RFID: Chancen und Risiken durch Funkwellenidentifikation
Von: Referat 32, Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz
In diesem Beitrag finden Sie
- Wie funktioniert Funkwellenidentifikation (RFID)?
- Wo werden RFID-Chips eingesetzt?
- RFID und Datenschutz
- Welche Chancen und welche Risiken sind mit RFID verbunden?
- Rechtliches rund um RFID
- Verbrauchertipps
Wie funktioniert Funkwellenidentifikation (RFID)?
Die Funkwellenidentifikation (Radiofrequenz-Identifikation - RFID) hat in den vergangenen Jahren Einzug in Wirtschaft, Wissenschaft und Alltag gehalten. Diese Technologie ermöglicht es, Objekte und die bei ihnen auf einem Chip gespeicherten Daten per Funk berührungslos und ohne Sichtkontakt mit einem Lesegerät zu erfassen. Die dabei erfassten Daten lösen bestimmte Prozesse aus, wie beispielsweise das Öffnen einer Zugangssperre oder das akustische Signal bei an Waren angebrachten Diebstahlsicherungen. Die Übertragung der Daten wird bei RFID über einen winzigen Chip, den sog. RFID-Transponder, ermöglicht. Die Übertragungsreichweite ist im Regelfall eher gering und beträgt selten mehr als wenige Meter.
War die Funkwellenidentifikation zunächst auf einfachste Informationen beschränkt, können aufgrund der Entwicklungen der EDV und Chip-Technologie nunmehr vielfältige Informationen erfasst, gespeichert und mit anderen Informationen verknüpft werden. Auch können RFID-Transponder inzwischen mit eigenen Sensoren und Rechnerleistung ausgestattet werden, so dass sie selbstständig Informationen aus ihrer Umgebung erfassen und aktiv mit dem über Funk verbundenen EDV-System kommunizieren können.
Wo werden RFID-Chips eingesetzt?
Das Spektrum der Einsatzmöglichkeiten ist enorm. Es reicht vom Behältermanagement im KfZ-Bau über die Dauerkartenverwaltung in Sportstadien bis hin zur Überwachung temperaturempfindlicher Medikamente. Zu nennen sind außerdem die Zugangssicherung bei Gebäuden, die Diebstahlssicherung von Waren im Einzelhandel, die Kennzeichnung von Tieren, die Wegfahrsperren von Autos und die Mitgliedskarten im Fitness-Club. "Sprechende" Produkte können zur Barrierefreiheit des Einzelhandels beitragen.
RFID und Datenschutz
Soweit RFID-Technologie im Bereich der Produktion und Logistik genutzt wird, werden Verbraucherinteressen nicht, jedenfalls nicht direkt berührt. Anders ist es dort, wo der Verbraucher selbst mit dieser Technologie unmittelbar in Kontakt gerät. Ganz besonders gilt dies für Einsatzgebiete von RFID, bei denen auch personenbezogene Daten verarbeitet werden. Dazu zählen beispielsweise Zugangskontrollen zu Gebäuden oder zum öffentlichen Personennahverkehr oder Mitgliedskarten im Fitness-Club. Beim Einsatz von RFID im Einzelhandel können personenbezogene Daten etwa erhoben werden, wenn der Verbraucher eine Kundenkarte benutzt. In der Zukunft wird RFID in vielen weiteren Bereichen des täglichen Lebens Einzug halten, so z.B. auch zum Abgleich biometrischer Merkmale, die auf Reisepässen oder Tickets gespeichert sind.
Die sogenannte Near Field Communication (NFC) basiert auf der RFID-Technologie und ermöglicht es beispielsweise mithilfe eines Smartphones bargeldlos zu bezahlen. Der Unterschied der zwei Technologien liegt darin, dass ein NFC-fähiges Gerät auch Daten empfangen kann, während bei der RFID-Technologie nur Daten verschickt werden können.
Welche Chancen und Risiken sind mit RFID verbunden?
Mögliche Vorteile aus Verbrauchersicht:
- Auf RFID-Transpondern können Herkunfts- und Zielorte von Waren gespeichert werden. Hierdurch trägt die Technologie dazu bei, die Lieferkette zu erkennen und die Rückverfolgbarkeit von Produkten zu erhöhen. RFID kann auch sicherstellen, dass die Produkte sachgemäß behandelt werden (z.B. keine Unterbrechung der Kühlkette).
- In der Produktion und Logistik können durch den Einsatz von RFID-Technologie Kosten eingespart werden, die zu niedrigeren Verbraucherpreisen führen.
