Tierwohl im Blick – auch beim Essen
In diesem Beitrag finden Sie
- Labels für mehr Tierschutz
- Tipps für den Fleischkonsum
- Schritt für Schritt ganz ohne Tier
Labels für mehr Tierschutz
Der Ruf nach tiergerechteren Haltungsbedingungen kommt längst auch aus der konventionellen Landwirtschaft. Im Handel weisen die folgenden Label den Weg:
Deutscher Tierschutzbund
Das Zeichen „Für mehr Tierschutz“ des Deutschen Tierschutzbundes ist auf Fleisch, Wurst, Milch, Milchprodukten und Eiern zu finden. .
Die strengen Regeln für einen tierfreundlichen Umgang gelten für den Transport und die Schlachtung ebenso wie für die Haltung. Beispielsweise werden Ringelschwänze und Schnäbel nicht gekürzt, Kühe nicht angebunden und die Tiere haben mehr Platz. Ein Stern auf dem blau-weißen Tierschutzlabel steht für die Einstiegsstufe. Schon hier ist mehr Tierwohl gewährleistet als in den gesetzlichen Mindeststandards. Zwei Sterne stehen für die Premiumstufe und damit besonders tierschonende Zucht- und Haltungsbedingungen.
NEULAND
Neuland kennzeichnet Fleisch und Fleischprodukte aus „besonders artgerechter und umweltschonender Tierhaltung“.
Die Regeln zur Haltung von Geflügel, Schweinen, Rindern und Schafen orientieren sich an den natürlichen Bedürfnissen der Tiere; Auslauf ins Freie, Stroheinstreu, heimische Futtermittel und Tageslicht sind für alle Standard. Ringelschwänze und Schnäbel werden nicht gekürzt. Betriebskontrollen werden von einem externen, unabhängigen Kontrollunternehmen vorgenommen. Produkte, die nach dem langjährig etablierten Neuland-Kriterien erzeugt wurden, erhalten Sie in Fachfleischereien, auf Wochenmärkten, in Online-Shops, in gastronomischen Betrieben und in einigen Regionen Deutschlands auch in ausgewählten Supermärkten.
Initiative Tierwohl
Lebensmittelhändler, die sich der Initiative Tierwohl angeschlossen haben, weisen im Laden, in ihren Kundeninformationen oder auf dem Kassenbon darauf hin. Sie arbeiten mit der Landwirtschaft und Schlachthöfen zusammen, damit die Haltungsbedingungen für Millionen von Mastgeflügel (Hähnchen und Puten), Mastschweine und -rinder sowie Milchkühe in konventionellen Betrieben tiergerechter werden.
Dafür zahlen die beteiligten Handelsunternehmen für jedes verkaufte Kilogramm Fleisch- und Wurstwaren einen Cent-Betrag in einen Fonds ein, aus dem die Landwirte einen Zuschuss erhalten, wenn sie bestimmte Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensbedingungen ihrer Tiere einhalten.
Die Kriterien sind so angelegt, dass möglichst viele Bauern sie erfüllen können. Sie entwickeln sich schrittweise weiter. Als einziges Tierwohl-Programm erfasst die Initiative Tierwohl systematisch Daten zur Gesundheit der Einzeltiere und nutzt sie als Grundlage für Beratung und Verbesserungen. Stammt das Fleisch in der Packung nachweislich von einem Betrieb der Initiative Tierwohl, weist ein entsprechendes Zeichen darauf hin.
Haltungskennzeichnungen
Mit dem System "Haltungsform" informieren die großen Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels ihre Kunden auf einen Blick darüber, aus welcher Haltungsform das frische Fleisch ihrer Eigenmarken stammt.
Von Stufe 1 (knapp über dem gesetzlichen Stand) bis Stufe 4 (Premium und Bio) sortiert das System die vielen verschiedenen und unterschiedlich ambitionierten Qualitätsprogramme unter dem Gesichtspunkt der Tierfreundlichkeit.
