Ernährung im ersten Lebenshalbjahr:
Muttermilch und Säuglingsmilchnahrung
In diesem Beitrag finden Sie
- Stillen: Das Beste für Mutter und Kind
- Wie lange soll gestillt werden?
- Alternative zum Stillen: Industriell hergestellte Säuglingsmilchnahrung
- Weitere Hinweise zur Ernährung im ersten Lebenshalbjahr
Stillen: Das Beste für Mutter und Kind
Muttermilch ist leicht verdaulich und ganz auf die Bedürfnisse des Säuglings zugeschnitten. Sie liefert dem Baby die Nährstoffe, die es zum Wachsen und für eine gesunde Entwicklung benötigt. Muttermilch wird immer in der Menge und Zusammensetzung gebildet, wie es das Baby gerade braucht. So stillt sie ideal den Hunger und löscht zeitgleich den Durst.
Stillen fördert die Gesundheit von Mutter und Kind. Die Gebärmutter von stillenden Frauen bildet sich nach der Geburt schneller zurück als von nichtstillenden Frauen. Bei der Mutter kann das Stillen das Risiko senken, später an Brust- oder Eierstockkrebs zu erkranken. Gestillte Säuglinge haben im Vergleich zu nicht gestillten Säuglingen ein geringeres Risiko für Mittelohrentzündungen, Durchfall und Übergewicht im späteren Leben. Stillen in den ersten vier Lebensmonaten wird als Maßnahme zur Senkung des kindlichen Allergierisikos empfohlen.
Stillen kann zu einer engeren Bindung zwischen Mutter und Kind beitragen. Muttermilch ist praktisch: Sie kostet nichts, ist immer verfügbar, richtig temperiert und hygienisch einwandfrei.
Wie lange soll gestillt werden?
Im ersten Lebenshalbjahr sollen Säuglinge gestillt werden. Wie lange ausschließlich gestillt, das heißt nur Muttermilch gegeben wird, hängt von der Entwicklung und der Reife des Kindes ab. Es wird empfohlen, nicht vor Beginn des 5. Monats mit der Beikost zu beginnen. Mit Einführung der Beikost soll weiter gestillt werden. Mit steigender Zahl der Breie und gegessener Breimenge, nimmt die Zahl der Stillmahlzeiten langsam ab. Der Zeitpunkt des endgültigen Abstillens richtet sich nach den Bedürfnissen von Mutter und Kind. Jede Form des Stillens, auch kürzeres ausschließliches oder teilweises Stillen, ist gut für Mutter und Kind!
Weitere Informationen zur Beikosteinführung finden Sie hier: Ernährung im zweiten Lebenshalbjahr: - Ran an den Brei
Alternative zum Stillen: Industriell hergestellte Säuglingsmilchnahrung
Falls nicht gestillt wird, bekommt der Säugling industriell hergestellte Säuglingsmilchnahrung. Man unterscheidet hier zwischen Säuglingsanfangsnahrung (Pre- und 1-Nahrungen) und Folgenahrung (2- und 3-Nahrungen).
Pre- und 1-Nahrungen sind wie Muttermilch zur Fütterung von Geburt an für das gesamte erste Lebensjahr geeignet und können nach Bedarf gegeben werden. Eltern sollen sich an den Hunger- und Sättigungssignalen des Säuglings orientieren. Auch mit der Beikosteinführung können die Säuglingsanfangsnahrungen weiterhin gefüttert werden. Pre-Nahrungen sind ähnlich dünnflüssig wie Muttermilch und enthalten als Kohlenhydrat nur Milchzucker (Laktose). 1-Nahrungen dürfen zusätzlich weitere Zuckerarten, beispielsweise Stärke, enthalten. Der Zusatz von Stärke macht die 1-Nahrung etwas sämiger und nach Ansicht mancher Mütter auch besser sättigend. Es gibt keine nachgewiesenen Unterschiede zwischen Pre- und 1-Nahrungen was die Verträglichkeit oder das Gedeihen angeht.
Folgenahrungen sind in ihrer Zusammensetzung nicht an die Bedürfnisse eines sehr kleinen Säuglings angepasst. Sie enthalten mehr Eiweiß und mehr Kohlenhydrate als Anfangsnahrungen. Im Gegensatz zu Anfangsnahrungen sind Folgenahrungen nicht als Ersatz für Muttermilch vor der Beikosteinführung geeignet. Auch nach Einführung von Beikost ist der Einsatz von Folgenahrungen nicht notwendig.
