Onlineshopping und Umwelt
In diesem Beitrag finden Sie
- Onlineshopping – ein Markt, der boomt
- Onlinehandel und Umwelt – Was sind die kritischen Punkte?
- Lieferung und Transport – ganz entscheidend ist die letzte Meile
- Retouren verschlechtern die Ökobilanz
- Verpackung erhöht nicht nur das Abfallaufkommen
- Expresslieferungen und fehlgeschlagene Lieferungen – Kundenverhalten verschlechtert die CO2-Bilanz
- Onlineshopping versus konventioneller Einkauf – Was sagt die Wissenschaft?
- Maßnahmen – Wie wird der Onlinehandel umweltfreundlicher?
- Tipps zum umweltfreundlichen Onlinekauf
Onlineshopping – ein Markt, der boomt
Ob mit dem Tablet von zuhause auf dem Sofa oder unterwegs per Smartphone – immer mehr Menschen kaufen im Internet. Laut Statistischem Bundesamt haben 80 Prozent der 16 – 74-Jährigen in Deutschland mindestens einmal im Leben das Netz genutzt, um Waren oder Dienstleistungen zu erwerben. Inzwischen bestellen 46 Prozent der Online-Käuferinnen und Käufer mehrmals im Monat per Mausklick, 17 Prozent sogar mehrmals pro Woche. (Quelle: Statista, Stand 09/2021).
Onlineshopping liegt im Trend. Die Corona-Pandemie hat den Internethändlern 2021 einen Umsatz von fast 87 Milliarden Euro und damit einen Zuwachs um 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr beschert.
Den größten Online-Anteil am Umsatz haben Kleidung, Schuhe und Accessoires und Sportartikel (50%), gefolgt von Filmen und Musik (31%) sowie Büchern und Zeitschriften (23%) (1. Quartal 2021 bezogen auf die Gesamtbevölkerung von 16 – 74 Jahren Destatis 2022).
Einen Schub brachte bestimmten Sparten die Corona-Pandemie. Bei Produkten des täglichen Bedarfs – wie Lebensmitteln, Tierbedarf, Medikamenten und Drogerieartikeln stieg laut Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland (BEVH) der Umsatz im ersten Halbjahr 2020 um 35,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. In einer dazu durchgeführten Befragung erklärte etwa die Hälfte (53,6 Prozent) der Teilnehmenden, aufgrund der Erfahrungen in der Corona-Krise künftig mehr online bestellen zu wollen.
Onlinehandel und Umwelt – Was sind die kritischen Punkte?
Auswirkungen auf Umwelt und Klima entstehen beim Onlineshopping entlang der gesamten Produktions- und Lieferkette. Aus Umweltsicht besonders interessant sind die Bereiche, wo sich der Onlinehandel vom konventionellen stationären Einkauf in Supermarkt, Baumarkt, Kaufhaus oder einem anderen Geschäft unterscheidet.
Lieferung und Transport – ganz entscheidend ist die letzte Meile
Woher kommt eine bestellte Ware? Welche Verkehrsmittel – Frachtschiffe, Flugzeuge, Güterzüge, Lastwagen und Lieferfahrzeuge – kommen bei ihrem Transport zum Einsatz und wie ist deren Auslastung?
Die Antworten auf diese Fragen haben Einfluss darauf, wie viel Treibhausgas bei Lieferung und Transport eines online bestellten Artikels entsteht.
Große Bedeutung kommt dabei der sogenannten „letzten Meile“ zu. Dabei handelt es sich um das letzte Wegstück, das online bestellte Ware in der Zuständigkeit von Händlern oder von diesen beauftragten Kurier-, Express- oder Lieferdiensten auf dem Weg zur Kund*in, zu einer Packstation oder zu einer Filiale zurücklegt.
Autoren einer niederländischen Studie aus dem Jahr 2020 zufolge kann der Einsatz von Elektro-Lastenrädern anstelle herkömmlicher Lieferwägen auf der letzten Meile die Treibhausgas-Emissionen von Paketlieferungen um 26 Prozent mindern.
