Lebensmittel wegwerfen, das muss nicht sein!
In diesem Beitrag finden Sie
- Vom Handel bis zum Verbraucher - Wer wirft weg?
- Wie viel wird von Privathaushalten weggeworfen
- Bayerische Daten
- Wegwerfen ist nicht nur ein finanzielles Problem
- Aussortiert wird schon auf dem Acker
- Industrie und Handel - zu viel landet im Müll
- Großverbraucher werfen ebenfalls weg
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Gründe für die Verschwendung im Haushalt
- Das Mindesthaltbarkeitsdatum - falsch verstanden.
- Das Verbrauchsdatum - bis dahin und nicht weiter
- Die Kühlkette wird häufig unterbrochen
- Falsch gelagert - schon verdorben
- Gegenstrategien beim Einkauf
- Welche Lebensmittel landen am häufigsten im Müll
- Tipps zum Umgang mit übriggebliebenen Lebensmitteln
Vom Handel bis zum Verbraucher - Wer wirft weg?
Aufgerüttelt durch Dokumentationen wie "taste the waste" oder die "Essensvernichter" gab das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz bei der Universität Stuttgart im Jahr 2012 eine Studie zum Thema Lebensmittel-Müll in Auftrag. Da diese Studie die Primärproduktion nicht enthielt, wurde sie für alle Bereiche vom Acker bis zum Teller 2015 erneut durchgeführt.
Diese Zahlen werden, in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), ständig aktualisiert, da im Rahmen der EU-Berichterstattung die Daten der Lebensmittelabfälle nach Brüssel gemeldet werden müssen. Damit soll kontrolliert werden, ob die Länder tatsächlich genug gegen Lebensmittelverschwendung unternehmen. Die letzte Erhebung stammt aus dem Jahr 2021. Die Zahlen wurden ausgewertet und im Juni 2024 weitergeleitet.
Höhe der Lebensmittelabfälle nach Sektoren in der Lebensmittelversorgungskette
Der Erhebung zufolge beträgt die Gesamtabfallmenge rund elf Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle (Frischmasse).
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Die Primärproduktion hat daran einen Anteil von zwei Prozent (0,2 Mio. Tonnen).
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Bei der Verarbeitung beispielweise aufgrund technischer Störungen bei der Temperaturführung fallen 15 Prozent 1,5 Mio. Tonnen) an.
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Im Handel entstehen 7 Prozent (0,8 Mio. Tonnen) der Lebensmittelabfälle, wenn z.B. die Portionierung von Verpackungen nicht bedarfsgerecht erfolgt.
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Bei der Außer-Haus-Verpflegung fallen 17 Prozent (1,9 Mio. Tonnen) der Abfälle an.
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Der Großteil der Lebensmittelabfälle entsteht mit 59 Prozent (6,6 Mio. Tonnen) in privaten Haushalten.
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Jeder Verbraucher und jede Verbraucherin wirft demnach etwa 79 Kilogramm Lebensmittel im Jahr weg.
Wie viel wird von Privathaushalten weggeworfen?
Von den Privathaushalten werden laut der Studie bundesweit jedes Jahr rund 6,6 Millionen Tonnen Lebensmittel entsorgt. Im Schnitt wirft jeder Bundesbürger pro Jahr 79 Kilogramm weg. Dabei wären 47 Prozent der weggeworfenen Lebensmittel noch essbar.
Der Wert der vermeidbaren Lebensmittelabfälle wird pro Kopf auf jährlich 200 Euro geschätzt. Bei einem Vier-Personen-Haushalt summiert sich der Betrag im Schnitt pro Jahr auf rund 800 -900 Euro. Das belastet die Haushaltskasse.
Auf Deutschland hochgerechnet sind es bis zu 20 Milliarden Euro pro Jahr, die die vermeidbare Verschwendung der Privathaushalte kostet.
Die Gesellschaft für Konsumforschung (GFK) hat in den Jahren 2016/2017 die Lebensmittelabfälle in Bayern untersucht. Nach dieser Studie werfen die Privathaushalte in Bayern rund 0,6 Millionen Tonnen Lebensmittel (inkl. Getränke) pro Jahr weg, das sind mehr als 103 kg pro Haushalt. Damit ist die Lebensmittel-Abfallmenge in Bayern geringer als in anderen Bundesländern.
