Wann lohnt sich eine Photovoltaik-Anlage finanziell?
Von: Judith Maertsch, VerbraucherService Bayern im KDFB e.V.
In diesem Beitrag finden Sie
- Kosten und Nutzen von Photovoltaik: So rechnen Sie
- Faktoren für die Rentabilität von Photovoltaik-Anlagen
Ob sich eine PV-Anlage lohnt, muss sorgfältig berechnet werden. Die Auswahl der passenden Anwendungsform wie Solarthermie für Warmwasser oder Heizen bzw. konventionelle PV-Anlage zur Stromerzeugung für Eigenversorgung und/oder Netzeinspeisung erfolgt nach einem technischen Vergleich sowie einem Vergleich der Kosten. In der Ertragsprognose des/der Installateur/-in sind neben den steuerlichen Vorteilen auch die Finanzierungskosten, die Strompreisentwicklung, der Eigenverbrauch, die Kosten für einen korrekt dimensionierten Speicher, sowie die laufenden Betriebskosten wie Versicherungen und Reparaturen zu berücksichtigen.
Im Falle einer Fremdfinanzierung, aber selbst bei hoher Eigenkapitalquote sollen die Einnahmen und Kosteneinsparungen die Anschaffungskosten der PV-Anlage und die laufenden Kosten unbedingt decken!
Kosten und Nutzen von Photovoltaik: So rechnen Sie
Mit einer Photovoltaikanlage können Nutzer/-innen die Folgen steigender Strompreise abschwächen, da die Abhängigkeit zumindest in Sommermonaten reduziert werden kann. Vergleichen Sie, was sie durch Eigenverbrauch an teurem zugekauften Strom einsparen (20 Jahre Lebensdauer der PV-Anlage x 30 Cent/kWh, zuzüglich Einnahmen aus Stromverkauf durch Netzeinspeisung der nicht genutzten durchschnittlich 70-80% der Stromerzeugung) mit den Anschaffungs-, Wartungs-, und Betriebskosten in 20 Jahren (Lebensdauer der PV-Anlage).
So rechnen Sie:
+Gesparte Stromkosten
+Einspeisevergütung
-Anlagekosten
---------------------------------
=Ertrag PV Anlage
Diese Faktoren beeinflussen die Rentabilität von Photovoltaik-Anlagen
1. Anteil und Organisation des Eigenverbrauchs einer PV-Anlage
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Eine Solaranlage rechnet sich vor allem zur eigenen Nutzung des Solarstroms. Der teuere Fremdstrom wird durch die eigene Solarstromproduktion ersetzt.
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Aber auch eine Volleinspeisung (Netz-Einspeisevergütung bei PV Anlagen bis 10 kiloWattpeak (kWp) Nennleistung 13,0 Cent/kWp, über 10 kWp 10,9 Cent/kWh) kann rentabel sein, beispielsweise wenn der Eigenverbrauch sehr niedrig oder nicht möglich wäre.
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Bei Mischnutzung werden 8,2 Cent Einspeisevergütung pro kWh auf 20 Jahre garantiert.
Die tatsächliche Einspeisevergütung hängt jedoch auch von der Anlagengröße ab und unterliegt einem Degressionsmechanismus (das heißt, der anzulegende Wert sinkt im Zeitverlauf). Insofern ist hier auch der Zeitpunkt der Inbetriebnahme relevant. Aktuelle Förderhöhen und Zubauwerte im Rahmen des EEG sind auf der Webseite der Bundesnetzagentur einsehbar.
Bei einem durchschnittlichen Verbrauch für eine vierköpfige Familie mit ca. 4500 kWh Jahresbedarf ist der Sparvorteil beim Eigenverbrauch gegenüber der Netzeinspeisung leicht ersichtlich. Beim Betrieb eines Elektrofahrzeugs erhöht sich der Jahresbedarf je nach Fahrleistung zusätzlich um ca. 2 800 kWh, nach der Installation einer Wärmepumpe um weitere ca. 5000 kWh. (Für Steueroptimierer/-innen: Auch die gleichzeitige Inbetriebnahme einer Eigenverbrauchs- und einer Volleinspeise-Anlage auf demselben Gebäude möglich.)
Die Rendite der Investition steigt, wenn der Eigenverbrauch durch Automatisierung und intelligente Technik erhöht wird.
Ohne smarte Steuerungssysteme im Haushalt deckt die Solarenergieproduktion ca. 20-30% vom Eigenverbrauch. Den Eigenbedarf können Sie durch die Nutzung eines Elektrofahrzeugs oder die Installation einer Wärmepumpe weiter erhöhen. Der Verbrauch könnte durch Nutzung intelligenter Geräte oder Home-Office-Regelung, aber auch im Ruhestand über den Tag gleichmäßiger verteilt werden.
Der Eigenverbrauch und die Rentabilität können auch durch die Installation eines Speichers steigen, da der Solarstrom zwischengespeichert und später genutzt werden kann.
