Nachhaltige Geldanlagen: Ökologisch, ethisch und sicher investieren
Von: Verbraucherzentrale Bayern e.V.
In diesem Beitrag finden Sie
- Was versteht man unter nachhaltigen Geldanlagen?
- Sind nachhaltige Geldanlagen auch sichere Geldanlagen?
- Nachhaltige Anlagen bei Banken
- Nachhaltige Anlagen in Anlagen und Aktien
- Nachhaltige Anlagen in unternehmerische Beteiligungen
- Nachhaltige Investitionen ins Eigenheim
Nachhaltige oder "grüne" Geldanlagen sind bei Verbraucher/-innen in den letzten Jahren immer beliebter geworden. Grund dafür sind unter anderem die Klimakrise und politische Entscheidungen wie die Energiewende. Aber auch Fragen, inwiefern eine Rendite durch Kinderarbeit oder Waffenexporte befördert wird oder den weltweiten Kohlendioxidausstoß erhöht, spielen zunehmend eine Rolle bei der Suche nach der passenden Geldanlage. Die Europäische Union will mit ihrem Aktionsplan „Sustainable Finance“ („EU-Taxonomie“) Anbieter/-innen von Geldanlageprodukten und Anleger/-innen zu ethisch-ökologischer Geldanlage animieren.
Mit dieser EU-Verordnung sollen Kapitalströme gezielt in ökologisch nachhaltige wirtschaftliche Aktivitäten gelenkt werden.
In der Praxis bedeutet dies, dass seit August 2022 jede Einrichtung, bei denen eine Beratung oder Vermittlung von Geldanlage- oder Versicherungsprodukten stattfindet (Banken, Versicherungen und deren Vertriebsorganisatoren), verpflichtet ist, Verbraucher/-innen nach ihren nachhaltigen Anlagezielen zu befragen. Sofern der/die Anleger/-in nicht ausdrücklich ein Nichtinteresse dokumentieren lässt, muss die Auswahl der für sie/ihn in Frage kommenden Anlageproduktklassen nach ethisch-ökologischen Präferenzen erfolgen, die er/sie vorgibt.
Was versteht man unter nachhaltiger Geldanlage?
Unter Geldanlagen versteht man in der Regel entweder einlagengesicherte Konten, dazu zählen neben Festgeld und Tagesgeld im übertragenen Sinne auch Bausparverträge und auch Lebensversicherungen ohne Fonds.
Oder das Geld wird in Wertpapieren angelegt: Das beinhaltet Anleihen aller Art, Aktien oder Investmentfonds mit den vorgenannten Wertpapieren.
Daneben gibt es Anlagen in sogenanntes Risikokapital, mit der im schlimmsten Fall ein Totalverlust verbunden sein kann, sowie in nicht börsengehandelte Anleihen, Unternehmensbeteiligungen oder Nachrangdarlehen.
Anleger/-innen verfolgen bei all diesen nachhaltigen Geldanlagen mindestens das Ziel, dass mit diesem Geld keine ethisch oder ökologisch problematischen Unternehmensziele in der Form von Krediten finanziert oder als Unternehmenszweck betrieben werden. Besonders positiv wäre sogar, wenn das Anlagegeld proaktiv für zukunftsträchtige Ziele zur Erhaltung und Verbesserung von Umwelt und Menschlichkeit eingesetzt würde.
Für die Einordnung des Grades der Nachhaltigkeit von Unternehmen, Anleihen und Investmentfonds gibt es drei hauptsächliche Ansätze: Ausschlusskriterien, Best-In-Class-Ansatz und gezielte Investitionen nach proaktiven Positivkriterien (Impactziele):
- Ausschlusskriterien können beispielsweise sein: Atomkraft, Kinderarbeit, Rüstungs- und Waffenproduktion, Korruption, Glücksspiel, Menschenrechtsverletzungen, Industrielle Tierhaltung, Agrar-Gentechnik, Tabakherstellung, Pornografie, Erdölproduktion und Fracking, Lebensmittelspekulationen, Zerstörung von Ökosystemen.
