilokalorien. Untergewichtige sollten pro Tag zusätzlich mindestens 500 bis 1000 Kilokalorien zu ihrem durchschnittlichen Energiebedarf aufnehmen. Diese zusätzliche Kalorienzufuhr darf auch langsam von 500 auf 1000 Kilokalorien gesteigert werden.
Wie viel von welcher Lebensmittelgruppe? Altersgemäße Lebensmittelverzehrsmengen
Tipps für das Zunehmen
Das Ziel für Untergewichtige ist es, eine langsame aber kontinuierliche Gewichtszunahme mittels einer ausgewogenen und abwechslungsreichen Mischkost zu erreichen. Für das Zunehmen ist es ideal, mindestens fünf bis sechs Mahlzeiten pro Tag einzunehmen oder ungefähr alle zwei Stunden etwas zu essen. Kalorienreiche Snacks zwischen den Mahlzeiten verbessern die Energiebilanz. Diät- und Light-Produkte gehören nicht auf den Speiseplan von untergewichtigen Personen.
So werden Speisen reich an Kalorien
Die Kunst beim Zunehmen ist es, kalorienreiche Mahlzeiten zu essen, ohne ein schnelles Sättigungsgefühl zu erhalten. Das erreicht man am leichtesten über eine energiereiche Zubereitung und die Aufwertung der Speisen mit Kalorien aus Fett und Zucker. Blähende und stark sättigende Speisen sind ungünstig, weil sie den Appetit eher hemmen als steigern.
Anreichern von Suppen, Saucen oder Aufläufen mit
- Sahne, Doppelrahmfrischkäse und Creme fraiche
- 1 bis 2 Esslöffel Öl
- geriebenem Käse
- Eiern
Salate oder Rohkost ergänzen mit
- gerösteten Haselnüssen, Mandeln oder Walnüssen
- Ölsaaten wie Sonnenblumenkernen, Sesamsamen, Kürbiskernen
- in Öl eingelegtes Gemüse wie getrocknete Tomaten, Zucchini, Auberginen, Champignons, Artischocken oder Oliven
- Käsewürfeln
Süßspeisen verfeinern mit
- Sahne und Schmelzflocken
- ein bis zwei Teelöffeln hochwertigen Pflanzenölen
- Traubenzucker
Die kalorienreiche Variante wählen
Von vielen Lebensmitteln sind von Natur aus oder von der Industrie beeinflusst kalorienreduzierte Alternativen erhältlich. Untergewichtige Personen sollten sich in jedem Fall immer für die kalorienreiche Variante entscheiden. Auch bei der Zubereitung ist auf ein „Mehr“ an Energie zu achten.
Bei Untergewicht zu bevorzugen:
-
Bananen, Weintrauben oder Pflaumen anstatt Wassermelonen
-
Müsli statt mit Milch mit einer Milch-Sahne-Mischung im Verhältnis 50:50 zubereitet
-
gebundene Cremesuppen anstatt klare Brühe
-
Brote doppelt belegt und üppig mit Butter oder Pflanzenmargarine bestrichen
-
Als Brotbelag: fettreicher Käse (ab 50 Prozent Fett in der Trockenmasse) oder fettreiche Wurst (Leberwurst, Mettwurst, Salami)
-
energiereiche Brotaufstriche wie Nussmus, Pesto oder Nuss-Nougat-Creme
-
Salatsaucen mit hochwertigen Ölen wie Walnuss-, Oliven- oder Rapsöl
-
Milchprodukte mit vollem Fettgehalt verwenden( z.B. Sahne- anstatt Magerquark)
-
Fettreicher Fisch wie Lachs, Thunfisch oder Makrele
-
Vollkornbrot statt Weißbrot
-
Gemüse, Nudeln und Reis in Butter schwenken
-
Avocados mit 30g Fett auf 100g als Dipp oder Nudelsauce
Snacks zum Zunehmen
- Gemüsesticks mit Sahnequarkdipp
- Zuckerreiche Obstsorten
- Kuchen aus Blätterteig, Rührteig oder Mürbeteig wie z.B. Croissants oder Nusskuchen
- Müsli und Sahnejoghurt
- Vollkornkekse, Fruchtschnitten
- Belegte Sandwichs
Getränke für mehr Gewicht
Statt Mineralwasser sind auch zwei Liter unverdünnte Obst- und Gemüsesäfte am Tag erlaubt. Zur Abwechslung schmeckt auch ein Glas Vollmilch, Kakao, Sojamilch, Limonade und Cola. Milchshakes lassen sich gut aufwerten mit Sahneeis oder leckeren Früchten und einem Sahnehäubchen. Tee am besten mit Honig oder Sirup süßen. Besser nach dem Essen trinken als vorher oder dazu, sonst ist man schon zu früh satt.
