Nachhaltig gärtnern
Töpfe, Pflanzen, Erde, Folien, Dünger, und, und, und – der Garten ist für viele Verbraucher das liebste Hobby. Wer keinen Garten hat, versucht häufig, seinen Balkon zu einer grünen Oase zu machen. Jährlich werden laut Zentralverband des Gartenbaus allein in Einzelhandelsgärtnereien, Gartencentern und Blumengeschäften über fünf Milliarden Euro umgesetzt. Wer sich so intensiv mit Natur und Grün beschäftigt, hat neben dem grünen Daumen meist auch ein grünes Gewissen.
In diesem Beitrag finden Sie
- Erden / Substrate
- Steine
- Kunststoffe, Folien und Gartengeräte
- Pflanzenschutz
- Klimafreundlich gärtnern
Erden / Substrate
Herkömmliche Blumenerde besteht zu einem Großteil aus Torf. Dieser Torf wird in Mooren abgebaut, was diese wertvollen Lebensräume, die etwa ein Drittel des weltweiten Kohlenstoffvorkommens speichern, zerstört. Bei Torf handelt es sich um ein Material, das praktisch nicht nachwächst. Bis ein abgebautes Moor wieder in den ursprünglichen Zustand "wächst", vergehen bis zu 10.000 Jahre. Die derzeitige Praxis des massiven Torfabbaus, beispielsweise in Russland, Finnland oder dem Baltikum, führt zum Verschwinden dieser wertvollen Ökosysteme. Wählen Sie aus diesem Grund Komposterden oder andere torffreie Substrate, um noch bestehende Moore zu schützen. Diese finden sich in zahlreichen Gartenmärkten bereits im Sortiment. Labels wie das europäische Umweltzeichen helfen, nachhaltige Blumenerde zu erkennen. In diesen Erden ist der Torf beispielsweise durch Kompost, Rindenhumus oder Kokosfasern ersetzt. Sie eignen sich mitunter sogar besser als Torferden, da sie nicht so schnell austrocknen und leichter wieder zu befeuchten sind, wenn sie doch einmal austrocknen. Wer die Gelegenheit dazu hat, kann auch eigenen Kompost herstellen und, mit Erde gemischt, für seine Pflanzungen verwenden. Ob als einfacher Komposthaufen, im Schnellkomposter oder in der Wurmkiste - wichtig ist, auf eine gute Durchlüftung, z.B. durch regelmäßiges Umschichten, zu achten. Gute Komposterden finden Sie nicht nur im Fachhandel, sondern teilweise auch bei Kompostwerken in Ihrer Nähe, wenn Ihre Kommune die "Braune Tonne" bereitstellt.
Steine
Wer eine Terrasse anlegen, eine Zufahrt pflastern oder einen Weg durch den Garten bauen möchte, greift der Optik halber gern zu Natursteinen. Die Baumärkte und der Fachhandel bieten eine große Auswahl. Ebenso groß wie die Auswahl sind die Unterschiede im Preis. Doch wie kommt das? Im Handel finden sich zu einem Großteil Steine, die aus China, Indien, Brasilien, Vietnam oder anderen weit entfernten Ländern importiert werden. Diese sind in der Regel deutlich billiger als Steine aus heimischer oder europäischer Produktion. Was Verbraucher der Ware nicht ansehen können ist, inwieweit bei der Produktion grundlegende Sozial- und Umweltstandards eingehalten werden. Wer hier auf Nummer sicher gehen will, sollte darauf achten, dass die Steine bestimmte Labels tragen, die zumindest einen Grundstandard garantieren und deren Einhaltung über Kontrollen sicherstellen wollen. Dazu gehören beispielsweise die beiden Labels Xertifix und FairStone. Auch das Nachfragen beim Verkäufer der Steine kann helfen. Wer auf heimische Steine setzt, ist ganz auf der sicheren Seite.
Kunststoffe, Folien und Gartengeräte
Ein neuer Teich, ein Vlies für das Gemüsebeet, Töpfe, oder das neue Gartenwerkzeug – in immer mehr Gartenzubehör finden Kunststoffe Verwendung. Sie sparen Gewicht, können je nach Bedarf sehr stabil oder sehr flexibel sein und machen die Produkte billiger. Andererseits enthalten sie sogenannte Weichmacher, PAK (Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe) und andere Chemikalien, die Gesundheit und Umwelt schädigen können.
Der umweltbewusste Gärtner hält deshalb Ausschau nach Produkten, die schadstoffgeprüft sind, oder vermeidet Kunststoffe. Ob Beetbegrenzungen oder Pflanzschilder, Blumenkästen oder Hochbeete, Werkzeug oder Gartenhaus - viele Produkte gibt es ohne Plastik.
Wenn es Kunststoff sein soll, empfiehlt es sich, nach Produkten Ausschau zu halten, die den Blauen Engel tragen. Diese Produkte enthalten in der Regel weniger bedenkliche Stoffe als nicht gelabelte Produkte und sind häufig noch auf ihre Gebrauchstauglichkeit getestet. Mit einem Verbrennungsmotor betriebene Geräte mit Blauem Engel verursachen darüber hinaus weniger Abgas- und Lärmemissionen. Auch andere Labels garantieren für weniger Schadstoffe, so beispielsweise bestimmte Labels des TÜV. Hier muss man genau hinschauen, welche Produkteigenschaften der TÜV untersucht hat. Auch die Stiftung Warentest und Ökotest prüfen von Zeit zu Zeit Gartengeräte und -Zubehör.
