Vergleichs- und Vermittlungsportale: Was Nutzer/-innen wissen sollten
Von: Verbraucherzentrale Bayern e.V.
In diesem Beitrag finden Sie
- Die Tücken des Vergleichs
- Neue Regelungen für digitale Dienste
- Vergleichsportale: Auf richtige Voreinstellungen achten
- Bewertungen und Siegel auf Portalen: Das müssen Sie beachten
- Wer ist Vertragspartner, wenn Sie etwas kaufen?
- Vier Tipps für die sichere Nutzung von Vergleichsportalen
Nichts ist umsonst. Auch Vermittlungs- und Vergleichsportale verfolgen als profitorientierte Unternehmen eigene Interessen. Sie agieren wie Makler/-innen und bekommen für die Vermittlung eine Provision. Darüber hinaus zahlen Verbraucher/-innen oft mit ihren persönlichen Daten, die die Portale gewinnbringend für Werbezwecke nutzen. Auch Platzierungen an der Spitze der Suchergebnisse lassen sich manche Portale vergüten. Das erste Ergebnis ist daher nicht immer das Beste.
Die Tücken des Vergleichs
Oft führt der Vergleich verschiedener Tarife auf mehreren Portalen zu identischen Preisen, was angesichts der Vielzahl der Portale erstaunlich ist. Grund dafür sind Unternehmen, die mehrere Vergleichsportale betreiben oder mit anderen kooperieren. Die Portale fluege.de, billigfluege.de und flug.de werden beispielsweise von einem Unternehmen betrieben. Das ist vielen Nutzer/-innen nicht bewusst.
Bereits seit dem 28.05.2022 müssen wirtschaftliche Verflechtungen sog. verbundener Unternehmen offengelegt werden. Das sind solche, die zu einem Unternehmen gehören oder wechselseitig größere Anteile an dem anderen Unternehmen halten.
Ein weiteres Manko ist, dass die Portale nicht immer eine umfassende Übersicht über den Markt geben, da wichtige Anbieter und Produkte fehlen. Zukünftig müssen die Portale zumindest auflisten, welche Anbieter in den Vergleich einbezogen wurden.
Des Weiteren müssen die wichtigsten Parameter und deren Gewichtung für die Erstellung des Rankings offengelegt werden. Wenn eine gezahlte Provision Einfluss auf die Ergebnisliste hat, muss darüber aufgeklärt werden. Die aufgeführten Informationspflichten müssen in klarer und verständlicher Weise dargestellt werden.
Neue Regelungen für Onlinedienste
Seit dem 24.02.2024 müssen Unternehmen, die online ihre Vermittlungsdienste im Binnenmarkt der Europäischen Union (EU) anbieten, zudem die neuen Regeln des Digital Services Acts (DSA) beachten. Sie werden dazu verpflichtet, für mehr Schutz und Transparenz für Verbraucher/-innen zu sorgen.
Die Anbietenden sind bereits verpflichtet, verständlich anzugeben, nach welchen Kriterien die Empfehlungen und Rankings ihrer Angebote entstehen. Zukünftig müssen Verbraucher/-innen diese Parameter auch anpassen können, wenn sie beispielsweise keine Empfehlungen auf Basis ihrer persönlichen Daten bekommen möchten.
Plattformen müssen außerdem jegliche Werbung als solche kennzeichnen und darüber informieren, wer dafür bezahlt hat. Plattformen, die Minderjährige als Zielgruppe haben, müssen besondere Maßnahmen zu deren Schutz ergreifen, u. a. durch ein vollständiges Verbot zielgerichteter Werbung.
Sehr große Plattformen und Suchmaschinen, worunter z.B. auch Booking.com fällt, müssen bereits seit dem 25.08.2023 die neuen Transparenzregeln umsetzen und Beschwerdemöglichkeiten für Verbraucher/-innen einrichten. Ihnen obliegt es, eine zentrale Kontaktstelle für Nutzende anzugeben, die leicht zugänglich ist.
Vergleichsportale: Auf richtige Voreinstellungen achten
Sie haben es aber auch selbst in der Hand, Preise im Internet richtig zu vergleichen. Wichtig ist zunächst, dass Sie sich ausreichend Zeit zu nehmen um einen breiten Marktüberblick zu bekommen.
Beim Preisvergleich sollten Sie unbedingt auf die Voreinstellungen der Vergleichsportale achten. Voreingestellte Filter wie der Preis beeinflussen die Suchergebnisse, sind aber nicht immer verbraucherfreundlich und können sich nachteilig auswirken.
Werden Vorteile, die sich z.B. aus der Gewährung eines Neukunden-Bonus ergeben, vom Preis für das erste Vertragsjahr abgezogen, lassen sich für das erste Vertragsjahr besonders günstige Preise darstellen. Ab dem Folgejahr wird der Tarif dann häufig teurer.
Bewertungen und Siegel auf Portalen: Das müssen Sie beachten
Bewertungen und Siegel können als Orientierung dienen, sollten aber immer mit einem skeptischen Blick gelesen werden. Bewertungen können gefälscht sein und müssen nicht immer der Wahrheit entsprechen.
Auch Siegel, die für die Seriosität, Unabhängigkeit und den Service des Portals stehen, sollten Sie kritisch prüfen. Manche Siegel sind gefälscht, andere haben nur bestimmte Bereiche der Plattform, etwa das Design, getestet. Über den Algorithmus oder die Darstellung der Ergebnisse sagen sie zumeist nichts aus. Ein Blick auf die Website des Siegelgebers kann Auskunft darüber geben, was getestet wurde.
Wer ist Vertragspartner/-in, wenn Sie etwas kaufen?
Vergleichs- und Vermittlungsportale sind in der Regel nicht gleichzusetzen mit dem Anbieter der gesuchten Leistung (Flug, Hotel, Versicherung etc.). Sie vermitteln nur den Vertragsschluss, der mit dem Hotel, der Fluggesellschaft oder dem Energieversorger zustande kommt. Diese Rollenverhältnisse waren vielen Verbraucher/-innen in der Vergangenheit unklar und haben dazu geführt, dass diese nicht wussten, wer für welche Leistung verantwortlich ist. Zukünftig müssen Portale darstellen, ob und inwieweit sie Aufgaben für die Anbieter übernehmen, damit Sie wissen, wer wofür der/die richtige Ansprechpartner/-in ist.
Vier Tipps für die sichere Nutzung von Vergleichsportalen
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Machen Sie sich bewusst, dass Vergleichs- und Vermittlungsportale nicht immer den gesamten Markt abdecken und nicht zwangsläufig das beste Angebot für Sie haben.
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Nehmen Sie sich Zeit für die Suche. Nutzen Sie verschiedene Vergleichsportale und passen Sie die voreingestellten Filter auf Ihren individuellen Bedarf an.
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Prüfen Sie die Angebote der Ergebnisliste kritisch. Nehmen Sie die Preise und Vertragsbedingungen genauer unter die Lupe. Achten Sie auf die Kosten für die gesamte Vertragsdauer.
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Werfen Sie einen Blick auf die Seite der Anbieter selbst - manchmal ist es günstiger, direkt einen Vertrag mit dem Anbieter zu schließen.
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