Nicht oder nicht ausschließlich gestillte Säuglinge, deren Eltern oder Geschwister von einer Allergie betroffen sind, sollen mindestens bis zum Beginn des 5. Monats eine HA-Nahrung (hypoallergene Nahrung) erhalten.
Weitere Hinweise zur Ernährung im ersten Lebenshalbjahr
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Besonders wichtig ist eine professionelle Anleitung zum Stillen durch eine Hebamme, Krankenschwester oder Stillberaterin, damit die richtige Stilltechnik von Anfang an gelernt wird. Dies beugt wunden Brustwarzen und anderen Stillproblemen vor.
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Erfahrungsgemäß sind viele Mütter gerade am Anfang und bei kindlichen Wachstumsschüben besorgt, ob der Säugling wirklich satt wird. Nicht selten führt dies zum Zufüttern und Abstillen. Meist ist die Sorge jedoch unbegründet. Besonders wichtig für einen ausreichenden Milchfluss ist das Stillen nach Bedarf, das heißt Stillhäufigkeit und -dauer richten sich nach den Bedürfnissen des Kindes. Außerdem sollte die Brust regelmäßig vollständig entleert werden.
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Die Erfahrung zeigt, dass Säuglinge sehr unterschiedliche Milchmengen aufnehmen. Der Säugling bekommt genug Nahrung, wenn er im ersten Lebenshalbjahr etwa 140-170 Gramm pro Woche zunimmt, im zweiten Lebenshalbjahr etwa 100 Gramm. Das Geburtsgewicht des gesunden Säuglings hat sich nach 4-5 Monaten etwa verdoppelt und zum Ende des ersten Lebensjahrs etwa verdreifacht.
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In den ersten Lebensmonaten löscht die Muttermilch bzw. Säuglingsmilchnahrung den Durst des gesunden Säuglings. Bei Fieber, Durchfall oder Erbrechen kann ein zusätzliches Angebot an Flüssigkeit notwendig sein. Gestillte Säuglinge sollen in solchen Fällen häufiger angelegt werden, um den Mehrbedarf an Flüssigkeit über die Muttermilch zu decken.
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Selbsthergestellte Nahrung - ganz gleich ob aus Tiermilch oder aus pflanzlichen Rohstoffen - kann Muttermilch nicht ersetzen. Sie weist Nährstoffgehalte auf, die nicht an den Bedarf des Säuglings angepasst sind. Auch aus hygienischer Sicht ist es nicht empfehlenswert, die Nahrung selbst herzustellen.
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Unabhängig von der Form der Säuglingsernährung sollen Säuglinge bis zum Durchbruch des ersten Milchzahnes täglich ein Kombinationspräparat mit 0,25 mg Fluorid und 400-500 I.E. Vitamin D in Tablettenform erhalten. Eltern sollen sich hierzu von ihrem Kinderarzt beraten lassen.
Literatur:
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Koletzko B, Bauer C-P, Cierpka M et al.: Ernährung und Bewegung von Säuglingen und stillenden Frauen. Aktualisierte Handlungsempfehlungen von „Gesund ins Leben - Netzwerk Junge Familie“, eine Initiative von IN FORM, Monatsschrift Kinderheilkunde 2016, 164: S433-S457.
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Stillen: Prima für Mutter und Kind (10.06.2021) https://www.gesund-ins-leben.de/fuer-familien/das-1-lebensjahr/stillen/
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Alexy U, Hilbig A, Kersting M (2018): Die Ernährung des gesunden Säuglings. In: M Kersting (Hg.), Kinderernährung aktuell – Herausforderung für Gesundheitsförderung und Prävention (S.22-33). 2., komplett aktualisierte und erweiterte Auflage, Wiesbaden: UMSCHAU ZEITSCHRIFTENVERLAG.
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Alexy U; Hilbig A; Lang F (2020): Ernährungspraxis Säuglinge, Kinder und Jugendliche. Beratungswissen kompakt. 1. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart.
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Berg B; Cremer M; Flothkötter M et al.: Kariesprävention im Säuglings- und frühen Kindesalter. Handlungsempfehlungen des bundesweiten Netzwerks Gesund ins Leben, Monatsschrift Kinderheilkunde 2021, 169, https://doi.org/10.1007/s00112-021-01167-z
Fotonachweis:
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- Internetportal Netzwerk Junge Familie- Gesund ins Leben
- Informationsangebot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): https://www.kindergesundheit-info.de/themen/ernaehrung/0-12-monate/
- Homepage vom Forschungsdepartment Kinderernährung/FKE: https://www.klinikum-bochum.de/fachbereiche/kinder-und-jugendmedizin/forschungsdepartment-kinderernaehrung/praeventive-ernaehrungskonzepte.html
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