Fair Trade - fairer Handel bei Lebensmitteln: Eine Idee mit Erfolg
In diesem Beitrag finden Sie
- Welche Idee steckt hinter Fair Trade?
- Geschichte des fairen Handels
- Wie wird fairer Handel definiert?
- Wer zertifiziert und nach welchen Richtlinien?
- Welche Produkte sind fair?
- Wo kann man Fair Trade Produkte kaufen?
- Lizenzen für den Handel
- Faire Woche
- Die deutsche Variante fair gehandelter Produkte
Das Fairtrade-Siegel wird für Produkte vergeben, die unter ökologischen und sozialen Mindeststandards produziert werden. Gleichzeitig bekommen Bauernfamilien und Arbeiter einen fairen Preis gezahlt. Inzwischen profitieren über 1,9 Millionen Bäuer/innen sowie Arbeiter/innen auf Plantagen in 72 Ländern von dieser Idee.
Welche Idee steckt hinter Fair Trade?
Vor etwa 30 Jahren entstand die Idee, Menschen in Entwicklungsländern durch einen fairen Preis für selbst erzeugte Produkte zu helfen. Handelsunternehmen und Geschäfte schlossen sich dieser Idee an. Die höheren Preise, die im Fairen Handel gezahlt werden, sichern ein ausreichendes Einkommen für die Produzentinnen und Produzenten in Lateinamerika, Afrika und Asien. Damit tragen sie zu einer Verbesserung der Lebensbedingungen bei. Bildungs- und Gesundheitsprojekte werden gemeinsam aufgebaut, aber auch die Infrastruktur wird beispielsweise durch feste Wege oder Brücken verbessert. Gleichzeitig ist illegale Kinderarbeit verboten. So können Kinder zur Schule gehen und müssen nicht auf den Feldern oder Plantagen für Großfarmer arbeiten.
Geschichte des fairen Handels
Die Aufwärtsbewegung beginnt in Deutschland im Jahre 1992, als der „Verein zur Förderung des Fairen Handels mit der dritten Welt e.V.“ mit dem Namen Transfair gegründet wird. Dieser gemeinnützige Verein handelt nicht mit Waren, sondern vergibt das TransFair Siegel für fair gehandelte Produkte. Mit diesem Siegel war endlich eine Orientierung für die Verbraucher möglich. Die Träger sind 28 Institutionen aus den Bereichen Entwicklungspolitik, Kirche, Verbraucherschutz, Frauen, Umwelt, Bildung und Soziales wie Brot für die Welt, Misereor, die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) oder das Kolpingwerk.
Parallel zur Entwicklung in Deutschland verläuft die Bewegung des Fairen Handels auch in anderen Ländern positiv. Um gemeinsam handeln zu können, schließen sich vier internationale Organisationen des Fairen Handels zu FINE zusammen:
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F Fairtrade Labelling Organizations International (FLO). Die FLO hat ihren Sitz in Köln und wurde 1997 gegründet. Hier arbeiten zur Zeit 20 (Stand 2019) Siegelorganisationen des Fairen Handels zusammen. So ist sichergestellt, dass jeder Kaffee mit dem Fairtrade Label nach den gleichen Kriterien produziert und eingekauft wird. Für Deutschland ist es TransFair, der Verein zur Förderung des Fairen Handels mit der "Dritten Welt" e.V..
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I International Fair Trade Association (IFAT). Das Netzwerk IFAT wurde 1989 gegründet und repräsentiert die gesamte Fair-Handels-Kette, vom Produkt bis hin zum Verkauf. Sie wurde inzwischen in World Fair Trade Organization (WFTO) umbenannt, verfolgt aber dieselben Ziele weiter.
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N Network of European Worldshops (NEWS!). Der Dachverband Europäischer Weltläden. Er ist inzwischen Mitglied in der World Fair Trade Organization (WFTO)
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E European Fair Trade Association (EFTA) ist ein Zusammenschluss von neun Fair Trade-Organisationen aus acht europäischen Ländern. Die EFTA wurde 1990 gegründet und für Deutschland ist die Handelsorganisation GEPA Mitglied.
