Mikroplastik in der Umwelt, in Lebensmitteln und Produkten
In der Öffentlichkeit wird schon länger über die Verschmutzung der Meere durch Plastikmüll diskutiert. Neuere Untersuchungen am Gardasee und an der österreichischen Donau zeigen, dass Mikroplastik auch in Binnengewässern nachweisbar ist.
Der folgende Beitrag befasst sich mit dem derzeitigen Sachstand und gibt Tipps für Verbraucher.
In diesem Beitrag finden Sie
Wo und warum gibt es (Mikro-) Plastik?
Der Begriff Mikroplastik wird für kleine Kunststoffpartikel unterschiedlicher Herkunft, Größe und chemischer Zusammensetzung verwendet. Die Größenangaben für Mikroplastik sind in der Literatur nicht einheitlich definiert, bei Teilchen kleiner als 5 mm spricht man aber im Allgemeinen von Mikroplastik.
Die weltweite Produktion von technischen Kunststoffen ist seit den 50er Jahren von 1,5 Millionen Tonnen auf 288 Millionen Tonnen im Jahr 2012 angestiegen und weitere Steigerungsraten werden prognostiziert. Kunststoffprodukte sind vielfältig einsetzbar, sie sind leicht, stabil, korrosionsbeständig und besitzen hervorragende isolierende Eigenschaften. Aufgrund dieser Charakteristika gibt es zwischenzeitlich eine Vielzahl unterschiedlicher Kunststoffprodukte.
Mikroplastik kann in Form von kunststoffbasierten Granulaten oder Pellets gezielt industriell hergestellt werden. Man spricht dann von primärem Mikroplastik. Es wird z.B. in industriellen Sandstrahlern, in Reinigungspasten und in einigen kosmetischen Mitteln wie Duschgel, Peelings oder Zahnpasta verwendet, wo sie für "Peeling" und bessere Reinigung sorgen („Abrasiva“). Dabei kommen u.a. unterschiedliche Kunststoffe wie Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Polystyrol (PS), Polyethylenterephthalat (PET), Polyvinylchlorid, (PVC), Polyamid (Nylon) und Ethylenvinylacetat (EVA) zum Einsatz.
Sekundäres Mikroplastik entsteht durch chemische und physikalische Alterungs- und Zerfallprozesse aus achtlos weggeworfenen Verpackungen, Tüten, Flaschen, Kanister, Plastiktüten oder Plastikflaschen. Da Plastik kaum abbaubar ist, verbleibt es für lange Zeit in der Umwelt und reichert sich dort an.
Eine weitere Möglichkeit des Eintrags besteht durch das Waschen von kunststoffhaltigen Textilien. Zum Beispiel können sich beim Waschen von Fleece-Kleidungsstücken aus Polyester oder Polyacryl Mikrofasern lösen und ins Abwasser gelangen. Nach heutigem Kenntnisstand stellt sekundäres Mikroplastik die Haupteintragsquelle in die Umwelt dar (Quelle: Bundesinstitut für Risikobewertung, Fragen und Antworten).
Was kann der Verbraucher tun?
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Sorgfältiger Umgang mit Kunststoffprodukten, z.B. auf Plastiktüten verzichten. Allein 65 Plastiktüten verbraucht jeder Deutsche rechnerisch pro Jahr, das ergibt in Deutschland einen Berg von jährlich über 5 Milliarden Stück.
Stattdessen eine Einkaufstasche mit in den Supermarkt nehmen.
Zumindest können Plastiktüten mehrfach verwendet werden. -
Kein achtloses Wegwerfen von Müll, auch nicht von Zigarettenkippen, deren Filter ebenfalls Kunststoffe enthalten.
- Beim Einkauf nach Möglichkeit auf kunststoffhaltige Verpackungen verzichten.
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Verzicht auf Kosmetik und sonstige Produkte, die Mikroplastik enthalten.
Umwelt- und Verbraucherverbände informieren darüber, welche Produkte betroffen sind. Die internationale Kampagne "Beat the Microbead" stellt eine kostenlose App für Smartphones zur Verfügung. Per Barcode ist erkennbar, welche Produkte Plastikteilchen enthalten.
Vorkommen von Mikroplastik
Zumindest in den mitteleuropäischen Staaten wird ein großer Teil des Kunststoffs recycelt oder umweltfreundlich entsorgt. Dennoch gelangen durch unsachgemäße Handhabung oder Entsorgung Kunststoffe in die Umwelt und können dort aufgrund ihrer geringen Abbaubarkeit lange Zeit verbleiben.