Entscheidend im Hinblick auf entstehende Treibhausgase sind neben der Art der Lieferfahrzeuge deren Auslastung und die Distanz der letzten Meile. Denn pro Paket macht es in der CO2-Bilanz einen großen Unterschied, ob Ware in einem fast leeren Diesel-Lieferwagen an einen abgelegenen Ort auf dem Land geliefert wird oder ob sie per Standardlieferung in einem ausgelasteten E-Fahrzeug an eine Lieferadresse in der Nähe eines Sammeldepots zugestellt wird.
Retouren verschlechtern die Ökobilanz
Die Hose oder das Kleid in mehreren Größen bestellen – das ist zwar praktisch, ökologisch aber keine gute Idee. In Deutschland ging im Jahr 2021 jedes vierte Paket oder ein Teil der Produkte zurück. Bei 91 Prozent der retournierten Artikel handelte es sich um Kleidung oder Schuhe.
Jedes dieser Pakete verschlechtert die Ökobilanz. Die Klimawirkung sämtlicher Rücksendungen in Deutschland belief sich 2021 geschätzt auf 795.000 Tonnen CO2-Äquivalente. Dies entspricht in etwa den Umweltwirkungen von 6,6 Millionen Autos, die von München nach Hamburg fahren. (Forschungsgruppe Retourenmanagement Universität Bamberg)
Ein Problem ist zudem, was mit den Rücksendungen geschieht. Der Forschungsgruppe zufolge wird der Großteil (93 %) als A-Ware direkt wiederverkauft und 6 Prozent als B-Ware zweiter Wahl angeboten oder gespendet. Lediglich 1 Prozent der retournierten Artikel wird vernichtet. Das waren 2021 laut den Schätzungen der Bamberger Forscher insgesamt immerhin 13 Millionen Produkte!
Verpackung erhöht nicht nur das Abfallaufkommen
Aus Umweltsicht in mehrerlei Hinsicht kritisch ist die viele Verpackung, in die Händler online bestellte Produkte hüllen, um sie beim Transport zu schützen.
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Laut Umweltbundesamt hat der Verbrauch von Papierverpackungen im Distanzhandel von 1996 bis 2017 um 607 Prozent zugenommen! Inzwischen besteht in Deutschland der Inhalt der Altpapiertonnen Deutschlands zu fast 71 Prozent aus Verpackungsmaterial.
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Füllmaterialien, Klebebänder, Etiketten oder Lieferscheinhüllen aus Kunststoffen erhöhen den Plastikabfall. Inzwischen kommen immer mehr Wegwerf-Kühlelemente für Lebensmittel dazu.
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Verpackungen sind oft zu groß für den Inhalt: Ein Paket mit doppeltem Volumen verursacht auch doppelt so viel CO2.
Expresslieferungen und fehlgeschlagene Lieferungen – Kundenverhalten verschlechtert die CO2-Bilanz
Kritisch fürs Klima sind Lieferungen per Express. Wenn es schnell gehen muss, werden oft weniger Bestellungen in einen Sammelverband zusammengefasst und es entstehen pro Produkt mehr Treibhausgase.
Dasselbe gilt für fehlgeschlagene Lieferungen. Dem Verbraucherzentralen Bundesverband zufolge kann ein Viertel der Zustellungen im ersten Versuch nicht zugestellt werden. Jede dieser Lieferungen verursacht zusätzliche Wege und erhöht die CO2-Bilanz.
Onlineshopping versus konventioneller Einkauf – Was sagt die Wissenschaft?
Klimabilanzen, die den Onlinehandel mit dem konventionellen stationären Handel vergleichen, fallen sehr unterschiedlich aus und sind zum Teil widersprüchlich. In einer Auswertung der „Netzwerkgruppe nachhaltiger Konsum“ des Verbraucherzentralen Bundesverbands reichen die Ergebnisse von 32 Prozent weniger bis zu 240 Prozent mehr CO2-Ausstoß beim Onlineshopping im Vergleich zum Einkauf vor Ort.