Diese vier Verbände haben sich 1999 in Utrecht auf gemeinsame Ziele des Fairen Handels geeinigt:
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Verbesserung des Auskommens und Wohlergehens der Produzentinnen und Produzenten durch Verbesserung des Marktzugangs, Stärkung der Produzenten-Organisationen, Zahlung besserer Preise und Gewährung von Kontinuität in der Handelsbeziehung.
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Förderung der Entwicklungs-Chancen für benachteiligte Produzentinnen und Produzenten, besonders Frauen und Ureinwohner sowie der Schutz von Kindern vor Ausbeutung im Produktionsprozess.
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Stärkung des Bewusstseins unter den Verbraucherinnen und Verbrauchern bezüglich der negativen Auswirkungen des Welthandels auf die Produzentinnen und Produzenten, so dass sie ihre Kaufkraft positiv einsetzen können.
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Vorleben eines Beispiels der Partnerschaft im Handel mittels Dialog, Transparenz und Respekt.
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Durchführung von Kampagnen für Änderungen bei den Regeln und Praktiken des konventionellen Welthandels.
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Wahrung der Menschenrechte durch die Förderung sozialer Gerechtigkeit, umweltfreundlicher Praktiken und wirtschaftlicher Sicherheit.
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Da die Handelspartner aus unterschiedlichem kulturellen, sozialen und wirtschaftlichem Umfeld kommen und auch die verschiedenartigsten Produkte herstellen, müssen die Richtlinien für den Handel flexibel sein und für die entsprechenden Handelsbeziehungen ausformuliert und präzisiert werden.
Wie wird fairer Handel definiert?
Fairer Handel ist eine Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und Respekt beruht und nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt.
Durch bessere Handelsbedingungen und die Sicherung sozialer Rechte für benachteiligte Produzent/innen und Arbeiter/innen – insbesondere in den Ländern des Südens – leistet der Faire Handel einen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung.
Fairhandelsorganisationen (die von Verbraucher/innen unterstützt werden) sind aktiv damit beschäftigt, engagieren sich (gemeinsam mit Verbraucher/innen) für die Unterstützung der Produzent/innen, die Bewusstseinsbildung sowie die Kampagnenarbeit zur Veränderung der Regeln und der Praxis des konventionellen Welthandels. Weltladen-Dachverband: Fairer Handel - für mehr Gerechtigkeit
Dies ist die gemeinsame Definition des fairen Handels der internationalen Dachorganisationen EFTA, FLO und der WFTO, der Welthandelsorganisation des fairen Handels.
Wer zertifiziert und nach welchen Richtlinien?
Das Siegel für fairen Handel.
Bildquelle: TransFair e.V.
Für jedes Produkt mit TransFair Siegel gibt es spezielle Fairhandelskriterien. Die wichtigsten sind unter anderem der direkte und langfristige Handel mit den Produzentengruppen, außerdem gibt es keine Zwischenhändler. Grundsätzlich liegen die garantierten Mindestpreise über dem Weltmarktniveau. Den Arbeitern und Bauern werden Prämien gezahlt und im Bedarfsfalle Gelder vorgestreckt.
Die Kriterien des Fairen Handels entsprechen den internationalen Standards der Fairtrade Labelling Organizations International (FLO). Deren Zertifizierungsgesellschaft FLO-Cert GmbH überprüft die Einhaltung der aufgestellten Kriterien.
.Dazu gehören beispielsweise.
Soziale Mindeststandards wie:
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Verbot von Zwangsarbeit und Kinderarbeit
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Recht auf nicht gesundheitsgefährdende Arbeitsbedingungen
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Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit
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Keine Diskriminierung nach Geschlecht, Rasse, Religion und politischer Zugehörigkeit
Ökologische Mindeststandards wie:
- Umweltschonender Anbau
- Schutz natürlicher Ressourcen
- Verbot gefährlicher Pestizide
- Kein gentechnisch verändertes Saatgut
- Förderung des Bio-Anbaus durch den Bio-Aufschlag
Aus: Fairtrade-Standards: Fairtrade Deutschland (fairtrade-deutschland.de) Zugriff am 29.11.2023
Neben diesen Mindeststandards wird kontrolliert, ob alle als „TransFair“ ausgezeichneten Waren auch tatsächlich fair bezahlt wurden, und ob die Mehreinnahmen den benachteiligten Produzenten in den südlichen Ländern zufließen. Bio zertifizierte Produkte werden zusätzlich von den entsprechenden Verbänden überprüft.
