Ingwer, die tolle Knolle
In diesem Beitrag finden Sie
- Steckbrief
- Die Inhaltsstoffe, scharf aber gut
- Das vielseitige Gewürz
- Einkaufskriterien
- Frischer Ingwer, richtig gelagert
- Zu Hause angebaut
Steckbrief
Ingwer (Zingiber officinale), ursprünglich aus Asien kommend, wird mittlerweile nicht nur in tropischen Gebieten, sondern auch bei uns in Bayern angebaut. Wie Galgant, Kardamom oder Kurkuma gehört er zur Familie der Ingwergewächse und ist eine Staude.
Als Gewürz verwendet man den gelblich-braunen Wurzelstock. Dieser erinnert an eine Hand mit Fingern und wird mit dem Fachbegriff Rhizom bezeichnet. Das Rhizom „kriecht“ horizontal am Boden und verzweigt sich immer wieder in Seitensprossen. Hieraus wachsen 1 – 2 m hohe Stängel. Das „Wurzelfleisch“ ist leicht gelblich und riecht aromatisch. „Grüner“ Ingwer wird bereits nach fünf Monaten geerntet. In unseren Geschäften erhalten wir dickere Knollen, die ca. acht bis zehn Monate gereift sind. Auch wenn immer nur von „dem“ Ingwer gesprochen wird, so gibt es verschiedene Ingwersorten, die sich in Geschmack und Aussehen unterscheiden.
Die Inhaltsstoffe, scharf aber gut
Bis heute konnten über 160 verschiedene Inhaltsstoffe im Ingwer nachgewiesen werden. Besonders hervorzuheben sind die ätherischen Öle und die Scharfstoffe, insbesondere die Gingerole und die Shogaole, die der Knolle den speziellen fruchtig-scharfen Geschmack verleihen.
Sie regen u.a. den Speichelfluss und die Magensaftsekrektion an und wirken so gegen Übelkeit und verdauungsfördernd. Den sekundären Pflanzenstoffen werden darüber hinaus u.a. entzündungshemmende, antibakterielle sowie immunstimulierende Wirkungen zugeschrieben.
Damit ist Ingwer mehr als ein Nahrungsmittel. In der Traditionellen Chinesischen Medizin gilt die Knolle schon seit über 2.000 Jahren als Heilpflanze. Hildegard von Bingen nutzte im 12. Jahrhundert die anregende Wirkung auf den Magen-Darm-Trakt, und seit 1988 ist sie auch in Deutschland als Heilpflanze anerkannt. Apotheken und Drogerien bieten Ingwer in Form von Tees, Lutschtabletten, Kaugummis, Säften und Salben an.
Ingwer-Zitronen-Tee mit Zimt gegen Halsentzündungen:
250 ml Wasser mit einer Zimtstange aufkochen. Ca. 2 cm Ingwerknolle schälen und fein zerkleinern, mit dem kochenden Wasser und der Zimtstange übergießen und ca. 10 Minuten ziehen lassen. Absieben, den Saft einer halben Zitrone dazu geben und nach Belieben mit Honig süßen.
Das vielseitige Gewürz
Mit seinem frischen und „zitronig-scharfen“ Geschmack ist Ingwer ein vielseitiges Gewürz. Schärfe und Geschmacksintensität sind abhängig vom Zerkleinerungsgrad und der Dauer des Mitgarens. Man verwendet die Knolle sowohl roh, z.B. in Sushi, als auch gekocht oder getrocknet. Nicht nur asiatische Gerichte, auch Suppen, Marinaden, Gebäck oder Brot bekommen durch Ingwer eine interessante „Note“.
Als weihnachtliches Gewürz findet man es u.a. in Spekulatius, Stollen und Ingwerplätzchen. Schnell lässt sich ein erfrischendes Ingwerwasser selbst herstellen und Ginger Ale (Limonade mit Ingwer) und Ginger Beer gibt es fast überall zu kaufen. Beliebt ist auch kandierter Ingwer, und als Hauptbestandteil aus Currymischungen ist getrockneter Ingwer nicht wegzudenken.
