Nachhaltig Reisen
In diesem Beitrag finden Sie
- Was bedeutet nachhaltig reisen?
- Wie lässt sich eine Reise nachhaltig gestalten?
- Woran lassen sich nachhaltige Reiseangebote erkennen?
- Welche Reiseanbieter für nachhaltiges Reisen gibt es?
Was bedeutet nachhaltig reisen?
Der Tourismus, insbesondere der Ferntourismus, steht wegen seiner negativen Wirkungen seit vielen Jahren in der Kritik. Als Alternative wird mehr und mehr die Idee eines „nachhaltigen Tourismus“ ins Spiel gebracht. Darunter sind alle Tourismusformen zu verstehen, die sozial gerecht, kulturell angepasst, ökologisch tragfähig und insbesondere für die ortsansässige Bevölkerung wirtschaftlich sinnvoll und ergiebig sind. Der Begriff steht für die Idee, bewusster und zugleich erlebnisreicher zu verreisen.
Unter dem ungeschützten Begriff „Nachhaltig Reisen“ versteht jeder jedoch noch etwas anderes. Auf internationaler Ebene wurden daher die sogenannten Global Sustainable Tourism Criteria (GSTC) – zu deutsch die „Globalen Kriterien für einen nachhaltigen Tourismus“ – entwickelt, die als Basis für ein weltweites gemeinsames Verständnis von nachhaltigem Tourismus dienen sollen. Hier werden Mindestvorgaben definiert, die nachhaltig ausgerichtete Tourismusunternehmen erreichen sollen. Die GSTC wurden auf Initiative der Welttourismusorganisation (UNWTO) gemeinsam mit der Rainforest Alliance und dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) in einem weltweiten Stakeholder-Dialog entwickelt und werden heute vom Global Sustainable Tourism Council repräsentiert. Zur freiwilligen Erfüllung der Kriterien für einen nachhaltigen Tourismus müssen Unternehmen einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen, der folgende vier Hauptbereiche beinhaltet, die durch zahlreiche Kriterien und Indikatoren unterfüttert sind:
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ein wirkungsvolles Nachhaltigkeitsmanagement vorweisen,
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den sozialen und ökonomischen Nutzen für die örtliche Bevölkerung maximieren und die negativen Auswirkungen minimieren,
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den Nutzen für das kulturelle Erbe maximieren und negative Wirkungen minimieren,
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den Nutzen für die Umwelt maximieren und negative Wirkungen minimieren.
Wie lässt sich eine Reise nachhaltig gestalten?
Umweltfreundlich und unter fairen Bedingungen Urlaub zu machen, ist sowohl über entsprechende Reiseveranstalter als auch für Individualtouristen möglich. Folgende Anhaltspunkte helfen bei der Gestaltung:
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Die Vorbereitung bzw. Planung einer Reise beginnt bereits mit der Wahl des Reiseveranstalters. Hier gibt es zertifizierte Veranstalter, die nicht nur nachhaltige Reisen anbieten, sondern selbst ebenfalls nachhaltig ausgerichtet sind.
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Für die An- und Abreise sind Fahrrad, Bus und Bahn die umweltfreundliche Alternative zu Auto und Flugzeug. Grundsätzlich gilt: Emissionen vermeiden ist besser als kompensieren. Doch wenn Sie mit dem Flugzeug reisen, vermeiden Sie, wenn möglich, Kurzstreckenflüge unter 800 Kilometern. Darüber hinaus können Sie eine Fluggesellschaft wählen, die moderne Flugzeugtypen hat – diese stoßen grundsätzlich weniger Emissionen aus als ältere Modelle. Bevorzugen Sie zudem Direktflüge. Sie haben darüber hinaus die Option, die Klimawirkung des Flugs zu kompensieren. Kreuzfahrtschiffe haben einen enormen Energieverbrauch und stoßen eine Reihe von schädlichen Abgasen aus.