Die Kontrolle wird in drei Stufen durchgeführt:
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Abgleich der Absatzzahlen
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Berichte von Wirtschaftsprüfern/Inspekteuren
- Inspektionen durch FLO Cert GmbH/TransFair, zum Beispiel Produktion und Lagerung
Welche Produkte sind fair?
Das erste und sicherlich bekannteste Produkt ist Kaffee. Fair gehandelte Arabica oder Robusta Kaffeebohnen stammen aus Zentralamerika, Mexiko, Asien und Afrika. In der Cooperative Comisajul in Honduras konnte durch die höheren Preise eine Schule im Ort gegründet werden und ein Kaufladen errichtet werden. Ein ausgeklügeltes Kredit- und Sparsystem ermöglicht bessere Lebensbedingungen. Kleinbauern und deren Selbsthilfe-Initiativen können auf diese Weise die eigene Situation verbessern. Da die Cooperative auch Fortbildungen für ihre Mitglieder organisiert, hat sich die Qualität des Kaffees in den letzten Jahren enorm verbessert. Viele Betriebe konnten auf biologischen Anbau umstellen.
Doch auch Bananen, Wein, Zucker, Südfrüchte und Orangensaft, Kakao, Tee und Honig oder Bio Basmati-Reis werden fair gehandelt.
Wo kann man fair trade Produkte kaufen?
Fair trade Produkte gibt es in den so genannten Weltläden. Das Angebot umfasst neben den Produkten mit TransFair-Siegel weitere fair gehandelte Lebensmittel wie z. B. Nudeln, Reis, Gebäck, Süßigkeiten, exotische Knabbereien oder Gewürze. Traditionell verkaufen auch Naturkostläden solche Lebensmittel. Inzwischen werden fair gehandelte Lebensmittel in den meisten Supermärkten und Discountern angeboten.
Lizenzen für den Handel
Händler und Importeure, die ihre Waren mit dem TransFair Siegel auszeichnen möchten, benötigen dafür eine Lizenz von Transfair. Ein Unternehmen kann Lizenznehmer werden, wenn es sich vertraglich verpflichtet, die Kriterien des fairen Handels einzuhalten. Etwa 180 Lizenznehmer wie zum Beispiel das Handelshaus el Puente, gibt es. Für die Lizenz bezahlt das Unternehmen Gebühren, die für die Organisation des fairen Handels verwendet werden.
Faire Woche
Seit 2001 wird jedes Jahr eine Woche zur „Fairen Woche“ deklariert. In dieser Woche sollen möglichst viele Aktionen stattfinden, um die Verbraucher auf den fairen Handel aufmerksam zu machen. Sie wird finanziert vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie Brot für die Welt, dem Evangelischen Entwicklungsdienst (eed) und dem bischöflichen Hilfswerk MISEREOR.
Die deutsche Variante fair gehandelter Produkte
Auch die deutschen Landwirte bekommen nicht immer einen fairen Preis für ihre Produkte. Unter dem Vermarktungskonzept „Erzeuger fair Milch“ honorieren Verbraucher mit einem Preisaufschlag direkt die regionale Erzeugung. Die Upländer Bauernmolkerei vermarktet die Milch von Bio-Bauern. Der Preisaufschlag wird direkt an die Bauern abgeführt.
Weitere Milchmarken sind Sternenfair und Die faire Milch.
Doch auch in Bayern gibt es „faire Milch“. Die Genossenschaft Milchwerke Berchtesgadener Land zahlt den Mitgliedern einen überdurchschnittlichen und verbindlichen Milchpreis. Deshalb ist die Genossenschaft seit 2011 Partner der GEPA. Die Vollmilch-Schokoladen der GEPA enthalten Bio-Milch von Kühen aus dem Berchtesgadener Land.
- Forum fairer Handel
- Fairtrade Deutschland
- Fairer Kakao
- World Fair Trade Organization (WFTO) | Weltladen-Wiki
- GEPA
- BUND Naturschutz in Bayern e.V. (bund-naturschutz.de)
- Sternen fair, faire Milch sternenfair – die faire, regionale und nachhaltige Milch · sternenfair
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