Elektro- und Elektronikgeräte nachhaltig nutzen
In diesem Beitrag finden Sie
- Elektroschrott als Rohstoff?
- Ökobilanzen
- Tipps für den Gerätekauf
- Tipps zur Produktnutzung
- Verkauf funktionsfähiger Altgeräte
- Defekte Geräte reparieren
- Entsorgung & Recycling
Elektroschrott als Rohstoff?
Elektro- und Elektronikgeräte sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Sie bestehen zu einem Großteil aus Metallen, Kunstoffen und Glas. Vor allem Metalle und Metalle der Seltenen Erden sind nur begrenzt verfügbar. Oft sind Entwicklungsländer reich an Rohstoffen – der Rohstoffabbau geht aber häufig aufgrund eines niedrigen Arbeits- und Umweltschutzes zu Lasten der Umwelt und der Menschen vor Ort. Die Förderung erfordert zudem einen hohen Energieaufwand – dies gilt auch für fossile Rohstoffe, die für die Kunststoffproduktion benötigt werden. Daher stellt sich die Frage, ob die in unseren Elektroprodukten enthaltenen Rohstoffe für neue Produkte wiederverwendet werden könnten.
Laut dem Global E-Waste Monitor 2022 ist der Elektroschrott weltweit auf 53,6 Millionen Tonnen (2019) angewachsen. Da davon nur ein Sechstel wiederverwertet wird, verpufft bislang das Potenzial als urbane Rohstoffquelle. Ein Smartphone enthält beispielsweise etwa 60 verschiedene Materialien, darunter begehrte Metalle wie Gold, Silber, Kupfer, Kobalt und Palladium. Um z. B. Gold zu gewinnen, wird in der großen Bergbauindustrie u.a. hochgiftiges Cyanid eingesetzt. Damit 0,034 Gramm Gold gewonnen werden können, entstehen ca. 100 kg Sondermüll und Abraum.
In Deutschland wächst der Berg an ausrangierten Geräten und Elektroschrott. So bewahren die Bundesbürgerinnen und Bundesbürger aktuell rund 210 Millionen Handys oder Smartphones, 49 Millionen Laptops und 26 Millionen Tablets ungenutzt bei sich zu Hause auf. Das ist das Ergebnis einer Berechnung des Digitalverbands Bitkom auf Basis einer repräsentativen Befragung von 1.003 Personen in Deutschland ab 16 Jahren. Allein durch das Handyrecycling könnten rechnerisch 2-3 Millionen Tonnen Golderz eingespart und unnötige Umweltbelastungen reduziert werden.
Woher kommt der Elektroschrott?
In absoluten Zahlen sind China und USA, gefolgt von Japan die größten Produzenten von Elektroschrott. Deutschland steht an vierter Position mit jährlich knapp 2 Millionen Tonnen (2019).
Zum Vergleich: Jeder Deutsche produziert 19,4 kg und jeder Afrikaner 1,7 kg Elektroschrott jährlich.
In den 28 EU-Ländern wird lediglich ein Drittel des anfallenden Elektroschrotts gemäß der Europäischen Regelungen zu Elektro- und Elektronik-Altgeräten wiederverwertet. Zudem wurden 2012 6,2 Millionen Tonnen falsch recycelt, weggeworfen, illegal zwischen EU-Ländern getauscht oder ins Ausland gebracht, teils von organisierten Banden.
Aussortierte Elektrogeräte landen auf illegalen Müllhalden nicht selten in Afrika – z. B. in Nigeria. Hier werden sie unsachgemäß entsorgt, da die Methoden für ein angemessenes Recycling des giftigen Elektroschrotts fehlen. Eigentlich ist es nach EU-Recht nicht erlaubt, Elektroschrott in ein Ausland zu exportieren, das schlechtere Wiederverwertungsmethoden hat, als das eigene. Giftige Stoffe im Schrott wie Bleiverbindungen, Quecksilber, PCB und andere schaden auch hier Umwelt und Menschen.
Die Rückgewinnung vorhandener Ressourcen in Elektrogeräten verdient daher besondere Aufmerksamkeit. Aufgrund geringer Konzentrationen und der Recyclingfähigkeit von alten Geräten ist dies nicht selten eine technische und wirtschaftliche Herausforderung. Für die Reduzierung der Umweltauswirkungen eines Produktes ist vor allem das Produktdesign ausschlaggebend. Auf europäischer Ebene bildet die Ökodesign-Richtlinie den Rechtsrahmen für die Festlegung von Anforderungen an die umweltgerechte Gestaltung energieverbrauchsrelevanter Produkte entlang des gesamten Lebenszyklus. In Deutschland wird diese Richtlinie durch das Energieverbrauchsrelevante-Produkte-Gesetz (EVPG) umgesetzt.
