Holz - ein nachhaltiger Rohstoff?
Von: Maria Leidemann - VerbraucherService Bayern e.V.
In diesem Beitrag finden Sie
- Nachhaltiges Brennmaterial?
- Wald als wichtige Kohlenstoffsenke für fossile Rohstoffe
- Holz im Kreislauf halten
- Nachhaltige Nutzung von Schadholz?
- Nachhaltige Forstwirtschaft?
- Illegales Holz findet als Konsumprodukt den Weg nach Deutschland
- Wie gelingt eine nachhaltige Nutzung?
Nachhaltiges Brennmaterial?
Holz gilt allgemein als klimaneutral. Beim Verbrennen wird nur Kohlendioxid (CO2) freigesetzt, das der Baum zuvor aus der Atmosphäre entnommen hat. Die gleiche Menge entsteht auch, wenn der Baum natürlich abstirbt und verrottet. So argumentieren Befürworter von Holzheizanlagen. Bezogen auf Deutschland mag das Argument auch logisch erscheinen. Schließlich wächst hier mehr Holz nach, als wir ernten (BMEL). Zudem wird der Wald größtenteils nachhaltig und naturnah bewirtschaftet.
Doch das Klima und die globale Erwärmung sind kein lokales Phänomen. Und auch der Holzhandel beschränkt sich nicht auf nationale Grenzen. Insgesamt betrachtet geht die Rechnung also nicht auf. Laut Bundesumweltministerium ist Heizen mit Holz keinesfalls klimaneutral. Das wäre nur der Fall, wenn Wälder zeitnah die gleiche Menge CO2 auch wieder einlagern würden. Denn beim Verbrennen gelangt das Kohlendioxid, das der Baum über viele Jahrzehnte in Form von Kohlenstoff eingelagert hat, schlagartig in die Atmosphäre. Zudem werden neben CO2 weitere klimarelevante Gase wie Methan, Lachgas und gesundheitsschädlicher Feinstaub emittiert.
Gemessen an der erzeugten Menge Wärmeenergie entsteht sogar mehr CO2 bei der Holzverbrennung als beim Heizen mit Kohle oder Gas. Denn in Holz steckt weniger Energie, es muss also mehr davon im Ofen landen, um die gleiche Menge Wärme zu erzeugen. Entsprechend entstehen auch mehr CO2-Emissionen. Klimafreundliches Heizen gelingt mit Wärmepumpen, Geothermie oder Fernwärme (UBA).
Wald als wichtige Kohlenstoffsenke für fossile Rohstoffe
Ein Drittel der deutschen Landesfläche ist bewaldet. Somit ist Deutschland mit 11,4 Millionen Hektar das waldreichste Land Mitteleuropas. Wälder und Waldboden sind wichtige Kohlenstoffsenken. Laut Statistischem Bundesamt speichert das gesamte Ökosystem Wald in Deutschland rund 11,4 Milliarden Tonnen Kohlendioxid in Form von Kohlenstoff. Knapp die Hälfte des Speichers entfällt dabei auf den Boden. Der Kohlenstoff wurde über Jahrzehnte und teilweise Jahrhunderte aus der Luft entzogen und in Holz und Boden gebunden. Natürliche Kohlenstoffsenken wie Moore, das Meer, Böden, Pflanzen oder eben den Wald brauchen wir zwingend, um einen Teil des durch fossile Energieträger (Erdöl, Gas und Kohle) freigesetzten Kohlenstoffs wieder aus der Luft zu filtern. Eine sinnvolle ökologische Nutzung des Waldes ist also umso wichtiger.
Holz im Kreislauf halten
Holz als Brennstoff macht nur am Ende einer möglichst langen Nutzung Sinn. Als Dachbalken oder Vollholzmöbel bleibt Kohlenstoff noch viele Jahrzehnte im genutzten Holz gebunden. Im Bausektor kann Holz die energieintensiven Baustoffe Zement, Beton und Stahl ersetzen und auf diese Weise zu einer Senkung der Klimaemissionen beitragen (PIK).
Wichtig ist insbesondere die häufige stoffliche Wiedernutzung des Rohstoffs. Recyceltes Bauholz überdauert beispielsweise als Holzfußboden noch einige Jahrzehnte. Selbst Sägespäne dienen in Pressspanplatten als vielseitiges Baumaterial oder als Rohstoff für die Papierproduktion. Erst nach vielen solcher Kreisläufe, sollte Holz am Ende als Energieträger dienen. Diese sogenannte Kaskadennutzung ist in der Praxis jedoch kaum vorhanden. Momentan recycelt die deutsche Abfallwirtschaft nur 20 Prozent des Altholzes (DHZ).
Nachhaltige Nutzung von Schadholz?
Der Klimawandel macht dem Wald zu schaffen. Stürme, Überschwemmungen, Hitze, Dürren und Brände führen zu massenhaftem Baumsterben (PNAS). So entfiel 2022 mehr als die Hälfte des Holzeinschlags in Deutschland auf Schadholz. 2010 lag dessen Anteil noch bei knapp 20 Prozent (Destatis).
