Ökobilanzen von Geräten – weiter nutzen oder austauschen?
Von: Stephanie Ertl - VerbraucherService Bayern
In diesem Beitrag finden Sie
- Hintergrund: Ausstattung mit Gebrauchsgütern nimmt zu
- Umweltbelastungen durch Herstellung, Nutzung und Entsorgung
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Elektro- und Elektronikgeräte nachhaltig nutzen
Hintergrund: Ausstattung mit Gebrauchsgütern nimmt zu
Die Ausstattung privater Haushalte mit Elektro- und Elektronikgeräten nimmt kontinuierlich zu. Insbesondere Geräte der Unterhaltungselektronik sowie der Informations- und Kommunikationstechnik IKT verzeichneten in den letzten Jahren einen starken Zuwachs.
Hinzu kommt, dass die Erstnutzungsdauer heute oft kürzer ist als noch im Jahr 2004. Dies zeigt eine Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes.
Zwar benötigen Neugeräte oft weniger Strom, doch der Einspareffekt wird durch mehr sowie größere und leistungsstärkere Geräte oft zunichte gemacht. Zudem sind Herstellung und Entsorgung mit enormen Umweltbelastungen verbunden.
Umweltbelastungen durch Herstellung, Nutzung und Entsorgung
Ist es günstiger, ein Gerät länger zu nutzen oder es durch ein effizienteres Neugerät zu ersetzen? Um dies zu beantworten, müssen Umweltfolgen entlang des gesamten Lebensweges, also von der Produktion über die Nutzung bis hin zur Entsorgung, berücksichtigt und bewertet werden. Dies geschieht in einer Lebenszyklusanalyse, auch bekannt als Umwelt- oder Ökobilanz.
Gerade bei Elektro- und Elektronikgeräten ist entscheidend, welchen Anteil verschiedene Lebenszyklusphasen an den Umweltbelastungen insgesamt haben und wie viel effizienter ein neues Gerät sein muss, damit sich der Ersatz eines alten Geräts aus ökologischer Sicht lohnt. Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten.
Herstellung: Material- und Ressourcenverbrauch
Die Herstellung von Elektro- und Elektronikgeräten ist mit einem enormen Ressourcen- und Energieeinsatz verbunden. Die Produkte bestehen zu einem großen Teil aus Kunststoffen, welche aus fossilen Rohstoffen hergestellt werden. Zudem enthalten sie eine Vielzahl wertvoller und knapper Metalle und Erden. Der Abbau der Rohstoffe erfolgt oft in Ländern mit niedrigen Umwelt- und Sozialstandards und führt zur Zerstörung von Lebensräumen. So werden in manchen Abbauregionen Urwälder gerodet oder Berge gesprengt, um Rohstoffe zu gewinnen. Edelmetalle werden mit Hilfe giftiger Stoffe aus dem Gestein gelöst. Zurück bleiben mit Schadstoffen belastete Mondlandschaften.
Rohstoffgewinnung und Produktion erfolgen oft unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen. Extrem lange Arbeitszeiten und unzureichende Entlohnung sind ebenso an der Tagesordnung wie mangelnder Gesundheitsschutz und unsichere Arbeitsverhältnisse.
Nutzung: Stromverbrauch und Emission von Treibhausgasen
In der Nutzungsphase spielt insbesondere der Stromverbrauch eine wichtige Rolle. Auf der einen Seite werden Geräte zunehmend effizienter, auf der anderen Seite nimmt die Ausstattung zu. Dies betrifft insbesondere Geräte der Unterhaltungs-, Informations- und Kommunikationstechnik. Ihr Anteil am Stromverbrauch im Haushalt stieg in den letzten Jahren kontinuierlich an und macht mittlerweile mehr als ein Viertel des Stromverbrauchs in einem durchschnittlichen Haushalt aus.
Entsorgung: Elektroschrott
Rund 1,6 Millionen Tonnen Elektroschrott bzw. 19,4 kg pro Kopf fielen in Deutschland im Jahr 2019 an (Global E-waste Monitor 2020). Darin enthalten sind wertvolle Rohstoffe wie Kupfer, Gold und Eisen aber auch giftige Stoffe wie Quecksilber, Blei oder Cadmium.