Wegwerfen ist nicht nur ein finanzielles Problem
Das Vernichten von Lebensmitteln ist zusätzlich ein ethisches Problem. Vor allem, da in anderen Regionen der Welt die Menschen an Hunger sterben. Stefan Kreutzberger und Valentin Thurn schreiben in Ihrem Buch mit dem Titel "Die Essensvernichter": "Würden wir weniger wegwerfen fielen die Weltmarktpreise und es stünde genug für die Hungrigen der Welt zur Verfügung".
Es ist aber auch ein ökologisches Problem. Denn Produktion, Verarbeitung und Transport verschlingen große Mengen an Energie, an wertvollen Rohstoffen und an Ackerboden. Verschwendung von Lebensmitteln trägt somit zum Klimawandel bei.
Aussortiert wird schon auf dem Acker
Ernte- und Lagerverluste entstehen durch Witterungseinflüsse und Schädlingsbefall. Eine sorgfältige Beobachtung der Produktion und eine gute Ausbildung der Landwirte ist die beste Gegenstrategie.
Doch auch bei der Ernte werden Obst und Gemüsesorten aussortiert, wenn sie zu klein sind, die falsche Form haben oder nicht makellos aussehen. Handel und Verbraucher lieben makellose Lebensmittel. Das Aussehen hat aber meist keinen Einfluss auf den Geschmack oder den gesundheitlichen Wert.
Industrie und Handel - zu viel landet im Müll
Auch die Industrie mit rund 15 Prozent und der Handel mit rund sieben Prozent Lebensmittelabfall könnten ihre Sorgfalt bei der Produktion und dem Verkauf von Lebensmitteln noch verbessern.
Eine verbesserte Logistik könnte helfen Fehlchargen und Überproduktionen zu vermeiden.
Vor allem die Kühlkette muss sorgfältig eingehalten und auf die entsprechenden Lebensmittel abgestimmt werden. Obst beispielsweise, das optimal transportiert wurde, hält deutlich länger und schmeckt auch besser. 35 Prozent aller leicht verderblichen Lebensmittel müssen entsorgt werden, da die Kühlkette nicht stimmt.
Der Handel entsorgt Bananen mit rissigen Schalen oder Großpackungen, wie Netze, Säckchen oder Beutel, weil ein Lebensmittel beschädigt ist. Mehr lose Ware wäre hier eine Lösung. In den letzten Jahren wird dies auch vermehrt bei Discountern umgesetzt . Supermärkte sollten mehr Produkte kurz vor Ablauf des MHD günstiger abgeben. Viele Verbraucher schätzen solche Angebote.
Auch die Weitergabe nicht verkaufter Waren an karitative Einrichtungen ist sinnvoll und vermeidet Lebensmittelabfälle. Auch Lebensmittel teilen, das heißt nicht benötigte Lebensmittel verschenken, oder mit Fremden gemeinsam kochen sind Ansätze gegen die Lebensmittelverschwendung. Foodsharing eine Internetplattform zum Thema wurde von Valentin Thurm ins Leben gerufen und hat bereits viele Nachahmer gefunden.
Großverbraucher werfen ebenfalls weg
Gaststätten, Kantinen aber auch Schulen oder Hotels unterliegen strengen lebensmittelrechtlichen Hygienevorschriften. Dass dabei Lebensmittel weggeworfen werden müssen, ergibt sich zwangsweise. Doch häufig sind die angebotenen Portionen so groß, dass nur sehr Hungrige den Teller leeressen können. In Gaststätten reagiert das Servicepersonal häufig mit Verständnis, wenn man die Essensreste mitnehmen möchte und hat bereits Verpackungsmaterial vorrätig. Das dies rechtlich möglich ist, wurde inzwischen klargestellt.
Ein größeres Angebot von kleineren oder halben Portionen wäre jedoch wünschenswert.
Gründe für die Verschwendung im Haushalt
Laut Ernährungsreport 2018 kaufen inzwischen 63 Prozent der Befragten bewusster ein. Mehr als die Hälfte gibt an Lebensmittelreste inzwischen besser zu nutzen um Abfall zu vermeiden. Die Verbraucher verstehen inzwischen das Mindesthaltbarkeitsdatum besser. Nur noch in fünf Prozent aller Fälle ist dies der Grund Lebensmittel zu entsorgen. Hauptursache ist, dass zu viel eingekauft wird.
