Smart Home: Welche Versicherungen schützen das intelligente Zuhause?
Von: Judit Maertsch - VerbraucherService Bayern im KDFB e. V.
In diesem Beitrag finden Sie
- Elektronikversicherungen
- Smart Home Schutzbriefe
- Smart Wohngebäude- und Hausratversicherungen
- Photovoltaik-Versicherungen
- Home Assistance über den Versicherer
- Smart-Home Versicherungen: Guter Deal oder teuer?
- Rundumschutz Cyberpolice?
- Vorsicht vor Kostenfallen
- Tipps für Verbraucher
Die fortschreitende Digitalisierung in den eigenen vier Wänden bietet der Versicherungswirtschaft ein neues Geschäftsfeld und eröffnet die Möglichkeit, das Smart Home durch Versicherungen abzusichern.
Elektronikversicherungen
Schäden wie Bedienfehler, Displayschaden, Diebstahl, Feuchtigkeit, technische Defekte durch Überspannung oder nach Ablauf der Garantiezeit an elektronischen Geräten könnten durch Elektronikversicherungen abgesichert werden. Die Leistung ist jedoch gedeckelt, Diebstahl oder Vandalismus sind erst gar nicht versichert. Der Schutz ist teuer und oft durch die Hausratversicherung bereits abgedeckt.
Smart Home Schutzbriefe: Erste Hilfe für das smarte Zuhause?
Smart-Home-Schutzbriefe garantieren Nothilfe (Assistance) im Schadensfall. Dann wird eine Nachricht auf die dazugehörige App geschickt. Die Versicherung leitet Sofortmaßnahmen ein und ruft beispielsweise einen Sicherheitsdienst, einen Handwerker, die Feuerwehr oder die Polizei. Wenn Tür- und Fenstersensoren Alarm schlagen, wird die Alarmanlage aktiviert, eine Nachricht auf die App des Smartphones geschickt oder die Polizei verständigt.
Die Nutzen dieser Smart-Home-Schutzbriefe sind jedoch fraglich. Die Assistenz-Leistungen sind im Schadensfall an den Einsatz bestimmter Markengeräte gebunden, die eine Kostenübernahme in der Regel auf maximal 3000 Euro begrenzt. Schutzbriefe eignen sich höchstens als Ergänzung zu einer bestehenden Hausratversicherung oder für smarte Geräte bestimmter Hersteller. Schutzbriefe können die Wohngebäude- oder Hausratversicherung nicht ersetzen.
Smarte Wohngebäude- und Hausratversicherungen
Im Schadenfall sind die Kosten für die Neubeschaffung beschädigter Smart Home Komponenten hoch. Fest verbaute intelligente Geräte sind durch die Wohngebäudeversicherung versichert. Alle anderen – auch die smarten - Ausstattungselemente schützt die Hausratversicherung. Der Deckungsumfang ist je nach Versicherer unterschiedlich, in der Regel werden jedoch nur Schäden durch Grundgefahren wie Feuer, Leitungswasser oder Einbruchdiebstahl gedeckt. Der Versicherungsbedarf eines Smart Homes liegt allerdings durchaus höher.
Außer telefonischer Rechtsberatung soll die smarte Hausratversicherung beispielsweise Leistungen für Schäden durch Hacking oder Befall der versicherten Geräte mit Schadsoftware bzw. durch Identitätsmissbrauch und Datendiebstahl beinhalten. Ausdrücklich vereinbaren sollten Sie mit Ihrer Hausratversicherung die Datenrettung Ihrer elektronisch gespeicherten Daten und Programme. Falls dieser Schutz noch nicht integriert ist, kann die bestehende Police mit einem Zusatzbaustein für das Smart Home erweitert werden. Zusätzlich zu den Leistungen sollte die Versicherungssumme bei Bedarf erhöht werden. Über die Installation teurer Smart Home Systeme muss der Versicherer informiert werden (§ 23 Abs. 1 Versicherungsvertragsgesetz, VVG). Wenn der Versicherer eine eventuelle Gefahrerhöhung wie Einbruch- oder Hackerrisiko vermutet, kann er die Versicherungsprämie erhöhen.
Bei einigen Anbietern müssen Versicherungsnehmer für den Versicherungsschutz unter Umständen zusätzliche Geräte wie Sensoren oder Überwachungskameras installieren. Diese informieren bei einem Schaden umgehend per Push-Meldung auf das Smartphone. Der Geschädigte kann dann über die Notfall-Hotline eine individuelle Soforthilfe organisieren.
Photovoltaik-Versicherung
Diese speziell für Solaranlagen entwickelte Versicherung bietet je nach Anbieter ein sehr breites Leistungsspektrum. Beinahe alle Schäden durch Überspannung, Bruch, Konstruktions- oder Montagefehler werden gedeckt. Wenn wegen eines technischen Defekts oder durch Unwetterschäden die vereinbarte Strommenge nicht in das Stromnetz eingespeist wird, erhält der PV-Anlage-Betreiber keine Einspeisevergütung. Einige Versicherungen zahlen bei solchen Leistungsausfällen. Diese Versicherung ist empfehlenswert, besonders wenn die PV-Anlage durch Bankdarlehen finanziert wurde und Zinsen gezahlt und Tilgungszahlungen geleistet werden müssen.