Einkaufskriterien
Der Handel bietet die aromatische Knolle das ganze Jahr über an. Frischen Ingwer erkennt man an seiner Schale. Sie sollte hellbraun und dünn sein und pergamentartig glänzen. Die Schale ist zwar essbar, enthält allerdings keine erwähnenswerten Inhaltsstoffe und sollte vor dem Verzehr immer gründlich gewaschen werden.
Auf Grund der geringeren Belastung und des intensiveren Geschmacks wird Bio-Ingwer empfohlen.
Konventionell angebauter Ingwer kann hohe Rückstände von Pflanzenschutzmitteln enthalten. Dabei muss beachtet werden, dass Ingwer nur in geringen Mengen verzehrt wird. Getrocknet und zu Pulver verarbeitet kann das Gewürz bei geeigneten Lagerbedingungen (trocken, 15-20°C) bis zu drei Jahre gelagert werden. Ingwerpulver enthält kaum ätherische Öle und schmeckt daher weniger scharf und nicht ganz so aromatisch.
Frischer Ingwer, richtig gelagert
Frisch gekauft, wird Ingwer am besten luftdicht verpackt im Gemüsefach des Kühlschranks gelagert. Angeschnittene Knollen können austrocknen und sollten in ein leicht angefeuchtetes Tuch eingewickelt werden. Wie bei der Kartoffel bilden sich nach einiger Zeit kleine Triebe, trotzdem kann man den Ingwer weiterhin verzehren. Die Triebe werden einfach abgeschnitten. Bei lange gelagertem Ingwer bauen sich die milderen Gingerole in die schärferen Shogaole um. Die Knolle verliert an Geschmack und nimmt an Schärfe zu. Die ätherischen Öle im Ingwer sind insgesamt leicht flüchtig. Ingwer sollte daher erst kurz vor der Verwendung zerkleinert werden.
Tipp:
Sie möchten immer „frischen“ Ingwer zur Hand haben? Hacken oder reiben Sie die Knolle und frieren diese portionsweise ein. Durch die Tiefkühlung geht nur etwas an Aroma verloren.
Zu Hause angebaut
Auch wenn Ingwer eine tropische Pflanze ist, können wir ihn bei uns zu Hause im Blumentopf oder im Beet anbauen. Ein etwa drei bis fünf Zentimeter langes Stück der Knolle wird über Nacht in Wasser gelegt und dann mit der Schnittfläche nach unten in Blumenerde eingesetzt und ca. 2 Fingerbreit mit Erde bedeckt. Das Wurzelstück sollte über ein sogenanntes Auge (weißer Mittelpunkt) verfügen. Der Blumentopf steht am besten an einem hellen und sonnigen Ort. Gut feuchtgehalten wächst nach einigen Wochen ein Trieb. Ins Blumenbeet pflanzt man die Knolle, wenn kein Frost mehr erwartet wird. Nach acht bis neun Monaten, verfärben sich die Blätter gelb und der Ingwer ist erntereif. Da die Pflanze nicht winterhart ist, überwintert man kräftige Stücke in einem kühlen, trockenen und etwa zehn Grad kühlen Keller und pflanzt diese im Frühjahr wieder ein.
Ingwer ist wirklich eine tolle Knolle. Sie bringt Geschmack in unsere Küche, hat medizinische Wirkung und macht schön. So findet man Ingwer in vielen Kosmetikprodukten für Haut und Haare. Und in Duschgels und Seifen erfrischen und entspannen uns die ätherischen Öle.
Bildnachweis: Panthermedia.net
- BZfE: Ingwer: Einkauf, Verwendung, Anbau, Wirkung
- Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau: Anbau in Bayern
- Literatur:
Ellen Heidböhmer: Gesund mit Ingwer – Herbig – ISBN978-3-7766-2845-6
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