Schenkkreise: Finger weg von Pyramiden- und Schneeballsystemen!
Von: Verbraucherzentrale Bayern e.V.
In diesem Beitrag finden Sie
- Was sind Schenkkreise, Pyramidenspiele und Co.?
- Welche Arten von Schenkkreisen gibt es?
- Warum können Schenkkreise nicht funktionieren?
- Warum lassen sich immer wieder neue Leute für solche Spiele finden?
- Wie ist die Rechtslage?
- Wo lauern die Schenkkreise?
- Wie schützen Sie sich vor Schenkkreisen?
- Was tun, wenn Sie eingestiegen sind?
Was sind Schenkkreise?
Sie sind nicht totzukriegen, die Pyramidenspiele, Pilotenspiele, Joker-Spiele und wie sie alle heißen. Seit einiger Zeit tauchen diese Pyramidenspiele vermehrt als "Kreise" oder "Schenkkreise" auf.
Das System scheint ganz einfach zu sein: Man soll einen bestimmten Betrag einsetzen und Mitspieler gewinnen. Diese Mitspieler müssen ebenfalls einen Einsatz leisten und ihrerseits wieder Mitspieler rekrutieren. Mit jedem neuen Mitspieler kommt man näher an die Spitze der Pyramide oder in das Zentrum des Kreises. Ist man am Ziel, soll man ein Vielfaches seines Einsatzes zurückbekommen.
In Wirklichkeit sind Schenkkreise eine Form von Schneeball- bzw. Pyramidensystemen. Die Zahl der Teilnehmer vermehrt sich mit jeder neuen Runde lawinenartig. Das Problem: Schnell finden sich keine Teilnehmer mehr. Es gibt niemanden mehr, der teilnehmen will oder teilnehmen kann. Das System bricht zusammen. Die Menschen am Boden der Pyramide verlieren ihr eingesetztes Geld, während wenige Mitspieler an der Spitze der Pyramide große Gewinne machen.
Die Anbieter dieser Spiele versprechen horrende Gewinne. Dabei stellen sie sicher, dass sie selbst oder ihre Gehilfen an der Spitze der Pyramide stehen. Der „Spielleiter“ und seine Gehilfen versichern, dass jeder mit dem System reich werden kann. Diese Möglichkeit besteht nicht! Der beste Rat ist: Hände weg von solchen Spielen!
Welche Arten von Schenkkreisen gibt es?
Während die Pyramidenspiele der 90er Jahre stark auf "Power"-Begriffe wie Pilotenspiel, "Life" oder "Jump" gesetzt haben, sind die neuen Spiele als Schenkkreise mit einer Portion Esoterik garniert. Veranstalter wollen eine vertraute, spirituelle Atmosphäre schaffen. In der Beschreibung der Spiele finden sich solche Sätze: "Die Teilnahme ist ein Fest des Schenkens. Positive Energiefelder können entstehen, von denen Zufriedenheit, Heilenergie und Glück ausgehen.“
Oft ist die Rede von Mandalas oder Fraktalreisen. Begriffe wie Sonne, Mond, Sterne, Kristall, Edelstein, Lotus, Herz, Sinne usw. werden verwendet. Nicht selten ist in diesem Zusammenhang auch von "Frauenschenkkreisen" die Rede.
Warum können Schenkkreise nicht funktionieren?
Das System der Schenkkreise lässt sich mathematisch widerlegen. Nach einigen Runden ist Schluss, selbst wenn jeder Mensch auf der Welt teilnehmen würde. Geld kann sich nicht beliebig von selbst vermehren.
Damit an der Spitze des Systems (hohe) Gewinne gemacht werden, müssen die unteren Ebenen zwangsläufig Geld verlieren. Finden sich keine weiteren Teilnehmer mehr, kommt kein Geld mehr von unten nach. Es ist völlig unmöglich, dass jeder Mitspieler das Vielfache seines Einsatzes als Gewinn macht. Nicht umsonst ist die Veranstaltung solcher Spiele sittenwidrig und strafbar.
An der Spitze des Schneeballsystems, bzw. in der Mitte des Kreises steht der Veranstalter. Er wirbt Mitglieder, die wiederum Mitglieder werben. Unter ihm sind es 2, darunter 4, 8, 16, 32, 64, 128, 256, 512, 1044 und so weiter. Die Zahl der Teilnehmer steigt exponentiell an. In der 33. Runde müssten bereits 8,5 Milliarden Menschen teilnehmen. Das ist mehr als die aktuelle Weltbevölkerung. Das System bricht in der Regel schon sehr viel eher zusammen, weil keine Teilnehmer mehr gefunden werden können oder jedes Mitglied von Anfang an mehr als zwei Personen rekrutieren muss und die Grenze noch viel früher erreicht wird. Im Ergebnis: Reich werden kann nur derjenige, der das Spiel gestartet hat und seine Vertrauten an der Spitze.
Warum lassen sich immer wieder neue Leute für solche Spiele finden?
Die Veranstalter haben ein Ziel: Großes Vertrauen aufbauen, damit die Verbraucher möglichst hohe Geldbeträge investieren. Dabei werden große Versprechungen gemacht: Von finanzieller Freiheit, Selbstverwirklichung und dem Ausstieg aus dem Hamsterrad ist die Rede. Damit nutzen die Betrüger Bedürfnisse von einsamen und gutgläubigen Menschen aus. Die Möglichkeit, dass Teilnehmer ihr Geld unter Umständen nicht zurückbekommen wird verschwiegen.
