Nachhaltig online: Wie geht das?
Von: Gerti Fluhr-Meyer, aktualisiert von Maria Leidemann - VerbraucherService Bayern im KDFB e.V.
In diesem Beitrag finden Sie
- Digitalisierung – Hoffnung und Bedrohung für die Umwelt
- Rechenzentren – Stromfresser im Hintergrund
- Sparen Sie Daten – das schont Umwelt und Klima
- Ganz wichtig: Endgeräte lange nutzen!
Digitalisierung – Hoffnung und Bedrohung für die Umwelt
Eine Welt ohne Internet? Das ist für die meisten kaum mehr vorstellbar. 67 Millionen Internet-Nutzerinnen und -Nutzer über 14 Jahren gab es 2023 allein in Deutschland, 5,4 Milliarden waren es weltweit. Und wie es aussieht, werden diese Zahlen steigen.
Doch was bedeutet diese Entwicklung für die Umwelt? Ist die Digitalisierung hier nicht positiv zu sehen? Schließlich führt sie zu einer „Entmaterialisierung“, spart also zum Beispiel Papier und ersetzt Bücher, Zeitschriften oder DVDs. Außerdem machen Online-Shopping, Home-Office und Videokonferenzen Fahrten und Flüge überflüssig und reduzieren den Heiz- und Energieaufwand in Geschäften und Büros. Und nicht zuletzt helfen intelligente Stromnetze Energie zu sparen.
Aber die Digitalisierung selbst verbraucht ebenfalls Energie und Ressourcen. 2022 gingen etwa 3 Prozent des globalen Strombedarfs auf ihr Konto. Das klingt wenig, in absoluten Zahlen sieht das schon anders aus. 2022 wurden rund 770 Terrawattstunden Strom durch Online-Dienste verbraucht. Das sind 770 Milliarden Kilowattstunden. Unterhaltungs- und Informationsgeräte verursachen mittlerweile über ein Viertel des Stromverbrauchs in einem durchschnittlichen deutschen Haushalt!
Genaue Verbrauchszahlen anzugeben ist allerdings schwierig. Es gibt im Moment nur wenige Studien, die die Umweltfolgen der fortschreitenden Digitalisierung untersuchen. Die vorhandenen geben allerdings Anlass zur Besorgnis, selbst wenn die Ergebnisse teilweise stark voneinander abweichen. Das liegt unter anderem daran, dass die Studien unterschiedliche Komponenten des Internets betrachten. Manche berücksichtigen beispielsweise den Einfluss digitaler Endgeräte, andere nicht. Aussagen, „ob Homeoffice insgesamt der Umwelt zugutekommt oder ob eine Internetabfrage genauso viel Energie verbraucht wie ein Wasserkocher in 10 Minuten oder in drei Stunden“, sind deshalb laut einem Übersichtsartikel in der Zeitschrift Spektrum der Wissenschaft (7/2021) nur sehr schwer zu treffen.
Rechenzentren – Stromfresser im Hintergrund
Eine wesentliche Rolle beim Rohstoff- und Energieverbrauch und damit beim Anteil des Internets an der CO2-Produktion spielen die sogenannten Rechenzentren. Sie beherbergen die Server, die die Daten speichern, verarbeiten und weiterleiten, wenn wir online sind, egal ob wir surfen, chatten, eine Navigations-App nutzen oder ein Video streamen. Und sie müssen intensiv gekühlt und betrieben werden.
2022 gab es in Deutschland 3000 große Rechenzentren und 47 000 kleinere IT-Installationen, die insgesamt 18 Mrd. kWh Strom verbrauchten. Das ist ein Drittel mehr als die ganze Stadt Berlin benötigte. In Frankfurt, dem weltweit größten Internetknoten gemessen am Datenvolumen, verbrauchen die Rechenzentren etwa 25 Prozent des Stroms der Stadt und haben längst den Frankfurter Flughafen überholt.
Die Zahl dieser Rechenzentren wächst ständig. Ein Grund ist die Zunahme der mobilen Internetnutzung. Dank Smartphones können wir überall und rund um die Uhr online sein. Verstärkend wirken billige Flatrates und immer schnellere Internetverbindungen. Online-Aktivitäten verlagern sich zudem zunehmend vom heimischen Rechner in die Cloud, was neue Rechenzentren nötig macht. Online verwalten wir dort Fitnessdaten, speichern Fotos oder Textdateien, teilen diese mit anderen, sind in Videokonferenzen und spielen Videos oder Musik ab. Das treibt den weltweiten Datenverkehr in die Höhe und zwar immens. Video-Streaming, also das Abspielen von Bewegtbildern über eine Internetverbindung, machte schon 2019 rund 61 Prozent des weltweiten Datenverkehrs aus!
