Das Internet der Dinge - wenn Kühlschränke reden
Seit ein paar Jahren häufen sich die Stimmen derer, die den Niedergang des traditionellen PC's bzw. Notebooks vorhersagen, zumindest in der Mittlerrolle zwischen der analogen und der digitalen Welt.
Dies ist zum einen der steigenden Verbreitung und Nutzung von mobilen Endgeräten wie Smartphones und Tablets geschuldet:
Der aktuelle Digital-Index der Initiative D21 belegt einen konstanten Abwärtstrend bei der Nutzung von Desktop-PCs, wogegen Tablet-PCs und Smartphones große Steigerungsraten bei den Endbenutzern aufweisen.
Jedoch wird dieser Trend ergänzt durch eine weitere Entwicklung, nämlich der zunehmenden Vernetzung von Gegenständen, sowohl untereinander als auch mit dem Internet.
Darum geht es in dem folgenden Artikel.
In diesem Beitrag finden Sie
Was bedeutet "Internet der Dinge"?
Durch die Vernetzung können „Dinge“ selbständig kommunizieren, messen, regeln, steuern, navigieren, rechnen, dokumentieren oder alles zusammen.
Das Marktforschungsunternehmen International Data Corporation (IDC) schätzt, dass 2020 rund 30 Milliarden “Dinge” miteinander digital verbunden sein werden (link: https://www.idc.com/infographics/IoT).
Die Ursache dieser Lücke zwischen Wahrnehmung und Realität liegt zu großen Teilen darin begründet, dass das “Internet der Dinge” von vielen Nutzern gar nicht als solches wahrgenommen wird. Begriffe wie Cloud-Computing, Apps oder Smart Devices dagegen sind im alltäglichen Sprachgebrauch fest verankert, da sie in konkrete Anwendungsfälle und Nutzungsszenarien eingebunden sind. Sie alle sind jedoch Teil der Idee vom “Internet der Dinge”.
Wissenslücken schließen
Der Begriff “Internet der Dinge” lässt sich am besten mit Praxisbeispielen verdeutlichen, die heute schon gelebte Realität in vielen Haushalten sind.
Beispiel Sendungsverfolgung bei Paketsendungen
Das Logistikunternehmen bietet den Kunden die Möglichkeit, die Sendung während des Sendungsverlaufs im Internet zu verfolgen. Dabei wird an einzelnen Transport-Stationen, z.B. über Strichcodes, das Paket identifiziert und sein Standort an einen Server übermittelt. Der Standort und der damit verbundene Verarbeitungsprozess kann dann vom Kunden bequem abgerufen werden. Dieser Prozess ist digital vollautomatisiert und schließt die Wissenslücke zwischen der analogen Welt (“Wo befindet sich das Paket?”) und der virtuellen Welt (“Wo kann ich im Internet sehen, wo sich das Paket befindet?”).
Beispiel Wearables
Ein anderes Beispiel findet sich auf dem Fitness-Markt wieder: Freizeit- und Profisportler greifen zur Unterstützung ihrer Trainingseinheiten immer mehr auf sogenannte “Wearables” zurück, so z.B. Fitness-Armbänder mit Schrittzähler und Herzfrequenzmesser. Mit Hilfe dieser smarten Gadgets können Aktivitäten aufgezeichnet und ausgewertet, Erinnerungen für Trainingseinheiten hinterlegt oder Herzfrequenz-Grenzbereiche eingestellt werden. Die Auswertung der Daten ist für den Trainierenden selbst, aber auch für Trainingspartner, Trainer oder Verbände von Interesse. Datenströme über Trainingsleistungen und -entwicklung fließen in Sekundenschnelle zu den jeweiligen Adressaten.
Was also bei der Betrachtung des “Internet der Dinge” im Vordergrund steht, ist die Kommunikation von Zuständen (z.B. das Paket ist am Standort X, die Herzfrequenz vom Sportler ist Y) und besonders deren Weiterverarbeitung.
