Fahrradhelme; Typen und Helmkonstruktionen

Seit ca. 25 Jahren gibt es nun spezielle Fahrradhelme sowohl für die Verwendung im Spiel- und Freizeitbereich als auch für (renn)sportliche Zwecke. Stürze von Fahrradfahrern haben teilweise dramatische Auswirkungen, wenn z.B. aus dem Sturz Kopfverletzungen infolge des „oben ohne Fahrens“ resultieren. Als prominentes Beispiel sei hier der ehemalige Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping erwähnt, der durch einen Fahrradunfall 1996 Kopfverletzungen infolge des Fahrens ohne Helm erlitt, aber noch einigermaßen glimpflich davon kam. Aufgrund des Sturzes mit seinem Rennrad erlitt er eine Gehirnerschütterung sowie eine Platzwunde am Hinterkopf, die er im Krankenhaus behandeln lassen musste.
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Präventivwirkung
Verunfallt ein Radfahrer, ist das Risiko einer schweren Kopfverletzung sehr hoch. Dies belegen Studien, welche herausgefunden haben, dass ein hoher Prozentsatz der Verletzungen der Fahrradfahrer Kopfverletzungen sind.
Durch das Tragen eines geeigneten, d.h. passgenauen Fahrradhelms lässt sich die Krafteinwirkung auf den Kopf reduzieren, wodurch in den meisten Fällen eine hohe Schutzwirkung gewährleistet wird. Somit können Kopfverletzungen vermieden oder zumindest verringert werden.
Erwachsene und vor allem Kinder, welche beim Fallen durch den höheren Schwerpunkt besonders oft mit dem Kopf aufschlagen, können durch einen Fahrradhelm gut geschützt werden. Die Helme sind mittlerweile technisch ausgereift und zudem komfortabel zu tragen..
Dennoch gibt es keine Helmpflicht für Fahrradfahrer in Deutschland, was der Bundesgerichtshof (BGH) im Juni 2014 erneut in einem Urteil bestätigt hat. Trotzdem sollte jedem klar sein, dass ein ungeschützter Kopf einem deutlich höheren Verletzungsrisiko ausgesetzt ist.
Kinderhelme
Die Form des Kinderhelms umschließt den Kinderkopf, ist also sehr weit in die Stirn, über den Schläfenbereich und den Hinterkopf gezogen.
Jugendhelme
Der Jugendhelm hat eine vorstehende Krempe zum Schutz gegen Frontalunfälle.
Erwachsenenhelme
Der Alltagshelm für Erwachsene und der Rennhelm unterscheiden sich durch schnittigere Formen von den üblichen Helmen für Kinder und Jugendliche.
Helmkonstruktionen, deren Unterschiede sowie Schutzwirkung
Alle derzeit verfügbaren Helmarten besitzen einen Schaumstoffkörper, welcher beim Aufprall durch Kompression oder Bruch Energie aufnimmt und die Beschleunigungskräfte auf den Kopf des Helmträgers reduziert, was die Gefahr von Schädelbrüchen und Hirnverletzungen verringert und so in den meisten Fällen einen zuverlässigen Schutz bietet.
Der Fahrradhelm wirkt dabei als Knautschzone und soll das ruckartige Abbremsen des Gehirns beim Aufprall des Kopfes auf ein hartes Hindernis verhindern. Denn das Gehirn hat Bewegungsspielraum im Kopf. Durch die negative Beschleunigung bzw. auftretende Verzögerung des Kopfes beim Aufprall auf ein hartes Hindernis schlägt das Gehirn von innen gegen die Schädeldecke, Hirnverletzungen entstehen. Der Hartschaumstoffkern dient dazu die Verzögerung zu verringern, d.h. nur der Hartschaumstoffkern ist Energieabsorbierend.
Man unterscheidet die Fahrradhelme generell nach zwei Herstellungsverfahren (denen die verschiedenen Helmarten zugeordnet werden können):
- In-Mold-Verfahren
Bei diesem Verfahren wird zuerst die äußere Kunststoffschale aus einer Kunststoffplatte mit dem Thermoformverfahren geformt. In das Innere der Außenschale wird dann anschließend der Schaumstoffkern geschäumt. Somit wird ein fester Verbund zwischen Außenschale und Hartschaumstoffkern erzeugt, d.h. die beiden Elemente werden zu einem einzigen, festen Helmkörper flächig verbunden. Die Außenschale besitzt eine glatte und harte Oberfläche und bietet einen guten Schutz gegen mechanische Einwirkung, bietet aufgrund des flächigen Verbundes mit dem Hartschaumstoff eine gleichmäßige Energieverteilung im Falle eines Sturzes auf den Hartschaumstoff und erleichtert das Abgleiten vom Untergrund.