Pflanzenschutz
Pflanzenschutz ist im Garten und auf dem Balkon eine wichtige Sache. Der beste Pflanzenschutz ist eine gute Kulturführung. Das bedeutet, die Pflanzen mit allen notwendigen Nährstoffen zu versorgen und den richtigen Standort sowie die richtige Sorte für diesen zu wählen.
Selbst bei bester Kulturführung bleiben Schädlinge und Krankheiten nicht immer aus. Besonders häufig ist der Befall mit Mehltau. Dabei handelt es sich um eine Pilzkrankheit. Er äußert sich durch weiße Flecken bzw. einen weißen Belag auf den Blättern. Um Mehltau vorzubeugen, gießen Sie möglichst nicht über die Blätter und achten Sie auf ausreichend weiten Abstand der Pflanzen zueinander. Bei Befall hilft das Entfernen befallener Blattteile, oder man lässt der Natur ihren Lauf. Meist sterben die Pflanzen durch den Befall nicht ab, sondern erholen sich wieder.
Der häufigste Schädling ist die Blattlaus. Auch hier kommt es auf die Stärke des Befalls an. Sind nur einige wenige Schädlinge vorhanden, lohnt das Abstreifen mit einem feuchten Tuch, bei stark befallenen Pflanzenteilen das Abschneiden. Auch der Einsatz von Nützlingen, wie Marienkäfern, deren Larven innerhalb von zwei Wochen mehrere hundert Blattläuse fressen können, kann helfen. Nützlinge lassen sich im Fachhandel bestellen. In einem naturnahen Garten sind meist ausreichend Nützlinge vorhanden, um die Blattläuse in Schach zu halten. Der routinierte Gärtner reagiert nicht beim ersten Befall mit der Giftspritze. Gerade im Frühjahr ist die erste Blattlausgeneration das Startfutter für viele Nützlinge. Fällt dieses aus, kann der Befall im Lauf des Jahres sogar noch schlimmer werden, da die Nützlinge fehlen. Wer sich nicht zurückhalten möchte, der kann auf weniger giftige Mittel auf Rapsölbasis oder mit Kali-Seifen zurückgreifen.
Von chemischem Pflanzenschutz ist generell eher abzuraten. Gerade wenn man die Früchte von Pflanzen verzehren will, sollte man eher eine Pflanze aufgeben, als sie mit Chemie zu behandeln. In diesem Fall ist der Neukauf einer Pflanze preisgünstiger, umwelt- und gesundheitsschonender, als die chemische Keule.
Schnecken sind ein weiteres, meist argwöhnisch beäugtes Tier im Garten. Dabei sind nur die wenigsten Schneckenarten eine Gefahr für Salat, Radieschen und Co. Wer bei Befall zum sehr beliebten Schneckenkorn greift, der tötet nicht nur die gefräßigen Gemüseräuber, sondern auch zahlreiche andere Schneckenarten, die teilweise sogar die Eier der Schadschnecken fressen. Er gefährdet zusätzlich Singvögel und Igel, die Schnecken zu ihrer Beute zählen. Besser ist das klassische Absammeln, oder das Aufstellen von Schneckenzäunen. Wenn es denn unbedingt Schneckenkorn sein soll, dann sollten Sie eines wählen, das auf dem weniger giftigen Wirkstoff Eisen-III-Phosphat basiert.
Klimafreundlich gärtnern
Mit der naturnahen Gestaltung von Gärten und Balkonen leisten Verbraucher einen wichtigen Beitrag für den Klima-, Umwelt- und Artenschutz. Schon mit kleinen Veränderungen der „Gartenroutine“ lassen sich große Effekte erzielen, etwa durch den Verzicht auf Pflanzenschutzmittel oder synthetischen Dünger.
Hilfestellung für das klimaverträgliche Gärtnern bieten zahlreiche Webseiten wie:
Auch Umweltorganisationen bieten kostenfreie Informationen an:
Zum Thema Insekten informieren u.a. www.bienenfuettern.de und www.summende-gaerten.de.
Literatur- und Quellenangaben:
Branchendaten des Gartenbaus: Zentralverband des Gartenbaus (ZVG)
Parish, Sirin, Charman, Joosten, Minayeva, Silvius, Stringer (2008): Assessment on Peatlands, Biodiversity and Climate Change: Main Report. Global Environment Centre and Wetlands International. 179 S.
Labelrecherche: www.label-online.de
Umweltbundesamt: Kompost, Eigenkompostierung
Bundesinformationszentrum Landwirtschaft, Garten und Balkon und 10 Tipps gegen Schnecken im Garten
Bundeszentrum für Ernährung, Blog „Was wir essen“, Schnecken im Garten, Teil 1, Schnecken im Garten, Teil 2
VERBRAUCHER INITIATIVE . Themenheft „Plastikärmer leben“ (09/2021)
VERBRAUCHER INITIATIVE, Themenheft „Klimafreundlich gärtnern“ (04/2022)
VERBRAUCHER INITIATIVE . Magazin „Verbraucher konkret“ (02/2020)
Bildnachweis:
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