Private Vorsorge für das Alter: Wie geht es richtig?
Von: Verbraucherzentrale Bayern e.V.Inhaltsverzeichnis
- Warum ist die Altersvorsorge ein Thema für alle?
- Formen und Produkte der Altersvorsorge
- Wie wird der Altersvorsorgebedarf ermittelt?
- Wege zu geeigneten Anlageprodukten
- Wer hilft beim Thema?
Warum ist die Altersvorsorge ein Thema für alle?
Der weit überwiegende Teil der abhängig Beschäftigten ist in der gesetzlichen Rentenversicherung entweder freiwillig oder pflichtversichert. Wer über Jahre Beiträge eingezahlt und die Altersgrenze erreicht hat, erhält eine Rentenzahlung. Die Zeiten, in denen diese insbesondere für künftige Generationen auskömmlich ausfällt, sind jedoch vorbei. Niedriglohnsektor, niedrige Geburtenraten und eine zunehmende Lebenserwartung bei Rentnern führen zwangsläufig zu einem geringeren Einkommensniveau ab Rentenbeginn.
Schon heute kann man die gesetzliche Rente daher nur als Basisabsicherung betrachten.
Wer also nicht rechtzeitig zusätzlich für seine Altersrente vorsorgt, dem drohen später finanzielle Einschnitte in seinem gewohnten Lebensstandard. Dies gilt umso mehr für viele Selbständige, die nicht einmal die gesetzliche Rente erwarten können. Aber auch auf Beamte, die zwar durch Pensionsansprüche bessergestellt sind, wartet eine Einnahmenreduzierung im Alter, auf die man sich vorbereiten sollte.
Schon heute kann man die gesetzliche Rente daher nur als Basisabsicherung betrachten.
Formen und Produkte der Altersvorsorge
Wer seine Altersvorsorge nach dem Zufallsprinzip wie „Irgendwas geht immer - auch im Alter“ oder „50 Euro Sparrate pro Monat müssen für meine Altersvorsorge ausreichen“ angeht, erntet auch nur einen zufälligen Lebensstandard ab Rentenbeginn. Von Überversorgung bis oft auch zur Altersarmut.
Altersvorsorge findet in verschiedenen Formen statt. Neben der gesetzlichen Rente gibt es staatlich und steuerlich geförderten Varianten: Bruttoentgeltumwandlung im arbeitsrechtlichen Rahmen der betrieblichen Altersversorgung und die Riester- und Rürup-Rente. Dazu kommt noch der große Bereich der ungeförderten privaten Altersvorsorge, also freie Geldanlage.
Abhängig von der Form der Altersvorsorge stehen verschiedene Produktarten der Geldanlage zur Verfügung. Dies sind insbesondere die Gruppe der einlagengesicherten Sparanlagen, Investmentfonds, Immobilien und Versicherungen. Keine dieser Formen oder Produkte führt allein zum Ziel, sondern nur eine maßgeschneiderte Kombination daraus. Dementsprechend gibt es auch keine Patentlösung, sondern nur Einzelstrategien, die erarbeitet werden müssen. Hierzu sollte zuerst der voraussichtliche Vorsorgebedarf im Alter so gut wie möglich ermittelt werden.
Keine dieser Formen oder Produkte führt allein zum Ziel, sondern nur eine maßgeschneiderte Kombination daraus.
Wie wird der Altersvorsorgebedarf ermittelt?
Wie groß die eigene Finanzlücke im Alter sein wird, hängt vom eigenen voraussichtlichen Bedarf und den bis dahin erbrachten Sparleistungen ab. Durchaus auch von der Existenz und Höhe eines zu erwartenden Erbes. Hier hilft eine einfache Hochrechnung. In Teilen bleibt dies zwar eine Berechnung mit vielen Variablen wie Lebenserwartung oder Inflationsentwicklung. Dennoch ist ist die Ermittlung der ungefähren Einnahmen und Ausgaben zum Renteneintritt hilfreich und recht einfach. Daraus kann dann ein Vorsorgeziel formuliert werden, welches aber auch in den Folgejahren immer wieder überprüft und angepasst werden sollte.