Es zeigt also auf einen Blick, wo auf dem Weg zu einer artgerechten Nutztierhaltung die Höfe stehen, auf denen die Tiere gemästet wurden. Die Haltungsform ist auf frischem, vorverpacktem Fleisch von Schwein, Rind, Hähnchen und Pute zu finden.Das Fleisch von Kaninchen und Pekingenten sowie Milch kann ebenfalls das Zeichen tragen. Daneben sind zum Teil Produkte in Frischfleischtheken mit der Haltungsform gekennzeichnet. Bio-Siegel, die Zeichen des deutschen Tierschutzbundes und andere Label für besondere Qualitäten sind zusätzlich weiter auf den Produkten zu finden. Dadurch werden die verschiedenen tierfreundlichen Haltungsprogramme, Eigenmarken und Siegel Verbündete. Denn jeder Griff zu Fleisch aus Haltungen der ambitionierten Stufen 3 oder 4 motiviert die Landwirte und den Handel, an ihrem Engagement festzuhalten und es auszubauen.
Fisch
Bisher gibt es kein Label, das ausdrücklich für die artgerechte Haltung bzw. Fang- und Schlachtbedingungen von Fischen in Teichwirtschaft, Zuchtanlagen und Aquakulturen stünde.
Teichwirte, die nach den Regeln der EG-Öko-Verordnung, von Bioland oder Naturland arbeiten, müssen jedoch spezielle Vorschriften zu Besatzdichten, Ausgestaltung der Umgebung, Gesundheit, Transport und Schlachtung einhalten. Naturland hat zudem Regelungen für die Aquakulturen in Asien formuliert. Das Bio-Blatt und die Zeichen von Bioland und Naturland sowie das Label des ASC (Aquaculture Stewardship Council) sind daher beim Einkauf wichtige Indizien für Fisch aus anständigerer Haltung. Für Fisch aus nachhaltigem Wildfang steht das Zeichen des MSC (Marine Stewardship Council).
Eier
Im Falle der Eier gibt ebenfalls eine Zahl den ersten Hinweis auf die Haltungsform, in der die Hennen leben.
Die Stufen 1 und 0, die für ökologische Erzeugung und Freilandhaltung stehen, bieten den Tieren den meisten Platz und am ehesten die Möglichkeit, sich artgerecht zu verhalten. Darüber hinaus gibt es Haltungsprogramme, in denen das Kürzen der Schnäbel garantiert verboten ist, solche, in denen Tiere beiderlei Geschlechts aufgezogen werden und solche, in denen beides verbunden wird. Das Töten der männlichen Küken ist zudem seit 2022 in Deutschland gesetzlich verboten, in anderen Ländern jedoch nicht.
Die Aufschriften und Labels auf den Eierkartons geben Auskunft. Bei Produkten wie Nudeln, Mayonnaise oder Eiersalat lohnt sich der Blick ins Kleingedruckte: Manche Hersteller geben an, aus welcher Haltungsform die verwendeten Eier stammen und erlauben auf diese Weise ebenfalls, dass Sie sich für tierfreundlichere Versionen entscheiden.
Tipps
Unterstützen Sie den ökologischen Landbau
Zwar ist Bio nicht dasselbe wie Tierwohl. Doch die Regeln für den Umgang mit Nutztieren auf Bio-Höfen sind wesentlich stärker an den Bedürfnissen der Tiere ausgerichtet als das in der konventionellen Landwirtschaft der Fall ist. Das staatliche Bio-Siegel gibt eine erste Orientierung.
Die Siegel der ökologischen Anbauverbände wie beispielsweise Bioland, Demeter und Naturland stehen für deutlich tierfreundlichere Regeln, schreiben den Zugang zu Weiden oder Auslauf vor, begrenzen die Zahl der Tiere und den Einsatz von Medikamenten, verbieten Turbomast und Verstümmelungen an Schwänzen, Schnäbeln und Hörnern.
Sie gelten auch für die Erzeugung von Milch und Eiern. Einige Anbauverbände setzen zudem tierfreundliche Regeln für Fische in Aquakultur, Bienen, Gehegewild, Kaninchen, Gänse, Schafe und Ziegen um.
Fleisch, Wurst, Joghurt und viele andere Produkte aus ökologischer Erzeugung finden Sie im Bio-Fachhandel, in gut sortierten Supermärkten, via Internet, auf Wochenmärkten und direkt ab Hof.
Essen Sie Fleisch nur, wenn Sie es genießen können.