- Beim Best-In-Class-Ansatz werden bildlich gesprochen diejenigen Aktien aus jeder Branche ausgesucht, die am wenigsten gegen Ausschlusskriterien verstoßen und zusätzlich auf Veränderungen setzt. Beispiel: Erdölförderer, der zunehmend eine alternative Energieerzeugung aufbaut.
- Beispiele für gezielte Investitionen in bestimmte Branchen oder für bestimmte positive gesellschaftliche Ziele können sein: Gesundheit und Bildung, Verbesserung von Arbeitsbedingungen, Erneuerbare Energien, Nachhaltige Land-/Waldwirtschaft, Trinkwasseraufbereitung, Herstellung umweltfreundlicher Produkte.
Es gibt über 200 Kriterien, die im Detail in die Beurteilung von Anlageprodukten einfließen können. Jeder Mensch hat seine, jede Staatenregierung ihre eigene Vorstellung davon, welche Wirtschaftsaktivitäten nachhaltig oder eben nicht sind. Zum Beispiel gibt es allein über Energiegewinnung mittels Kernkraft oder Gas, dem Betrieb und der Herstellung von Elektromobilität, Gentechnik in der Landwirtschaft oder Tierversuche in der Medizin konträre Meinungen im Hinblick auf deren Nachhaltigkeit und sie verlaufen durch alle Gesellschaftskreise.
Letztendlich kommen ethisch-ökologisch orientierte Anleger/-innen nicht drum herum, erst einmal ihre nachhaltigen Ansprüche für Geldanlagen zu definieren und dabei eventuell auch Kompromisse einzugehen.
Sind nachhaltige Geldanlagen auch sichere Geldanlagen?
Nur weil eine Geldanlage nach ethischen oder ökologischen Grundsätzen konzipiert worden ist, ist sie nicht automatisch auch sicher. Bei der nachhaltigen Geldanlage spielt neben einer ethischen und ökologischen Rendite auch der wirtschaftliche Erfolg eine entscheidende Rolle. Deshalb gilt bei "nachhaltigen Investments" das gleiche wie bei den herkömmlichen Geldanlagen: Risiken und Kosten müssen genau hinterfragt werden.
Siehe dazu der Beitrag "Sichere Geldanlagen"
Nachhaltige Anlagen bei Banken
Als grüne Geldanlagen ohne Wertschwankungsrisiko können Tagesgeld, Sparbücher, Festgeld, Sparbriefe und Sparpläne bezeichnet werden, die bei einer Bank mit ethisch-ökologischem Anspruch abgeschlossen werden.
Dabei sollte man je nach geplanter Anlagesumme darauf achten, bis zu welcher Anlagehöhe die Bank einer Einlagensicherung unterliegt. EU-weit vorgeschrieben ist für den Fall einer Bankenpleite eine Entschädigungssumme von 100.000 Euro pro Sparer. Zudem sollte man sich genau informieren, welche Ansprüche die jeweilige Bank an sich stellt, um den ethisch-ökologischen Gedanken gerecht zu werden. Für welche Investitionszwecke vergibt sie ihre Kredite?
In Deutschland gibt es in dieser Sparte Banken, die unter dem Sammelbegriff "klimafreundliche Sparanlagen" durchaus sinnvolle, ökologische Schwerpunkte setzen, aber auch Banken mit christlichem Hintergrund, die verstärkt ethische Ansprüche verkörpern.
Hinzu kommen Banken, die die Prinzipien des "Islamic Banking" verfolgen, welches mit den Ethik-Vorstellungen des Islams verknüpft ist. Die Kernelemente des Islamic Banking sind z.B. ein Zins-und Spekulationsverbot bei der Geldanlage.