Der korrekt dimensionierte Speicher berücksichtigt das individuelle Verbraucherprofil im Tagesverlauf, wann und wie viel Strom benutzt wird. Wenn durch Home-Office oder im Ruhestand der Stromverbrauch über den Tag verteilt wird, ist die Zwischenspeicherung nicht zwingend notwendig. Der Batteriespeicher sollte im Verhältnis zur PV-Anlage nicht zu groß sein. Hierzu ist die nutzbare Speicherkapazität auf maximal 1,5 kWh je 1 kW PV-Leistung zu begrenzen (s.auch Fachartikel "Empfehlungen zur Auslegung von Solarstromspeichern", HTW Berlin).
Beachten Sie bei den Wirtschaftlichkeitsberechnungen, dass die Lebensdauer des Speichers mit 10-15 Jahren wesentlich kürzer ist, als die von der PV-Anlage, was zu hohen Austauschkosten führen kann. Dies ist bei den Ertragsprognosen mit zu denken.
2. Anschaffungskosten einer Photovoltaik-Anlage
Für eine vierköpfige Familie mit ca. 4500-5000 kWh jährlichem Verbrauch und bei einer durchschnittlicher Solarstromproduktion von ca. 1000kWh/kWp empfiehlt sich eine Anlage ab 6 kWp (KiloWattPeak Spitzenleistung). Auch kleinere Anlagen leisten aber einen wichtigen Beitrag zu der persönlichen Energiewende und zum Schutz der Umwelt!
Obwohl die Anschaffungskosten pro kiloWattpeak (kWp) Leistung in den letzten Jahren stark gesunken sind, sind bei den Angeboten durch die hohe Nachfrage und durch den Fachkräftemangel regional starke Abweichungen zu beobachten. Vergleichen Sie mehrerer Angebote! Bis zu welcher Höhe eine Investition gewinnbringend ist, hängt stark vom Einzelfall ab (Strompreise, Anlagengröße etc.). In der Regel ist eine Investition unter 1800 Euro pro installierte kWp Leistung bei einer voraussichtlicher Anlagelebensdauer von 20 Jahren (entspricht der PV-Leistungs- und der Einspeisevergütungs-Garantiezeit) eine gewinnbringende Investition wahrscheinlich. Ein Rechenbeispiel:
Die Anlage sollte – sofern möglich - immer etwas größer als der aktuelle Bedarf geplant werden. Das neue Elektroauto, eine neue Wärmepumpe oder die Klimaanlage sollten gleich miteinkalkuliert werden. Die größeren PV-Anlagen bei optimalen Dacheigenschaften sind pro kWp-Leistung gemessen in der Regel günstiger als kleinere! Installieren Sie so viele PV-Module am Dach wie unter Berücksichtigung Verschattungsverhältnisse, Dachfenster, etc. nur möglich. Maximalbelegung vom Dach wird empfohlen.
Bei Fremdfinanzierung muss der Zinsaufwand bei der Ertragsprognose berücksichtigt werden. Die PV-Anlage wird in der Regel zu höheren Zinsen als eine Immobilie finanziert. Da hier die Bank mit keiner Sicherheit rechnet und keine Grundschuld eingetragen wird, sind die Darlehenszinsen oft sehr teuer. Die PV-Anlage am Dach wird von den meisten Banken wiederum als immobilien-werterhöhende Baumaßnahme berücksichtigt.
Als Alternative bei fehlendem Eigenkapital bieten immer mehr Solarteure ihre PV-Module, Speicher und Wallboxen auch zur Miete an (All-inklusiv-Pakete). Ohne Leistungsausfallrisiko durch Systemfehler oder suboptimale Betriebsbedingungen wie ungünstige Witterungsverhältnisse und administrativen Aufwand kann der Umwelt geschützt und die eigene Stromversorgung sichergestellt werden.
3. Der Strompreis
Wie schnell die Anlage sich amortisiert und erste Gewinne erzielt, hängt auch vom Strompreis ab. Bei steigenden Strompreisen tritt ein höherer Spareffekt ein. Bei der Kalkulation der Wirtschaftlichkeit Ihrer Anlage sollten Sie einen realistischen Wert für die Strompreise zu Grunde legen. Aktuell werden Neukund/-innen Stromverträge bereits unter 30 Cent/kWh angeboten. Kalkulieren Sie mit diesem Preis, sind Sie wirtschaftlich betrachtet auf der sicheren Seite. Bei inflationärer Strompreisentwicklung würde die Rendite Ihrer PV-Anlage umso mehr steigen
Eine PV-Anlage amortisiert sich umso schneller, je niedriger die Anschaffungskosten pro m2 oder kWp Leistung ausfallen, je mehr der eigene Strom genutzt wird und je teurer der Strompreis ist. Volleinspeisungs- und Teileinspeisungsanlagen sind in der Regel wirtschaftlich rentabel zu betreiben.
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