Das verwundert wenig angesichts der Vielzahl von Faktoren, die es zu berücksichtigen gilt. Je nachdem, ob die Verbraucher auf dem Land oder in der Stadt wohnen, wie oft und mit welchen Verkehrsmitteln sie zum Einkaufen fahren, was und wieviel sie online bestellen und wie häufig sie im Internet bestellte Waren zurückschicken, kann dies das Ergebnis in die eine oder andere Richtung kippen lassen.
Entscheidend ist, was bestellt wird: bevorzugen Sie umweltfreundliche, fair gehandelte und klimafreundlich hergestellte Artikel! Die meisten negativen Umweltauswirkungen entstehen in der Produktion und bei der Nutzung. Dies gilt sowohl für den Handel im Netz als auch vor Ort. (Umweltbundesamt)
Fazit: Ob Onlineshopping oder das Einkaufen vor Ort umweltfreundlicher ist, lässt sich nicht pauschal sagen. Es hängt vom Einzelfall ab.
Maßnahmen – Wie wird der Onlinehandel umweltfreundlicher?
Stellschrauben für mehr Umwelt- und Klimafreundlichkeit im Onlinehandel gibt es entlang der gesamten Lieferkette.
Gefordert sind alle Beteiligten. Rücksendungen lassen sich durch bessere Produktinformationen zum Beispiel hinsichtlich der Kleidergröße vermeiden. Mehrwegsysteme und umweltfreundliche Verpackung sorgen für mehr Ökologie und Klimafreundlichkeit beim Versand.
Ein dichteres Netz von Verteilzentren und Packstationen sowie wie der Einsatz von Elektro-Fahrzeugen machen Wege kürzer und senken den CO2-Ausstoß.
Von Umweltschützern befürwortet wird ein gesetzlich verpflichtendes Porto für Retouren, Händler befürchten Wettbewerbsnachteile, wenn es nicht von allen umgesetzt wird.
Tipps zum umweltfreundlichen Onlinekauf
Bestellen Sie nur, was Sie wirklich brauchen.
Geben Sie, wenn möglich, Sammelbestellungen auf.
Wählen Sie die Standard-Zustellung statt Express oder Prime.
Vermeiden Sie Rücksendungen: Informieren Sie sich gut und kaufen Sie Artikel nicht mehrfach zum Aus- und Anprobieren.
Verhindern Sie vergebliche Zustellversuche. Geben Sie Bestellungen so auf, dass Sie zur Zustellzeit zuhause sind: Vereinbaren Sie einen Liefertermin oder wählen Sie die Abholung in einer Packstation.
Meiden Sie Onlinekäufe aus fernen Ländern.
Bevorzugen Sie lokale Shopping-Plattformen oder regionale Lieferdienste.
Wählen Sie umweltfreundliche Versandmethoden, wie den CO2-neutralen Versand, der möglichst viel Treibhausgas einspart und Rest-CO2 durch Zahlungen in Klimaschutzprojekte kompensiert.
Unterstützen Sie umweltfreundliche Verpackung und Mehrwegsysteme.
Kaufen Sie nachhaltige Produkte, Bio- oder Secondhand-Artikel, faire Textilien oder Sharing-Angebote online, wenn es sie vor Ort nicht gibt.
Literatur
Sadegh Shahmohammadi*, Zoran J. N. Steinmann Lau Tambjerg, Patricia van LoonJ. M. Henry King and Mark A. J. Huijbregts (2020): Comparative Greenhouse Gas Footprinting of Online versus Traditional Shopping for Fast-Moving Consumer Goods: A Stochastic Approach. – Environ. Sci. Technol. 2020, 54, 6, 3499–3509 https://doi.org/10.1021/acs.est.9b06252
Fotonachweis: Panthermedia
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