Machen Sie sich abseits von Siegeln klar: Für jede Wurst, jedes Stück Fleisch, jedes Ei und jede Scheibe Käse muss ein Tier gehalten werden. Wer das zu würdigen weiß, wird tierische Lebensmittel nur dann wählen, wenn er etwas über Herkunft und Haltungsform erfahren kann.
Im Alltag kann eine einfache Faustregel dabei helfen: Wenn ich es nicht bewusst essen kann, esse ich es nicht. Also:
- Kein Fleisch in Fast Food
- Kein paniertes Fleisch und keines zwischen zwei Brötchenhälften.
- Kein Fleisch, das nicht als solches zu erkennen ist.
- Kein Fleisch, wenn es nicht eindeutig zu schmecken ist.
Besonderen Genuss versprechen regionale Spezialitäten. Doch „regional“ heißt noch nicht „artgerecht“. Wer wissen will, wo und wie die Tiere dafür gehalten wurden, muss sich selbst informieren.
Produkte vom Schwäbisch-Hällischen Landschwein, Bentheimer Schwein, Weideochsen vom Limpurger Rind, Lüneburger Heidschnucke, Diepholzer Moorschnucke oder Altmühltaler Lamm sind nachweislich regionale Spezialitäten aus artgerechter Haltung. Sie erhalten sie direkt ab Hof, via Internet, in Fachfleischereien und in der Gastronomie.
Schritt für Schritt ohne Fleisch
Wo kein Tier gegessen wird, muss keines gehalten werden. Es macht also Sinn, den eigenen Fleischverbrauch zu reduzieren. Das geht am besten schrittweise. Fragen Sie sich also zuerst, was Sie am liebsten mögen. Wer Bratenstück, Steak oder Hühnerbein mag, kann ohne Mühe Wurst, Fleischsalat und Hamburger vom Speiseplan streichen. Würze aufs Brot geben auch Käse, Kräuterbutter, Avocado oder der Rest vom Sonntagsbraten. In der Kantine lassen Sie sich das Würstchen für die Erbsensuppe gleich gar nicht geben, statt Spaghetti Bolognese nehmen Sie Napoli oder Arrabiata.
Vielleicht sind es aber auch gerade die verarbeiteten Produkte, die Ihnen besonders gut schmecken? Dann können Sie es anders herummachen, im ersten Schritt die Fleischstücke in der Alltagsküche weglassen und Gemüsegerichten den Vorzug geben. In Kantine, Restaurant und Imbiss lassen sich fleischfreie Gerichte wählen und auch der Wunsch, nur die Beilagen zu wollen, wird vom Kantinenpersonal zumeist erfüllt.
Alle, die zwar weniger Fleisch essen, aber nicht all ihre Gewohnheiten ändern wollen, können auf eine große Vielfalt vegetarischer und veganer Alternativen zurückgreifen; Produkte also, die aussehen wie ein bekanntes Fleischprodukt, aber aus Ei, Milcheiweiß oder pflanzlichen Rohstoffen gemacht werden. Vegetarische Aufschnitte erlauben es, die Brotzeit (fast) wie immer zu genießen, fleischfreie Bratlinge lassen Burger im Wesentlichen unverändert. Wie bei den klassischen Produkten aus Fleisch lohnt es sich, die Zutaten und Nährwerte zu vergleichen, um herauszufinden, ob und welche Zusatzstoffe und wieviel Salz, Fett, Eiweiß und Kohlenhydrate enthalten sind.
Auch Einladungen stehen dem Vorhaben, den Fleischverbrauch zu reduzieren, nicht unbedingt entgegen: Auf Grillfesten sind Halloumi und Gemüsespieße inzwischen Gang und Gäbe, am Buffet muss man sich nur das nehmen, was man essen möchte und wer selbst eine Party gibt, kann sowieso bestimmen, was er anbieten will. Zwischen Salaten, deftigen Suppen, knusprigem Brot und süßem Nachtisch wird kein Gast Wurst und Frikadellen vermissen.
Fotonachweis:
133831825 Ferkel
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- Label-Online: Datenbank über Gütezeichen im Einzelhandel
- Bioland
- Naturland
- Demeter
- Neuland-Fleisch
- Tierschutzlabel
- Initiative Tierwohl und www.haltungsform.de
- MSC
- Aquaculture Stewardship Council (ASC)
- Datenbank der Europäischen Kommission zu anerkannten regionalen Spezialitäten
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