Vorsorgeplan - Diese Überlegungen kann man dafür anstellen:
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Mit welcher Grundversorgung (Rente u.a.) im Alter können Sie voraussichtlich rechnen (siehe z.B. Renteninformation)? Wie hoch sind die monatlichen Zahlungsansprüche aus vom Arbeitgeber finanzierter betrieblicher Altersversorgung sowie aus bisherigen privat geführten Rentenversicherungen und anderer Geldanlagen? Ist mit einem sicheren Erbe zu rechnen - kann dies in monatliche Einnahmen umgerechnet werden?
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Einnahmen und Beruf: Wie ist der aktuelle Stand, sind Veränderungen absehbar oder werden diese angestrebt?
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Familie: Wie ist der aktuelle Stand (z.B. Familienstand, Stand der Familienplanung), und sind Änderungen geplant bzw. zu erwarten, beispielsweise auch ein Immobilienerwerb?
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Ausgaben: Fixkosten, Verbindlichkeiten (z.B. laufende Kredite) realistisch berechnen sowie die Rücklagenbildung einplanen. Sind existenzielle Risiken (z.B. Haftpflicht, Berufsunfähigkeit, Todesfallabsicherung für Angehörige) ausreichend abgesichert?
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Wann und welche Bedarfsänderungen im Alter sind absehbar (z.B. gegebenenfalls Wegfall von Kreditraten und einiger Versicherungen; Auszug der Kinder führt zu Einsparungen beim Wohnbedarf; Immobilie ist abgezahlt; höhere Gesundheitskosten im Alter, veränderte Mobilität)
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Nicht vergessen: Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge und Einkommenssteuer auf Alterseinkünfte
Nach Hinzurechnung der Inflation auf die Preise und Dienstleistungen bis zum Rentenbeginn (beispielsweise 2,00% jährlich auf die bisher ermittelte Zwischensumme der gesamten Ausgaben) ergibt sich eine ungefähre Größenordnung der Ausgabenhöhe ab Rentenbeginn.
Der Vergleich der voraussichtlichen Einnahmen mit den Ausgaben zum Zeitpunkt des Renteneintritts zeigt an, ob und in welcher Höhe ein zusätzlicher Einkommensbedarf aus privater Altersvorsorge besteht („Vorsorgelücke“).
Aus dem zusätzlichen Einnahmenbedarf kann letztendlich mit einem Sparratenrechner (siehe beispielsweise www.zinsen-berechnen.de) eine zusätzliche Sparrate für die eigene Vorsorge abgeleitet werden. Weiter geht es mit dem Aufbau einer effizienten Strategie mit geeigneten Geldanlageprodukten. Die Verbraucherzentrale Bayern kann hierfür bei Bedarf ein Berechnungsformular zur Verfügung stellen.
Wege zu geeigneten Anlageprodukten
IErfolgreiche Altersvorsorge heißt effiziente Geldanlage. Deshalb sollte Altersvorsorge nicht mit Versicherungen in Verbindung gebracht werden: Kapitallebens- und Rentenversicherungen sind hierfür regelmäßig zu unflexibel und oft wegen hoher Vertragskosten zu renditeschwach, wenn sie über provisionsvergütete Vertriebsstellen vermittelt werden.
Für die Geldanlage gelten bestimmte Grundsätze:
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Jede Geldanlage wird bestimmt durch die Faktoren Rendite, Sicherheit und Verfügbarkeit. Hohe Erträge bei niedrigem Risiko und voller Flexibilität sind unmöglich zu erreichen.
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Mit verzinsten Geldanlagen geht über längere Zeitabschnitte ein Kaufkraftverlust aufgrund der Inflationswirkung einher.
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Volkswirtschaftlich gesehen, bringt nur das Sparen in Produktivwerte langfristig - trotz Kursschwankungsrisiken - einen Mehrertrag gegenüber der Inflation. Dies ist bequem möglich durch das Besparen von einem weltweit anlegenden Aktien-ETF.
