Luftfeuchtigkeit im Haus messen (Hygrometer) - vermeiden Sie Schimmelbildung
Von: Christian Hutter - Regierung von Schwaben, Gewerbeaufsicht
In diesem Beitrag finden Sie
- Relative Luftfeuchtigkeit
- Luftfeuchtigkeitsmessung
- Probleme mit der Luftfeuchtigkeit im Wohnraum?
- Wirkungen des Schimmels auf den Menschen
- Abhilfe
- Lüftungsgeräte mit Wärmetauscher
Was bedeutet "relative Luftfeuchtigkeit"?
Die relative Luftfeuchtigkeit ist das Verhältnis aus tatsächlich enthaltener, zur maximal möglichen Masse des Wasserdampfes in der Luft. Die relative Luftfeuchtigkeit wird auch Sättigungsgrad genannt. Die maximal mögliche Wassermenge (in Form von Wasserdampf), welche die Luft aufnehmen kann, ist von der Temperatur abhängig. Ein Kubikmeter Luft kann etwa folgende Menge an Wasser aufnehmen und ist dann zu 100% gesättigt:
- 7 °C | -> | 2,2g Wasser |
0 °C | -> | 4,4g Wasser |
+ 10 °C | -> | 8,8g Wasser |
+ 15 °C | -> | 11,0g Wasser |
+ 20 °C | -> | 17,0g Wasser |
+ 23 °C | -> | 20,0g Wasser |
Wie kann die Luftfeuchtigkeit gemessen werden?
Physikalische Hintergründe:
Es gibt mehrere physikalische Möglichkeiten, die Luftfeuchtigkeit zu messen:
-
Die Taupunktmethode:
Hier wird z. B. ein Spiegel in der Luft abgekühlt, bis sich Wasser auf ihm niederschlägt. Die Temperaturdifferenz zwischen Spiegeltemperatur und Lufttemperatur ist ein Maß für die Luftfeuchtigkeit. -
Psychromter:
Die Kugel eines Flüssigkeitsthermometers wird mit einem feuchten Lappen umwickelt. Durch die Verdunstungskälte sinkt die angezeigte Temperatur. Ein zweites und "trockenes" Thermometer zeigt die Umgebungstemperatur an. Die Differenz der beiden angezeigten Werte ist ein Maß für die relative Luftfeuchtigkeit. (Kann anschließend aus der "Psychromtertafel" abgelesen werden.) -
Haarhygrometer:
Bei hygroskopischen Stoffen (Haar, Kunststoffen) ändert sich mit der Feuchtigkeit die Länge. Die darauf basierenden Hygrometer zeigen nach Eichung die relative Luftfeuchtigkeit an. -
Absorptionsmethode:
Hygroskopische Stoffe entziehen der Luft den Wasserdampf. Durch Wägung kann die absolute Feuchtigkeit des Raumes, dem der Dampf entzogen worden ist, ermittelt werden.
Für den Privathaushalt sind im Handel mechanische und elektronische Hygrometer erhältlich.
Komfortabel und häufig anzutreffen sind die elektronischen Wetterstationen, welche neben der Temperatur gleich die Innen- und Außenluftfeuchtigkeit sowie zusätzliche Wetterwerte anzeigen.
Wann gibt es Probleme mit der Luftfeuchtigkeit im Wohnraum?
Probleme mit der Luftfeuchtigkeit sind zu erwarten, wenn im Vergleich zur Raumtemperatur kühlere Stellen vorhanden sind und die Luft mit Feuchtigkeit angereichert ist. Besonders in den Ecken zu Außenwänden herrscht oft wegen dem Vorhandensein von Kältebrücken eine niedrigere Oberflächentemperatur. Da die mit Feuchtigkeit angereicherte Luft bei Abkühlung die überschüssige Feuchtigkeit abgeben muss, kondensiert der Dampf an der kühlen Stelle. Es bildet sich Tau, die Wand wird feucht. Diese Probleme treten in Wohnräumen häufig im Winter auf, wenn die Außenwände kühl sind. Im Sommer treten Probleme bei hoher Luftfeuchtigkeit eher in Kellerräumen an kühleren Bereichen auf. Eine feuchte Wand hat schlechtere Wärmedämmwerte. Ist sie durchfeuchtet, kühlt sie bei niedrigen Außentemperaturen noch stärker ab, der oben geschilderte Effekt verstärkt sich.
An der feuchten Wand herrschen durch Farbe, Kleister, Tapeten ideale Bedingungen, die gesundheitsschädlichen Schimmel bzw. Pilze wachsen lassen. Ist ein Schimmel bereits vorhanden, so macht er sich durch modrigen, muffigen Geruch oder durch erste dunkle Flecken bemerkbar.