Home Assistance über den Versicherer
Einige Versicherer übernehmen die Kosten für die Ersthilfe im Notfall oder sogar das gesamte Notfallmanagement (Home Assistance). Etliche Versicherer bieten ihren Kunden eine 24-Stunden-Unterstützung im Schadenfall an. Eine Home-Assistance-Leistung der Wohngebäudeversicherer ist z.B. der Heizungs-oder Elektroinstallateurservice im Notfall. Für die Urlaubszeit kann ein individueller Alarmplan festgelegt werden. Bei einem Einbruch-Diebstahl-Alarm werden ein 24-Stunden-Handwerkerservice und ein Wach- und Sicherheitsdienst beauftragt. Um die Organisation und Bezahlung im Schadenfall kümmert sich die Versicherung. Einige Versicherer kombinieren Assistance-Leistungen mit vergünstigtem Hardware-Angebot. Diese Policen sind oft verhältnismäßig teuer.
Smart-Home Versicherungspolicen: Guter Deal oder teuer?
Verbraucher und Versicherer profitieren vom Megatrend Prävention, da durch den Einbau von intelligenten Geräten und durch Präventivmaßnahmen Schäden verringert oder sogar verhindert werden. Smart Home Policen setzen eine bestimmte Kombination des Smart-Home Hardwareherstellers und des Versicherers voraus. Der Verbraucher soll mit dem smarten Gerät den entsprechenden Versicherer „mitkaufen“. Sonst darf er z.B. Überwachungskameras, Wasser- oder Rauchmelder nur von dem von seiner Versicherung bestimmten Hersteller installieren.
Bei einigen Anbietern sind solche Geräte in der Smart Home Police "kostenlos“ mit enthalten. Der Verbraucher sollte aber immer nachrechnen. Oft ist es günstiger, Hardware von der Versicherung getrennt zu kaufen und eine eigene Cyberversicherung abzuschließen.
Rundumschutz Cyber-Policen?
Cyberversicherungen bieten einen Rundumschutz gegen die zunehmenden Gefahren für das Smart Home aus dem Internet. Sie schützen Verbraucher vor Kosten in Folge einer Cyberattacke auf das Smart-Home-System. Dies betrifft Hardwareschäden der Geräte sowie eventuelle Mehrkosten durch Energieverbrauch oder Telefonmissbrauch.
Sie decken auch die Kosten bei Datendiebstahl und Missbrauch persönlicher Daten ab. Sie schützen Endgeräte vor Schadsoftware, übernehmen die Kosten von Folgeschäden durch falsche Bedienung oder Manipulation von außen. Reparaturkosten für beschädigte Geräte oder die Anschaffungskosten von Neugeräten sowie die Wiederherstellung der Software werden ebenfalls übernommen. Doch Vorsicht: Solche Policen sind oft sehr teuer und können mehrere hundert Euro Jahresbeitrag kosten.
Fazit: Vorsicht vor Kostenfallen
Elektronikversicherungen und smarte Schutzbriefe sind in der Regel überflüssig. Sie sind teuer und ihre Leistung im Schadensfall gedeckelt. Smart-Home Policen begrenzen durch die Kooperation der Versicherungen mit einzelnen Herstellern die Auswahl an Hardware stark. Ein Schutz für ihr Smart Home durch Wohngebäude- oder Hausratversicherungen besteht oft bereits.
Tipps für Verbraucher
- Prüfen Sie zuerst ihre bestehenden Gebäude- oder Hausratpolicen, bevor Sie neue Verträge abschließen. Welchen Nutzen soll ein zusätzlicher Schutzbrief oder ein Smart-Home-Baustein bringen?
- Vergleichen Sie die unterschiedlichen Angebote untereinander. Zahlen Sie nur für Leistungen, die Sie auch wirklich brauchen.
- Bei technischer Aufrüstung oder Upgrade informieren Sie Ihre Versicherungen und fragen Sie nach Smart-Home Komponenten.
- Passen Sie nach einer Modernisierung gegebenenfalls Ihre Versicherungssummen an.
- Wählen Sie bei den Smart-Home Geräten eine Grundausstattung, die bei Bedarf erweitert werden kann. Offene Systeme haben einen von vielen Anbietern unterstützten Standard wie Bluetooth oder WLAN. Geräte von verschieden Herstellern können daher miteinander kombiniert werden.
- Smarte Geräte, die gerade nicht benötigt werden, sollten offline genommen werden. Standby-Verbindungen zum Internet bieten eine Angriffsmöglichkeit für Hacker.
- Die WLAN-Verbindung für das Smart Home sollte verschlüsselt (min. WPA2) werden.
- Verwenden Sie sichere Passwörter für ihr Smart-Home-System (min. 8 Stellen, Groß- und Kleinschreibung, Ziffer, Sonderzeichen) und ändern Sie diese regelmäßig.
- Die im Smart-Home-System eingesetzten Rechner, Tablets, Smart-Phones und Router
müssen vor Viren und Schadsoftware stets zuverlässig geschützt werden.
- Smart Home - Chancen und Risiken
- Smart Home - Updates
- Smart Home - Datenschutz
- Hausratversicherung
- Wohngebäudeversicherung
- Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik: Smarthome – den Wohnraum sicher vernetzen
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