Elektro- und Elektronikgeräte dürfen in Deutschland nicht über den Hausmüll entsorgt werden, sondern werden getrennt erfasst. Laut Umweltbundesamt wurden im Jahr 2019 deutschlandweit etwa 947.067 Tonnen Altgeräte aus privaten Haushalten gesammelt, das entspricht 10,06 Kilogramm pro Einwohner und Jahr. Mit einer Sammelquote von 44,3 Prozent wurde der vorgeschriebene Wert von 65 Prozent nicht erreicht. Ziel ist, die Sammelmenge zu erhöhen und Schadstoffe umweltgerecht zu entsorgen bzw. Wertstoffe zurückzugewinnen.
Falsch entsorgte Altgeräte belasten die Umwelt. Ein großes Problem ist der illegale Schrottexport. Unter Umgehung bestehender Vorschriften werden ausgediente Computer, Fernseher etc. gehandelt und landen oft auf illegalen Müllhalden, insbesondere in Afrika. Unsachgemäße Entsorgung und giftige Bestandteile im Elektroschrott stellen dort eine Gefährdung für Mensch und Umwelt dar.
Elektro- und Elektronikgeräte nachhaltig nutzen
Den Stromverbrauch während der Nutzung können Verbraucherinnen und Verbraucher direkt wahrnehmen und beeinflussen. Dagegen sind Umweltbelastungen durch Produktion und Entsorgung von Geräten nicht unmittelbar ersichtlich aber ebenso wichtig, wenn es um die Frage der Nutzungsdauer geht.
Nutzung: Wie lassen sich Stromkosten senken?
Der Stromverbrauch hängt nicht nur vom Gerät, sondern auch vom Nutzerverhalten ab. Beim Wäschewaschen beispielsweise ist entscheidend, wie oft und bei welcher Temperatur gewaschen und wie voll die Maschine beladen wird. Insbesondere kleine Haushalte können auch mit einer älteren Maschine sparsam waschen. Auch Einstellungen wie die Helligkeit bei Fernsehern oder die Temperatur bei Kühlgeräten wirken sich auf den Stromverbrauch aus.
Tipps zum Stromsparen finden Sie beim Energie-Atlas Bayern.
Altgeräte: Wann lohnt sich ein Austausch?
Ob es sich lohnt, ein Altgerät vorzeitig zu ersetzen, hängt immer vom Einzelfall ab. Generell ist aus Umweltsicht eine möglichst lange Nutzung empfehlenswert. Bei Geräten wie Notebooks, Tablets und Smartphones entstehen die größten Umweltbelastungen im Lebenszyklus durch die Produktion, wohingegen der Energieverbrauch in der Nutzungsphase vergleichsweise gering ausfällt. Somit lässt sich ihre Umweltbilanz insbesondere durch eine lange und bewusste Nutzung verbessern.
Ein funktionierendes Gerät durch ein neues, effizientes Produkt auszutauschen, ist lediglich bei Produkten sinnvoll, deren Stromverbrauch während der Nutzungsphase die Umweltbilanz stark beeinflusst und bei denen durch technische Entwicklungen der Stromverbrauch deutlich gesenkt wurde, so dass vergleichbare Neugeräte wesentlich weniger Strom benötigen als das vorhandene Altgerät.
Ob sich eine Neuanschaffung lohnt, sollten Sie insbesondere prüfen:
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bei älteren, sehr ineffizienten Geräten, vor allem bei Kühl- und Gefriergeräten sowie bei Umwälzpumpen für Heizung und Warmwasser
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wenn Ihre Familie kleiner oder größer wird,
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vor einer Reparatur.
Mit einem Strommessgerät können Sie den Verbrauch vorhandener Geräte ermitteln und mit dem sparsamer Neugeräte vergleichen. Hilfestellung bietet der Haushaltsgeräte-Check vom Energieatlas Bayern. Mit dem online-Rechner vom Forum Waschen lässt sich das Einsparpotenzial durch eine neue Wasch- oder Spülmaschine ermitteln.
Neukauf: Woran erkennt man umweltfreundliche Produkte?