Anlagestrategie - Diese Überlegungen kann man dafür anstellen:
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Die Mischung macht's! Je nach eigenem Anlegerprofil werden die prozentualen Anteile der Sparrate bestimmt, die im Aktienmarkt und die in Geldwerteprodukten regelmäßig angelegt werden. Diese Aufteilung sollte langfristig ganz diszipliniert nach klaren Regeln beibehalten werden.
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Bestimmen Sie deshalb vorab Ihr Anlegerprofil! Der Anteil im Aktienmarkt (Aktien-ETFs) darf – trotz langfristigen Zeithorizontes – nicht so groß sein, dass Sie bei starken Kursrückgängen an den Börsen psychologisch Gefahr laufen würden, Ihre Aktienmarktanteile „in Panik“ zu verkaufen. Der niedrig verzinste Geldwerteanteil sollte so bemessen sein, dass er einerseits zu Rentenbeginn ausreicht, um davon in Ihren ersten Rentenjahren das erforderliche berechnete Zusatzeinkommen („Versorgungslücke“) zu finanzieren. Andererseits wird es dafür benötigt, um nach starken Kursrückgängen an den Börsen diszipliniert Aktienmarktanteile preisgünstig nachzukaufen („Rebalancing“).
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Bleiben Sie ausreichend flexibel, um auf plötzliche Änderungen der Lebenssituation auch finanziell reagieren zu können.
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Staatlich und steuerlich geförderte Produkte sind nur für sehr Wenige vorteilhaft - als eine Teilkomponente des Vorsorgekonzeptes. Betriebliche Entgeltumwandlung, Riester- und Rürup-Rente haben zwar einerseits in der Ansparphase den Vorteil, dass es Zuschüsse vom Staat oder Arbeitgeber und steuerliche Entlastung auf die Sparbeiträge gibt. Andererseits sind die Leistungen aus diesen Vorsorgeformen im Rentenalter voll steuerpflichtig. Bei der betrieblichen Entgeltumwandlung kürzen zudem Kranken- und Pflegebeiträge und eine niedrigere gesetzliche Rente die Auszahlungen. Rentenleistungen sind dazu - außer bei sehr alten Verträgen – nach unverhältnismäßigen langen Erlebensannahmen kalkuliert.
Nur wenn in einer individuellen Modellrechnung am Ende Schwarz auf Weiß eine attraktive Mehrleistung winkt, sollte von diesen vom Gesetzgeber favorisierten Vorsorgeformen Gebrauch gemacht werden. Das ist meistens dann der Fall, wenn Ihr Eigenanteil an den Beitragsaufwändungen deutlich geringer als deren Hälfte ist. -
Informieren Sie sich über Vergleichsmöglichkeiten und Auswahlkriterien für Finanzprodukte und wie Sie diese kostengünstig erwerben können.
Wer hilft beim Thema?
Unterstützung bei der Finanzplanung bieten eine Vielzahl von Finanzvermittlern bzw. Finanzberatern an. Hierbei sollte man wissen, dass auch Interessenkonflikte der Vermittler die Empfehlungen beeinflussen können (s. Artikel Finanzberater). Aktive Hilfe bei der Finanzplanung bieten auch die bayerischen Verbraucherverbände mit unabhängigen Angeboten zur Altersvorsorgeberatung, Kontakt siehe Service.
Der Freistaat Bayern stellt Ihnen auf dieser Website unabhängige, wissenschaftsbasierte Informationen zum Verbraucherschutz zur Verfügung.
Einzelfallbezogene Rechtsauskünfte und persönliche Beratung können wir leider nicht anbieten. Auch dürfen wir Firmen, die sich wettbewerbswidrig verhalten, nicht selbst abmahnen.
Sollten noch Fragen zu Ihrem konkreten Sachverhalt verbleiben, wenden Sie sich bitte an die unter Service genannten Anlaufstellen.
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