Naschen und Knabbern erwünscht!
- Müsliriegel
- Schokolade, Bonbons, Gummibärchen
- Studentenfutter, Nüsse, Trockenfrüchte
- Chips, Käsewürfel, Erdnüsse
- Sahneeis
Das regt den Appetit an:
- Verschiedene Kräuter und Gewürze wie Petersilie, Koriander und Kümmel
- viel Abwechslung auf dem Speiseplan
- mehrere Gänge bei jedem Essen
- Garnituren, Servietten, ansprechende Tischdekorationen
- Lieblingsgerichte
- eine harmonische Tischgemeinschaft
- Spaziergänge an der frischen Luft
Fast Food: ja gerne!
Essen in Gesellschaft steigert den Appetit. Für eine kalorienreiche Mahlzeit ist auch – entgegen sonstiger Empfehlungen – das Fast Food Restaurant eine gute Anlaufstelle. Ein Maxi-Menü liefert mehr als 1000 Kilokalorien und bringt zudem noch Abwechslung, eine nette Gemeinschaft und viel Spaß.
Spezialprodukte: Trinknahrung
Wer mit „normalen“ Lebensmitteln keine Erfolge erzielt, kann es mit hochkalorischen Trinknahrungen aus der Apotheke probieren. Es gibt sie in vielen verschiedenen Geschmacksrichtungen, süß und pikant. Sie eignen sich auch gut für unterwegs.
Sport - leicht und gut dosiert!
Intensiver Sport und starker Stress können das Hungergefühl bremsen. Leichte und regelmäßige Bewegung ist wichtig und kann sogar den Appetit anregen. Sport zum Aufbau von Muskulatur ist zu empfehlen. Das formt den Körper und fördert ein positives Körpergefühl, was bei Untergewichtigen häufig wenig ausgeprägt ist. Bei Ausdauersportarten wie Joggen, Schwimmen oder Rudern werden viele Kalorien verbraucht, die dann zusätzlich mit der Nahrung wieder zugeführt werden müssen. Um eine übermäßige Fettverbrennung bei diesen Sportarten zu vermeiden, sollten sie maximal 20 Minuten durchgeführt werden.
Fotonachweis: Fotolia 3638035 © PeJo Frau mit Untergewicht
- Bundeszentrum für Ernährung
- Kinder- und Jugendgesundheitssurvey KiGGS
- Altersentsprechende Lebensmittelverzehrsmengen
Berechnung des Body-Mass-Index
Essstörungen
- Das online-Familienhandbuch
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
- ANAD (Anorexia Nervosa und Associated Disorders) e.V. Beratungsstellen
- Bundesfachverband Essstörungen
- Deutsche Gesellschaft für Essstörungen
Weitere Themen
Der Freistaat Bayern stellt Ihnen auf dieser Website unabhängige, wissenschaftsbasierte Informationen zum Verbraucherschutz zur Verfügung.
Einzelfallbezogene Rechtsauskünfte und persönliche Beratung können wir leider nicht anbieten. Auch dürfen wir Firmen, die sich wettbewerbswidrig verhalten, nicht selbst abmahnen.
Sollten noch Fragen zu Ihrem konkreten Sachverhalt verbleiben, wenden Sie sich bitte an die unter Service genannten Anlaufstellen.
Alle Artikel zum Thema
Zielgruppen
- Essen und Trinken bei Schichtarbeit
- Ernährung in stressigen Zeiten
- Gesunde Küche für Eilige: Ernährung für Berufstätige
- Ernährung im Freizeitsport
- Ernährung im ersten Lebenshalbjahr
- Ernährung im zweiten Lebenshalbjahr
- Ernährung von Kindergarten- und Schulkindern
- Kinderlebensmittel: Ein Beitrag zur Kindergesundheit?
- Werbung für Kinderlebensmittel: Augen auf beim Einkauf!
- Untergewicht bei Jugendlichen
- Vegetarismus für Jugendliche
- Ernährung für Männer: So isst Mann erfolgreich!
- Ernährung in den Wechseljahren
- Gesunde Ernährung ab der Lebensmitte
- So wichtig ist Trinken für die ältere Generation
- Ernährung für Hochbetagte
- Essen auf Rädern