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Kreuzfahrten liegen im Trend. Kreuzfahrtschiffe produzieren große Mengen Müll, haben einen enormen Energieverbrauch und stoßen eine Reihe von schädlichen Abgasen aus. Schiffsdieselmotoren werden mit Schweröl betrieben, das einen hohen Schwefelgehalt hat. Weniger umweltschädliche Kreuzfahrtschiffe werden durch Flüssigerdgas (LNG) angetrieben. Achten Sie bei Landausflügen auf umweltfreundliche Ausflüge, so bieten Kreuzfahrtschiffe Fahrradausflüge in den Häfen an. Mittlerweile hat Venedig wegen der negativen Auswirkungen Kreuzfahrtschiffe aus dem Zentrum verbannt. Auch Barcelona erlaubt Kreuzfahrtschiffen nicht mehr, im Hafen anzulegen
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Bei der Auswahl des Reiseziels sollten Umwelt- und Sozialverträglichkeit eine wichtige Rolle spielen. Urlaubsdauer und Entfernung zum Reiseziel sollten in einem vertretbaren Verhältnis zueinanderstehen. Der Urlaub, speziell der Kurzurlaub, muss daher nicht immer ins Ausland führen. Statistisch gesehen verreisen die Deutschen nach wie vor am liebsten im eigenen Land. Hier gibt es eine Vielzahl attraktiver Tourismusregionen, die umweltfreundlich zu erreichen sind. Reisen in kulturell oder ökologisch sensible Regionen erfordern Informationen durch den Reiseveranstalter, eine angepasste Teilnehmerzahl und speziell ausgebildete Reiseleiter vor Ort. Touristen sollten sich darüber informieren, was ggf. gegen Ausbeutung in Touristenzentren gemacht werden kann – z. B. durch das Auslassen von fragwürdigen Aktivitäten.
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Wählen Sie Anbieter/Unterkünfte, die über ihr Nachhaltigkeitsengagement, z. B. über Abfallvermeidung und -trennung, Energie- und Wassersparmaßnahmen, regionales Speiseangebot und faire Arbeitsbedingungen, informieren sowie Tipps zu Umweltverhalten geben. Im Idealfall ist eine Unterkunft nachhaltig zertifiziert. Eine nachhaltige Betriebsführung einer Unterkunft verringert die ökologischen Folgen des Tourismus erheblich.
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Viele möchten im Urlaub mobil sein und vielfältigeEindrücke sammeln. Auch hier gilt, dass sich das Reiseziel zu Fuß und mit dem Fahrrad gut umweltfreundlich erkunden lässt. Autofahrten, Rund- und Inlandsflüge belasten dagegen in erheblichem Maße Umwelt und Klima. Wo Fuß und Rad nicht reichen, sollte nach Möglichkeit auf Bus und Bahn bzw. Taxi umgestiegen werden.
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Heli-Skiing in den Alpen, Rundflüge im Himalaya oder Ralley-Touren im Amazonasdschungel – Aktionsurlaube in spektakulärer Umgebung ziehen immer mehr Menschen an. Ist eine Region einmal für den Tourismus erschlossen, zerstören die Besucher unter Umständen genau das, was sie eigentlich suchen und genießen wollen: die ursprüngliche Landschaft mit ihren kulturellen Besonderheiten. Verantwortungsvolle Reiseveranstalter bieten umweltschonende Aktivitäten an und arbeiten mit der einheimischen Bevölkerung zusammen.
Woran lassen sich nachhaltige Reiseangebote erkennen?
Labels können Verbrauchern dabei helfen, ökologische und sozialverträgliche Tourismusangebote leichter zu finden – Voraussetzung ist, dass Verbrauchern bekannt ist, wofür welches Label steht.
Eine Untersuchung der VERBRAUCHER INITIATIVE und des Zentrums für nachhaltige Entwicklung der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde (ZENAT) von 2017 stellt fest, dass die meisten Tourismus-Labels in Deutschland grundsätzlich glaubwürdig sind, sich jedoch hinsichtlich ihrer inhaltlichen Ansprüche stark unterscheiden.
