Ethanolkamine – besinnlich, aber auch brandgefährlich!
Von:
Dr. Axel Dorenbeck - Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz
Anja Wagmann - Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz
In diesem Beitrag finden Sie
- Betrieb von Ethanolkaminen
- Kennzeichnung
- Standsicherheit bzw. sichere Befestigung
- Löschbarkeit der Flamme
- Auffangwanne
- Abkühlen vor dem Nachfüllen
- Brennstoff Ethanol
- Abstand zu brennbaren Gegenständen
- Raumbelüftung
- Personen mit Atembeschwerden
- Kinder und Haustiere
- Brennstofflagerung
Betrieb von Ethanolkaminen
Mit einem Ethanolkamin kann sich jeder den eigenen Kamin in die Wohnung holen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Kaminen verwenden Ethanolkamine i.d.R. Ethanol bzw. „Bio-Ethanol“ als Brennstoff. Ethanol ist nichts anderes als Trinkalkohol, der jedoch, um nicht der Branntweinsteuer zu unterliegen, vergällt wird und damit für den Menschen ungenießbar ist. Der Vorteil von Ethanol ist die vergleichsweise rückstandsfreie Verbrennung, die keinen Anschluss an einen Schornstein erfordert. Dadurch entfällt auch die sonst erforderliche Abnahme durch den Schornsteinfeger sowie die jährliche Reinigung des Schornsteins. Dies bedeutet aber auch, dass alle Verbrennungsprodukte direkt in die Raumluft abgegeben werden. Sollten Sie auf einzelne Verbrennungsprodukte (siehe unten stehende Links) allergisch reagieren oder keine ausreichende Lüftung gewährleisten können, ist der Betrieb eines Ethanolkamins zu überdenken.
Zu berücksichtigen ist ferner, dass im Gegensatz zu den herkömmlichen mit Holz oder Kohle betriebenen Kaminen Ethanolkamine nur eine sehr geringe Heizleistung besitzen und daher nicht als Heizungsersatz dienen können. Leider kommt es bei diesen Kaminen immer wieder zu schweren Verbrennungsunfällen. Deshalb ist es wichtig, sich umfangreich zu informieren und sich den Kamin ausführlich vorführen zu lassen. Lesen Sie vor der ersten Benutzung unbedingt die mitgelieferte Bedienungsanleitung und prägen Sie sich die darin enthaltenen Anforderungen ein.
Kennzeichnung
Auf dem Kamin soll ein dauerfestes Typenschild vorhanden sein, aus dem die Typbezeichnung, die technischen Parameter, insbesondere die Luftzufuhr, aber auch die Heizleistung und der Hersteller mit postalischer Anschrift ersichtlich ist. Ebenso wird für Ethanolöfen kein GS-Zeichen vergeben, da ihre Benutzung wegen der (gewollten) offenen Flamme immer mit einem erhöhten Risiko verbunden ist.
Die DIN EN 16647:2016-04 formuliert sicherheitstechnische Anforderungen an dekorative Feuerstätten, zu denen Ethanolkamine zählen. Die Anforderungen sind für die Hersteller jedoch nicht verpflichtend, daher sollten Sie bei einem Kauf auf einen entsprechenden Hinweis achten, mit dem die Einhaltung der Anforderungen nach der Norm DIN EN 16647:2016-04 bestätigt wird.
Standsicherheit bzw. sichere Befestigung
Jeder Kamin, unabhängig von der Preislage, muss sicher stehen! Er darf weder wackeln noch eine labile Konstruktion aufweisen. Am wirkungsvollsten verhindert eine feste Verankerung am Boden ein Verschütten des Brennstoffes. Kamine, die an der Wand befestigt werden, müssen über eine geeignete Befestigung verfügen. Es ist ein Fall bekannt, bei dem die Wanddübel durch die weitergeleitete Hitze aufgeweicht wurden und der Kamin von der Wand stürzte.
Die Flamme muss sich löschen lassen
Achten Sie beim Kauf darauf, dass der Kamin über eine Vorrichtung zum Löschen der Flamme verfügt! Andernfalls müssten Sie den Kamin überwachen, bis sämtliches Ethanol verbrannt ist. Das kann sich unter Umständen über Stunden hinziehen. Achten Sie aber auch darauf, dass sich im Zeitraum bis zur nächsten Nutzung keine leichtentflammbaren Gase bilden können, beispielsweise durch Ansammlung von Ethanol in einem großen Hohlraum. Diese hätten bei einem erneuten Entzünden mindestens eine Stichflamme zur Folge.