Der Kaufpreis spielt bei der Produktwahl oft eine wichtige Rolle. Ob ein Gerät preiswert ist, hängt jedoch auch von den laufenden Betriebskosten ab. Bei der Kaufentscheidung sollte deshalb der Stromverbrauch berücksichtigt werden. Das EU-Energielabel gibt Auskunft zum Verbrauch verschiedener Produktkategorien. Seit 2021 reicht die Klasseneinteilung für alle Gerätekategorien wieder von A bis G.
Neugeräte sollten nicht nur sparsam, sondern auch funktional und von guter Qualität sein. Können Geräte repariert bzw. erweitert werden, ermöglicht dies eine lange Gebrauchsdauer. Die Produkte sollten möglichst schadstoffarm und gut zu recyceln sein. Gütezeichen wie Blauer Engel oder TCO certified kennzeichnen Geräte, die nicht nur wenig Strom verbrauchen, sondern auch umweltschonend hergestellt werden.
Auch Testberichte, z.B. von Stiftung Warentest und Ökotest, bieten eine wichtige Entscheidungsgrundlage. Einkaufshilfen für klimafreundliche Produkte finden sich auf der Seite Ökotop 100. Haushalts- und Bürogeräte, die aus Umweltsicht besonders empfehlenswert sind, sind auf der Verbraucherplattform EcoTopTen aufgelistet.
Fachgerechte Entsorgung
Elektro- und Elektronikgeräte gehören nicht in den Hausmüll, sondern sind an kommunalen Sammelstellen wie Wertstoffhöfen abzugeben. Wichtig: Als Elektroschrott gelten auch blinkende Schuhe, batteriebetriebene Spielsachen sowie Kabel und Steckerleisten. Die Rückgabe ist unter bestimmten Voraussetzungen auch in Geschäften und bei Versandhändlern, die Geräte vertreiben, möglich: Ab einer Verkaufs- bzw. Lager- und Versandfläche von mindestens 400 m² sind diese verpflichtet, bei Neukauf Altgeräte der gleichen Geräteart kostenlos zurück zu nehmen. Kleingeräte mit einer Abmessung unter 25 Zentimeter können Verbraucher*innen auch ohne Neukauf in haushaltsüblicher Menge abgeben. Darüber hinaus gibt es spezielle Sammlungen von Umwelt- und Sozialverbänden, z.B. von ausrangierten Smartphones.
Tipps zum Umgang mit Elektro- und Elektronikgeräten
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Bevorzugen Sie hochwertige Produkte, informieren Sie sich vor einem Neukauf und orientieren Sie sich an Gütezeichen und Testberichten.
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Eine umweltfreundliche Alternative zum Neukauf ist der Bezug gebrauchter Geräte. Der Begriff „Refurbished“ bezeichnet überholte, gereinigte und geprüfte Altgeräte. Achten Sie darauf, ob es sich um einen gewerblichen oder einen privaten Verkäufer handelt. Bei einem gewerblichen Händler haben Sie Anspruch auf 12 Monate Gewährleistung und im Falle eines Online-Kaufes ein 14-tägiges Widerrufsrecht.
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Achten Sie auf einen stromsparenden Betrieb.
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Nutzen Sie die Gebrauchsdauer aus.
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Geben Sie funktionierende Geräte, die Sie nicht mehr verwenden, zur weiteren Nutzung ab. Bei Computer und Smartphone sollten Sie sensible Daten zuvor löschen.
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Entsorgen Sie kaputte Geräte an Sammelstellen.
- Refurbished Geräte: Worauf ist bei Kauf und Verkauf zu achten?
- Nachhaltig konsumieren - Gebraucht kaufen und verkaufen
- Nachhaltig konsumieren - Leihen, teilen, schenken
- European Environmental Bureau: Coolproducts Don’t cost the Earth
- Öko-Institut: Ökonomische und ökologische Auswirkungen einer Verlängerung der Nutzungsdauer von elektrischen und elektronischen Geräten
- Umweltbundesamt: Ausstattung privater Haushalte mit Gebrauchsgütern
- Umweltbundesamt: Kritische Rohstoffe aus Umweltsicht ermittelt
- VerbraucherService Bayern im KDFB: Nachhaltige Produktpolitik für elektronische Geräte
- vzbv: Studie zu Langlebigkeit von Produkten: Qualität zahlt sich aus
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