Nachhaltige Anlagen in Anleihen und Aktien
Verbraucher/-innen, die bereit sind ihr Geld längerfristig anzulegen und zwischendurch mögliche Wertschwankungen in Kauf nehmen, können in Anleihen und Aktien investieren. Den gewissen Unterschied zwischen der grünen Anlage und einer herkömmlichen macht hier lediglich das Unternehmen oder der Anleiheemittent aus, in dessen Wertpapier investiert wird. Stellt das Unternehmen auf nachhaltige Art und Weise umweltfreundliche Produkte her? Welchem Zweck dient das Geld einer Anleihe? Verstößt der/die Herausgeber/-in einer Anleihe etwa gegen übliche Transparenzkriterien?
Dabei hat jede/-r Anleger/-in theoretisch die Möglichkeit, persönliche ökologische und ethische Vorstellungen nach wichtigen Kriterien individuell umzusetzen. Dies geschieht durch die Selektion von Unternehmen, Anleihen oder Investmentfonds nach seinen/ihren Kriterien. Dem steht gegenüber, dass es in der Praxis noch viele Aktien- und Fondsgesellschaften wie auch Anleiheemittenten gibt, die Anleger/-innen eine Auswahl durch ungenügende Transparenz hinsichtlich der Nachhaltigkeitskriterien erschweren. Zumindest für Investmentfonds gibt es eine wachsende Anzahl von Informationsportalen, die die sogenannten ESG-Kriterien (Umwelt-Soziales-Unternehmnsführung) von Investmentfonds bei deren Auswahl der Wertpapiere mehr oder weniger übersichtlich veröffentlichen. Beispielhaft dafür seien hier www.geld-bewegt.de, Finanztest (Stiftung Warentest), Forum Nachhaltige Geldanlage oder Nachhaltiges-Investment.org genannt.
Nicht unwichtig ist wie bei anderen Anlageformen auch bei der Auswahl der Fonds darauf zu achten, dass Fondskosten sowie Missmanagement die Rendite erheblich schmälern können. Inzwischen steigt die Anzahl der kostengünstigen Indexfonds (ETF), die entsprechend nachhaltige Indizes ohne Managementrisiko abbilden.
Nachhaltige Anlagen in unternehmerische Beteiligungen und Unternehmensdarlehen
Thematisch verführerisch klingen für viele Privatanleger/-innen Beteiligungen an ökologischen Projekten wie Solarparks, Windräder oder Holzinvestments. Oft sind diese regional oder genau vor Ort. In der Finanzwelt werden diese Beteiligungen auch geschlossene Fonds genannt. Anleger/-innen werden bei einer Beteiligung an einem geschlossenen Fonds "Mitunternehmer/-innen" und deshalb nicht nur an Gewinnen beteiligt, die die Anlagegesellschaft erzielt, sondern auch an Verlusten. In vielen Fällen ist die Haftung jedoch zum Glück auf die Höhe der Einlage begrenzt. Sollte diese ausgeschöpft sein, entspricht das dem Totalverlust des eingesetzten Kapitals. In der Regel schließen Anleger/-innen solche Beteiligungen über sehr lange Laufzeiten ab. Ein vorzeitiger Ausstieg ist, wenn überhaupt, nur über den sogenannten "Zweitmarkt" möglich und in der Regel mit sehr hohen Verlusten verbunden.
Genauso verhält es sich mit Angeboten, die in Darlehensform für nachhaltige Unternehmen angeboten werden. Sie sind als nachrangige, nicht börsennotierte Anleihen (Schuldverschreibungen), partiarische Darlehen und Genussrechte verpackt. Zunehmend gibt es diese Angebote auch über sogenannte Crowdinvesting-Portale, wo sich mit kleineren Geldbeträgen an diesen Beteiligungen und Darlehen eingebracht werden kann. Oft werden solche Offerten irreführend als Geldanlage mit höherer „sicherer“ Verzinsung beworben.
