Smart Home Entscheidungshilfe: Was vor dem Kauf zu beachten ist
Von: ZD.B Themenplattform Verbraucherbelange in der Digitalisierung, Bayern Innovativ GmbH
In diesem Beitrag finden Sie
- Akzeptanz im Haushalt und Nutzen prüfen
- Bedienungsfreundlichkeit gewährleisten
- Daten und Privatsphäre schützen
- Kontrolle über Ihre Daten behalten
- Energie- und Kosteneinsparung realistisch einschätzen
- Qualitätssiegel bei der Kaufentscheidung nutzen
- Supportmöglichkeiten prüfen
- IT-Sicherheit im Smart Home abklären
- Interoperabilität prüfen
- Praktibilität und Langlebigkeit der Produkte überprüfen
- Haftung klären
- Versicherungsverträge und Smart Home
1. Akzeptanz im Haushalt und Nutzen prüfen
Binden Sie alle Haushaltsangehörigen in den Entscheidungsprozess ein. Wie stehen Sie einem Smart Home prinzipiell gegenüber? Was soll ihnen die Technik ermöglichen? Finden Sie gemeinsam heraus, welchen Nutzen Sie vom Einsatz der Smart Home Lösung haben möchten: Spaß beim Tüfteln, Erleichterung im Alltag, Komfort, ein Sicherheitsbedürfnis? Hilfreich ist es, sich konkrete Anwendungsfälle vorzustellen und dann dafür nach einer passenden technischen Lösung zu suchen.
Beispiel: Während für viele Smart Home Begeisterte der Spaß am Tüfteln im Vordergrund steht, wollen Andere eine Lösung, die ihnen Komfort bietet und möglichst auch in Notfällen wie einem Internetausfall oder Gewitter leicht bedienbar bleibt.
2. Bedienungsfreundlichkeit für alle Nutzenden gewährleisten
Damit die Smart Home Anwendung auch genutzt wird, wählen Sie Lösungen, mit denen sich die Geräte einfach und intuitiv bedienen lassen. Ein möglichst leicht verständliches, universelles Design ist zu bevorzugen, damit auch Menschen, die nicht gerne lange in Handbüchern blättern wollen oder können, teilhaben können.
3. Daten und Privatsphäre schützen
Das Smart Home muss die Menschen im Haus beobachten und Daten sammeln, um zu funktionieren. Zum Schutz Ihrere Privatsphäre achten Sie auf Folgendes:
-
Finden Sie für jedes Smart Home Gerät heraus, welche Daten außer Haus gehen und wer sie dann wofür nutzen darf. Das betrifft auch Audio-Mitschnitte von Sprachassistent/-innen. Eine gute Datenschutzerklärung wird diese Fragen beantworten. Sie erklärt auch, was konkret gemacht wird, wenn erhobene Daten „anonymisiert“ weiterverwendet werden.
-
Die Datenverarbeitung sollte nur bei Anbieter/-innen bzw. Rechenzentren innerhalb der EU erfolgen.
-
Wie fühlen sich Gäste mit der Beobachtung durch das Smart Home? Kann man Kameras oder Sprachassistent/-innen abschalten, wenn Besuch kommt? Streng genommen müssten Gäste ansonsten zuerst in eine Datenübermittlung einwilligen.
4. Kontrolle über Ihre Daten behalten
Die Kontrolle über die Daten im Smart Home behalten Sie mit einer Zentrale im eigenen Haus, an die alle einzelnen Geräte angeschlossen sind und die alle Kommunikation nach außen abwickelt. Hier sollten Sie in einem Dashboard dann entscheiden können, welche Daten für welche Funktionen und Zwecke an wen geschickt werden dürfen. Mehr zum Thema Datenschutz im Smart Home lesen Sie im Artikel „Smart Home: Datenschutz zu Hause“.
5. Energie- und Kosteneinsparung realistisch einschätzen
Die Praxis zeigt, dass Einsparungen nur möglich sind, wenn ohnehin im Haushalt noch großes Einsparpotenzial vorhanden ist. Die wenigsten Smart Home Komponenten sind dafür gemacht, Energie zu sparen. Durch die ständige Empfangsbereitschaft der Geräte, die für ein smartes Zuhause nötig ist, steigt der Energieverbrauch auf anderer Ebene an. Mehr zum Thema lesen Sie im Artikel „Mit Smart Home den Energieverbrauch senken?“ des VerbraucherService Bayern.
6. Rat von Nutzenden und Qualitätssiegel berücksichtigen
Lassen Sie sich von Menschen beraten, die Smart Home Projekte bereits erfolgreich verwirklichen konnten. Fragen Sie dabei sowohl nach der technischen Umsetzung als auch nach dem Nutzen für alle Angehörigen des Haushalts. Wenn es um die Wahl der konkreten Lösungen geht, können Siegel unterstützen:
Bei den VdTÜV und BSI Siegeln können Sie über einen QR-Code sowie einen Link zur Webseite herausfinden, welche Kriterien erfüllt werden und ob das Siegel noch gültig ist.