- Ein mit einem RFID-Transponder versehener Autoschlüssel sorgt dafür, dass das Auto erst gestartet werden kann, wenn ein im Zündschloss befindlicher Leser den RFID-Chip im Schlüssel eindeutig identifiziert hat (Wegfahrsperre).
- Kontaktlose Skipässe, Eintrittskarten etwa in Fitness-Clubs oder Zugangskarten zum öffentlichen Personen-Nahverkehr sorgen dafür, dass sie bequem in Jackentasche oder Portmonee aufbewahrt und durch die Kleidung hindurch überprüft werden können.
Mögliche Risiken aus Verbrauchersicht:
- RFID-Transponder können wegen ihrer geringen Abmessungen für den Verbraucher praktisch unsichtbar an Produkten angebracht werden. Auch die Lesegeräte können in alltägliche Gegenstände, etwa in Türrahmen, eingebaut werden. Es können also elektronische Vorgänge ablaufen, ohne dass der Verbraucher davon überhaupt etwas merkt.
- RFID kann genutzt werden, um Sachinformationen mit persönlichen Daten des Nutzers oder Kunden zu verknüpfen, etwa um Nutzungs-, Bewegungs- oder Konsumprofile zu erstellen. Es besteht die Gefahr, dass in RFID-Transpondern personenbezogene oder personenbeziehbare Daten gespeichert oder preisgegeben werden, ohne dass dies ausreichend transparent ist.
- Dritte könnten Daten auslesen oder verändern, ohne dass der Nutzer dies bemerkt oder unterbinden kann. Ein Zugriff auf bzw. das Mitlesen von Daten ist bei einigen RFID-Anwendungen selbst aus größerer Entfernung möglich.
Rechtliches rund um RFID
Die großflächige Einführung von RFID-Technologie macht Aufklärungs- und Schutzmaßnahmen zugunsten des Verbrauchers notwendig.
Soweit personenbezogene Daten gespeichert werden, kommt die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) zur Anwendung. Anwender, die personenbezogene Daten erheben, verarbeiten oder nutzen, sind dazu verpflichtet, die betroffenen Personen über den Vorgang zu informieren und ihre Einwilligung einzuholen. Die Einwilligung kann vom Verbraucher jederzeit widerrufen werden.
In den vergangenen Jahren wurden verschiedene Normen erlassen, um den Umgang mit persönlichen Daten zu regeln und die Privatsphäre der Benutzer zu schützen:
- Datenschutzfolgenabschätzung:
Nach Art. 35 der DSGVO ist vor der Verarbeitung von persönlichen Daten eine sogenannte Datenschutzfolgenabschätzung vorgeschrieben, wenn die Verarbeitung der Daten ein hohes Risiko für die Rechte des Bürgers mit sich bringt. Ist dies der Fall, so ist in einem zweiten Schritt zu prüfen, wie die Risiken minimiert werden können. Eine Zusammenfassung dieser Datenschutzfolgenabschätzung ist der jeweiligen Aufsichtsbehörde mitzuteilen.
- RFID im Einzelhandel:
Im Jahr 2014 wurde mit der DIN EN 16570 ein gemeinsames europäisches Logo durch ein europäisches Arbeitsgremium beschlossen, mithilfe dessen der Verbraucher Produkte mit RFID-Chips schneller erkennen soll.
Verbrauchertipps
Wenn sie Missbrauchsrisiken befürchten und diese ausschließen möchten, fragen Sie bei Ihrem Vertragspartner nach, ob das von Ihnen erworbene Produkt mit einem RFID-Transponder versehen ist, zu welchem Zweck dies ggf. der Fall ist und welche Informationen darauf gespeichert werden.
Verlangen Sie die Deaktivierung des RFID-Transponders, wenn Sie mit einer weiteren Erfassung des erworbenen Produkts nicht einverstanden sind.
Barzahlung kann davor schützen, dass persönliche Daten erfasst werden.
Fotonachweis:
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- Das Informationsforum RFID ist ein eingetragener Verein mit Sitz in Berlin. Mitglieder sind weltweit führende Unternehmen aus den Bereichen Handel, Konsumgüterindustrie, Automobilbranche, IT und Dienstleistung. Gemeinsam wollen sie den weiteren Einsatz der RFID-Technologie fördern und der Diskussion um ihre Anwendung neue Impulse geben. Auf der Homepage des Informationsforums finden Sie umfangreiche Informationen.
- Viele Informationen und weiter führende Links sind auf der Homepage des Bundesbeauftragten für Datenschutz zusammen gestellt.
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