Die Problematik bei geschlossenen Fonds und den genannten Darlehensformen liegt in erster Linie darin, dass sie von keiner offiziellen Stelle auf Tragfähigkeit und Wirtschaftlichkeit des Unternehmenskonzeptes kontrolliert werden und daher oft sehr intranparent sind. Zudem fallen in der Regel sehr hohe Abschlusskosten an. Bevor jemand sein Geld in eine unternehmerische Beteiligung investiert, sollte man sehr genau prüfen, ob die versprochenen Erträge überhaupt erzielbar sind und ob es sich um ein ökonomisch sinnvolles und umsetzbares Konzept handelt.
In den letzten Jahren wird für diese Art von Risikokapital im Internet gerade für nachhaltige Themen auch mit innovativen Emissionsformen in Gestalt von sogenannten Token („tokenisierte Anleihe“) geworben. Die Risiken bleiben dabei die gleichen. Sie werden leider zu oft verharmlost unter dem Deckmantel angeblicher Modernität und vorgegaukelter Transparenz. Regelmäßig wird mit einem besonderen „Sachwert“vorteil geworben, der rechtlich jedoch nicht Gegenstand der Anlage sein kann. Produktthemen sind hier vorrangig Neue-Energie- und Wald-/Aufforstungsprojekte.
Für die Altersvorsorge oder sichere Geldanlageziele sind derartige Modelle denkbar ungeeignet. In Beteiligungen und Darlehen sollten daher nur risikofreudige Anleger/-innen mit einem kleinen Anteil Ihres gesamten Anlagevermögens investieren, die über größere Vermögen verfügen, Verluste verschmerzen können und das vorgeschlagene Investitionsmodell auch verstanden haben.
Nachhaltige Investitionen ins Eigenheim
Eine weitere Anlagemöglichkeit für Anlege/-innenr, die über Wohneigentum verfügen, ist die Solaranlage auf dem eigenen Dach oder Modernisierungsmaßnahmen, die Energieeinsparungen zur Folge haben. Entscheidet sich ein/-e Hauseigentümer/-in für eine Investition in Photovoltaik, kann diese/-r den gewonnenen Strom ins Netz einspeisen und erhält dafür Vergütungen. Die Renditen bei einer solchen Investition sollten vorher genau durchkalkuliert werden. Auch die Auswahl der Firma, die die Installation der Solarzellen vornimmt, sollte genau geprüft werden.
Bei Modernisierungsmaßnahmen ergibt sich die Rendite aus den Einsparungen an Heiz- und Warmwasserkosten und den Fördergeldern, mit denen der Staat die jeweiligen Maßnahmen ggf. bezuschusst. Bei steigenden Energiepreisen kann die Investition ins eigene Wohnobjekt besonders lukrativ und nachhaltig sein. Zu beachten ist für nachhaltig kritische Eigentümer/-innen, inwieweit bestimmte Gebäudedämmprodukte und Heizungsvarianten tatsächlich ökologisch vertretbar sind.
Fazit: Gleiche Grundsätze wie bei herkömmlichen Geldanlagen
Grundsätzlich gelten bei grünen Geldanlagen die gleichen Grundsätze wie bei herkömmlichen Geldanlagen:
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Ein Produkt sollte immer an Hand der Aspekte Sicherheit, Rentabilität und Liquidität (Flexibilität) beurteilt werden. Die Auswirkung möglicher Einzelrisiken wie auch die Renditeaussichten einer Anlage sind nur schwer abschätzbar. Dagegen kann gezielt nach Produkten mit geringen Kauf-, Abschluss- und laufenden Kosten Ausschau gehalten werden. Produktkosten beeinflussen erheblich das Renditeergebnis für Anleger/-innen.
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Eine einzelne Geldanlageklasse sollte stets nur eine Beimischung vom gesamten anzulegenden Vermögen darstellen: je riskanter hinsichtlich des Totalverlustes, umso kleiner sollte der Anteil besser nur sein.
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Je höher eine versprochene Rendite bei Werbeaussagen ausfällt, umso höher ist auch das Risiko für Anleger/-innen.
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Jedes Anlageangebot sollte genau geprüft werden - am besten von einem/einer unabhängigen Berater/-in, der/die kein Eigeninteresse aus dem Vertrieb des Produktes hat.
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