Smart Home: Welche Versicherungen schützen das digitale Zuhause?
Von: Judit Maertsch - VerbraucherService Bayern im KDFB e. V.
In diesem Beitrag finden Sie
- Smarte Wohngebäude- und Hausratversicherungen
- Neue Angebote: Photovoltaik- und Wärmepumpenversicherungen
- Cyberversicherungen
- Smart Home Schutzbriefe
- Home Assistance über den Versicherer
- Elektronikversicherungen
- Tipps für Verbraucher
Geht im Smart Home etwas kaputt, sind die Kosten für die Neubeschaffung der Komponenten oft hoch. Die fortschreitende Digitalisierung in den eigenen vier Wänden ist ein neues Geschäftsfeld für die Versicherungswirtschaft. Die Möglichkeiten, das Smart Home durch Versicherungen abzusichern, werden immer vielfältiger.
Smarte Wohngebäude- und Hausratversicherungen
Fest verbaute intelligente Geräte sind durch die Wohngebäudeversicherung versichert. Alle anderen Ausstattungselemente schützt die Hausratversicherung. Der Deckungsumfang ist je nach Versicherer unterschiedlich. In der Regel werden nur Schäden durch Grundgefahren wie Feuer, Leitungswasser, Überspannung, Naturgefahren wie Sturm, Hagel oder Schneedruck gedeckt. Der Versicherungsschutz bezieht sich auf die Anlageteile und ersetzt die Reparatur-, bzw. Wiederbeschaffungskosten nach einem Schaden. Nicht versicherbar sind meist Schäden durch Verschleiß, Vorsatz, Krieg, Streik und Terror.
Über die Installation teurer Smart Home Systeme muss der Versicherer informiert werden (§ 23 Abs. 1 Versicherungsvertragsgesetz, VVG). Wenn die Versicherung eine Gefahrerhöhung wie Einbruch- oder Hackerrisiko vermutet, kann sie die Versicherungsprämie erhöhen. Bei einigen Anbieter/-innen müssen Versicherungsnehmer/-innen für den Versicherungsschutz unter Umständen zusätzliche Geräte wie Sensoren oder Überwachungskameras installieren. Die Versicherungssumme sollte dann erhöht werden,w enn durch den Einbau von smarten Geräten der Immobilienwert steigt. Im Schadensfall ist die vereinbarte Selbstbeteiligung fällig.
Prüfen Sie Ihre Wohngebäude- und Hausratversicherungen, bevor Sie einen neuen bzw. zusätzlichen Vertrag für Ihr Smart Home abschließen! Die bestehenden Policen beinhalten oft ohne Zusatzbeitrag den Schutz von Smart Home Komponenten oder wurden bereits z.B. auf Photovoltaik-Anlagen erweitert. Der eventuell fehlende Versicherungsschutz kann über Zusatzbausteine in die vorhandenen Policen integriert und die Deckung sogar gegen weitere Gefahren wie Tierbiss ergänzt werden.
Neue Angebote: Photovoltaik- und Wärmepumpen-Versicherungen
Bei fehlendem Versicherungsschutz für die Solaranlage am Dach in der Wohngebäudeversicherung oder für die Balkon-Kraftwerk in der Hausratversicherung bietet die spezielle Allgefahren-Police einen Rundumschutz. Beinahe alle Schäden durch Feuer, Naturgefahren wie Sturm, Hagel oder Schneedruck, aber auch Überspannung, Bruch, Tierbiss, grobe Fahrlässigkeit, Konstruktions- oder Montagefehler werden gedeckt.
Die – oft in der Allgefahren-Versicherung integrierte - Ertragsausfall-Versicherung zahlt, wenn wegen eines technischen Defekts oder durch Unwetterschäden die vereinbarte Strommenge nicht in das Stromnetz eingespeist wird und der/die Betreiber/-in der PV-Anlage keine Einspeisevergütung erhält. Auch die Kosten für den Bezug von Strom und Wärme werden erstattet. Diese Versicherung ist teuer, die Leistung ist begrenzt und befristet. Oft werden nur neue Anlagen versichert. Empfehlenswert ist die Police daher nur für größere Anlagen bzw. wenn die PV-Anlage durch Bankdarlehen finanziert wurde. Im Schadensfall schließt diese Versicherung auch die Lücke zwischen der aktuellen Restschuld und dem Wiederbeschaffungswert der Anlage.
Auch Wärmepumpenbetreiber sollten sich mit ihren Wohngebäude- bzw. Hausratversicherung in Verbindung setzen und den Deckungsschutz für die Anlage bei Bedarf erweitern lassen. Achtung bei Klauseln, die Leistung ausschließen, wenn die Wärmepumpe außerhalb vom Gebäude steht!
Cyberversicherungen
Der Versicherungsbedarf eines Smart Homes liegt höher als die Leistungen der Wohngebäude- und Hausratversicherungen. Falls der Schutz der individuellen Daten noch nicht in der Hausratversicherung integriert ist, kann der bestehende Vertrag mit einem Zusatzbaustein für das Smart Home erweitert werden.