Gründe können folgende sein:
XXL-Packungen sind häufiger im Angebot als kleinere Packungen, die Mengen werden aber meist nicht benötigt. Eine kleinere Packung ist auf den ersten Blick teurer, rechnet sich aber, da nichts weggeworfen werden muss.
Für die vielen Singlehaushalte sind die Packungen häufig zu groß, lose gibt es viele Lebensmittel aber nicht zu kaufen.
Aber auch ein fehlender Überblick über die eigenen Vorräte und die falsche Aufbewahrung führen dazu, dass Lebensmittel weggeworfen werden.
Das Mindesthaltbarkeitsdatum - falsch verstanden.
Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist kein Verfallsdatum. Es ist eine Garantie des Herstellers, dass bis dahin alle wichtigen Eigenschaften eines Lebensmittels erhalten bleiben. Schimmelt beispielsweise Käse oder Marmelade vor diesem Datum, kann man dies reklamieren. Danach können Geschmacks- und Qualitätseinbußen auftreten, die man nicht reklamieren kann. Meist sind Lebensmittel, deren Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist, noch essbar. Überprüfen Sie Aussehen, Geruch und Geschmack eines Lebensmittels, um herauszufinden, ob es noch einwandfrei ist.
Wer ein Lebensmittel kauft, um es am selben oder am nächsten Tag zu verzehren, kann auch eines mit kürzerer Haltbarkeitsdauer kaufen.
Das Verbrauchsdatum - bis dahin und nicht weiter
Das Verbrauchsdatum gibt den Zeitpunkt an, bis zu dem ein Lebensmittel tatsächlich verbraucht sein sollte. Es ist für besonders leicht verderbliche Produkte wie Hackfleisch oder frisches Geflügel vorgeschrieben. Diese Lebensmittel sind besonders anfällig für den Verderb durch Keime. Diese können sich innerhalb weniger Tage schnell vermehren und dann gesundheitsschädlich sein. Die empfohlene Lagertemperatur sollte unbedingt eingehalten werden.
Lose Ware hat kein Verbrauchsdatum, Hackfleisch und Hackfleischprodukte müssen jedoch am Tag des Kaufes verbraucht werden. Das Risiko einer Erkrankung ist sonst sehr hoch.
Die Kühlkette wird selten eingehalten
Um die Qualität eines Lebensmittels zu erhalten, sollte die Kühlkette beim Transport dieser Produkte vom Geschäft nach Hause nur so kurz wie möglich unterbrochen werden. Das gilt vor allem für Fleisch und Wurst, aber auch für Milch und Milchprodukte. Tiefkühlgerichte sollten in einer Kühltasche transportiert werden.
Falsch gelagert - schon verdorben
Jedes Lebensmittel hat seine Lageransprüche.
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Mehl, Nudeln oder Öle mögen es trocken im dunklen Regal.
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Südfrüchte mögen Zimmertemperaturen.
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Salat sowie viele Gemüse- und Obstsorten welken bei Luftfeuchtigkeit um 60 Prozent nicht so schnell, sie lagern optimal im Kühlschrank.
Infoblatt des VerbraucherService Bayern zur Lagerung von Lebensmitteln
Artikel Kühlschranktipps des VerbraucherService Bayern
Strategien beim Einkauf
Die Verlockungen beim Einkauf sind groß. Alles ist hübsch dekoriert und schon fällt der Einkauf größer aus als geplant. Da hilft nur ein Einkaufszettel, damit man sich nicht verlocken lässt.
Sind die Mahlzeiten für die nächsten Tage festgelegt, haben auch die Lautsprecher-Stimmen mit den "Super-Sonderangeboten" keine Wirkung.
Auch ist es einfacher satt einzukaufen. Die verlockenden Gerüche, beispielsweise von der Backstation, verfehlen dann ihre Wirkung.