Nicht jedes Zertifikat hat den eigenen Anspruch, ganzheitlich nachhaltig zu sein. Insgesamt wurden 36 verschiedene Labels für Beherbergungsbetriebe, Reiseveranstalter und Spezialanbieter wie z. B. Kanuverleihe auf Grundlage internationaler Richtlinien eingehend untersucht. Neben inhaltlichen Ansprüchen wurden auch Transparenz und Zertifizierungsprozesse betrachtet.
Die nachfolgenden empfehlenswerten Siegel stellen eine Auswahl von Umwelt-, Qualitäts-, und Nachhaltigkeitslabels dar, die im Rahmen der Studie untersucht wurden. Auf dem Portal https://label-online.de der VERBRAUCHER INITIATIVE e. V. sind zahlreiche weitere Tourismus-Labels zu finden, beispielweise für Beherbergungsbetriebe, die sich auf die Bedarfe von Fahrradgästen spezialisiert haben.
Nachhaltig ausgerichtete Siegel
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TourCert - Zertifizierung für Reiseveranstalter und für Unterkünfte wird von der TourCert gGmbH mit dem Ziel vergeben, die gesamte Geschäftstätigkeit von Reiseveranstaltern und Beherbergungsbetrieben zu durchleuchten sowie die Nachhaltigkeitsleistungen transparent und überprüfbar zu machen. Neben Umweltaspekten werden verstärkt auch soziale Aspekte berücksichtigt.
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Travelife Gold certification wird von der Travelife Ltd. getragen und seit 2014 vergeben. Es handelt sich um eine internationale Zertifizierung. Es wird das Ziel verfolgt, die sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Bereiche zu verbessern. Um zertifiziert zu werden, ist eine Mitgliedschaft nötig.
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Green Sign wird vom GreenSign Institut vergeben. Es wird das Ziel verfolgt, Hotels für ihre nachhaltige Hotelführung auszuzeichnen, die den ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Ansprüchen via 85 Kriterien gerecht werden.
Umweltorientierte Siegel
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EMAS mit Referenzdokument Tourismus Das Eco-Management and Audit Scheme (EMAS) wird von der Europäischen Union getragen und seit 1993 vergeben. Es können Organisationen aller Art mit dem EMAS-Label ausgezeichnet werden. Es gibt einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess zur Erreichung von unternehmerischen Umweltzielen. Darüber hinaus veröffentlichen ausgezeichnete Organisationen jährlich eine EMAS-Umwelterklärung. Seit 2016 gibt es ein Referenzdokument Tourismus, welches Tourismusbetriebe bei der Verbesserung ihrer Umweltziele unterstützt.
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EU Ecolabel (Beherbergungsbetriebe, Campingdienste) wird von der Europäischen Kommission getragen und seit 2009 für Beherbergungsbetriebe und Campingdienste vergeben. Betriebe mit einem besonders hohen Umweltengagement können ausgezeichnet und so für Verbraucher sichtbarer werden. Eine Datenbank der Ecolabel-Unterkünfte gibt es unter http://ec.europa.eu/ecat/hotels-campsites/en.
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DIN EN ISO 14001 wird von der ISO – International Organization for Standardization getragen und seit 1996 vergeben. Sie legt weltweit anerkannte Anforderungen an ein Umweltmanagementsystem fest und wird in 171 Ländern angewendet.
Sozio-kulturelle ausgerichtete Siegel
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Neben TourCert und Travelife Gold certification ist u. a. Green Globe Standard – Hotels & Resorts empfehlenswert. Das Label wird seit 1994 weltweit vergeben. Mit Green Globe werden Reise- und Tourismusbetriebe für ihr Nachhaltigkeitsengagement ausgezeichnet – insbesondere für soziale Gesichtspunkte.
Welche Reiseanbieter für nachhaltiges Reisen gibt es?
Im „Forum anders reisen“ haben sich über 100 Reiseveranstalter zusammengeschlossen, die sich für einen nachhaltigen Tourismus engagieren. Auch das Reiseportal „Anderswo“ bietet u. a. eine Übersicht entsprechender Veranstalter an.
Bildnachweis:
55093602 Bucht auf Mallorca, © SOMATUSCANI - Fotolia.com
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