Sicherheitsrisiko defekte Stoßdämpfer
Von: Thomas Pertsch - Regierung von Oberfranken, Gewerbeaufsicht
In diesem Beitrag finden Sie
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Aufbau und Wirkungsweise
- Bauarten
- Funktionsprinzip
- Anzeichen defekter Stoßdämpfer
- Auswirkungen defekter Stoßdämpfer
- Fazit
![Darstellung von gefederter und ungefederter Masse](pic/technik_pflege/masse.jpg)
Aufbau und Wirkungsweise
Beim Fahren gerät die ungefederte Masse eines Fahrzeuges (Räder, Bremsscheiben u.a.) durch Fahrbahnunebenheiten, beim Bremsen oder Beschleunigen oder durch Lenkbewegung in Schwingung. Hierdurch verlieren die Räder den Bodenkontakt.
Diese Schwingungen übertragen sich auch auf die gefederte Masse des Fahrzeuges (Karosserie, Motor etc.). Ein unkontrolliertes Schaukeln der Karosserie ist die Folge.
Dies zu verhindern ist die Aufgabe eines Stoßdämpfers, der seiner Wirkung nach eigentlich Schwingungsdämpfer heißen müsste.
Es werden heute in den Fahrzeugen so genannte hydraulische Teleskopstoßdämpfer verbaut.
Bauarten
Die folgende Abbildung zeigt die am häufigsten verwendeten Bauarten.
![bild. Darstellung der verschiedenen Bauarten](pic/technik_pflege/aufbau_stossd_thn.jpg)
Funktionsprinzip
In einem Zylinder, der mit Hydrauliköl gefüllt ist, wird beim Ein- und Ausfedern ein Kolben hin- und herbewegt.
Das Öl muss hierbei durch Lamellenventile im Dämpferkolben von einer Seite des Kolbens auf die andere gelangen. Dadurch wird durch Reibung Bewegungsenergie in Wärme umgewandelt. Die Härte eines Stoßdämpfers kann durch unterschiedliche Gestaltung der Ventile für die Zug- und Druckstufe beeinflusst werden. Der Öldurchfluss ist beim Einfedern (Druckstufe) leichter als beim Ausfedern (Zugstufe).
![Verteilung der Defektrate 2004 nach Laufleistung in km](pic/technik_pflege/fahrzeuge_nach_laufleistung.jpg)
Quelle: stossdaempfertest.de
14,4% *: Die durchschnittliche Defektrate im Jahr 2004
Mit zunehmender Laufleistung nutzen sich die Stoßdämpfer infolge von Alter, Schmutz und Korrosion durch Salz und Nässe ab. Der Leistungsverlust vollzieht sich schleichend, sodass sich der Autofahrer an die schlechter werdende Dämpfungswirkung gewöhnt und der Schaden lange unentdeckt bleibt. In Gefahrsituationen können diese Defekte jedoch schwerwiegende Folgen haben.
Nach Schätzungen von Experten ist bei ca. 14% der Fahrzeugen in Deutschland (bedeutet 5 bis 6 Mio. Fahrzeuge) mindestens ein Stoßdämpfer defekt. Die Auswirkungen des Verschleißes werden von vielen Autofahrern unterschätzt. Am häufigsten übersehen wird, dass auch bei fast neuen Fahrzeugen (siehe Tabelle) schon ein oder mehrere Stoßdämpfer defekt sein können.
Anzeichen defekter Stoßdämpfer:
Einen Defekt an einem oder mehreren Stoßdämpfern kann man eventuell an einem starken Aufschaukeln des Fahrzeuges nach dem Überfahren einer Bodenwelle erkennen. Auch ist eine starke Seitenwindempfindlichkeit, starkes Eintauchen der Fahrzeugfront bei Kurvenfahrt oder beim Bremsen und ein unruhiges, schwammiges Fahrverhalten ein Zeichen für abgenutzte Stoßdämpfer.
Austretendes Öl am Dämpfer, Auswaschungen im Reifenprofil oder "klappernde" Geräusche beim Durchfahren von Schlaglöchern deuten auf einen schwereren Defekt hin, der auch schon länger vorliegt.
Im Zweifelsfall sollten Sie auf jeden Fall eine Fachwerkstatt aufsuchen!
Auswirkungen defekter Stoßdämpfer
Abgenutzte oder defekte Stoßdämpfer stellen ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar!
Der Bremsweg verlängert sich (siehe Tabelle); schon bei niedrigen Geschwindigkeiten tritt Aquaplaning auf. Reifen und Fahrwerk verschleißen schneller und die optimale Wirkung von modernen elektronischen Sicherheitssystemen, wie ABS, ESP oder ASR wird beeinträchtigt, da alle diese Systeme einen optimalen Bodenkontakt der Räder benötigen. Das Fahrverhalten des Fahrzeuges verschlechtert sich vor allem bei Seitenwind und in Kurven, wobei das Fahrzeug schneller ausbricht bzw. stark zum Untersteuern neigt.
Fazit
Stoßdämpfer sollten deshalb regelmäßig, abhängig von der jährlichen Kilometerleistung, überprüft werden. Die Überprüfung bei der vorgeschriebenen Hauptuntersuchung ist jedoch nicht ausreichend, da hier momentan noch eine reine Sichtprüfung vorgenommen wird.
Zur eigenen Sicherheit sollten deshalb die Stoßdämpfer alle 20.000 km (bei häufiger hoher Beladung bzw. mit zunehmendem Fahrzeugalter früher) von einem Fachmann überprüft werden. Besonders wichtig ist diese Überprüfung, wenn längere Urlaubsfahrten mit viel Gepäck und zusätzlicher Belastung durch Zuladung auf dem Fahrzeugdach oder durch das Ziehen eines Anhängers anstehen.
Ergibt der Test, dass die Stoßdämpfer ausgetauscht werden müssen, sollte man den Aus- und Einbau einem Fachmann überlassen, da hierfür in der Regel Spezialwerkzeuge nötig sind. Stoßdämpfer sollten auf jeden Fall achsweise ersetzt werden um die optimalen Fahreigenschaften zu gewährleisten.
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