Helmarten, die im In-Mold-Verfahren hergestellt werden:- “Hardshell“-Helm (Hartschalenhelm) und “Microshell“-Helm (Mikroschalenhelm)
Der Hartschalenhelm besitzt eine dickere Außenschale als der Mikroschalenhelm und wird hauptsächlich für den Radsport verwendet und bietet somit in der Regel einen besseren Schutz bei höheren Geschwindigkeiten. Der Mikroschalenhelm ist aber am weitesten verbreitet. - Skater- bzw. BMX-Helme
Die Skater-Helme kommen wie der Name schon sagt aus dem Skate- und Sportbereich und werden mittlerweile auch als Fahrradhelme bzw. BMX-Helme angeboten.
Je nach Hersteller oder Helm-Typ eines Herstellers unterscheiden sich die Herstellungsmethoden. Skater-Helme werden nach dem In-Mold-Verfahren oder nach dem nachfolgend beschriebenen Verfahren hergestellt.
Ein Vorteil der Skater-Helme liegt darin, dass diese bis in den Nackenansatz gehen und so auch ideal den Hinterkopf schützen. Nachteil im Vergleich zu den klassischen Hart- und Mikroschalenhelm ist aber die meist schlechtere Belüftung.
Fast alle Skater-Helme besitzen auch eine glatte Oberfläche, welches das Abgleiten vom Untergrund erleichtern und so einem Schleudertrauma entgegen wirken soll. - Twinshell-Helm
Bei diesem Helmtyp zieht sich eine zweite Schale (z.B. Polycarbonat) als Gitterstruktur zwischen Oberschale und Hartschaumstoffkörper (EPS) über den gesamten Helm. Diese zweite Schale wird im In-Mold-Verfahren untrennbar mit der Außenschale und dem Hartschaumstoffkern verbunden. Dies soll für eine bestmögliche Druckverteilung im Falle eines Sturzes sorgen. Diese Helme gehören zur neuesten Helmgeneration.
- “Hardshell“-Helm (Hartschalenhelm) und “Microshell“-Helm (Mikroschalenhelm)
- Punktuell verklebte Fahrradhelme
Bei diesen Helmen werden die zwei Elemente, Außenschale und innenliegende Hartschaumschicht, getrennt voneinander hergestellt und dann zusammengefügt, d.h. verklebt. Aufgrund der Tatsache, dass die dünne Außenschale nicht vollflächig mit dem innenliegenden Hartschaumstoffkern verbunden ist, kann die Energie nicht gleichmäßig auf den Hartschaumstoffkern verteilt werden, was zu höheren punktuellen Energieeinträgen auf den Hartschaumstoff im Falle eines Sturzes führt und somit die geringere Schutzwirkung dieses Helmtyps begründet. Zudem könnte sich auch beim Sturz die Außenschale lösen, was eine geringere Schutzwirkung zur Folge hätte.
Helmarten, die verklebt werden:- Skater- bzw. BMX-Helme
Im Unterschied zum Weichschalenhelm ist die äußere Schale dicker und bietet eine höhere Festigkeit. - “Softshell“-Helm (Weichschalenhelm)
Diese Helme besitzen meist eine geringere Festigkeit als die mit dem In-Mold-Verfahren hergestellten Fahrradhelme und bieten somit auch eine geringere Schutzwirkung. Die dünne Außenschale schützt vor Verletzungen des Schaumstoffkerns und sorgt für die Energieverteilung auf den Schaumstoffkern. Eine Verwechslung mit In-Mold-Helmen lässt sich hierbei durch Nachfrage beim Händler oder Hersteller vermeiden.
Der „Softshell“-Helm der ersten Generation besteht nur aus einer Hartschaumstoffschale. Seine Vorzüge bestehen im geringeren Gewicht sowie beim niedrigeren Preis im Vergleich zu den anderen Helmarten. Nachteilig ist die geringere Robustheit im Vergleich zu den anderen Helmarten. Des Weiteren gleitet der Weichschalenhelm durch die weiche und nicht glatte Oberfläche beim Aufprall nicht vom Untergrund ab und daher kann es beim Sturz zu einem Schleudertrauma kommen, da ein Verzahnungseffekt mit der Fahrbahnoberfläche und damit ein ruckartiges Abbremsen des Kopfes entsteht. Diese Helme der ersten Generation gelten mittlerweile als gefährlich.