7. Supportmöglichkeiten prüfen
Lesen Sie in Anwenderberichten erfahrener Nutzender, wie kompetent der Support der Herstellerunternehmen der einzelnen Geräte ist, und wie gut dieser erreichbar ist. Eine weitere wichtige Unterstützung sind ehrenamtliche Online-Communities – forschen Sie nach, ob für die Lösung, die Sie im Auge haben, eine aktive Community existiert.
8. IT-Sicherheit im Smart Home abklären
-
Achten Sie darauf, dass eine Basis-Absicherung der Smart Home Lösung auf jeden Fall durchgeführt wird. Sie umfasst die ausschließliche Nutzung von verschlüsselten Verbindungen, eine verschlüsselte Datenspeicherung, und eine verlässliche Authentifizierung vor Einstellungsänderungen.
-
Wichtig ist, dass seitens des Anbieters regelmäßige Sicherheitsaktualisierungen der Software der Komponenten (Hardware und Apps) angeboten werden. Informieren Sie sich darüber, wie lange Sicherheitsupdates der Smart Home Lösungen gewährleistet werden (z.B. fünf oder zehn Jahre).
-
Idealerweise sollte durch eine Zertifizierung nachgewiesen werden, dass bei Entwicklung und Betrieb der Smart Home Lösung anerkannte Standards der IT-Sicherheit und des Datenschutzes berücksichtigt werden (siehe Punkt 6).
-
Bei Nutzung von Cloud-Diensten sollte die Speicherung und Verarbeitung personenbezogener Daten bei Anbietern und in Rechenzentren in der Europäischen Union erfolgen.
9. Interoperabilität für die gewünschten Anwendungsfälle sicherstellen
-
Informieren Sie sich, ob die Komponenten unterschiedlicher Herstellerunternehmen so zu einem System zusammengeschaltet werden können, dass sich alle von Ihnen gewünschten Anwendungsfälle realisieren lassen.
-
Recherchieren Sie, ob das angedachte System bisher auch nach Funktionsupdates durch die Hersteller/-innen weiter mit allen Komponenten einwandfrei zusammenarbeitet oder ob nach Updates nachkonfiguriert werden muss.
10. Robustheit und Langlebigkeit der Produkte überprüfen
Prüfen Sie vor dem Kauf, welche Funktionen bei einem Strom- oder Internetausfall weiter funktionieren: Lassen sich Beleuchtung, Rollläden, Türschlösser durch Tasten am Gerät bedienen?
Haushaltsgeräte funktionieren oft Jahrzehnte, die Vernetzungs-Software in den Smart Home Geräten ist hingegen weit schneller veraltet, obwohl das Gerät noch voll gebrauchstüchtig wäre. Prüfen Sie deshalb, für wie viele Jahre Hersteller/-innen eine Funktionsgarantie geben. Dies betrifft auch die in der Cloud erbrachte vernetzte Funktionalität.
11. Haftung klären
Informieren Sie sich noch vor dem Kauf, wer Ansprechpartner in Haftungsfällen ist. Oft werden die Hersteller/-innen der Smart Home Zentrale kontaktiert, die nicht weiterhelfen können, da sie nur die verschiedenen Geräte zusammenschalten. Bei online erworbenen Bausteinen sind Verkäufer/-innen nach kurzer Zeit oft nicht mehr greifbar oder sitzen außerhalb Europas.
12. Versicherungsverträge und Smart Home
Für ein Smart Home muss eventuell der Versicherungsschutz angepasst werden. Prüfen Sie zuerst bestehende Gebäude- oder Hausratpolicen, bevor sie neue Verträge schließen. Bei technischer Aufrüstung oder Upgrade informieren Sie Ihre Versicherungen und fragen Sie nach Smart Home Komponenten. Gegebenenfalls muss die Höhe von Versicherungssummen angepasst werden. Mehr dazu lesen Sie im Artikel Smart Home: Welche Versicherungen schützen das intelligente Zuhause?.
- Whitepaper "Verbraucherfreundliches Smart Home": Ergebnisse der Studie von Bayern Innovativ
- Podcast "Smart Home - Chancen und Risiken" des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz
- VerbraucherService Bayern: Mit Smart Home den Energieverbrauch senken?
- Smart Home: Chancen und Risiken
- Datenschutz im Smart Home
- Smart Home: Welche Versicherungen schützen das intelligente Zuhause?
Der Freistaat Bayern stellt Ihnen auf dieser Website unabhängige, wissenschaftsbasierte Informationen zum Verbraucherschutz zur Verfügung.
Einzelfallbezogene Rechtsauskünfte und persönliche Beratung können wir leider nicht anbieten. Auch dürfen wir Firmen, die sich wettbewerbswidrig verhalten, nicht selbst abmahnen.
Sollten noch Fragen zu Ihrem konkreten Sachverhalt verbleiben, wenden Sie sich bitte an die unter Service genannten Anlaufstellen.