Denn ist die Information über einen Zustand bereits schon wertvoll, bietet die Auswertung und ggf. eine Reaktion darauf (z.B. voraussichtlicher Zustelltermin des Pakets wird korrigiert, Trainingsplan wird angepasst) den eigentlichen Mehrwert.
Von vernetzten Gegenständen zu Smart Devices
Wenn Dinge anfangen, sich miteinander zu vernetzen und zu kommunizieren, redet man häufig von “smarten” (intelligenten) Gegenständen (Smart Devices).
Dies hat sich insbesondere bei größeren Infrastruktursystemen durchgesetzt.
“Smart Parking”
zum Beispiel beschreibt ein innerstädtisches Parkleitsystem, dass Verkehrsströme und freie Parkplätze mit Sensoren erkennt und so Autofahrer effektiver zu einer Parkmöglichkeit führt.
“Smart Roads”
nutzen eine ähnliche Sensortechnik und adaptieren beispielsweise Geschwindigkeitsbeschränkungen je nach Verkehrsaufkommen.
“Smart Grid”
umfasst das Konzept von intelligenten Energie- und Versorgungsnetzen, die flächendeckenden Bedarf und Verbrauch aufzeichnen, auswerten und managen können.
Dem privaten Anwender sind systemische Komponenten-Lösungen bekannt durch sogenannte
“Smart Home”-Technologien.
Dies ist die Vernetzung von Haustechnik und Haushaltsgeräten, wie zum Beispiel Lampen, Jalousien, Türschlösser, Heizung, Kühlschrank, Herd oder Waschmaschine.
Auch Unterhaltungsgeräte wie TV oder Hifi-Anlagen können in einem intelligenten Wohnhaus mit vernetzt werden. Nutzer können so zum Beispiel von unterwegs schon die Heizung aufdrehen, Türschlösser öffnen sich, sobald man sich mit seinem Smartphone der Haustür nähert oder der Kühlschrank erinnert daran, dass die Haltbarkeit der Milch sich dem Ende nähert.
Kommunikation und Automation - die Achillesferse der smarten Welt
Die Stärke und das Potenzial von vernetzten und kommunizierenden Gegenständen ist aber gleichzeitig auch die größte Schwäche, wenn nicht sogar deren Achillesferse.
Denn, wie der Name aussagt, bildet die Kommunikation über das Internet die Grundlage aller Vernetzung der Dinge. Diese Kommunikation verläuft mittels des sogenannten “Internet Protocols” (IP), das die Basis des Internets bildet.
Und genauso, wie PCs und Notebooks über das Internet Gefahren von Hackern und Trojanern ausgesetzt sind, können auch IP-fähige Kühlschränke, Fitness-Armbänder oder intelligent vernetzte Autos Ziele von Cyberangriffen werden.
Auch Fragen des Datenschutzes und der Kontrolle über die eigene Privatsphäre sind mit dem Aufkommen des Internet der Dinge verbunden.
Wenn zum Beispiel der Kühlschrank sich mit dem Supermarkt vernetzt, bedeutet das für den Nutzer eine teilweise Aufgabe der Kontrolle von personenbezogener Kommunikation.
Wenn Autos mit Verkehrsleitsystemen kommunizieren und kontinuierlich Standortdaten übermitteln, wirft das die Frage nach der Sicherung von Privatsphäre und Anonymität auf.
Auch kann die automatisierte Weitergabe von personenbezogenen Daten zu Fällen von Diskriminierung führen, beispielsweise im Gesundheitssystem.
Versicherungen haben großes Interesse daran zu erfahren, wie sich ihre Versicherten ernähren, wie viel und welchen Sport sie treiben oder in welchen Mengen sie Alkohol und Zigaretten konsumieren. Wenn diese Daten dann Grundlage werden für Versicherungsprämien, dann muss hier die Frage nach einer diskriminierungsfreien Dienstleistung geklärt werden.
Nicht zuletzt stehen Fragen von Haftung und Verantwortung im Raum, wenn durch steigende Automation immer mehr Entscheidungen durch Algorithmen und smarte Systeme gefällt werden.
Bildquelle: Fotolia.de - robu_s
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