Wasser im Einkaufskorb – wassersparend einkaufen
Hinzu kommt, dass Wasser sehr ungleich auf der Erde verteilt ist. Während Deutschland ein wasserreiches Land ist, herrscht in südlichen Ländern oft Wassermangel. Doch auch hierzulande führt der Klimawandel zu mehr Hitze und vermehrter Trockenheit.
In diesem Beitragfinden Sie
- Wie viel Wasser nutzen wir?
- „Wasser im Einkaufskorb“ – Wasserbeziehungen weltweit
- Wasser ist nicht gleich Wasser: Grün, blau, grau
- Unser Konsum hat Folgen: Konflikte um Wasser vor Ort
- Tipps für Ihren Einkauf
Wie viel Wasser nutzen wir?
Der Wasserfußabdruck gibt die Wassermenge an, die von den Bewohnern eines Landes beansprucht wird. Deutschland verbraucht im Jahr rund 117 Milliarden Kubikmeter Wasser, das ist mehr als das zweifache Volumen des Bodensees.
Mit einem durchschnittlichen Pro-Kopfverbrauch von 121 Liter am Tag ist unser Wasserverbrauch im Haushalt minimal im Vergleich zu dem Wasserbedarf, den unser Konsum verursacht:
3.900 Liter sind notwendig, um die Produkte herzustellen, die jeder Deutsche im Schnitt täglich verbraucht.
Durch den Import von Gütern werden dabei Wasservorkommen weltweit beansprucht.
„Wasser im Einkaufskorb“ – Wasserbeziehungen weltweit
Lebensmittel und andere landwirtschaftliche Produkte haben den höchsten Anteil am weltweiten Wasserverbrauch. Das so genannte virtuelle Wasser bzw. der Wasserfußabdruck von Produkten beschreibt, welche Menge an Wasser bei der Herstellung benötigt wird. In diesem Zusammenhang wichtig ist, wo das Wasser eingesetzt und wo das Produkt verbraucht wird. Denn durch den weltweiten Handel mit Gütern entstehen globale Wasserbeziehungen.
Entsprechend beeinflussen wir durch unseren Konsum Wasservorkommen weltweit. Allerdings ist beim Einkauf in der Regel nicht ersichtlich, wie viel Wasser die Herstellung erfordert und welche Auswirkungen dies vor Ort hat. Folgende Informationen sollen helfen, Produkte hinsichtlich ihres Wasserbedarfs besser beurteilen zu können.
Wasser ist nicht gleich Wasser: Grün, blau, grau
Ein Produkt ist in der Regel umso problematischer, je mehr Wasser für die Herstellung benötigt wird. Entscheidend ist jedoch nicht allein die Wassermenge, sondern insbesondere die Frage, ob der Anbau der Pflanzen an die Wasservorkommen vor Ort angepasst ist. Ein hoher Wasserverbrauch ist somit nicht zwangsläufig negativ zu beurteilen sondern muss auf das Wasserangebot vor Ort bezogen werden. Ebenfalls von Bedeutung ist, ob Wasser verunreinigt wird.
Bei der Berechnung des Wasserfußabdrucks wird dies berücksichtigt, indem Wasser in folgende Kategorien unterteilt wird:
- Grünes Wasser steht für natürlich vorkommendes Boden- und Regenwasser, welches z.B. beim Anbau von Pflanzen aufgenommen wird.
- Blaues Wasser bedeutet, dass Oberflächen- oder Grundwasser zur Bewässerung von Pflanzen bzw. Herstellung von Produkten genutzt wird.
- Graues Wasser zeigt, welche Wassermenge beim Anbau von Pflanzen bzw. bei industrieller Produktion verschmutzt wird.
Generell ist ein hoher Anteil an grünem Wasser aus Umweltsicht günstiger zu bewerten. Welche Pflanze angebaut wird, hängt in der Regel davon ab, welche Feldfrüchte auf dem Markt nachgefragt werden. Diese sind jedoch nicht immer an die klimatischen Bedingungen und die jahreszeitliche Verfügbarkeit von Wasser in der Anbauregion angepasst. Wegen geringer Niederschlagsmengen ist oft eine künstliche Bewässerung notwendig.
Unser Konsum hat Folgen: Konflikte um Wasser vor Ort
Während vielerorts große Wassermengen in die Herstellung von Gütern für den Export fließen, sind Bewohner und Kleinbauern vor Ort mit den negativen Folgen konfrontiert.