Smart Home findet im Internet statt und jedes Internet-fähige Gerät kann attackiert werden. Eigenständige Cyber-Versicherungen bieten einen Rundumschutz gegen die Internetkriminalität. Sie schützen Verbraucher/-innen vor Kosten in Folge einer Cyberattacke auf das Smart-Home-System. Dies betrifft
- Reparatur- oder Wiederanschaffungskosten bei Hardware-Schäden der Geräte
- eventuelle Mehrkosten durch Energieverbrauch oder Telefonmissbrauch
- die Kosten bei Datendiebstahl und Identitätsmissbrauch
- den Aufwand der Datenwiederherstellung nach Cyberangriffen oder
- den Schadenersatz durch Virenverbreitung und
- Haftpflichtansprüche infolge Datenübermittlung an Dritte.
Cyber-Versicherungen schützen Endgeräte vor Schadsoftware, übernehmen die Kosten von Folgeschäden durch falsche Bedienung oder Manipulation. Sie decken die Reparaturkosten für beschädigte oder die Anschaffungskosten von neuen Geräten.
Smart Home Schutzbriefe: Erste Hilfe für das smarte Zuhause?
Im Schadensfall wird eine Nachricht auf das Smart Phone (App) geschickt. Die Versicherung leitet parallel Sofortmaßnahmen ein und ruft den Sicherheitsdienst, eine/-n Handwerker/-in, die Feuerwehr oder die Polizei (Nothilfe, Assistance). Wenn Tür- und Fenstersensoren Alarm schlagen, wird die Alarmanlage aktiviert, eine Nachricht auf das Smartphone geschickt oder die Polizei verständigt.
Der Nutzen solcher Smart-Home-Schutzbriefe ist jedoch fraglich. Die Assistenz-Leistungen sind im Schadensfall an den Einsatz bestimmter Markengeräte gebunden, die Kostenübernahme stark begrenzt. Schutzbriefe können die Wohngebäude- oder Hausratversicherung nicht ersetzen. Sie eignen sich höchstens als Ergänzung zu einer bestehenden Hausratversicherung oder für smarte Geräte bestimmter Hersteller/-innen.
Home Assistance über die Versicherung
Einige Versicherungen übernehmen die Kosten für die Ersthilfe im Notfall oder sogar das gesamte Notfallmanagement (Home Assistance). Etliche Versicherer bieten ihren Kund/-innen eine 24-Stunden-Unterstützung im Schadenfall an. Eine Home-Assistance-Leistung der Wohngebäudeversicherer ist z.B. der Heizungs-oder Elektroinstallateur-Service im Notfall. Für die Urlaubszeit kann ein individueller Alarmplan festgelegt werden. Bei einem Einbruch-Diebstahl-Alarm werden ein 24-Stunden-Handwerkerservice und ein Wach- und Sicherheitsdienst beauftragt. Um die Organisation und Bezahlung im Schadenfall kümmert sich die Versicherung. Einige Versicherer kombinieren Assistance-Leistungen mit vergünstigtem Hardware-Angebot. Diese Policen sind verhältnismäßig teuer.
Elektronikversicherungen
Schäden wie Bedienfehler, Displayschaden, Diebstahl, Feuchtigkeit, technische Defekte durch Überspannung oder nach Ablauf der Garantiezeit an elektronischen Geräten könnten durch zusäzliche Elektronikversicherungen abgesichert werden. Die Leistung ist jedoch gedeckelt, Diebstahl oder Vandalismus sind erst gar nicht versichert. Der Schutz ist teuer und oft durch die Hausratversicherung bereits abgedeckt.
Tipps für Verbraucher/-innen
- Prüfen Sie zuerst ihre bestehenden Wohngebäude- und Hausratversicherungen, bevor Sie neue Verträge für Ihr Smart Home abschließen. Welchen zusätzlichen Nutzen soll ein Schutzbrief bringen? Rechnen Sie immer nach. Oft ist es günstiger, Hardware von der Versicherung getrennt zu kaufen und eine eigene Cyberversicherungabzuschließen oder die bestehenden Policen mit einem entsprechenden Zusatzbaustein zu ergänzen.
- Vergleichen Sie die unterschiedlichen Angebote vor Vertragsabschluss oder -anpassung untereinander. Zahlen Sie nur für Leistungen, die Sie auch wirklich brauchen.
- Bei technischer Aufrüstung informieren Sie Ihre Versicherungen und fragen Sie nach Smart-Home Komponenten.
- Passen Sie nach einer Modernisierung gegebenenfalls die Versicherungssummen an.
- Wählen Sie bei den Smart-Home Geräten eine Grundausstattung, die bei Bedarf erweitert werden kann. Offene Systeme haben einen von vielen Anbieter/-innen unterstützten Standard wie Bluetooth oder WLAN. Geräte von verschieden Hersteller/-innen können daher miteinander kombiniert werden.
- Smarte Geräte, die gerade nicht benötigt werden, sollten offline genommen werden. Standby-Verbindungen zum Internet bieten eine Angriffsmöglichkeit für Hacker/-innen.
- Die WLAN-Verbindung für das Smart Home sollte verschlüsselt (min. WPA2) werden.
- Verwenden Sie sichere Passwörter für ihr Smart-Home-System (min. 8 Stellen, Groß- und Kleinschreibung, Ziffer, Sonderzeichen) und ändern Sie diese regelmäßig.
- Die im Smart-Home-System eingesetzten Rechner, Tablets, Smart-Phones und Router müssen vor Viren und Schadsoftware stets zuverlässig geschützt werden (Software-Aktualisierung!).
- Smart Home - Chancen und Risiken
- Smart Home - Updates
- Smart Home - Datenschutz
- Hausratversicherung
- Wohngebäudeversicherung
- Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik: Smarthome – den Wohnraum sicher vernetzen
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