Ernährung im zweiten Lebenshalbjahr - Ran an den Brei!
Begonnen werden soll mit der B(r)eikost frühestens mit Beginn des fünften, spätestens mit Beginn des siebten Monats. Das Kind ist dann körperlich und geistig so weit entwickelt, dass eine Fütterung mit dem Löffel möglich ist. Von einer früheren Einführung wird abgeraten. Um die Beikost verdauen zu können, ist eine bestimmte Reife der Nieren und des Magen-Darm-Traktes notwendig. Diese Reife erlangen Säuglinge erst mit dem Alter von vier Monaten.
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Beikost ergänzt Ernährung mit Muttermilch/Säuglingsmilchnahrung schrittweise
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Drei verschiedene Breie für den Säugling
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So gelingt die Umstellung von Milch auf Beikost!
Beikost ergänzt Ernährung mit Muttermilch/Säuglingsmilchnahrung schrittweise
Alle speziell für Säuglinge hergestellten Lebensmittel, die die Ernährung mit Muttermilch/ Säuglingsmilchnahrung schrittweise ergänzen sollen, bezeichnet man als Beikost.
Laut Ernährungsplan für das 1. Lebensjahr des Forschungsdepartments Kinderernährung (FKE) der Universitätskinderklinik Bochum werden nacheinander jeweils im Abstand von etwa einem Monat drei Breie eingeführt. Mit steigender Zahl der Breie und gegessener Breimenge, nimmt die Zahl der Stillmahlzeiten langsam ab.
Drei verschiedene Breie für den Säugling
Begonnen wird üblicherweise mit dem Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei. Dieser wird frühestens mit Beginn des fünften Monats und spätestens mit Beginn des siebten Monats schrittweise eingeführt, d.h. die Eltern gewöhnen ihren Säugling zunächst an eine Zutat, dann Schritt für Schritt an die anderen Zutaten des ersten Breis.
Am Anfang - bis das Löffeln gut gelingt - werden dem Kind nur wenige Löffel püriertes Gemüse (z. B. Karotten) angeboten. Die Gemüsemenge wird dann Tag für Tag gesteigert.
Sobald das Kind das Gemüse gut isst, kann der zweite Schritt erfolgen und es können Kartoffeln und Öl hinzugegeben werden. Im nächsten Schritt kommen Fleisch und Vitamin C-reicher Obstsaft hinzu. Als fleischfreie Alternative kann ein Gemüse-Kartoffel-Getreide-Brei gegeben werden. Auch hier soll der Vitamin C-reiche Obstsaft zur Verbesserung der Eisenaufnahme aus Getreide nicht fehlen.
Frühestens mit Beginn des sechsten, spätestens mit Beginn des achten Monats wird der Milch-Getreide-Brei eingeführt, der gerne abends gefüttert wird, da er gut sättigt. Als letzte Breimahlzeit wird der milchfreie Getreide-Obst-Brei am Nachmittag angeboten. Je nach Beikoststart erfolgt die Einführung frühestens Anfang des 7. Monats und spätestens Anfang des 9. Monats.
Beikost kann selbst zubereitet oder fertig gekauft werden. Beides hat Vor- und Nachteile. Sowohl selbst zubereitete als auch fertig gekaufte Beikost soll frei von geschmacksgebenden Zutaten wie z. B. Gewürzen, Schokolade, Kakao und Aromen sein. Auch der Zusatz von Zucker und Salz zur Beikost ist unnötig und unerwünscht.
Die Empfehlungen zu den Zeitpunkten und der angebotenen Beikost gelten auch für Kinder mit erhöhtem Allergierisiko.
Ab dem zehnten Monat kann das Kind schrittweise am Familienessen teilnehmen. Dann werden nach und nach die Breimahlzeiten durch normale Mahlzeiten ersetzt.
So gelingt die Umstellung von Milch auf Beikost!
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Da Kinder sich in ihrer Entwicklung unterscheiden, gibt es nicht den einen Starttermin für die Beikost, der für alle Säuglinge optimal ist. Hier sollen sich Eltern an den Signalen ihres Kindes orientieren (z. B. zeigt das Kind Interesse am Essen der „Großen“). Wichtig ist, dass das Kind mit etwas Hilfe aufrecht sitzen und den Kopf halten kann. Dadurch ist es in der Lage, den Kopf wegzudrehen, wenn es satt ist.