Welche Lebensmittel landen am häufigsten im Müll
Gemüse und Obst machen 35 Prozent aller vermeidbaren Lebensmittelabfälle in Privathaushalten aus. Dicht dahinter Speisereste (15 %), Brot, Brötchen und Backwaren (13 %), 12 % Getränke, 9 % Milchprodukte, 6 % Fertigprodukte, 6 % Sonstiges und 4 % Fleisch & Fisch.
Das folgende Diagramm zeigt dies im Überblick:
In Bayern verteilen sich die Lebensmittelabfälle folgendermaßen: Obst mit 19,1 Prozent, Speisereste mit 16, 5 Prozent und frisches Gemüse mit 15,9 Prozent, Backwaren mit 14,4 Prozent
Essensreste muss man nicht wegwerfen Es gibt viele Bücher oder Online Portale die Rezepte mit Lebensmittelresten enthalten. Auch das Faltblatt des VerbraucherService Bayern bietet eine Auswahl an Rezepten.
Tipps zum Umgang mit übriggebliebenen Lebensmitteln
Gemüse in feine Streifen schneiden, kurz anbraten und asiatisch oder mediterran würzen, so entsteht ein leichter Imbiss. Soll´s nicht gleich verzehrt werden, wird mit etwas (Balsam) Essig ein leckeres Antipasti daraus.
Gerieben in einen Pfannkuchenteig ergeben Gemüsereste hervorragende Gemüsepfannkuchen.
Wer Eier verarbeiten muss, zaubert eine Tortilla oder einen Auflauf aus diesen Zutaten.
Obstreste ergeben vielfältige Obstsalate.
Zum Einfrieren geeignet:
- Reste von Butter, Milch oder Sahne
- Brot, Brötchen und Brezen,
- Reste von Schinken, Speck, Wurst oder Braten
Politische Ansätze
Deutschland hat sich dem Ziel der Vereinten Nationen und der EU angeschlossen, die Lebensmittelverschwendung bis zum Jahr 2030 zu halbieren. Anfang 2019 wurde vom Bundeskabinett die „Nationale Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung“ verabschiedet. „Ziel ist es, bis 2030 die Lebensmittelverschwendung in Deutschland pro Kopf auf Einzelhandels- und Verbraucherebene zu halbieren und die entlang der Produktions- und Lieferkette entstehenden Lebensmittelabfälle einschließlich Nachernteverlusten zu verringern. Um hier voranzukommen startete ein Bund-Länder Gremium. In diesem Rahmen wird jährlich die bundesweite Aktionswoche „Zu gut für die Tonne“ durchgeführt.
Die Informationskampagne des BMEL "zu gut für die Tonne" liefert Informationen und Tipps gegen Lebensmittelverschwendung.
Bereits 2016 wurde vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten das Bayerische Bündnis „Wir retten Lebensmittel!“ in Leben gerufen. Gemeinsam mit verschiedenen Bündnispartnern aus Forschung, Industrie, Handel, dem Bauernverband und den Verbraucherschutzverbänden wie dem VerbraucherService Bayern und der Verbraucherzentrale wurden Strategien und Maßnahmen entwickelt. Beispielsweise die stocky-app, die Vorratshaltung und Resteverwertung erleichtern kann.
Erfolge:
Seit die verschiedenen Informationskampagnen laufen, ändert sich das „Wegwerfverhalten“. Laut GFK Studie steigt der Anteil der Haushalte, die weniger auf Vorrat kaufen. Auch Lebensmittel, die wegen abgelaufenem Mindesthaltbarkeitsdatum preisreduziert sind, finden vermehrt Abnehmer.
Bildnachweis:
Panthermedia
- Zu gut für die Tonne
- Lebensmittelabfälle Studie 2019 Universität Stuttgart Thünen-Institut
- Bündnis „Wir retten Lebensmittel“ des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
- „Faktencheck Ernährung": Experten antworten auf Ihre Fragen! Stichwort Lebensmittelverschwendung
- Kompetenzzentrum für Ernährung: GFK Studie Lebensmittelabfaelle in Bayern pdf
- Zusammenfassung GfK Studie zu Lebensmittelabfällen
- Ernährungsreport 2018des BMEL Seite 26
- Pressemitteilung des BMEL zur Mitnahme nicht verzehrter Speisen
- Foodsharing
- Resterechner der VERBRAUCHER INITIATIVE e.V
- BZfE: Lebensmittelverschwendung: Plattformen
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