Richtiger Umgang mit elektrischem Strom
Von: Dipl.-Ing. (FH) Walter Liebl - Regierung von Oberfranken - Gewerbeaufsicht
In diesem Beitrag finden Sie
- Grundlegende Verhaltensregeln
- Warum ist der elektrische Strom für den Menschen gefährlich?
- Schutzmaßnahmen
Grundlegende Verhaltensregeln
Basteln Sie niemals an elektrischen Geräten, solange sie unter Spannung stehen! Deshalb: erst den Netzstecker ziehen. Arbeiten an spannungsführenden Teilen oder in deren Nähe sind grundsätzlich verboten! Nur der Elektrofachmann darf in Einzelfällen davon abweichen, dabei muss er aber genaue Sicherheitsregeln einhalten. Defekte Elektroinstallationen sofort vom Fachmann reparieren lassen! Zu groß ist die Gefahr, dass jemand spannungsführende Teile berührt. Hier bedeutet die herausgerissene und halb demontierte Steckdose Lebensgefahr, ganz besonders für Kinder.
Beschädigte elektrische Kabel dürfen nicht mehr verwendet werden. Im Freien ist die Gefahr besonders groß. Wenn man die beschädigte Stelle berührt, fließt der Strom über die Hand durch den Körper in den Boden. Das bedeutet akute Lebensgefahr. Mit Isolierband zu flicken ist unzulässig, oft findet der Strom trotzdem einen Weg, vor allem, wenn dies durch Feuchtigkeit begünstigt wird.
Warum ist der elektrische Strom für den Menschen gefährlich?
Der Körper steuert seine Funktionen durch sehr schwache elektrische Ströme, welche über die Nerven weitergeleitet werden. So macht man z.B. die elektrischen Ströme des Herzens im EKG oder die des Gehirns im EEG sichtbar. Wenn nun ein Strom von außen den Körperströmen überlagert wird, kommt es zu Fehlfunktionen der angesteuerten Körperorgane, z.B. zur Verkrampfung der Muskeln oder zum lebensgefährlichen Herzkammerflimmern. Die Verkrampfung der Handmuskulatur führt dazu, dass man den stromführenden Gegenstand nicht mehr loslassen kann. Das Herzkammerflimmern bedeutet Ausfall der Herzfunktion als Pumpe und damit Ausfall des Blutkreislaufs. Das Gehirn als empfindlichstes Organ wird ohne Blutversorgung innerhalb kürzester Zeit dauerhaft geschädigt. Schon nach wenigen Minuten tritt der Tod ein.
Schon bei einem Stromdurchfluss des Körpers von nur 0,03 Ampere (= 30 mA) während 0,2 Sekunden (= 200 ms) oder länger kommt es zu den genannten Erscheinungen.
Schutzmaßnahmen
Zum Schutz vor Stromunfällen müssen deshalb alle stromführenden Teile wie Kabel, Geräte oder Installationen durchgängig isoliert sein. Es ist Sache des Benutzers, darauf zu achten, dass keine Teile mit beschädigter Isolierung benutzt werden. Reparaturen gehören in die Hand des Fachmanns. Zusätzlich zur Isolierung sind weitere Schutzmaßnahmen und Schutzeinrichtungen anzuwenden.
Schutzkontaktstecker
An den Schutzkontaktsteckdosen befinden sich zwei Metallkontakte: Über diese verbindet der grün-gelbe Schutzleiter (früher rot) metallische Gehäuse nicht schutzisolierter Geräte, z.B. von Bügeleisen, mit dem Schutzleiter der Hausinstallation. Der Schutzleiter leitet im Gefahrenfalle Strom ab und löst bei Kurzschluss die Sicherung aus.
So sieht das "Innenleben" eines Schutzkontakt-Steckers aus

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Spannungsführende Drähte: Farben braun (schwarz) und blau
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Schutzleiter: Farbe grün-gelb,
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Die Litzen an den Drahtenden sind mit Aderendhülsen verklemmt (Presshülsen). Verzinnen oder einfaches Zusammendrehen sind heute nicht mehr zugelassen.
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Die Schrauben müssen fest angezogen sein, damit ein sicherer Kontakt hergestellt ist. Ein Wackelkontakt kann zu Funkenbildung mit Wärmeentwicklung führen und Ursache für einen Brand sein!
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Der grün-gelbe Schutzleiter bildet eine Schleife. Für den Fall, dass das Kabel aus dem Stecker gezogen würde, reißen erst die spannungsführenden Drähte, bevor der Schutzleiter getrennt wird.
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Zugentlastung des Kabels durch eine festverschraubte Schelle.
Elektrische Sicherungen
Elektrische Sicherungen lösen bei zu hohen Strömen (Überlast) aus und schützen dadurch vor Leitungsbränden. Ein Kurzschluss bedeutet hohe Überlast und schnelle Auslösung. Bei Anschluss zu vieler Verbraucher schaltet die Sicherung erst nach einer gewissen Zeit ab. Spezielle Passeinsätze verhindern das Einschrauben von Sicherungen für zu große Stromstärken. Sicherungen niemals flicken! Nach dem Auslösen einer Sicherung immer erst den Fehler suchen und beseitigen. Dann die (neue) Sicherung einschrauben oder wieder einschalten.
Fehlerstromschutzschalter
Der Fehlerstromschutzschalter (FI-Schalter) schaltet bei geringen Fehlerströmen innerhalb 0,1 Sekunden ab. Personenschutz ist nur gewährleistet bei einem Abschaltstrom von höchstens 0,03 Ampere (= 30 mA), wie im Bild über der Zahl 21 zu erkennen ist. Der Betreiber soll den Schalter in bestimmten Zeitabständen mit Hilfe der Prüftaste auslösen. Dies ist jedoch eine reine Funktionsprüfung; sie gibt keine Aussage über die tatsächliche Wirksamkeit der Schutzmaßnahme.
Sicherheitskleinspannung
Geräte mit Sicherheitskleinspannung (max. 42 Volt) werden mit so geringer Spannung betrieben, dass auch beim gleichzeitigen Berühren beider Pole kein gefährlicher Stromdurchfluss im Körper entsteht. Für sie gilt daher die Forderung durchgängiger Isolierung nicht.
Sicherheitskleinspannung wird angewendet bei Geräten mit Haut- oder Haarberührung für Menschen oder Tiere sowie bei Klingelanlagen. Bei elektromotorisch angetriebenem Spielzeug, z. B. Eisenbahnen, darf die Sicherheitskleinspannung 24 Volt nicht übersteigen. Dieses Spielzeug ist mit dem Zeichen gekennzeichnet.
Schutzisolierung
Schutzisolierte Geräte haben eine zusätzliche isolierende Umhüllung. Sie benötigen deshalb keinen Schutzleiter sowie keine Schutzkontakte am Stecker. Diese Geräte haben einen Flachstecker und im Typenschild das Zeichen
für Schutzisolierung.
Die abgebildete Bohrmaschine ist schutzisoliert, weil auch bei einem elektrischen Fehler im Gerät keine Spannung an die Metallteile nach außen gelangen kann (Das Bohrfutter ist isoliert durch ein Zahnrad aus Kunststoff).
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