Ökobilanzen und Lebenszyklus von Geräten und Dienstleistungen
Jedes Produkt und jede Dienstleistung belastet grundsätzlich durch Rohstoffbereitstellung, Produktion, Transport, Nutzung und Entsorgung die Umwelt. In welchem Umfang sie das tut, darüber geben sogenannte Ökobilanzen oder Lebenszyklusanalysen Auskunft. Grundsätzlich können in allen Branchen alle Produkte oder Dienstleistungen ökologisch erfasst, bewertet, verglichen und optimiert werden. Beispielsweise werden Ökobilanzen bei der Produktbewertung durch das Umweltzeichen „Blauer Engel“ berücksichtigt, um Verbrauchern eine Entscheidungshilfe zu geben. Zusätzlich können auch soziale Aspekte in die Bilanz einfließen.
Generell werden in den ISO-Standards DIN EN ISO 14040 und DIN EN ISO 14044 die Regeln zur Durchführung von Ökobilanzen festgelegt. Diese umfassen folgende vier Aspekte:
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Zieldefinition und Untersuchungsrahmen: Erfassung aller Inputs (Energiebedarf und weitere Hilfsstoffe) und Outputs (Emissionen, Nebenprodukte, Abgase) während des Produktlebenszyklus.
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Sachbilanz: Die erfassten Ressourcenverbräuche und Emissionen werden in der Sachbilanz zusammengetragen.
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Wirkungsabschätzung: Die umfangreichen Daten aus der Sachbilanz helfen die Auswirkungen auf die Umwelt einzuschätzen (u. a. durch Umweltbelastungspunkte).
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Auswertung: Die Ergebnisse müssen kritisch reflektiert werden. Vor allem die Verfügbarkeit und Qualität von relevanten Daten ist entscheidend. Ökobilanzen zeigen die größten Verbesserungspotenziale.
Tipps für den Gerätekauf
Viele Experten sowie die UN gehen davon aus, dass das E-Schrott-Problem weltweit zunehmen wird. Was Verbraucher heute schon tun können:
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Klären Sie vor dem Kauf, wie häufig ein Gerät genutzt werden soll. Benötigen Sie z. B. die Bohrmaschine nur für ein Loch in der Wand, leihen Sie diese aus.
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Beachten Sie, wofür Sie das Elektrogerät einsetzen möchten. Nicht immer ist die leistungsstärkste Ausstattung die beste Lösung.
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Achten Sie beim Einkauf auf eine möglichst lange Lebensdauer von Produkten (z. B. über Produkttests von Stiftung Warentest). Bei Leuchtmitteln werden die Betriebsstunden zur Orientierung angegeben.
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Langlebige Produkte sind umweltfreundlicher. Fragen Sie nach, wie reparaturfreundlich das Gerät ist und wie lange Ersatzteile zur Verfügung stehen.
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Grundsätzlich reduziert eine kurze Transportdistanz ebenfalls Emissionen. Falls Sie im Internet einkaufen, können Sie einen CO2-neutralen Versand wählen.
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Wollen Sie ein energieeffizientes oder umweltfreundliches Gerät kaufen, finden Sie z. B. auf www.ecotopten.de empfohlene Geräte sowie zusätzliche Tipps beim Gerätekauf.
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Darüber hinaus geben Ihnen Labels oder Gütezeichen einen schnellen Rat. Unter www.label-online.de werden über 700 Labels bewertet. Für nachhaltige Elektrogeräte gibt es nicht das eine, sondern verschiedene Labels.
Die gängigsten Labels sind
(nur eingeschränkt empfehlenswert) |
Weitere Informationen zum Thema Energiesparsiegel
Tipps zur Produktnutzung
Es lohnt sich, Energiefresser im Haushalt zu identifizieren und ggf. auszutauschen. Wartung und Pflege verlängern die Lebensdauer von Produkten. Eine umfangreiche Übersicht an Tipps finden Sie in der Rubrik Energiesparen.
Verkauf funktionsfähiger Altgeräte
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Verkaufen Sie Ihre Altgeräte über Auktionsportale oder Kleinanzeigenplattformen.