Wassermangel und Wasserverschmutzung
Dem Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen WBGU zufolge ist weltweit eine Zunahme von Wassermangel und Wasserverschmutzung zu verzeichnen. Angesichts steigender Bevölkerungszahlen sind in Zukunft vermehrt Konflikte um Wasser zu erwarten, der Klimawandel dürfte die Situation weiter verschärfen. Und auch die Verschmutzung und Versalzung von Wasser werden zunehmend zum Problem.
Übernutzung von Wasser- und Grundwasservorkommen
Wird dauerhaft zu viel Wasser entzogen, können sich lokale Wasservorräte nicht auf natürliche Weise erneuern. Die Folge: Der Grundwasserspiegel sinkt, Flussbette trocknen aus, langfristig drohen Versteppung und Wüstenbildung. In Küstennähe kann bei einer zu starken Entnahme von Grundwasser Meerwasser eindringen, das Grundwasser versalzt. Kritisch ist auch die Nutzung von fossilem Grundwasser, das sich meist über mehrere Jahrhunderte gebildet hat und nicht durch aktuelle Niederschläge erneuert wird.
Verlust fruchtbarer Böden und Konkurrenz um Anbauflächen
Des Weiteren kann eine unsachgemäße Bewässerung zur Versalzung und Erosion von Böden führen. Die Folge ist der Verlust fruchtbarer Landflächen. Schätzungen zufolge ist bereits rund ein Viertel der Böden weltweit degradiert, d.h. in der Leistungsfähigkeit eingeschränkt. Zugleich steigt aufgrund des Bevölkerungswachstums und der Verknappung fossiler Energieträger die Nachfrage nach Agrarprodukten, die Konkurrenz um Land nimmt zu und die Nachfrage nach fruchtbarem Boden steigt.
Tipps für Ihren Einkauf
Bei Lebensmitteln auf die Herkunft und Saison achten
Hinsichtlich des Wasserbedarfs spielt die Herkunft eine entscheidende Rolle. Denn ein und dieselbe Pflanze benötigt je nach klimatischer Situation unterschiedlich viel Wasser. Erdbeeren beispielsweise haben im gemäßigten Klima einen vergleichsweise geringen Wasserbedarf. Ein großer Teil der importierten Erdbeeren wird mithilfe künstlicher Bewässerungssysteme im wasserarmen Süden Spaniens angebaut.
Durch einen jahreszeitlich angepassten Kauf von Obst und Gemüse aus der Region lässt sich die Wasserbilanz erheblich verbessern.
Bio-Produkte tendenziell wasserschonender
Zwar enthält die biologische bzw. ökologische Landwirtschaft keine Kriterien zum schonenden Umgang mit Wasser. Dennoch wirkt sich biologische Erzeugung günstig auf den Wasserhaushalt aus: Zum einen sind die Böden durch Gründüngung humusreicher und können Wasser besser speichern. Zum anderen sind synthetische Düngemittel und Pestizide verboten, es entsteht somit weniger „graues“ Wasser. Außerdem werden durch die flächengebundene Tierhaltung hohe Stickstoffeinträge in Grund- und Oberflächengewässer verhindert. In Gebieten mit knappen Wasserressourcen stellt beispielsweise der Verband Naturland Anforderungen an Bewässerung und Wassermanagement.
Reichlich pflanzliche Lebensmittel, tierische Lebensmittel in Maßen
In der heute üblichen Intensivhaltung fließen beträchtliche Wassermengen in die Produktion von Futtermitteln. Dies führt zu einem extrem hohen Wasserfußabdruck von tierischen Lebensmitteln, wie folgende Beispiele zeigen:
- 15.400 Liter pro Kilogramm Rindfleisch
- 5.550 Liter pro Kilogramm Butter
- 1.000 Liter pro Liter Milch
- 6.000 Liter pro Kilogramm Schweinefleisch
- 4.330 Liter pro Kilogramm Hühnerfleisch
- 200 Liter pro Ei
Sowohl aus Umwelt- als auch aus Ernährungssicht empfiehlt es sich, viel Pflanzliches in den Speiseplan aufzunehmen und tierische Produkte nur in Maßen zu genießen. Auch bei Fleisch, Wurst und Milchprodukten sollte auf biologische bzw. ökologische Erzeugung geachtet werden.
Überlegt einkaufen, Abfälle vermeiden
Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft. Dies betrifft auch unser Essen. Im Schnitt wirft eine Person in Deutschland im Jahr etwa 75 Kilogramm Lebensmittel weg.
Durch einen überlegten Einkauf, richtige Vorratshaltung und kreative Resteküche kann jede/r verhindern, dass Lebensmittel entsorgt und so Wasser und andere Ressourcen unnötig verbraucht werden.