Achten Sie auf eine Auffangwanne
Damit sich versehentlich verschüttetes Ethanol, sei es vom Einfüllen oder unabsichtlichen Gegenstoßen, nicht in der Wohnung verteilt, sollte der Kamin über eine Auffangwanne verfügen, in die nicht brennbares und ethanolbindendes Material eingefüllt werden kann. So begegnen sie wirkungsvoll möglichen Wohnungsbränden.
Vor dem Nachfüllen - Kamin abkühlen lassen
Lassen Sie den Kamin abkühlen, bevor Sie Ethanol nachfüllen. Füllen Sie das Ethanol nie in einen noch heißen Kamin! Dies kann Stichflammen oder Verpuffungen zur Folge haben.
Als Brennstoff nur Ethanol
Verwenden Sie nur Ethanol als Brennmittel! Auf keinen Fall Benzin oder Diesel verwenden, es besteht Lebensgefahr! Auch Methanol scheidet schon aufgrund seiner kaum sichtbaren Flamme aus. Darüber hinaus wirkt es bei Hautkontakt giftig.
Abstand zu brennbaren Gegenständen
Halten Sie zu Möbeln, Gardinen oder anderen brennbaren Materialien einen Mindestabstand von 1 Meter ein! Dieser Abstand gilt auch für Personen oder Tiere zur Vermeidung von Luftverwirbelungen, die die Flamme beeinflussen können.
Lassen Sie die Türen offen - Raumbelüftung
Ein Feuer verbraucht Sauerstoff und produziert Verbrennungsprodukte. Hier unterscheidet sich ein herkömmlicher Kamin nicht von einem Ethanolkamin, wohl aber bei Abfuhr des entstehenden Kohlendioxids. Ein herkömmlicher Kamin verbraucht Sauerstoff und leitet die Verbrennungsprodukte, wie Kohlendioxid oder Feinstaub durch den Schornstein nach außen. Ein Ethanolkamin hingegen hat keinen Abzug und gibt somit Verbrennungsprodukte in den umgebenen Raum ab (siehe hierzu auch die unten aufgeführten Links). Ist kein ausreichender Luftwechsel gewährleistet, kann dies möglicherweise zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Lassen Sie daher mindestens eine Tür offen und verwenden Sie gegen versehentliches Schließen entsprechende Stopper. Durch diese notwendige Belüftung wird allerdings die geringe Heizleistung des Ethanolkamins aufgehoben.
Personen mit Atembeschwerden
Personen mit Atembeschwerden wird empfohlen, sich nicht in Räumen aufzuhalten, in denen ein Ethanolkamin in Betrieb ist.
Lassen Sie Kinder und Haustiere nicht unbeobachtet
Wie bei allen offenen Flammen gilt auch hier:
Lassen Sie Kinder nicht mit dem Kamin allein. Das gleiche gilt auch für Haustiere.
Brennstofflagerung
Lagern Sie das Ethanol außerhalb der Reichweite von Kindern an einem belüfteten Raum. Keinesfalls sollten Sie diesen Alkohol in der unmittelbaren Nähe des Kamins aufbewahren.
- Vermeiden von Bränden
- Unfallgefahren und Unfallschutz
- Innenraumanalytik.at: Ethanolöfen ohne Abzug als Schadstoffquelle in Innenräumen
- Innenraumanalytik.at: Innenraumschadstoffe durch Verbrennungsprozesse: Ethanol- und Speicheröfen
- European Commission: STUDY ON ALCOHOL-POWERED FLUELESS FIREPLACE COMBUSTION AND ITS EFFECTS ON INDOOR AIR QUALITY
- SpiegelOnline Wissenschaft: Forscher warnen vor Ethanol-Feuerstellen
- Stiftung Warentest: Ethanol-Kamine - Eine brandgefährliche Deko
- Fraunhofer Gesellschaft: Chamber studies on nonvented decorative fireplaces using liquid or gelled ethanol fuel
- IWU: EINFLUSS VON OFFENEN ETHANOLBRENNSTELLEN AUF DIE LUFTQUALITÄT IN PASSIVHÄUSERN
- BfR-Flyer: Gesundheitsrisiken durch Kohlenmonoxid
- Bayerische Gewerbeaufsicht
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