Wirkungen des Schimmels auf den Menschen
Der Schimmel gibt an die Raumluft Sporen und Stoffwechselprodukte ab. Diese werden eingeatmet und können allergische und reizende Reaktionen beim Menschen auslösen.
Folgende Symptome können hierbei auftreten: Schnupfen, Niesen, Husten, Kopfweh, Müdigkeit, gerötete Augen, Hautauschlag, Bindehaut-, Hals- und Nasenreizungen.
Wie lassen sich feuchte Wände und Schimmelbildung verhindern?
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Durch eine richtige Temperaturwahl!
In den Räumen muss auf eine ausreichende Mindesttemperatur geachtet werden, damit die Außenwände nicht zu sehr abkühlen können (nicht unter 15 °C).
Tauwasserbildung wird somit vermieden.
(Wohnbereich: ca. 20 °C, Bad: 21 °C, Schlafzimmer tags 18 °C, nachts 15-16 °C). -
Durch die richtige Luftfeuchtigkeit!
Die relative Luftfeuchtigkeit sollte auf Dauer nicht über 65-70% betragen.
Empfehlung: Wird ein Wert von etwa 50 % bei einer Raumtemperatur von 20°C eingehalten, kann davon ausgegangen werden, dass auch an ungünstigen Stellen, an denen eine Oberflächentemperatur von ca. 13 °C herrscht, keine Feuchtigkeitschäden zu erwarten sind. -
Durch richtiges Lüften!
Besonders im Winter: Regelmäßig kurzes Stoßlüften (ca. 5 Minuten); hier wird die feuchte Luft gegen trockene Luft ausgewechselt (Kontrollmöglichkeit durch das Hygrometer) bzw. kontrollierte Lüftung durch Lüftungsanlage. -
Durch richtiges Aufstellen der Möbel:
Möbelstücke mit einigen Zentimetern Abstand zu Außenwänden aufstellen, damit die warme Raumluft die Außenwand umstreichen kann. (Besonders wichtig bei Neubauten, die noch nicht vollständig ausgetrocknet sind.) Vorsicht auch bei Bildern an Außenwänden; auch hier Abstandshalter verwenden, damit Luft hinter dem Bild zirkulieren kann. Einbaumöbel an Außenwänden sind insbesondere bei älteren Häusern zu vermeiden! -
Eine sehr wirkungsvolle Maßnahme gegen feuchte Innenwände ist das Anbringen einer Wärmedämmung an den Außenwänden. Dies eignet sich besonders bei einer anstehenden Renovierung oder bei einem Neubau. Hier werden Wärmeverluste durch die Wand reduziert. Die Wand nimmt fast Raumtemperatur an, dadurch wird auch die Taupunkttemperatur angehoben. Feuchte Ecken und Schimmel werden vermieden. Darüber hinaus wird enorm Heizenergie und damit Kosten eingespart.
ungünstig: Dauerlüften
günstig: Stoßlüften
Lüftungsgeräte mit Wärmetauscher sind empfehlenswert
Empfehlenswert ist auch der Einbau von Lüftungsanlagen, die einen kontinuierlichen Luftaustausch gewährleisten. Das Herzstück ist ein Wärmetauscher, der aus der verbrauchten Luft die Wärmeenergie entzieht und der kühleren Frischluft wieder zuführt. Die Wärmerückgewinnung beträgt bis zu 90 Prozent. So wird beim Lüften keine teure Energie ins Freie "verheizt " sondern bleibt im Wohnraum. Auf dem Markt sind auch bereits kleinere Geräte, sog. dezentrale Lüftungsgeräte erhältlich, die nachträglich zur Lüftung eines Raumes eingebaut werden können.
Zentrale Lüftungsgeräte befinden sich nur in einem Raum und werden über ein Rohrsystem mit den Räumen verbunden. Diese Variante eignet sich bei Neubauten. Mit diesen Geräten ist es auch möglich, einen Erdwärmetauscher einzusetzen, der von außen angesaugte, kalte Frischluft im Winter vorwärmt (bzw. warme Luft im Sommer abkühlt) und dadurch weitere Energie einspart und den Komfort im Haus noch weiter erhöht. Mit all diesen Geräten ist ein kontinuierlicher Luftaustausch gewährleistet - die Gefahr der Schimmelbildung wird nahezu ausgeschlossen. Darüber hinaus steigert sich natürlich das Wohlempfinden durch das Vorhandensein von frischer, sauerstoffhaltiger Luft.
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