- Skater- bzw. BMX-Helme
- Neuentwicklungen
Um den Rotationskräften beim Aufschlag im Winkel entgegenzuwirken, haben jetzt einzelne Hersteller den einen oder anderen Helm mit beweglicher Innenschale (sitzt fest am Kopf) oder punktueller Spezialpads im Sortiment. Dadurch kann sich die Außenschale – bei festem Sitz am Kopf - bei auftretenden Rotationskräften durch nicht statischen Aufschlag mitbewegen. So soll verhindert werden, dass beim Aufschlag im Winkel durch auftretende Rotationskräfte zu hohe punktuelle Kräfte am Ort des Einschlags wirken. Laut Herstellerangaben wird somit eine bessere Verteilung der beim Aufschlag entstehenden Kraft an der Aufschlagsstelle des Helmes bewirkt und eine punktuelle Krafteinwirkung weitestgehend verhindert bzw. zumindest stark vermindert.
Alle Helmarten sind zumeist mit Lüftungsöffnungen bzw. Belüftungsöffnungen versehen um ein verstärktes Schwitzen des Helmträgers und einen Wärmestau im Sommer zu vermeiden.
Richtige Helmgröße und Passgenauigkeit für optimale Schutzwirkung entscheidend
Damit ein Fahrradhelm seinen optimalen Schutz bieten kann, muss dieser perfekt sitzen. Deshalb ist die richtige Helmgröße mitentscheidend. Denn ein Verrutschen durch einen zu großen Helm wie auch das Tragen eines zu kleinen Helmes kann nachteilige Auswirkungen haben, wodurch die optimale Schutzwirkung des Fahrradhelmes verloren geht. Die Suche nach der idealen Passform sollte wenn möglich unter Aufsicht eines Experten erfolgen.
Daher ist bei einer Bestellung im Versand oder im Online-Handel zu bedenken, dass keine Anprobe möglich ist und die Größenangaben der Anbieter gelegentlich nicht mit der tatsächlichen Größe übereinstimmen.
Ist die richtige Helmgröße gefunden, ist es wichtig, dass der Helm der Kopfgröße und Kopfform des Trägers angepasst werden kann. Dafür gibt es verschieden starke Wechselpolster oder Plastikringe mit entsprechenden Verstellmöglichkeiten.
Der Helm sollte, wenn er richtig eingestellt ist, am Kopf weder drücken noch wackeln. Stirn, Schläfen und Hinterkopf müssen sicher abgedeckt sein. Keine Stelle des Helmes darf ungepolstert auf die Schädeldecke drücken!
Die Verstellschnallen, Verschlüsse und Riemen sollten sich einfach, aber nicht zu leicht ein- und verstellen lassen und den zu erwartenden Belastungen standhalten.
Hinweis:
Ein zu großer oder zu kleiner Helm würde auch durch die Verstellmöglichkeiten mit der Anpassungsfunktion nicht viel bringen, wodurch die optimale Schutzwirkung des Helmes nicht mehr gegeben ist.
CE-Kennzeichen
Der Helm muss mit einem CE-Kennzeichen versehen sein. Einschlägige Hinweise in den Gebrauchsanweisungen müssen bei jedem Helm vorhanden sein und sollten genau beachtet werden (vgl. Fahrradhelme - Kennzeichnung und Benutzung).
Wichtig!
- Nach einem Sturz muss der Helm ausgewechselt werden, auch wenn er nicht beschädigt aussieht. Schäden im inneren der Helmstruktur sind nach einem Sturz sehr wahrscheinlich, wodurch der Helm seine (volle) Schutzwirkung verloren hat.
- chten Sie darauf, dass Ihr Kind den Fahrradhelm auf dem Kinderspielplatz abnimmt!
Risiko des Erhängens bzw. des Strangulierens besteht evtl., falls sich das Kind mit dem Helm verfängt! - Auffällige, grelle bzw. leuchtende Farben führen zu einer höheren und frühzeitigen Erkennbarkeit des Radfahrers im Straßenverkehr, was Unfälle vermeiden kann.
- Weitere Informationen zu Benutzung von Kinder-Fahrradhelmen finden Sie in unserem Artikel "Kinder-Fahrradhelme: Vorsicht auf dem Spielplatz".
Bildnachweis:
(Mädchen mit Fahrradhelm) © farbkombinat- Fotolia.com
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