Einen Schub brachte die Corona-Pandemie. 2020 – im ersten Jahr – hat sich die Nutzung von Streaming-Diensten und Cloud-Gaming von Februar bis März um 30 Prozent erhöht.
Viele Internetunternehmen arbeiten an der Optimierung ihrer Server. Sie versuchen, den Stromverbrauch zu senken, steigen auf erneuerbare Energien um oder versuchen die Abwärme der Serverkühlung als Stromquelle zu nutzen.
Tipp: Ob Internetseiten grüne Server verwenden, können Sie prüfen
Welche Energiequelle Internetunternehmen für ihre Server verwenden, können Sie auf der Internetseite www.thegreenwebfoundation.org feststellen, wenn sie dort die Webadresse der genutzten Seiten eingeben.
Eine Hochrechnung, wieviel Kohlendioxid ein Klick auf eine bestimmte Webseite verursacht, erhalten Sie im Testportal www.website.carbon.com. Diese betrachtet neben den genutzten Servern auch die eingebundenen Dateien, wie Bilder, Audios oder Filme, die den Energiehunger einer Webseite entscheidend mitbestimmen.
Sparen Sie Daten – das schont Umwelt und Klima
Klar ist: Mit der Datenflut im Netz wächst der Verbrauch von Energie und Ressourcen und die Entstehung von klimaschädlichem CO2. Ein ganz wesentlicher Bestandteil einer nachhaltigen Internutzung ist deshalb das Datensparen. Das können Sie tun:
Digital entschlacken – Das A und O nicht nur für die Umwelt
-
Verzichten Sie auf unnötige Internetaktivitäten.
-
Gönnen Sie sich handy- und computerfreie Zonen oder Zeiten. Das schont die Umwelt und zusätzlich Ihre Nerven.
-
Schreiben Sie auf, wie oft Sie tagsüber online sind! Wie oft greifen Sie zum Handy oder setzen sich an den Computer, um Nachrichten zu checken, Informationen zu suchen, zu spielen oder anderes zu erledigen? Prüfen Sie, ob das notwendig ist.
-
Führen Sie feste Online-Zeiten ein, zu denen Sie Nachrichten und Mails checken.
-
Lassen Sie sich vom Wecker wecken und nicht vom Handy.
-
Stellen Sie die Push-Mitteilungen ab, die melden, dass neue Nachrichten angekommen sind.
Reduzieren Sie Streaming-Daten
-
Leihen oder tauschen Sie Musik und Filme auf CD oder DVD. Je öfter Sie bereits produzierte CDs oder DVDs nutzen, umso besser für die Umwelt.
-
Bevorzugen Sie herkömmliches Programm-Fernsehen statt Video-Streaming.
-
Telefonieren Sie nach Möglichkeit ohne Video.
-
Hören Sie Musik ohne Videos.
-
Schalten Sie bei Videokonferenzen die Videosequenz aus und nehmen Sie ohne Bild teil.
Tipp: WLAN statt Mobile Daten
Die Übertragung über Mobilfunk („Mobile Daten“) verbraucht mehr Energie als über WLAN.
Wichtig: WLAN unterwegs ausschalten, wenn es nicht benötigt wird. Die ständige Suche nach Netzen erhöht den Stromkonsum.
-
Schalten Sie das automatische Abspielen (Autoplay) von Videoinhalten auf Webseiten und in sozialen Netzwerken ab.
-
Nutzen Sie zum Video-Streamen kleine Monitore. Der Bildschirm des Smartphones braucht weniger Energie als der des Fernsehers.
-
Richten Sie die Auflösung von Videoinhalten an der Größe des Displays Ihres Endgeräts aus und reduzieren Sie sie soweit wie möglich.
-
Laden Sie, wenn möglich, Filme und Playlists herunter, vor allem, wenn Sie sie mehrfach nutzen.
-
Überlegen Sie bei jedem Film, ob Sie ihn unbedingt auf TikTok, Whatsapp, Instagram o.ä. teilen müssen.