Baumwolle – die beliebteste Naturfaser
Baumwolle ist die beliebteste Naturfaser, doch ihre Herstellung ist keinesfalls wasserschonend: Zum einen verschlingt der Anbau enorme Wassermengen und erfordert oft eine künstliche Bewässerung. Zum anderen ist der konventionelle Anbau mit einem massiven Einsatz an Düngemitteln und Pestiziden verbunden. Und auch in der Weiterverarbeitung entsteht „graues“ Wasser. So sind im Schnitt 10.000 Liter Wasser nötig, um ein Kilogramm Baumwollstoff herzustellen
Achten Sie beim Kleiderkauf auf Gütezeichen wie z.B. „Naturtextil IVN BEST“ oder „Global Organic Textile Standard G.O.T.S.“: Sie kennzeichnen ökologisch hergestellte Textilien aus Naturfasern. Eine wasserschonende Alternative zum Neukauf ist der Bezug gebrauchter Textilien. Auch wer seine Kleidung lange trägt, kann die Wasserbilanz verbessern. Weitere Tipps zum Kleiderkau
Qualitätsprodukte aus Altpapier
Pro Kopf wurden 2019 in Deutschland rund 227 Kilogramm Papierprodukte im Jahr verbraucht. Papier wird als Schreibpapier, für Prospekte, Zeitschriften und Bücher, als Hygienepapier sowie für Verpackungen verwendet. Gerade im Verpackungsbereich nimmt der Einsatz von Papier infolge des Online-Handels stark zu. Dem Umweltbundesamt zufolge ist der Verbrauch von Verpackungen aus Papier, Pappe und Kartonagen von 120 Kilotonnen im Jahr 1996 auf 849 Kilotonnen im Jahr 2017 gestiegen. Mehr dazu im Beitrag Onlineshopping und Umwelt
Insbesondere Produkte aus Frischzellstoff sind mit einem hohen Wasserverbrauch verbunden. Dagegen erfordert die Herstellung aus Altpapier bis zu 70 Prozent weniger Wasser und schützt zudem Wälder.
Gehen Sie deshalb möglichst sparsam mit Papier um und vermeiden Sie Einwegverpackungen aus Papier. Bevorzugen Sie Papier- und Hygieneartikel aus Altpapier. Gütezeichen wie der Blaue Engel kennzeichnen Recyclingprodukte, die zudem Anforderungen an Herstellung und Qualität erfüllen.
Auto, Computer & Co: Lange Gebrauchsdauer spart Wasser
Etwa 910 Liter für ein Smartphone, 15.000 Liter für einen PC und 400.000 Liter für einen Mittelklassewagen – die Herstellung von Geräten und Fahrzeugen erfordert enorme Mengen an Wasser (siehe Broschüre „Virtuelles Wasser – Verstecktes Wasser auf Reisen). Vieles, was hergestellt und verkauft wird, wird vor Ende der Lebensdauer ersetzt. Auf diese Weise werden große Mengen an Wasser und anderen Ressourcen vergeudet. Durch eine längere Gebrauchsdauer kann Wasser eingespart werden.
Fazit: Darauf sollten Sie bei Ihrem Einkauf achten
Achten Sie beim Kauf auf Qualität, vermeiden Sie Fehlkäufe. Gütezeichen und Testbericht helfen bei der Auswahl.
Nutzen Sie die Gebrauchsdauer aus.
Bevorzugen Sie landwirtschaftliche Produkte aus kontrolliert ökologischem Anbau.
Essen Sie tierische Lebensmittel nur in Maßen und bevorzugen Sie regionales Obst und Gemüse entsprechend der Saison.
Lagern Sie Lebensmittel sachgerecht und übersichtlich und verwerten Sie Essensreste. Unnütz vergeudet wird Wasser, wenn Lebensmittel weggeworfen werden.
Tipps zum schonenden Umgang mit Wasser im Haushalt
- Clever waschen – Bei der Wäschepflege Geld sparen und die Umwelt schonen
- Nachhaltiger Einkauf von Elektrogeräten
- Virtuelles Wasser - Verstecktes Wasser auf Reisen; Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz
- Durstige Güter; BUND Heidelberg
- Der Wasserfußabdruck Deutschlands; World Wide Fund WWF
- Der Nachhaltige Warenkorb; Rat für Nachhaltige Entwicklung
- Wasserfußabdruck Umweltbundesamt
- Wasser - so vielfältig wie das Leben; Bayerisches Landesamt für Umwelt
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