Neben den finanziellen „Geschenken“ die einen erwarten, ist auch die versprochene Gemeinschaft für viele ein Aspekt für die Teilnahme. Die Zugehörigkeit zu einer Gruppe gibt ihnen Halt. Um Menschen zu einer Teilnahme zu bewegen, arbeiten die Veranstalter mit sogenanntem „Love Bombing“. Die Person, die zum Beitritt in den Schenkkreis und der Zahlung des Geldes überredet werden soll, bekommt besonders viel positive Aufmerksamkeit in Form von Komplimenten, netten Nachrichten und Versprechungen. Auch hier wird vorgespielt: „Wenn du dem Schenkkreis beitrittst, wird das noch besser.“ Sind potenzielle Mitglieder skeptisch, werden sie psychologisch unter Druck gesetzt. Sie seien Feiglinge, Egoisten oder geizig. Da neue Mitglieder häufig von Menschen aus ihrem persönlichen Umfeld geworben werden, lassen sie sich leichter überzeugen. Insbesondere nur auf Frauen ausgerichtet Schenkkreise werben mit dem Merkmal der „spirituellen“ Gemeinschaft.
Ist man erstmal Teil dieser „Gemeinschaft“, ist oft das Gegenteil der Fall. Sind Mitglieder einmal in den Schenkkreise eingestiegen, werden sie massiv unter Druck gesetzt um neue Mitglieder anzuwerben. Werden Zweifel geäußert oder offen auf das Schneeballsystem hingewiesen, gibt es vorgefertigte Antworten, die vom Veranstalter verbreitet werden. Sie leugnen die Fakten und sind nur dazu gedacht, um Teilnehmer im System zu halten.
Wie ist die Rechtslage?
Die Rechtsprechung zu diesen Spielen ist eindeutig: Pyramidenspiele und Schenkkreise sind sittenwidrig. Der Aufbau und der Betrieb von Schneeballsysteme sind in Deutschland gem. § 16 Abs. 2 UWG verboten. Darunter fällt auch die Veranstaltung von Schenkkreise, da sie eine Variante des Schneeballsystems darstellen.
Teilnehmer eines Schenkkreises, haben rechtlich einen Anspruch auf Rückzahlung ihres Einsatz von Veranstaltern und anderen Mitspielern. Das hat der Bundesgerichtshof in seinem Urteil vom 10.11.2005 (Az.: III ZR 72/05) entschieden.
In vielen Fällen liegt auch ein strafrechtlich bedeutsamer Betrug vor.
In der Praxis ist es allerdings schwierig, den Schuldigen zu finden. Nach der Rechtsprechung ist das der Spielleiter oder der "Betreuer", also derjenige, der Sie zur Zahlung des Geldes auffordert.
Wo lauern die Schenkkreise?
Inzwischen haben sich Schenkkreise immer mehr vom öffentlichen in den privaten Raum verschoben.
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Schenkkreise sind besonders auf Social-Media-Plattformen wie Facebook, Instagram und TikTok sowie in Messengerdiensten wie WhatsApp und Telegram zu finden. Dabei gibt es sowohl Gruppen, die nur über die sozialen Medien kommunizieren, als auch Gruppen, die persönliche Treffen und Videokonferenzen veranstalten.
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Auch über Spam-Mails bzw. unverlangt zugesandte E-Mails werden Schenkkreise verbreitet. Die Versprechungen sind dabei gleich.
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Immer wieder werden Einladung zu Schenkkreisen als esoterische Treffen oder Meditationszirkel getarnt.
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Einladungen können auch über Freunden, Kollegen und Verwandten erfolgen.
Wie schützen Sie sich vor Schenkkreisen?
Sind Sie in das Treffen eines Schenkkreises hineingeraten, ist der beste Rat, sofort wieder zu gehen. Lassen Sie sich nicht in Diskussionen verwickeln. Die Spielleiter sind darauf spezialisiert, die Zweifel zu zerstreuen und die Gruppe wird versuchen, Druck auf Sie auszuüben! Ist Ihnen dies nicht gelungen, können folgende Anregungen helfen, sich vor dem Strudel zu schützen:
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Stellen Sie ruhig unbequeme Fragen. Ausweichende Antworten sollten Sie misstrauisch machen.
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Stellen Sie die „Spielregeln“ in Frage. Schenkkreise funktionieren nie! Es ist eine Betrugsmasche.
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Lassen Sie sich nicht zu spontanen Entscheidungen hinreißen.
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Machen Sie diesen Leuten klar, dass Sie kein Interesse haben und sagen Sie Ihnen, was von solchen Spielen zu halten ist. Auch wenn das unangenehm ist, ist es noch unangenehmer, wenn Sie ihrer besten Freundin vorwerfen müssen, dass Sie um viel Geld geprellt worden sind.
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Löschen Sie unverlangt zugesendete E-Mails wie alle Spam-Mails ungelesen (Autovorschau deaktivieren)!
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Zahlen Sie niemals Geld an eine Person, deren Namen und Adresse Sie nicht zuverlässig kennen. Tätigen Sie keine Überweisungen an Personen im Ausland, die sie nicht kennen!
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Wenn Sie sich getäuscht oder unter Druck gesetzt fühlen, gehen Sie zur Polizei. Sie können vielleicht den entscheidenden Hinweis liefern und andere vor Schäden bewahren. Die Veranstaltung von solchen Spielen ist strafbar.
Was tun, wenn Sie doch eingestiegen sind?
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Falls Sie bereits Gruppen oder Chats in den sozialen Medien beigetreten sind, verlassen Sie diese und blockieren Veranstalter und Teilnehmer in den sozialen Medien und in Messengerdiensten.
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Tätigen Sie keine weiteren Zahlungen! Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen oder von leeren Versprechungen beeindrucken.
- Erstatten Sie Anzeige bei der Polizei!
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