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Für die ersten Löffelversuche eignet sich ein flacher Kunststofflöffel mit einem weichen Rand besonders gut. Der Löffel soll gut mit Brei gefüllt sein, da ein voller Mund das Schlucken erleichtert.
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Häufig klappt das Löffeln nicht auf Anhieb. Die Bewegungen von Lippen und Zunge beim Löffeln sind anders als beim Saugen. Deshalb schiebt das Kind den Brei zu Beginn häufig mit der Zunge wieder aus dem Mund. Das Erlernen der neuen Essfertigkeiten erfordert Übung und kann etwas länger dauern. Von daher ist es wichtig, bei den ersten Löffelversuchen viel Geduld, ausreichend Zeit und Ruhe mitzubringen und es immer wieder zu probieren.
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Fernseher und Handy stören und lenken die Aufmerksamkeit vom Essen ab. Sie sollen ausgeschaltet bzw. weggelegt werden.
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Erst mit der Einführung des dritten Breies braucht ein gesunder Säugling neben Muttermilch/ Säuglingsmilchnahrung zusätzliche Flüssigkeit (etwa 200 ml über den Tag verteilt). Am besten geeignet zum Durstlöschen ist Trinkwasser (Leitungswasser). Kinder sollen Getränke von Anfang an aus einem Becher oder einer Tasse trinken. Schnabeltassen oder geschlossene Becher mit Saugventil behindern das Trinken lernen.
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Trinkmahlzeiten und Beikostprodukte aus Quetschbeuteln sind nicht geeignet für Säuglinge. Sie können die Entstehung von Karies fördern, besonders wenn das Kind wiederholt und für längere Zeit an der Flasche/dem Quetschbeutel nuckelt. Außerdem ist Löffeln wichtig für eine altersgerechte Entwicklung.
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Im ersten Lebensjahr sollen Kinder Kuhmilch zunächst nur als Zutat im Milch-Getreide-Brei und nicht als Ersatz für Muttermilch oder Säuglingsmilchnahrung bekommen. Kuhmilch hat einen dreimal so hohen Eiweißgehalt wie Muttermilch. Zu viel Eiweiß belastet die Nieren des Säuglings und begünstigt die Entstehung von Übergewicht.
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Zusätzlich zu den Breien können dem Kind nährstoffreiche Lebensmittel in Stückchen (z. B. weiches Obst, gekochtes Gemüse, Kartoffeln, Nudeln) angeboten werden. Kinder können so Lebensmittel mit allen Sinnen erfahren und spielerisch eine gesunde Ernährung entdecken. Das Kind soll niemals mit stückigen Lebensmitteln allein gelassen werden, falls es sich verschluckt.
LITERATUR
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Koletzko B, Bauer C-P, Cierpka M et al.: Ernährung und Bewegung von Säuglingen und stillenden Frauen. Aktualisierte Handlungsempfehlungen von „Gesund ins Leben - Netzwerk Junge Familie“, eine Initiative von IN FORM, Monatsschrift Kinderheilkunde 2016, 164: S433-S457.
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Brei selbst kochen: Mit diesen Rezepten gibt's was auf die Löffel! (15.06.2021)
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Alexy U, Hilbig A, Kersting M (2018): Die Ernährung des gesunden Säuglings. In: M Kersting (Hg.), Kinderernährung aktuell – Herausforderung für Gesundheitsförderung und Prävention (S.22-33). 2., komplett aktualisierte und erweiterte Auflage, Wiesbaden: UMSCHAU ZEITSCHRIFTENVERLAG.
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Alexy U; Hilbig A; Lang F (2020): Ernährungspraxis Säuglinge, Kinder und Jugendliche. Beratungswissen kompakt. 1. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart.
Fotonachweis: Panthermedia
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Homepage vom Forschungsdepartment Kinderernährung (FKE): Kinder und Jugendmedizin
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Broschüre „Wie viel trinkt und isst mein Baby im ersten Lebensjahr?“ vom Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn); Download der PDF-Datei hier
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