Infrarot-Ohrthermometer
Von: AP3.2 Arbeits- und Umweltmedizin/ -epidemiologie - Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
In diesem Beitrag finden Sie
- Funktionsweise eines Infrarot-Thermometers
- Messergebnis
- Fehlerquellen
- Erfahrungen
- Infrarot-Ohrthermometer - ein Medizinprodukt
- Rechtsnormen
Funktionsweise eines Infrarot-Thermometers
Die Temperaturmessung bei herkömmlichen Berührungsthermometern beruht auf einem leitungsgebundenen Wärmetransport (= Kontakt) von Gewebe und Thermometer.
Im Gegensatz dazu misst ein IR-Thermometer die vom Gewebe (Trommelfell) ausgesandte (emittierte) Wärmestrahlung.
Diese vom Trommelfell ausgehende Wärme (Infrarotstrahlung) tritt durch ein Messfenster im konischen Teil des Ohrthermometers und trifft dann auf einen Infrarotsensor.
Aus der Stärke der erkannten IR-Strahlung wird dann die Körpertemperatur bestimmt.
Aus medizinischen Untersuchungen ist bekannt, dass die Temperatur des Trommelfells sehr genau mit der Körperkerntemperatur übereinstimmt.
Messergebnis
Die Brauchbarkeit eines Messergebnisses wird wesentlich von der Handhabung des IR-Ohrthermometers beeinflusst. Die Angaben über Bedienung, Anwendung und Pflege sind daher ein wichtiger Bestandteil der Gebrauchsanweisung, die vom Hersteller mitgeliefert werden muss und vom Anwender sehr genau gelesen und befolgt werden sollte.
Fehlerquellen
Messabweichungen treten am häufigsten auf durch
- unsaubere oder beschädigte Messeinrichtungen (Messfenster, Messlinse),
- fehlende oder fehlerhafte Schutzkappen über dem Messkopf (die überwiegende Zahl der Geräte darf nur mit Einmal-Schutzkappe betrieben werden) oder
- falsches Einführen der Messsonde in den Ohrkanal (der Sensor muss auf das Trommelfell gerichtet werden).
Erfahrungen
Technisch sind die Geräte selten zu beanstanden, wie umfangreiche Prüfungen durch das staatliche Amt für Maß und Gewichte (Eichamt) ergaben.
Abweichungen von den Norm-Messtoleranzen treten tendenziell bei Billiggeräten (ca. 20 %) auf.
Die "einfache und präzise Messung" kann sich in der Praxis als mühsam und ungenau herausstellen, wenn Verstopfungen durch Ohrenschmalz oder Entzündungen im Ohr vorliegen oder mehrere Messungen hintereinander Ergebnisse mit bis zu 0,5 °C Unterschied ergeben.
Dies ist zwar vermutlich meist auf Handhabungsfehler zurückzuführen, verunsichert in der Praxis jedoch stark.
Infrarot-Ohrthermometer - ein Medizinprodukt
Das IR-Ohrthermometer wird zur Erkennung und Überwachung von Krankheiten beim Menschen eingesetzt und unterliegt der Medizinprodukteverordnung (EU) 2017/745 (MDR). Es wird als Gerät der Klasse IIa eingestuft und darf nur an den Anwender geliefert werden, wenn- die grundlegenden Sicherheits- und Leistungsanforderungen nach Anhang I der MDR erfüllt sind,
- ein Konformitätsbewertungsverfahren nach Art. 52 MDR durchgeführt wurde,
- die CE-Kennzeichnung mit Kennnummer der benannten Stelle angebracht ist und
- eine Gebrauchsanweisung mit sicherheitsbezogenen Informationen in deutscher Sprache vorliegt.
Rechtsnormen
Medizinische Ohrthermometer müssen den Anforderungen der Norm DIN EN ISO 80601-2-56 entsprechen, z. B.:
- Die Temperatur-Messspanne muss den Bereich von 34,0 °C bis 42,0 °C umfassen.
- Bei einer Umgebungstemperatur von + 15 °C bis + 40 °C dürfen die Messabweichungen +/- 0,3 °C nicht überschreiten.
- Die Anzeigeeinheit muss 0,1 °C oder weniger betragen und gut ablesbar (mind. 4 mm) sein.
- Das IR-Ohrthermometer muss ein Warnsignal abgeben oder darf keinen Wert anzeigen, wenn die Versorgungsspannung der Batterie zu niedrig ist, der Messbereich oder die Umgebungstemperatur über- oder unterschritten werden.
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