Mails und Posts regelmäßig löschen und sparsam nutzen
Jede Nachricht im Internet treibt unbemerkt und ohne Unterbrechung viele Server an. 2023soll die Zahl der täglich versendeten und empfangenen Mails weltweit 347 Milliarden betragen haben. Bis 2026 soll die Zahl auf 393 Milliarden steigen.
-
Seien Sie sparsam beim Versenden von Posts in sozialen Medien und E-Mails.
-
Löschen Sie Mails regelmäßig aus Ihrem Benutzerkonto.
-
Achten Sie auf kleine Verteiler.
-
Nutzen Sie grüne Mailanbieter, die den Energiebedarf ihrer Rechenzentren mit Ökostrom decken und/oder die Treibhausgas-Emissionen ihrer Dienstleistung kompensieren.
-
Verschicken Sie Fotos nicht in unnötig hoher Auflösung.
-
Kündigen Sie Newsletter-Abos, die Sie nicht lesen.
-
Versenden Sie lieber einen Link statt eines Anhangs. Jede angehängte Datei kostet Speicherplatz auf einem Server.
Ganz wichtig: Endgeräte lange nutzen!
Im Hinblick auf die Umwelt mindestens ebenso wichtig wie ein sparsamer Umgang mit Daten ist eine lange Nutzung der Geräte, mit denen Sie im Netz unterwegs sind.
Entscheidend ist vor allem deren Herstellungsphase. Der Energieaufwand für die Halbleiterfertigung ist immens. Die Emissionen von Treibhausgasen bei der Produktion übersteigen diejenigen der Nutzungsphase bei Weitem! Das liegt unter anderem an der Vielzahl der verwendeten Stoffe. Ein Mobiltelefon besteht beispielsweise aus rund 60 verschiedenen Materialien, wovon einige sehr selten, oder schwer zu recyceln sind. Der Abbau ist oft mit großen Belastungen für Mensch und Umwelt verbunden.
So sorgen Sie für eine lange Nutzungszeit Ihrer Endgeräte
-
Kaufen Sie langlebige und energiesparende Geräte.
-
Nutzen Sie die Gebrauchsdauer aus.
-
Achten Sie – wenn möglich – auf einen austauschbaren Akku.
-
Verwenden Sie den Energiesparmodus oder schalten Sie Geräte aus, wenn Sie sie nicht brauchen. Das schont zudem den Akku.
-
Laden Sie den Akku zwischen 20 und 80 Prozent und verhindern Sie vollständiges Auf- und Entladen. Moderne Geräte beenden bei 85-95 Prozent selbständig den Ladevorgang und zeigen 100 Prozent an.
-
Lassen Sie digitale Geräte, etwa Notebooks, nicht permanent an der Steckdose, das schwächt die Akkus.
- Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit: Überblick Digitalisierung
- Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz: Handysammlung
- VerbraucherService Bayern: Nachhaltig Online – Trägt Digitalisierung zum Klimaschutz bei?
- VerbraucherService Bayern: Quiz „Nachhaltig online – wie geht das?“
- Stiftung Warentest (2020): So können Sie Akkus sicher und lange nutzen.
Weitere Themen
Der Freistaat Bayern stellt Ihnen auf dieser Website unabhängige, wissenschaftsbasierte Informationen zum Verbraucherschutz zur Verfügung.
Einzelfallbezogene Rechtsauskünfte und persönliche Beratung können wir leider nicht anbieten. Auch dürfen wir Firmen, die sich wettbewerbswidrig verhalten, nicht selbst abmahnen.
Sollten noch Fragen zu Ihrem konkreten Sachverhalt verbleiben, wenden Sie sich bitte an die unter Service genannten Anlaufstellen.
Alle Artikel zum Thema
CO2 und Energie sparen
- Nachhaltige Elektro- und Elektronikgeräte
- Klimagerecht genießen
- Ökobilanzen
- Tipps zur Reduktion von CO2
- Clever Energie sparen mit einfachen Tipps
- Der Rebound-Effekt beim Energiesparen
- Energieverbrauchskennzeichnung: Das EU-Energielabel
- Nachhaltig online
- Klimafreundlich und gesund wohnen
- Klimabewusst kleiden
- Online-Shopping und Umwelt
- Kreativ neu nutzen
- Nachhaltig Reisen