Hanf in Lebensmitteln - wie gesund ist der Trend?
In diesem Beitrag finden Sie
- Verwendete Pflanzenteile
- Ernährungsphysiologie
- Gesundheitsbezogene Werbung
- Wirken Hanfprodukte berauschend?
- Gesundheitliche Bewertung von Hanfprodukten
- Sonderfall CBD
Verwendete Pflanzenteile
Hanfsamen bietet die vielfältigsten Nutzungsmöglichkeiten. Er lässt sich verwenden als:
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Roher oder gerösteter Samen: Die kleinen Nüsschen schmecken in Suppen, Salat, Müsli oder Gemüsegerichte, passen aber auch in herzhafte Teige, wie Bratlinge.
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Gemahlener Samen: Er eignet sich als Hanfmehl zum Backen, liefert aber auch pflanzliches Proteinpulver.
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Gepresster Samen: Es entsteht ein schmackhaftes Öl für Salate oder andere Gerichte.
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Geschälter Samen: Als „Hanfherzen“ aromatisieren sie zum Beispiel Gebäck.
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Hanfschalen: Vermahlen gelten sie als gute Ballaststoffquelle und reichern beispielweise Brote an.
Hanfblätter
Aus den frischen Blättern wird Hanfaroma extrahiert und Getränken beispielsweise Bier zur Geschmacksverbesserung zugesetzt.Der Verkauf von Hanftee aus getrockneten Hanfblätter oder -blüten wurde durch eine Grundsatzentscheidung des Bundesgerichtshofes verboten. (6.Strafsenat des Bundesgerichtshofes (6 StR 240/20 vom 24. März 2021). Trinkfertig angebotener Hanftee ist weiterhin erlaubt.
Ernährungsphysiologie
Hanf ist glutenfrei und von Natur aus laktosefrei und ist somit eine gute Alternative für Allergiker
Hanfsamen enthalten etwa 50 Prozent Eiweiß. Dieses ist wertvoll, da alle essentiellen Aminosäuren vorhanden sind. Es ist leicht verdaulich und kann tierisches Eiweiß ersetzen.
Hanföl bietet wertvolle Omega-Fettsäuren in einem besonders günstigen Verhältnis. Der hohe Anteil an den ungesättigten Fettsäuren Linol- und Linolensäure ist ernährungsphysiologisch wertvoll. Dazu kommen zahlreiche Vitamine und Mineralstoffe beispielsweise Vitamin E, Magnesium und Eisen. Das ist aber auch zum Beispiel bei Walnuss- oder Leinöl der Fall, die teilweise deutlich günstiger sind.
Gesundheitsbezogene Werbung
Hanf soll schmerzlindernd wirken und Arteriosklerose und Diabetes vorbeugen. Keines dieser Werbeversprechen konnte überzeugend nachgewiesen werden. Daher ist in der EU kein Health Claim, also keine gesundheitsbezogene Werbung, für Hanfprodukte zugelassen.
Aussagen wie: “besonders ballaststoffreich“ oder „proteinreich“ durch Hanf sind erlaubt, wenn die lebensmittelrechtlichen Bedingungen erfüllt sind.
Wirken Hanfprodukte berauschend?
Mit Ausnahme von Samen und Wurzel befinden sich auf der gesamten Hanfpflanze Drüsenhaare, die ein Harz produzieren, das zu etwa 80-90 % aus verschiedenen Cannabinoiden besteht. Dazu zählt das psychoaktive Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC) das die größte berauschende Wirkung hat.
Zur Lebensmittelherstellung angebaute Hanfpflanzen dürfen in der EU höchstens 0,3 Prozent Delta-9-THC in der Rohware enthalten.
Unter diesen Bedingungen sind Hanfsamen und daraus hergestellte Lebensmittel zugelassen und daher frei verkäuflich. Sie enthalten keine rauscherzeugenden Inhaltsstoffe, können allerdings bei der Herstellung damit verunreinigt werden.