Bei den bisher durchgeführten Untersuchungen zum Verbleib des Plastikmülls in der Umwelt lag der Schwerpunkt auf den marinen Ökosystemen (Meere). Dabei wurde festgestellt, dass die Meeresumwelt mit enormen Mengen von Plastikmüll belastet ist - mit entsprechend negativen Auswirkungen auf die belebte Umwelt.
Jetzt zeigen aktuelle Studien, dass auch einheimische Süßwasserseen und -flüsse durch Mikroplastik gefährdet sein können.
Zusätzlich wurden Meldungen veröffentlicht, wonach auch Lebensmittel wie Honig und Getränke wie Bier und Mineralwasser mit Mikroplastikpartikeln verunreinigt seien.
Forschung in Bayern
Derzeit können für Bayern noch keine gesicherten Aussagen getroffen werden über Wege und Umfang einer vermuteten Belastung von Gewässern, Lebensmitteln oder Trinkwasser mit Kunststoff-Mikropartikeln. Mögliche Auswirkungen auf die belebte Umwelt und den Menschen sind ebenfalls nur unzureichend bekannt.
Das Bayerische Umwelt- und Verbraucherschutzministerium hat deshalb zwei Forschungsprojekte in Auftrag gegeben, um Klarheit über mögliche Gefahren für die Umwelt und die Gesundheit von Menschen und Tieren zu schaffen.
Auswirkungen von Mikroplastik auf bayerische Flüsse und Seen
Seit Januar 2014 läuft ein Forschungsvorhaben mit dem Titel „Eintragspfade, Vorkommen und Verteilung von Mikroplastikpartikeln in bayerischen Gewässern sowie mögliche Auswirkungen auf aquatische Organismen“. Das dreijährige Projekt wird vom Landesamt für Umwelt (LfU) in Kooperation mit der Universität Bayreuth durchgeführt.
Neben der Entwicklung schneller Analyseverfahren werden auch bayerische Flüsse, Seen und Kläranlagenausläufe untersucht sowie die möglichen Auswirkungen von Kunststoffen auf die Fauna in den Gewässern.
Mikroplastik in Lebensmitteln?
Die veröffentlichten Untersuchungen zur Belastung von Getränken und Lebensmitteln mit Mikroplastik (u.a. die Veröffentlichungen über Mineralwasser, Bier und Honig) basieren auf einfachen mikroskopischen Untersuchungen und liefern keine Aussage, ob und gegebenenfalls um welche Kunststoffe es sich handelt. Um jedoch zu gesicherten Aussagen darüber zu kommen, ob Lebensmittel oder das Trinkwasser mit Mikroplastikpartikeln verunreinigt sind, muss eine geeignete Nachweismethode verwendet werden.
Aus diesem Grund wurde ebenfalls vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz im Herbst 2014 das Projekt „Nachweis von Mikroplastik in ausgewählten Lebensmitteln“ gestartet. Das Vorhaben hat eine Laufzeit von Oktober 2014 bis Ende 2017. Im Rahmen des am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit angesiedelten Projekts sollen Untersuchungsmethoden zur Bestimmung von Mikroplastik in Lebensmitteln (u.a. Honig, Getränke) entwickelt und Lebensmittel auf eine mögliche Belastung mit Mikroplastik analysiert werden.
Produktlisten
- Beat the Microbead – Internationale Kampagne gegen Microbeads in Kosmetik: Produktlisten
- Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND): Produktliste
Apps für Smartphones
- Beat the Microbead App
- Tox-Fox – Der Kosmetikcheck (vom BUND e.V.)
Weitere Informationen
- Mikroplastik – unsichtbare Gefahr (vom BUND e.V.)
- Müll im Meer (vom Umweltbundesamt)
- Kunststoff - Abfallvermeidung beim Einkauf (vom VerbraucherService Bayern)
- Tipps zur Abfallvermeidung (aus dem Abfallratgeber Bayern)
- Bayerisches Landesamt für Umwelt Mikroplastik in Gewässern
Der Freistaat Bayern stellt Ihnen auf dieser Website unabhängige, wissenschaftsbasierte Informationen zum Verbraucherschutz zur Verfügung.
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