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Auf Gebrauchtportalen können Sie im Vorfeld online ermitteln, welche Plattform in etwa welche Summe für das Altgerät zahlen würde.
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Fördern Sie das Gemeinwesen und spenden Sie das Altgerät entsprechenden lokalen Einrichtungen. In größeren Metropolen werden zudem sogenannte Umsonstläden betrieben. Hier kauft man ohne zu Bezahlen ein oder kann nicht mehr benötigte Produkte vorbeibringen.
Defekte Geräte reparieren
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Machen Sie als Verbraucher von Ihrem Recht auf Gewährleistung und Garantie Gebrauch.
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Im Internet bietet eine weltweite Community unter IFIXIT kostenlose Reparaturhandbücher für fast alles an.
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Alternativ kann in sogenannten Repair Cafés unter technischer Anleitung gemeinsam repariert werden.
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Schließlich können Sie ihr defektes Gerät zu einem Reparaturdienst bringen. Lassen Sie sich vorab einen Kostenvoranschlag erstellen.
Entsorgung & Recycling
Die europäischen WEEE-Richtlinie (engl.: Waste of Electrical and Electronic Equipment), wird in Deutschland durch das Elektro- und Elektronikgerätegesetz (ElektroG) umgesetzt. Danach darf Elektroschrott nicht über den Hausmüll entsorgt werden. Die fachgerechte Entsorgung ist ausschlaggebend, damit Rohstoffe wiederverwertet oder umweltfreundlich entsorgt werden können. Haushaltsübliche Mengen können in den meisten Kommunen bei einer lokalen Sammelstelle kostenfrei abgegeben werden.
Elektronische Kleingeräte wie defekte Toaster und DVD-Player können seit 2016 kostenlos bei jedem Elektrohändler zurückgeben werden, der eine Verkaufsfläche für Elektronik- und Elektrogeräte von mindestens 400 Quadratmeter hat. Dieses Recht haben Sie als Verbraucher unabhängig davon, ob Sie das defekte Geräte dort gekauft haben oder nicht. Alternativ bieten auch einige Unternehmen Verbrauchern an, Handys oder Elektrokleingeräte per Brief zu entsorgen.
Seit Juli 2022 gilt diese Pflicht zur kostenlosen Rücknahme von Altgeräten auch für Händler von Lebensmitteln (z.B. Supermärkte und Lebensmitteldiscounter) mit einer Gesamtverkaufsfläche von mindestens 800 Quadratmetern, die mehrmals im Kalenderjahr oder dauerhaft Elektro- und Elektronikgeräte anbieten und auf dem Markt bereitstellen.
Diese Rücknahmepflicht gilt auch für den Versand- und Onlinehandel. In dem Fall bezieht sich die Mindestfläche von 400 Quadratmetern auf die gesamte Lager- und Versandfläche des Händlers. Ob Sie Ihre Altgeräte einfach kostenlos an den Händler schicken können oder dieser eine andere Form der Rücknahme einrichtet, bleibt dem Händler überlassen.
Verbraucherinnen und Verbraucher können ihre ausrangierten Elektro- und Elektronikgeräte kostenlos bei den kommunalen Sammelstellen abgeben – zum Beispiel auf den Wertstoffhöfen oder beim Schadstoffmobil. In manchen Kommunen gibt es zudem Sammelcontainer für Kleingeräte an öffentlichen Plätzen oder es wird eine sperrmüllbegleitende Abholung der Elektroaltgeräte angeboten.
- Tipps zum Energiesparen
- Schneller Rat durch Energiesparsiegel
- Recht auf Reparatur
- Bayerisches Staatsministerium informiert über „Gebraucht kaufen und verkaufen“
- EcoTopTen – Einkaufsführer für ökologische Elektrogeräte
- Umweltbundesamt über Ökodesign
Quellen
- BMUB, Elektro- und Elektronik-Altgeräte, 2015
- CWIT, Countering WEEE Illegal Trade Summary Report, 2015 (englisch)
- Umweltbundesamt, Wohin mit dem Elektroschrott?
- Umweltbundesamt, Elektrogeräte
- Die Bundesregierung: Elektrogeräte einfach und richtig entsorgen
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Sollten noch Fragen zu Ihrem konkreten Sachverhalt verbleiben, wenden Sie sich bitte an die unter Service genannten Anlaufstellen.
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