Beim Kauf von Hanfprodukten außerhalb der EU ist jedoch besondere Vorsicht geboten. Hier könnten deutlich höhere Konzentrationen an THC vorliegen. Das gilt auch für Nahrungsergänzungen mit Hanf, denn diese werden besonders häufig online gekauft.
Gesundheitliche Bewertung von Hanfprodukten
Ab 1. Januar 2023 gelten Europaweit folgende THC-Höchstwerte
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für Hanfsamen 3 mg/kg,
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gemahlene und oder (teilweise) entfettete Hanfsamen und ausschließlich aus Hanfsamen gewonnene Erzeugnisse 3 mg/kg
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sowie für Hanfsamenöl 7,5 mg/kg.
Möglich macht dies die VERORDNUNG (EU) 2023/915 DER KOMMISSION
vom 25. April 2023, über Höchstgehalte für bestimmte Kontaminanten in Lebensmitteln und zur Aufhebung der Verordnung (EG) Nr. 1881/2006, Anhang 1, Höchstgehalte für bestimmte Kontaminanten in Lebensmitteln Punkt 2.6.
Die verschiedenen Landesuntersuchungsämter entdeckten in Hanfprodukten durchgehend zu hohe THC Werte. Das Landesuntersuchungsamt Niedersachsen beispielsweise stellte fest, dass von 18 untersuchten Hanfsamen und Saaten keine Probe den Richtwert für Lebensmittel von 0,15 mg/kg Gesamt- Delta-9-THC einhielt.
Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) fand in vielen Produkten aus Hanf einen zu hohen THC-Gehalt. Somit kann der Verzehr hanfhaltiger Lebensmittel zum Überschreiten der Akuten Referenzdosis (ARfD) von 0,001 Milligramm (mg) je Kilogramm Körpergewicht führen.
Das bedeutet, dass Personen, die regelmäßig zu Hanfprodukten greifen, Kräutertees mit Hanf trinken oder Öl verwenden, gegebenenfalls zu viele rauschhaltige Substanzen einnehmen und somit die Grenzwerte überschreiten.
Sonderfall CBD
Zu den verschiedenen Cannabinoiden zählen neben THC auch das nicht rauscherzeugende Cannabidiol (CBD). Dieses wird, als Öl, aber auch in Keksen, Kaugummi oder Schokolade verkauft. Besonders das Öl soll eine entspannende und beruhigende Wirkung ausüben. Es kann jedoch die Leberfunktion stören.
Der Verkauf dieser CBD-Produkte ist nach Einschätzung der Behörden nicht zulässig. Laut Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) fallen verschiedene Cannabidiolprodukte unter die Novel Food Regelung, da es vor Mai 1997 keine vergleichbaren Lebensmittel gab. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA prüft derzeit verschiedene Anträge auf Zulassung.
Das Bundesinstitut für Medizinprodukte ordnet das CBD Öl wegen seiner entspannenden Wirkung unter Arzneimittel ein. In der EU ist ein Medikament gegen Epilepsie zugelassen.
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) sieht es daher als bedenklich an, dass zunehmend Süßwaren für Kinder die CBD enthalten im Schnellwarnsystem RASFF der EU auftauchen.
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Stellungnahme des Bundesinstituts für Risikobewertung Nr. 034/2018 vom 8. November 2018: THC Gehalt ist in vielen Lebensmitteln zu hoch
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Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit:
Wie hoch sind die Δ9-Tetrahydrocannabinol-Gehalte in hanfhaltigen Lebensmitteln? -
BMEL - Pressemitteilungen - Höherer THC-Grenzwert für Nutzhanf
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BfR Bund de, Mitteilung vom 19. Juli 2024, Cannabinoide in CBD-Ölen: Wieviel ist enthalten?
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BfArM - FAQ Medizinisches Cannabis ; Bundesopiumstelle beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte
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