Während in den Jahren 2011 bis 2015 und 2018 eher Stürme für ein vorzeitiges Fällen von Bäumen verantwortlich waren, führte in den Jahren 2016, 2017 und seit 2019 überwiegend Insektenbefall zum Absterben der Bäume. Gerade die Fichte, die in der Vergangenheit massenhaft in Monokultur und für schnelle Holzernte gepflanzt wurde, ist anfällig für Windwurf und Borkenkäferbefall.
Die natürliche mitteleuropäische Vegetation besteht aus Buchen-Mischwäldern. Fichten wachsen eigentlich in höheren Lagen und nördlicheren Breiten. Darum schwächt sie warmes und trockenes Wetter besonders und macht sie anfällig für Schädlinge. Die insektenbedingt geschlagenen Nadelbäume (Fichten, Tannen oder Kiefern) machten im Jahr 2021 99,3 Prozent des Schadholzanteils aus. Ein großer Teil dieses Holzes wurde in den letzten Jahren jedoch nicht in Deutschland genutzt, sondern ins Ausland exportiert.
Nachhaltige Forstwirtschaft?
Das Prinzip der Nachhaltigkeit stammt aus der Forstwirtschaft: Es darf nur so viel Holz entnommen werden, wie nachwachsen kann. Grundsätzlich wird der Wald in Deutschland auch nachhaltig bewirtschaftet. Es wächst sogar mehr Holz nach, als wir ernten. Doch unseren Bedarf an Holz decken wir nicht ausschließlich über deutsches Holz. Jahrelang importierte die deutsche Wirtschaft mehr Holz, als exportiert wurde. Das hat sich in den Jahren 2019 und 2020 durch die Rohstoffknappheit umgekehrt (Destatis). Deutsche Nadelhölzer fanden auf dem chinesischen Markt reißenden Absatz. Diese Hölzer fehlten aber auf dem heimischen Markt und trieben während der Energiekrise die Preise weiterhin in die Höhe. In Form von Konsumprodukten wie Kleiderbügel oder Papier finden deutsche Hölzer teilweise den Weg zurück auf den deutschen Markt – mit einem großen ökologischen Rucksack. Genauso wie die Klimaerwärmung kann auch der Rohstoff Holz nicht in Ländergrenzen gedacht werden. Eine Studie des WWF kommt zu dem Ergebnis, dass weltweit betrachtet mehr Holz geerntet wird als nachwachsen kann. Drei Milliarden Kubikmeter könnte die Menschheit rein rechnerisch pro Jahr nutzen. Die tatsächliche Zahl liegt jedoch mit 4,3 bis fünf Milliarden Kubikmetern weit darüber.
Illegales Holz findet als Konsumprodukt den Weg nach Deutschland
Ein großes Problem für den Bestand der Wälder ist der illegale Einschlag von Holz. Insbesondere im tropischen Regenwald, im borealen Nadelwald Russlands, aber auch in den europäischen Urwäldern Bulgariens und Rumäniens werden Bäume ohne Genehmigung und häufig durch Kahlschlag geerntet und auf dem Weltmarkt angeboten. Als Konsumprodukt wie Holzkohle, Klopapier oder Terrassendielen erreichen diese Hölzer auch den deutschen Markt. Erkennen kann man die Herkunft meist nicht. Eine Studie des Umweltprogramms der Uno (UNEP) und Interpol errechnet einen Anteil von 15 bis 30 Prozent illegalen Holzes am weltweiten Holzhandel.
Wie gelingt eine nachhaltige Nutzung?
Wald erfüllt als Wasserspeicher, Luftreiniger, wichtiger Lebensraum für Tiere und Pflanzen sowie als Klimaschützer und Erholungsraum für den Menschen vielfältige Funktionen. Der rasche Klimawandel wird den langsam wachsenden Wald die nächsten Jahre und Jahrzehnte weiter transformieren. Gleichzeitig ist Holz als Rohstoff ein beliebtes, vielseitiges und natürliches Material, das anderen Rohstoffen in seiner Umweltverträglichkeit weit überlegen ist. Dennoch: In Deutschland liegt der pro Kopf Verbrauch bei 1,2 Kubikmeter pro Jahr und ist somit doppelt so hoch wie der globale Durchschnitt (WWF). Auch hier liegt der Ausweg aus dem Dilemma zwischen wirtschaftlichen Interessen und Ressourcen- und Klimaschutz also in unserem Konsumverhalten. Natürlich ist es wichtig, anfallendes Schadholz intelligent zu nutzen. Doch nachhaltig ist die Nutzung von Holz nur, wenn wir weniger verbrauchen – wie bei allen Ressourcen.
- Umweltbundesamt: Mehr Klimaschutz mit einer neuen Heizung
- Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Wald in Zahlen
- Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV):
Klimaauswirkungen von heizen mit Holz
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